Sonstiges
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Tikal, die groesste archaeologische Staette Guatemalas
Das noerdliche Departement Guatemalas heisst Petén und ist das siebtgroesste Regenwaldgebiet der Erde. (Auf mexikanischer Seite wird es von der Selva Lacandona fortgesetzt.) Jahrhundertelang war es sehr duenn besiedelt, bis die guatemaltekische Regierung ein Siedlungsprogramm in Gang setzte. Aus diesem Grund gibt es hier keine traditionell lebenden IndÃgenas und es wird nur Spanisch gesprochen. Das labile Oekosystem des Regenwalds wird durch Brandrodungen und Ausbeutung der Oelvorkommen bedroht.
Frueher lag hier allerdings das zentrale Siedlungsgebiet der Maya, von Calakmul (ein seit den 90er Jahren entdecktes riesiges Mayazentrum ungefaehr in der Mitte der Linie zwischen Chetumal und Palenque) im Norden bis Copán in Honduras. Am Ende der klassischen Periode (300 – 900 n.Chr.) wurden die Zentren ploetzlich verlassen, es kam dann nordoestlich in Yukatan zu einer “Renaissance†(= Postklassik; die heute beeindruckendste Mayastaette auf der Halbinsel ist Chichen Itzá – ein Archaeologe bezeichnete sie allerdings aufgrund der Art der Restaurierung und der ‘Lichtspiele’, die jeden Abend stattfinden, als Disneyland; auch diese religioesen und politischen Zentren wurden ploetzlich verlassen, Chichen Itzá um 1250).
Die Gruende fuer das Verlassen der Tempel und Palaeste kann man nur vermuten. Am einleuchtendsten erscheint uns folgende Erklaerung: Das labile Oekosystem im Petén und in Yukatan erfordert einen sorgsamen Umgang mit den natuerlichen Ressourcen, die wachsende Bevoelkerung der klassischen und postklassischen Zeit draengte jedoch zu immer mehr Rodungen und immer staerkerer Ausbeutung des Bodens. Die Verteilungskriege zwischen den verschiedenen maechtigen Zentren wie Calakmul oder Tikal nahmen an Intensitaet zu (dies sei auch aus den Funden zu belegen), ebenso die Ausbeutung der Bauern durch die parasitaere Oberschicht, sodass – eventuell durch eine Duerreperiode mit Missernten weiter verschaerft – das soziale Gefuege auseinander brach. Die duennen Boeden hier vertragen keine so intensive Nutzung wie in anderen Gegenden der Erde, und der Regenwald kehrte zurueck und nahm sich sein Land wieder einschliesslich der Tempel und Palaeste. Nach Jahrhunderten der Ruhe dringt nun die ‘Zivilisation’ erneut in diese Gebiete ein … (Wir haben den Erklaerungsversuch uebernommen von Peter Li und dem lesenswerten Buch "Eine kurze Geschichte des Fortschritts" von Roland Wright, das uns Peter mit auf den Weg gegeben hat. In Kapitel IV behandelt es den Untergang des Roemischen Reichs und der Maya-Staaten.)
In Tikal steht mit der steil aufragenden Pyramide des “Grossen Jaguar†so etwas wie das Wahrzeichen der Mayakultur und mit ‘Tempel IV’ die hoechste Pyramide (65 m). Mayapyramiden sind an der Spitze abgeflacht, darauf stehen oder standen meist Tempel. Als die Maya-Priester von hier auf das Land blickten, sahen sie die umliegenden sakralen Bauwerke und Palaeste und anschliessend die Wohngebiete der Mittelschicht und Huetten der Bauern auf gerodetem Boden. Heute sieht man die Spitzen der anderen Pyramiden aus dem Dschungel ragen. Die Pyramiden waren zwar in erster Linie hohe Plattformen fuer Tempel, in zweiter Linie aber auch Grabstaetten der koeniglichen Familie. Beim “Grossen Jaguar†und dem ihm gegenueberstehenden kleineren Zwillingsbau “Tempel der Masken†handelte es sich um Pyramiden, die schon als Grabstaetten fuer Ah Cacaw und seine Frau konzipiert waren.
Im 1840 wiederentdeckten Tikal wird seit 1950 wissenschaftlich gearbeitet, bisher sind aber nur 20 Prozent der Bauwerke ausgegraben und teilweise restauriert. ArchaeologInnen stossen im Petén immer wieder auf neue ueberwucherte Ruinen, Grabraeuber sind aber oft schneller als die WissenschaftlerInnen und durchloechern sie auf der Suche nach Kunstschaetzen, die dann in Privatsammlungen und auslaendischen Museen landen.
In Flores werden Fahrten nach Palenque angeboten, was nicht so einfach selbst zu organisieren waere. Man wird mit dem Bus zum Rio Usumacinta, dem Grenzfluss, gebracht, faehrt auf schmalen, langen Motorbooten 12 km flussabwaerts, wo auf mexikanischer Seite Kleinbusse zum Weitertransport nach Palenque warten. In der Naehe der Bootsanlegestelle liegen auch die Ruinen von Yaxchilán und Bonampak, die wir aber wegen der uns unklaren Uebernachtungs- und Transportmoeglichkeiten erst von Palenque aus – wieder mit einer organisierten Tour – erreichen wollen.
¡Hasta luego! Palenque, 29. 1. 07