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14.12.2024 : 22:28 : +0100

Von Sucre ueber Cochabamba und La Paz nach Peru

Von Sucre gibt's nur Nachtbusse nach Cochabamba, nach 11 Stunden - wieder einmal ueber Paesse und Schotterstrassen - kamen wir am Morgen noch etwas verschlafen in Cochabamba an. Laut Fuehrer eine sehr angenehme Stadt mit dem schoensten Hauptplatz Boliviens, aber es hatte gerade geregnet, die Wolken hingen noch ueber der Stadt, wir fanden den Platz gar nicht so wunderbar, irgendwie hatten wir keine rechte Lust auf mehr und so nahmen wir den naechsten Bus nach La Paz.

Die Strecke fuehrt ueber einen Gebirgszug der Anden, sehr beeindruckend, dann ueber den Altiplano, die Hochebene, und vor La Paz sieht man die hohen schneebedeckten Berge. Ein Teil der Stadt (El Alto) mit dem Flughafen liegt oben auf der Hochebene in 4200 m (die Startbahn fuer grosse Flugzeuge muss daher 5 km lang sein), das Zentrum 600 m tiefer in einem weiten Kessel.

Am Busbahnhof kauften wir gleich die Tickets fuer die Weiterfahrt am naechsten Tag nach Puno, Peru, und fanden mit dem Fuehrer (Reise-Know-How) ein schoenes Hotel, mit Blick auf den Inti Illimani, einen der hoechsten Berge Boliviens mit 6400, und wir erwischten ihn gerade im Abendrot.

Meine (Christians) erste intensive Auseinandersetzung mit Lateinamerika begann vor 30 Jahren mit der chilensichen Musikgruppe Inti Illimani, mit ihrer Platte Nr. 3, Canto de Pueblos Andinos, traditionellen Liedern aus den Anden. Die Musiker hatten die Regierung Allende und die Volksfront Poder Popular unterstuetzt und mussten 1973 mit dem Putsch Pinochtes (ein 11. September Lateinamerikas) ins Exil nach Europa. Die naechtsen Platten, die ich von Inti Illimani damals fast auswendig lernte, waren Viva Chile und Canción del Poder Popular, auf der sie die Lieder ueber die Zeit des Aufbruchs vor und nach der Wahl von Allende aufnahmen und auch ueber das verwundete Chile ("Chile herido") nach dem Putsch sangen.

 

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Am Abend speisten wir (fast etwas zu fein) im Restaurant Viena, am naechsten Morgen gingen wir nach dem Fruehstueck ins Stadtcafe (Café Ciudad) zum Espresso, danach - weil noch zwei Stunden bis zur Busabfahrt blieben - zum Praesidentenpalast, wo jetzt Evo Morales residiert, und schossen ein paar Bilder. Am Weg zurueck zum Hotel kamen wir durch ein paar Strassen mit vielen Marktstaenden - und da liessen wir unsere Kamera zurueck.

Im Fuehrer steht, dass man in La Paz am Busbahnhof wegen Diebestaehlen aeusserst vorsichtig sein muesse, es sind einige Tricks beschrieben, wie sie ausgefuehrt werden. Wir versuchten auch ausserhalb des Bahnhofs darauf zu achten, aber auf folgenden Trick waren wir Gringos eben nicht vorbereitet: Wir nehmen an, dass uns die Gruppe beim Fotografieren beobachtet hatte und uns dann folgte. In einer Strasse mit vielen Verkaufsstaenden auf den Gehsteigen und vielen Menschen (uebrigens auch 10 m von zwei Verkehrspolizisten entfernt) ging ich (Christian) vom Gehsteig auf die Strasse, um einem Verkaufsstand auszuweichen. Von oben wurde ein bisschen Wasser geschuettet (wohl von einem aus der Gruppe), vor und hinter mir waren ploetzlich zwei Maenner, von denen ich in die Zange genommen wurde und die sich lautstark ueber das von oben kommende Wasser aufregten und nach oben schauten, ich tat dasselbe, und in dem Moment nahmen sie die Kamera aus meiner mit Reissverschluss verschlossenen Umhaengetasche, die ich vor mir trug. Ulla wurde von einem dritten abgedraengt und ebenfalls auf das Wasser aufmerksam gemacht. Gleich danach - ich hatte den Diebstahl noch gar nicht bemerkt - sagte uns ein Passant, dass wir gerade beraubt worden waeren. Ob das ein wohlmeinender Passant war, der keine Moeglichkeit sah einzugreifen (bzw. waere es fuer einen Unbeteiligten wohl auch nicht ratsam, hier einzugreifen?), oder ob er mit seiner Bemerkung das unbemerkte Verschwinden der anderen deckte, ist uns nicht klar.

Wie dem auch sei, es ist "nichts" passiert, die Kamera ist ersetzbar, wir geniessen als Europaeer den Reichtum, der unter anderem aus Lateinamerika kommt (siehe Potosí) und haben eben einen winzigen Teil auf diese Weise wieder zurueckgeben muessen. Schade ist es um die Fotos, die auf der Speicherkarte waren, jetzt sind wir klueger geworden und werden versuchen, diese in Zukunft auch immer wieder zu sichern.

 

Den Bus erwischten wir trotz dieses Vorfalls, der eben auch nicht viel Zeit in Anspruch genommen hatte, und kamen am Abend in Puno an, also schon auf der anderen Seite der bolivianisch-peruanischen Grenze am Titicaca-See. Auch hier halten wir uns nur kurz auf (wir kommen ja im Dezember wieder) und haben die Busticktes fuer Cusco schon gekauft.

 

Dort werden wir uns nach einer neuen Kamera umsehen, und dann koennen wir die Berichte auch wieder mit ein paar Fotos bereichern. (Wir wuerden uns jetzt mit den technischen Gegebenheiten ein bisschen besser auskennen; ein Problem sind dabei uebrigens auch teilweise fehlende USB-Eingaenge oder zu langsame Internetverbindungen.)

 

Das naechste Mal melden wir uns dann also aus Cusco / Machupicchu - wenn Internetverbindungen und noetige Musse es zulassen.

¡Hasta luego!                                                                   12. 11. 06