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Cusco, das Zentrum des Inka-Reichs
Morgen, Sonntag, sind in Peru Regional- und Kommunalwahlen, aus diesem Grund bekamen wir beim Abendessen keinen Alk mehr, und nun haben wir einen freien Kopf fuer den naechsten Bericht.
Cusco heisst auf Quechua Qosqo, das Zentrum der Welt. Es war das Zentrum des knapp hundertjaehrigen riesigen Reichs der Inka, das sich vom Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Ekuador ueber Peru und Bolivien (das von den Anden bedeckte Gebiet der beiden heutigen Laender) bis Mittelchile und Nordargentinien erstreckte. Im Gebiet um Cusco reichen die Inka bis ins 12. Jahrhundert zurueck, als historisch nicht gesicherter Gruender der Dynastie gilt Manco Capac. Pachacuti Yupanki (ab 1438) ist der erste historisch gesicherte Inka, er war Begruender des Riesenreichs, das ueber ein erstaunliches Strassensystem von 50.000 km verwaltet wurde.
Als Huayna Capac 1527 starb, teilte er das Reich unter seinen Soehnen. Huascar, der aeltere, regierte weiter von Cusco aus den Suedteil, Atahualpa von Cajamarca aus den Nordteil. Der juengere war aber zu ehrgeizig, machte seinem Bruder die Herrschaft streitig und er begann (bzw. nach Meinung einiger HistorikerInnen waren es vor allem seine Generaele) einen jahrelangen Buergerkrieg, der bei der Ankunft Pizarros und seiner nicht ganz zweihundert Soldaten am 15. November 1532 in Cajamarca noch andauerte. Die Spanier nutzten geschickt die Schwaeche des Staates aufgrund des Buergerkriegs aus und nahmen Atahualpa gefangen, der sich mit 6000 t Gold und noch einmal so viel Silber freikaufen wollte. Waehrend seine Untertanen die Edelmetalle herbeischafften, gab er – offenbar nicht sehr weitsichtig - den Auftrag zur Ermordung seines Bruders, der auch ausgefuehrt wurde. Nach Erfuellung der Bedingung wurde Atahualpa kurz freigelassen, aber gleich wieder festgenommen und nach einer Gerichtsfarce (die Anklage lautete unter anderem auf Brudermord, Vergeudung oeffentlicher Gelder und Vielweiberei) verurteilt und hingerichtet.
Das Reich war ohne Fuehrung und durch den Buergerkrieg gespalten, und Pizarro marschierte in Cusco ein, genau ein Jahr nach seiner Ankunft in Cajamarca. Die Spanier rissen das Gold und Silber von den Aussenwaenden der Palaeste und Tempel und zerstoerten diese, nachdem sie sie gepluendert hatten. Pizarro blieb aber nicht in Cusco, sondern gruendete eine neue Hauptstadt einige hundert Kilometer weiter nordwestlich am Pazifik, das heutige Lima.
Der juengere Bruder von Huascar und Atahualpa, Manco, fuehrte ab nun einen Befreiungskrieg gegen die Invasoren. Die Festung oberhalb von Cusco, Saqsaywaman, konnte er zurueckerobern, an der Befreiung Cuscos scheiterte er allerdings. Er zog sich in unwegsame Gebiete am Abhang der Anden hin zum Amazonastiefland zurueck, gruendete dort eine neue Hauptstadt (Vilcabamba, die 1964 wiederentdeckt wurde, aber auch heute noch sehr schwer zugaenglich ist) und griff die Spanier immer wieder an, konnte jedoch durch einen Agenten, der sich sein Vertrauen erschlich, 1544 ermordet werden. Sein Sohn Tupac Amaru fuehrte den Kampf 1571/72 weiter, bis er von den Invasoren hingerichtet wurde. (Es gab in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Aufstaende gegen die Fremdherrschaft, im 18. Jahrhundert nannte sich ein Fuehrer Tupac Amaru II., er wurde ebenfalls in Cusco hingerichtet.)
Soweit ein kurzer Abriss der wieder einmal nicht erbaulichen Geschichte. Man sieht in Cuscos Zentrum ueberall die stabilen Mauern der Inka-Zeit, auf denen die Spanier Kirchen, Kloester, den Bischofssitz oder profane Gebaeude errichteten. Die Inka-Baumeister hatten stabiler gebaut als die Invasoren, was man nach staerkeren Erdbeben (zB 1950) sehen konnte. Auf einem Huegel ueber der Stadt stehen noch die beeindruckenden Mauerringe der Festung Saqsaywaman, zu der von den Inka-Palaesten um den zentralen Platz von Cusco Fluchtgaenge gefuehrt haben sollen. Dieser zentrale Platz hiess damals “Platz der Freudeâ€, heute “Plaza de Armas, Exerzier- und Waffenplatzâ€, wie in vielen von den Spaniern gegruendeten Orten Lateinamerikas. Was die Kunstschaetze von Qosqo betrifft, waren sie gruendlich, kaum etwas ueberlebte ihre Gier nach den Edelmetallen.
Wir sind seit Montag hier, zwei Tage liefen wir in der Stadt herum und gingen in Museen (das Museo de Arte Precolombino und der Convento de Santo Domingo mit den Resten der Anlagen um den Sonnentempel sind am interessantesten), einen Tag besichtigten wir Saqsaywaman, die Festung ueber der Stadt, und die dortige Umgebung (35 Ausgrabungsstaetten gibt es um Cusco, sagte ein Fuehrer), und je einen Tag fuhren wir ins Valle Sagrado (als gefuehrte Tour mit einem Touristenbus, sehr empfehlenswert) und nach Machupicchu.
Das aber weiter auszufuehren waere fuer heute etwas viel, mein ich (Ulla), und daher setzen wir demnaechst hier fort.
Also noch einmal: ¡Hasta pronto! 18. 11. 06