8/2013, Oktober
Editorial
Liebe KollegInnen!
Es mag ungewöhnlich sein, einen Leserbrief auf die Seite 1 einer Zeitung zu setzen. Aber der Kollege wirft Fragen auf, die vielleicht viele haben. Und etliche der Angesprochenen haben auch gleich reagiert. So auch Wilfried Mayr, siehe Seite 2.
Zentrales Thema dieses
Kreidekreises ist also wieder der Regierungsentwurf zum Dienstrecht.
Aber auch die Situation in Österreich „zwischen zwei Regierungen“, und auch
zwei UnterrichtsminsterInnen.
Weiters gibt es aber auch diesmal wieder ein pädagogisches Thema: „Inklusion“, Seite 8-9.
In einem Jahr gibt’s PV-Wahlen.
Wir laden alle ein, über eine parteiunabhängige
PV/Gewerk-schafts-Kandidatur nachzudenken
und sagen unsere volle Unterstützung zu. LehrerInnenvertretung darf weder von
Parteipolitik, noch vom zwanghaften Sparen dominiert werden.
Unser
PV-Motto: Mitbestimmung, Transparenz und
Solidarität als Mittel und Wege zum guten Schulklima. Gerne organisieren
wir Schulungen dazu! Bedarf melden!
Wir
LehrerInnen wollen unterrichten, mit den SchülerInnen arbeiten, in
unterschiedlichsten Formen, motivierend, eigenverantwortlich.
Meint
’s ÖLI-Team
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Original-Nachricht --------
Betreff: neues Dienstrecht - ARGE
Lehrerinnen und Lehrer
Datum: Fri, 11 Oct 2013, 1:07
Von: roland.hillinger, HTL Waidh/Y
An: paul.kimberger, juergen.rainer, thomas.bulant, CC: eckehard.quin, michael. zahradnik,
roland.gangl, heinrich.himmer, gary.fuchsbauer, wilfried.mayr, reinhart.sellner
Sehr geehrte Herren,
der Begutachtungsentwurf zum neuen Dienstrecht ist
nicht nur "ein Schmarrn" – er ist eine Bedrohung für
die Ausbildung unserer Jugend! Das erfordert einen Schulterschluss zumindest
aller Lehrervertreter – der offenbar unter dem Titel "ARGE LehrerInnen"
versucht wird. Wir hatten diese Woche eine Dienststellen-Versammlung, daher
habe ich nach Informationen gesucht – und wurde schwer enttäuscht:
· die (in den Medien zitierte)
"ARGE LehrerInnen" ist im Internet gar nicht präsent
– weder der Personenkreis, der da mitwirkt, noch gemeinsame Inhalte
lassen sich im Web finden.
Wozu wurde eine derartig anonyme Gruppe zur
Vertretung der LehrerInnen Österreichs konstruiert?
· Ihre Namen habe ich auf
einer Pflichtschullehrer-Seite gefunden: www.pflichtschullehrer.at/gruppen/22
Werden durch diese ARGE nicht auch AHS und
BMHS vertreten?
· Vom gemeinsamen Vorgehen,
geschweige denn "Schulterschluss", welches mir gegenüber von
FCG-Vertretern (Rainer, Gangl) in div. Veranstaltungen beteuert wurde, keine
Spur: Dass den Gehaltsvergleichen des BMUKK (“Schulnews Spezial“,
www.bmukk.gv.at/medienpo
ol/25324/spezial_dienst_bes_recht.pdf) Seriosität und
Sachlichkeit fehlen, ist bekannt.
Aber auch die Vergleiche von FCG und FSG sind
unterschiedlich(!!): FCG: etwa 20%
Verlust, vgl. S. 14ff. in www.bmhs-aktuell.at/bmhs/ind
ex.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=184,
FSG: nur ca. 5% Verlust, vgl. www.fsgbmhs.eu/wp-content/uploads/LebenverdienstDR.pdf
– Wer kann da nicht rechnen??
· "Volle Information
durch neue Broschüre": Das Tüpfchen am i: das "Schulnews Spezial"-Pamphlet
des BMUKK wird im SPÖ-Online-Magazin http://aktuell.spoe.at/lehrerdi
enstrecht-volle-information-durch-neue-broschuere-305254/
als
"objektive Information" dargestellt!
Sind die roten Lehrervertreter in
der SPÖ so schwach aufgestellt, dass sie sich das von einer scheidenden
Ministerin bieten lassen müssen?
· Hier wird fortgesetzt, was
die eigentlich überparteilichen Gremien von Personalvertretung
und Gewerkschaft immer schon vorleben: Es gibt im Internet keine Seite, auf der
alle Vertreter dieser Gremien korrekt nebeneinander zu finden sind ... Können sich unsere Republik und die GÖD diese Web-Seiten etwa
nicht leisten? Oder worauf sonst sind diese Berührungsängste zurückzuführen?
Ich bin angewidert von dem kleinlichen
Parteien-Hick-Hack, den heuchlerischen Ideologie-Diskussionen und der penetranten
Klientel-Politik (hier: "rot haut schwarz") angesichts der großen
Aufgabe "Bildungsreform".
Ich fordere Sie daher auf:
1. Erkennen Sie den Ernst
der Lage und gehen Sie GEMEINSAM vor!!!
2. Deklarieren und konsolidieren Sie Ihre Berechnungsgrundlagen u. bringen Sie das BMUKK ebenfalls dazu – geschönte Zahlen nützen niemandem,
3. gehen Sie gegen
unrichtige Aussagen ggf. auch rechtlich vor (Verpflichtung,
die Berechnungsgrundlagen anzugeben),
4. stellen Sie (auch Ihren
Mitgliedern!) korrekte Informationen zu Verfügung (ganze
Gremien, nicht nur die eigene Fraktion),
5. intensivieren Sie
gemeinsam Ihre Öffentlichkeitsarbeit – es geht um's Ganze!
6. Si vis pacem, para
bellum: ein Aktionsplan für gewerkschaftliche
Kampfmaßnahmen muss in der Schublade liegen und erprobt werden, sodass alle
Mitglieder (APS, AHS, BMHS) binnen kürzester Zeit mobilisierbar sind. Nur dann
werden Kampfansagen ernst genommen!!
Mit gewerkschaftlichem Gruß
DI Roland Hillinger
Antwort
des ÖLI-Vorsitzenden:
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Original-Nachricht --- 11 Oct 2013, 13:44
Von: wilfried.mayr An: roland.hillinger
Lieber Kollege Hillinger!
Erst einmal danke für Ihre Kontaktaufnahme!
Auch ich bin Mitglied der ARGE Lehrerinnen und Lehrer der GÖD, als
APS-Vertreter der ÖLI-UG. Die ARGE ist eine Koordinationsgruppe der
verschiedenen LehrerInnen-Sparten (also nicht nur Pflichtschul-LehrerInnen,
sondern auch AHS, BMHS, Berufschulen (neuerdings mit einer weiblichen Spitzenvertreterin!),
Landwirtschaftsschulen, auch PH), als solche nicht einmal
beschlussberechtigt, soll aber eine gemeinsame Vorgangsweise der diversen
Bundesleitungen, insbesondere gegenüber dem Dienstgeber, durch Beratungen
ermöglichen. Das ist wohl auch der Grund, warum es von ihr keine eigene
Homepage gibt.
Zu den verschiedenen Berechnungsarten fällt mir ein
Ausspruch ein, der Winston Churchill zugeschrieben wird, "Vertraue keiner
Statistik, die du nicht selber gefälscht hast." Je nachdem, welche
Prämissen man heran zieht, fällt das Ergebnis verschieden aus. Am härtesten
träfen die Regierungsvorschläge mit der Lehrpflichterhöhung wahrscheinlich
zukünftige KollegInnen, die an AHS oder BMHS korrekturintensive Fächer
unterrichten, wenn diese statt 17 sodann 22 bis 24 Wochenstunden unterrichten
und vor- und nachbereiten müssten. Wer heute schon z.B. ausschließlich Deutsch
und Englisch lehrt, beginnt in der "unterrichtsfreien Zeit" Ende
September mit dem Korrigieren und hört damit erst Ende Juni auf. Eine weitere
Belastung durch eine höhere Lehrverpflichtung ist hier ganz sicher nicht
tragbar, die Alternativen wären eine schlampigere Arbeitsweise
(Qualitätsverminderung) oder Flucht in verminderte Lehrverpflichtung, sprich
Teilgehalt für volle Arbeitsleistung. Vom Burnoutfaktor einmal ganz abgesehen.
Die parteipolitischen Rücksichtnahmen von
LehrerInnen-GewerkschafterInnen gegenüber den jeweiligen MinisterInnen stoßen
mir schon seit Gehrers Zeiten sauer auf, in denen ich den nötigen Widerstand
gegen Verschlechterungen laufend vermissen musste. Ich habe vor Kurzem den
neuen ARGE-Vorsitzenden Paul Kimberger (FCG) darauf angesprochen, worauf er mir
versicherte, dass die Couleur des/der kommenden Ministerperson beim weiteren
Vorgehen der GewerkschafterInnen keine Rolle spielen würde. Was wir von der
ÖLI-UG seit Anbeginn der Beratungen in der ARGE vorschlugen, nämlich eine offensive
Vorgangsweise gegenüber der Regierung, welche dann als Bremserin/Blockiererin
dastünde und nicht die StandesvertreterInnen der LehrerInnen, wird jetzt langsam
als common sense erkannt und hoffentlich auch umgesetzt.
Es gibt da einiges, was schwer tragbar ist: Wir haben
so gut wie kein Arbeitsinspektorat, keine faire Arbeitszeitdefinition
(Elternsprechtage bis 21 Uhr wären z.B. Nachtarbeit!), keine Definition der
LehrerInnen-Tätigkeiten (per autoritärem Weisungsrecht können Vorgesetzte uns
mit allen möglichen Arbeitsaufträgen zuschütteen, solange diese Aufträge nicht
gegen das STRAFGESETZ(!) verstoßen). Vom personellen Kontingent an
Unterstützungspersonal wie im OECD-Schnitt sind wir in Österreich Lichtjahre
entfernt.
Warum die anstehenden Herausforderungen der
GewerkschafterInnen im Widerspruch zu den Beteuerungen der RegierungsvertreterInnen
("Ein neues Dienstrecht gilt nur für Neueintretende!" plus 5 Jahre
Wahlmöglichkeit) sehr wohl auch die bereits im Dienst stehenden KollegInnen
betreffen, wissen die Mitglieder der ARGE alle: Per Salamitaktik,
wie wir sie bei der Durchrechnung im Zug der "Pensionsharmonisierung"
erleben mussten (erst die Beruhigung, es würden nur die fünf besten Jahre
durchgerechnet, und nach diesem Dammbruch abgestufte Verlängerung auf letztlich
die gesamte Dienstzeit), würde das neue, schlechtere Dienstrecht nach einigen
Jahren dann im Namen der Solidarität und Gleichbehandlung auch für alle bereits
im Dienst stehenden Lehrkräfte gelten. Außerdem haben die heute aktiven
StandesvertreterInnen die Verantwortung für kommende Generationen, die sich ja
noch nicht artikulieren und wehren können.
Als Hauptkrux sehe ich aber die österreichische
Vorgangsweise, dass erst einmal per Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern
definiert wird, "wieviel Geld für Bildung da ist", und dann erst
überlegt wird, wer wieviel davon wofür bekommen soll. Diese Vorgangsweise
hat(te) laufende Einsparungen und Verschlechterungen zur Folge. ZB Vorgesetzte in
der Sonderpädagogik die Auswirkungen des SchülerInnen-Rückgangs (nur 2,7% der GesamtschülerInnenanzahl
wird sonderpädagogisch anerkannt und ressourcenbezogen schlagend) bei eher
steigendem Bedarf eine ständige Reduzierung der Stundenkontingente und damit
Dienstposten zur Folge. Stattdessen sollten die Verantwortlichen ausdiskutieren
und definieren, was für ein gewünschtes, vom Staat anzubietendes
Bildungsniveau erforderlich ist, und erst in zweiter Linie überlegen, wie man
zu den notwendigen Mitteln kommt.
Der demokratiepolitische Aspekt verkommt mit
jedem Jahr weiter: Statt "Demokratie" hört man immer öfter "Kompetenzen",
es ist nicht mehr so wichtig, dass die jungen MitbürgerInnen zu selbstständig
denkenden, mündigen, demokratischen StaatsbürgerInnen angeleitet werden sollen,
- sie sollen möglichst viele "Kompetenzen" erwerben. Vor einigen
Jahrzehnten haben unsere Vorfahren eine Menge "Kompetenzen" bis in
die afrikanische Wüste und an die Ufer der Wolga transportiert, ohne humane und
demokratische Strukturen haben diese "Kompetenzen" in absolute
Katastrophen geführt. Demokratie wäre auch in den Gewerkschaften auszubauen und
hätte auch bei den Verhandlungen mit den RegierungsvertreterInnen taktische
Vorteile: Wenn die LehrerInnen in einer Urabstimmung über ein Verhandlungsergebnis
die Letztentscheidung treffen könnten, hätten die GewerkschaftsverhandlerInnen
einen Trumpf mehr in der Hand.
Unterm Strich haben die RegierungsvertreterInnen in
den berühmten 33 Runden nur diverse Teile eines weiteren Sparpakets angeboten,
das keine Gewerkschaft annehmen kann, die diesen Namen verdient. Durch die abwartende
Haltung der GÖD ist eine Optik entstanden, auf Grund der eigentlich niemand
mehr auf Seiten der LehrerInnen steht. Ich habe vergangene Woche bei der Sitzung
der Erweiterten Bundesleitung APS unter Leitung von Kollegen Kimberger
angeregt, Bündnispartner für ein "Bildungsnetzwerk" zu finden,
die an einem möglichst guten Bildungsniveau interessiert sein müssten (auch die
Kammern, auch die Industriellenvereinigung, auch kirchliche Kreise (Diakonie,
Caritas), der ÖGB sowieso), um aus dem "Lehrereck" heraus zu kommen.
Das Echo war eher verhalten.
In Großbritannien wurde das Bildungswesen wie auch
das Eisenbahnwesen schon unter Thatcher privatisiert. Daran haben einige sehr
gut verdient. Folge waren teure Privatschulen oder katastrophaler
Qualitätsabfall und teure Wiederverstaatlichungen. Mit diesem Wissen sollten
wir die Fehler der Briten in Österreich vermeiden. Ja, wir brauchen ein
neues Dienstrecht: demokratisch, gut ausgestattet, mit möglichst viel
Eigenverantwortung der einzelnen Lehrkräfte. Hier ist Finnland ein
leuchtendes Vorbild, es herrscht dort große Zufriedenheit in den Lehrkörpern
statt der hiesigen Burnoutgefährdung. Den finnischen KollegInnen wird von Dienstgeber und Eltern Vertrauen und Anerkennung entgegen
gebracht. Stattdessen stehen wir als Minderleister und Blockierer da und der
Dienstgeber will uns mit einem gewaltigen Sparpaket überrollen.
Si vis pacem: Die Gewerkschaft muss einen
plausiblen Dienstrechtsvorschlag anbieten und mit der Regierung verhandeln, nie wieder "abwarten". Öffentlichkeit und
KollegInnen müssen laufend informiert werden (die vereinbarte Verschwiegenheit hat uns
sicher geschadet und wurde von der anderen Seite immer wieder gebrochen) und
mit allen anderen Teilen der GÖD
muss ein Maßnahmenpaket zusammengestellt werden für den Fall, dass auch die
künftige Regierung nicht einsehen will, dass man mit Einsparungen und
Fairnesslosigkeit gegenüber dem eigenen Personal keine Verbesserung des
zukunftswichtigen Bildungswesen erreichen kann.
Kollegiale Grüße!
Wilfried
Mayr, Vorsitzender der ÖLI-UG,
M.d. ARGE LehrerInnen, der GÖD-Bundeskonferenz und der Bundesleitung APS
Impr.: ÖLI-UG,
Österreichische LehrerInnen
Initiative -
Unabhängige GewerkschafterInnen
für mehr
Demokratie, a@oeli-ug.at,
0680 2124358, 4643
Pflasterw.7. Redaktion: Gary Fuchsbauer u.d.ArtikelautorInnen. Papierauflage
10000. Kreidekreis =
ÖLI-UG-Informations/Diskussionsorgan.
Wir finanzieren uns durch unsere LeserInnen: PSK (60000) 78420320, IBAN:
AT526000000078420320, BIC: OPSKATWW
Kontaktaufnahme
mit ÖLI:
Du hast Fragen zum Dienstrecht, zu deinem Vertrag, zu Vorgängen in der Schule,
zu Personalvertetung oder Gewerkschaft? Du möchtest Anregungen geben, was die LehrerInnenvertretungen
auf Landes-/Bundesebene aufgreifen sollen? Oder willst selbst in parteiunabhängiger
LehrerInnen-Berufsgemeinschaft aktiv werden? Nimm Kontakt mit uns auf. ÖLI-MandatarInnen
und Kontaktpersonen findest du auf www.oeli-ug.at unter „Wir über uns“ und dann
entweder in der linken Spalte „ÖLI-UG Ansprechpersonen“ oder in der rechten Spalte
das Bundesland anklicken.
Wenn du öfter per Mail von uns
informiert werden willst, schreib uns das: a@oeli-ug.at
Eine Dienstrechtsreform ist
kein Sparpaket
und ein Sparpaket keine Bildungsreform
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Über
700 demonstrierten am Montagabend, 7.10., mit der IFLD (Initiative für ein faires
Lehrer/innendienstrecht) von der Uni zum Ballhausplatz
Die partei- und gewerkschafts-unabhängige IFLD hat zu
Beginn des Schuljahres medienwirksam vor dem BMUKK demonstriert. Bei ihrer
Dienstrechts-Pressekonferenz am 25. 9. (APA, Zeitungen und ORF-ZIB1
berichteten) kündigte sie ihre nächste Aktion für den 7. Oktober an. Ziel der
jungen LehrerInnen, UnterrichtspraktikantInnen und Lehramtsstudierenden ist
weiterhin das Eingreifen in die nach Ende der Begutachtung anstehenden neuen
Verhandlungen. Sie wollen Druck machen für eine faire Dienstrechtsreform und
notwendige Bildungsreformen, damit sie in
der kommenden Legislaturperiode verwirklicht und ausreichend finanziert
werden.
Die Demo begann nach Unterrichtsschluss um 18:00 vor
der Universität. Die Junglehrerin Elisabeth Denscher konnte namens der
Initiative über 700 TeilnehmerInnen begrüßen, UnterrichtspraktikantInnen und
Lehramtsstudierende, SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen aller Schultypen und
aller Alterststufen. Die Übergabe des Appells der IFLD an den Nationalrat[1] und
die mit der Regierungsbildung befassten PolitikerInnen am Ballhausplatz bestimmte
die Route.
Vor dem Bundeskonzleramt wurde der Appell von
Kollegin Regina Bösch verlesen und anschließend im BKA zur Weiterleitung an den
designierten Koalitions-Verhandler Bundeskanzler Faymann übergeben. Dann gab es
ein offenes Mikrofon für DemonstrationsteilnehmerInnen, die gegen den von der
alten Regierung ohne Einigung mit den Betroffenen vorgelegten Gesetzesentwurf
und für eine zukunftsweisende Bildungs- und Dienstrechtsreform gesprochen
haben: „Bildungsqualität und LehrerInnen-Dienstrecht sind keine Sparpakete!“
„Mehr Zeit für jede Schülerin, jeden Schüler!“ „Bessere Ausbildung heißt
bessere Bezahlung, nicht Arbeitszeiterhöhung und Burnout!“ „Lassen wir uns
nicht auseinanderdividieren in AHS und Pflichtschule, Berufsschule und BMHS!“
Die Aussendung des Appells an die Parteien des neuen
Parlaments erfolgte nach Abschluss der Kundgebung auf dem Ballhausplatz. Auf
den Dank an die KollegInnen der Exekutive und der Wiener Linien für die
umsichtige und freundliche Begleitung gab es die Antwort: „Auch wir sind
öffentlich Bedienstete und wissen, worum es geht.“
Gewerkschaftliche Solidarität mit der IFLD und ihren
Forderungen
Wortmeldung Reinhart Sellners am 7.10.2013 bei der
Schlusskundgebung der IFLD vor dem BKA
Glück auf, KollegInnen!
Glück auf, weil ich Gewerkschafter bin, unabhängiger
Gewerkschafter in der GÖD und im ÖGB.
Zum Regierungsentwurf hat es über 1800 Begutachtungen
gegeben, fast alle kritisch bis ablehnend. Als Gewerkschafter möchte ich aus
einer zitieren, aus der des ÖGB, die den Zusammenhang von Bildungsreform und
LehrerInnen-Dienstrechtsreform auf den Punkt bringt, solidarisch mit euren
Forderungen:
· Bildung
ist ein Menschenrecht und die öffentliche Hand hat für Rahmenbedingungen zu
sorgen, damit es für
jedes Kind, für jeden Menschen in unserem Land einlösbar ist, unabhäng von
Herkunft, sozialer Lage oder Geschlecht. Jedes Kind braucht Bildung, seinen
Interessen, Neigungen und Fähigkeiten entsprechend.
· Dazu braucht es Rahmenbedingungen,
eine moderne Infrastrukur und motivierte, gut ausgebildete Lehrerinnen und
Lehrer für neue gesellschaftliche Anforderungen an Schule und Unterricht.
· LehrerInnen und Lehrer haben
das Recht auf notwendige Unterstützung.
· Die Dienstrechtsreform ist
ein wichtiger Teil, aber nicht der Ersatz für grundlegende Schulreformen.
· Der ÖGB fordert das faire
Miteinander zwischen Dienstgeber und DienstnehmerInnen, Verhandlungen und eine
Konsenslösung, die Bediensteteninteressen und gesellschaftliche
Bildungsinteressen berücksichtigt.
· Der ÖGB verweist auf die
detaillierten Stellungnahmen der GÖD und der LehrerInnengewerkschaften.
· Für alle Gewerkschaften
zentral sind die Fragen der Entlohnung, der Arbeitszeit und Arbeitsbelastung.
· Arbeitszeiterhöhung und
Einkommensverluste sind ein gewerkschaftliches NoGo.
Als Unabhängiger in der GÖD möchte ich noch eure
Finanzierungsforderung unterstreichen: Wenn 80.000 PflichtschullehrerInnen wie
35.000 AHS- und BMHS-LehrerInnen masterwertig ausgebildet und bezahlt werden,
kostet das Geld. Bildung, LehrerInnenbildung
und Dienstrecht sind kein Sparpaket. Bildung kostet.
Glück auf!
Respekt, Frau Ministerin!
Eine Forderung,
kein Kompliment.
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von Wilfried
Mayr, mayr@oeli-ug.at, ÖLI-UG-Vorsitzender
In „Die Zeit“ vom 5. September 2013
erläutert der finnische Bildungsexperte Pasi Sahlberg, warum in seinem Land
Lehrerin/Lehrer ein Traumberuf ist. In Österreich stehen nach der
Schlammschlacht rund um die Einführung eines neuen LehrerInnen-Dienstrechts und
33 Runden an Scheinverhandlungen die PädagogInnen landesweit als Verweigerer
und Minderleister am Pranger. Frau Noch-Ministerin Schmied ebenso wie ihr/e
NachfolgerIn: Erkennen Sie doch die Realität und sorgen Sie dafür, dass auch
bei uns so wie in Finnland den LehrerInnen und SchülerInnen der nötige Respekt
entgegen gebracht wird!
Erst das Positive: Ministerin Schmied hat nach 25 Jahren endlich die
KlassenschülerInnen-Höchstzahl 25 durchgesetzt, während ihre unselige
Vorgängerin in erster Linie und nach ihren eigenen Aussagen „ein Budget zu sanieren
hatte. Basta.“. Erfreulich auch, dass sich Schmied bemüht, die frühe Trennung
von VolksschülerInnen durch eine gemeinsame Schule aller Schulpflichtigen zu
verhindern. Das war’s dann aber leider auch schon.
Jetzt das weniger Erfreuliche: Die Blockadepolitik der ÖVP, besonders der AHS-Gewerkschafter,
gegen eine gemeinsame Schule versuchte Schmied zu umgehen, indem sie das Modell
Neue Mittelschule kreierte. Die NMS soll in wenigen Jahren die bisherigen
Hauptschulen abgelöst haben. Das BMUKK frohlockt 2013 auf seiner Homepage: „Die
Neue Mittelschule ist die gemeinsame Schule aller 10- bis 14-Jährigen.“
und im Folder Neue Mittelschule: „Zusammen ist es gelungen, auf breiter
und rechtlich gesicherter Basis eine gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen
zu schaffen.“ Die Umsetzung der
NMS mündet allerdings in ein Fiasko. Abgesehen von manchem Chaos in Einschulung
und Umsetzung machen die Vorausberechnungen von „Mr. Pisa“ Günter Haider deutlich,
dass sich die Kluft zwischen AHS und NMS im Gegenteil zu den Versprechungen
noch verschärft: Die AHS gewinnt, die NMS verliert – eine Abstimmung mit den
Füßen gegen das Schmied-Projekt. In Zahlen: Die NMS verliert bis 2030 laut
Schulbesuchsprognose (Quelle Statistik Austria) 1.600 Klassen und 34.000
SchülerInnen (29.000 an die AHS, 5.000 geringere Geburtenrate). Keine
AHS-Unterstufenklasse weniger, dafür herbe Verluste bei den NMS!
Personal
verunsichert
Die meisten heute aktiven LehrerInnen
erlebten die Einführung der Leistungsgruppen, die bei punktuellen
Schwächen von SchülerInnen ein Abrutschen in den vorigen B-Zug verhindern und
besonders an ländlichen Hauptschulen AHS-Niveau vor Ort durch die 1. Leistungsgruppen
mit identem Lehrplan zur gymnasialen Unterstufe anbieten sollten. Unter dem
Schlagwort „Schulautonomie“ mussten die KollegInnen seit Beginn der
90-er Jahre Stundenkürzungen und laufende Verschlechterungen erleben. Was die
Obrigkeit unter Autonomie versteht wurde spätestens klar, als sie den Schulen
Termine für die „schulautonomen Tage“ vor die Nase setzte. Die Integration
benachteiligter SchülerInnen ins Regelschulwesen war anfangs mit genügend
Mitteln ausgestattet. Steter Rückgang der Ressourcen ließ die KollegInnen
zunehmend mit ihren SPF-Schützlingen im Regen stehen. Wer in den 70-er und
80-er Jahren zu unterrichten begann, musste Jahrzehnte an Verschlechterungen
erleben, auch finanziell: Gehaltsabschlüsse unter der Inflationsrate und
Rentenklau durch die Schüssel’sche „Pensionsreform“ mit ihren immer länger
werdenden Durchrechnungszeiträumen und Abschlägen verweisen die früheren Versprechungen
ins Land der Illusionen. Pensionsantrittsalter 65 bedeutet, dass wir, egal wie
alt man wird, fünf Jahre länger arbeiten plus Pensionsbeiträge zahlen und dafür
fünf Jahre weniger und eine schlechtere Pension erleben werden. So beleidigt
man seine MitarbeiterInnen, von denen man darüber hinaus ständig mehr – und
meist unbezahlt – verlangt.
Brachiale
Umsetzung
Die Transformation der Hauptschulen in
Neue Mittelschulen findet weniger durch Überzeugungsarbeit denn durch Angst
und Zwang statt. Angst davor, SchülerInnen zu verlieren, ließ sich etliche
Hauptschulen um Teilnahme an den ersten beiden Runden NMS bewerben. Der Rest
wird zwangsvergattert. Als sich ein Lehrer darüber ärgerte, dass er bei
angeordneten Fortbildungsveranstaltungen zur NMS zuviel bereits Gehörtes und
zuwenig Qualität erleben musste, teilte er dies der Bezirksschulinspektorin,
dem Landesschulrat und dem Ministerium mit. Anstatt inhaltlich darauf
einzugehen, reagierte das Imperium prompt: Ganze vier Stunden setzte sich die
Inspektorin in seinen Unterricht und versuchte offensichtlich, diesen zu
bemängeln. Der Kollege hat verstanden. Eine Landesschulinspektorin formulierte
es so: „Love it or leave it!“. Umgangssprachlich übersetzt klingt
das wenig freundlich. So geht man mit seinen MitarbeiterInnen nicht um!
So geht’s auch:
Traumberuf LehrerIn
In Finnland ist Lehrer/Lehrerin deshalb
ein Traumberuf, weil bei allen Anforderungen im Beruf dennoch das Arbeitsumfeld
passt: Hohe gesellschaftliche Wertschätzung, Vertrauen, und deshalb große
persönliche Autonomie. Drei Viertel der Finnen sind der Meinung, dass die
öffentliche Schule zu den fünf größten Errungenschaften der relativ jungen
finnischen Republik zählt. Die Finnen glauben, dass die Schule die Kinder
gerecht behandelt und für jeden Einzelnen individuell versucht, das Beste zu
erreichen. Man fragt zuerst, was die SchülerInnen brauchen, und dann erst, was
es kostet und wie man die Finanzierung schafft. In Österreich, so scheint’s,
geht es bei allen Verhandlungen ausschließlich um Geld, das eingespart werden
soll.
Wegen der Wertschätzung in Finnland
bewerben sich über zehn Mal so viele MaturantInnen um eine Lehramtsausbildung
als genommen werden. Kriterien sind das Zeugnis, ein im ganzen Land
gleichzeitig durchgeführter nationaler schriftlicher Test („Vakava“) und vor
allem bei genügend Punkten ein ausführliches Auswahlgespräch mit einer Art Jury
der entsprechenden Universität. Lehramts-StudentInnen lernen die
wissenschaftlichen Theorien, Methoden des Forschens und den kritischen Umgang
damit. PädagogInnen sollen die aktuellen Forschungsergebnisse zu ihrem Fachgebiet
kennen und bei der Arbeit mit den Jugendlichen einen analytischen und
selbstkritischen Zugang zu ihrem eigenen Handeln finden. Sie sollen
Entscheidungen treffen können, die sich auch auf wissenschaftlicher Basis
rechtfertigen lassen.
Befragt, was sie zum Aufgeben ihres
Berufs veranlassen könnte, beantworteten finnische Grundschul-LehrerInnen
überwiegend dahingehend, wenn ihre Autonomie im Klassenzimmer und in der Schule
generell eingeschränkt würde, wenn ihre Arbeit plötzlich von InspektorInnen oder
die Leistung ihrer SchülerInnen durch externe Testverfahren bewertet werden
würde (Aussage Sahlberg). Standardisierung wird als größter Feind von Kreativität
und Innovation angesehen. Den Schulen und ihren LehrerInnen wurde sehr bewusst
große Unabhängigkeit gegeben, um das Signal zu setzen: Wir vertrauen euch, wir
wissen, dass ihr euren Beruf gut ausübt, besser, als so manche „ExpertInnen“ im
Bildungsministerium es je könnten.
Oberstes Gebot finnischer LehrerInnen ist
das Entdecken und Fördern jedes einzelnen Talents. Begänne man aber, die
Schulen standardisierten Testverfahren zu unterwerfen, um die Ergebnisse des
Lernens besser evaluieren zu können, geschähe genau das nicht. Dann würden sich
die PädagogInnen übergangen und in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen, weil
sie plötzlich das Gefühl hätten, statt eigenverantwortlicher
Unterrichtsgestaltung ihre SchülerInnen auf Tests vorbereiten zu müssen. Zwar
gibt es einen groben staatlichen Lehrplan, jede Schule erstellt aber ihr
eigenes Curriculum, und jede Lehrkraft entscheidet selber, wann sie was im
Unterricht tut und was das Beste für ihre einzelnen SchülerInnen ist. Pasi
Sahlberg: „Sie haben die Kontrolle, sind frei in ihren Methoden und wissen,
dass es nur eine minimale Überprüfung ihres Handelns gibt. Dieses hohe Maß an
Vertrauen führt dazu, dass sie ihre Rolle als Lehrer so ernst nehmen.“
Mit dem
Respekt, der ihnen entgegen gebracht wird, begegnen diese LehrerInnen aber auch
ihren SchülerInnen, von klein auf. Halten sich Jugendliche nicht an diesen Konsens,
beschäftigen sich schon sehr bald Fachkräfte wie PsychologInnen und
SozialarbeiterInnen mit ihnen, beugen ausufernden Konflikten im Klassenzimmer
vor.
In Österreich spürt man
Ausbremsertaktiken, Misstrauen, Kontrollzwänge, Im-Stich-lassen.
Mehr Fairness und Respekt, Frau
Heinisch-Hosek und Frau Schmied&Nfg.! Genügend Ressourcen, Frau Fekter!
LehrerInnen-Dienstrecht: In die Falle
getappt!
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von
Wilfried Mayr, Mitglied von GÖD-ARGE-Lehrer/innen
u. Bundesleitung APS
Mit ihrer abwartenden Positionierung haben
es die LehrerInnen-Gewerkschafter den RegierungsvertreterInnen ermöglicht, die
LehrerInnenschaft als reformunwillige MinderleisterInnen hinzustellen. Dabei ist
schon seit Langem bekannt, dass Angriff die beste Verteidigung ist!
Versucht haben es schon viele: Erhard Busek hat Mitte der 90-er Jahre nicht nur den Tabakkonsum
aus den Schulliegenschaften verbannt, sondern auch versucht, den Lehrkräften
mittels 45-Minuten-Einheiten zwei unbezahlte zusätzliche Stunden aufzubrummen.
Busek war nur Kurzzeit-Unterrichtsminister, seinen Plan konnte er nicht
verwirklichen. Elisabeth Gehrer
griff dieses Thema wohlwissend nicht expressis verbis auf, sondern verschlechterte
mit einer Reihe anderer Maßnahmen die Schulsituation. Eigentlich ging es bei
ihr nur um Einsparungen. Im Finanzausgleich mit den Ländern erreichte der Bund,
dass die unsäglichen Schlüsselzahlen für das
SchülerInnen-LehrerInnen-Verhältnis eingeführt wurden, welche durch die
sinkenden SchülerInnenzahlen zu deutlichem Ressourcenverlust führte, was
besonders in der Sonderpädagogik zu einem quälenden Mangel an Stundenkontingenten
führte. Gehrer erreichte 2001 eine de-facto-Unterrichtserhöhung durch die Hintertür,
indem ausgerechnet der oberste Pflichtschul-Gewerkschafter Hermann Helm das "LDG-neu" entwickelte, durch das die
Abschlagstunden wegfielen und die KollegInnen an HS und PTS auf 21 und
diejenigen an Volksschulen auf 22 Wochenstunden fixiert wurden. Belohnt wurde
Helm für seinen Coup so: Erst Generalsekretär bei Gehrer, dann und bis jetzt
Amtsführender Präsident des niederösterreichischen Landesschulrats. Claudia Schmied ließ sich von ihrer
Entourage insofern aufs Glatteis führen, dass sie am Aschermittwoch 2009
verkündete, die LehrerInnen sollten ohne Abgeltung zwei Einheiten mehr pro
Woche unterrichten. Sie erreichte dieses Ziel zwar damals nicht, aber die
PersonalvertreterInnen ihrer Fraktion bekamen ein halbes Jahr später bei den
PV-Wahlen die Rechnung für Schmieds Ansinnen präsentiert.
Im Mai 2012 überraschten die
Ministerinnen für Unterricht (Schmied, SPÖ), Finanzen (Fekter, ÖVP) und Beamte
(Heinisch-Hosek, SPÖ) die Gewerkschaftsvertreter mit dem Entwurf eines neuen
Dienstrechts. Die meisten Verhandlungen wurden nicht mit den Ministerinnen
selbst, sondern mit Beamten aus ihren Ministerien geführt. Mit den vom
Dienstgeber geplanten Zumutungen konnte keine Gewerkschaft, die diesen Namen
auch verdient, einverstanden sein, trotzdem wurden
monatelang auf BeamtInnenebene ergebnislose Gespräche über den vorgelegten
Entwurf geführt.
Gewerkschaft sollte aktiv ein Modell präsentieren!
Die ÖLI-VertreterInnen in der "ARGE
Lehrer" der GÖD (Gary Fuchsbauer/BMHS, Reinhart Sellner/AHS, Barbara
Gessmann-Wetzinger und ich/APS) hatten schon 2009, nachdem SPÖ/ÖVP in der
Regierungserklärung ein neues LehrerInnen-Dienstrecht ankündigten, den VertreterInnen
der 5 LehrerInnengewerkschaften vorgeschlagen, gemeinsame Eckpunkte für ein
neues Dienstrecht zu erarbeiten und damit in die Verhandlungen zu gehen. Dann
wären die DienstgebervertreterInnen als die Blockierer und Neinsager dagestanden.
Der ÖLI-Vorschlag wurde nicht angenommen, die Sparteninteressen von fünf
LehrerInnengewerkschaften waren stärker, die Mehrheit setzte auf Abwarten, die
Legislaturperiode ging ihrem Ende zu und die Dienstrechte würden bleiben wie
sie waren.
Dieses Abwarten erwies sich als Falle. Seriös verhandelt wurde nämlich in den berühmten 33 Runden kaum,
erst im Frühjahr wurde klar, dass die Regierungsparteien doch noch vor dem
Wahltermin ein Ergebnis wollten. Im "kleinen Kreis" von Ministerinnen
und FCG- und FSG-Spitzenfunktionären wurde ein Abgehen von den 24
Unterrichtsstunden durch 2 Stunden Einrechnung versprochen, dann folgten wieder
Beamtengespräche, und dann begannen die Ferien. Es ging der Regierungsseite
nicht wirklich ums Verhandeln, sondern um einen Regierungserfolg für die
Öffentlichkeit, die immer mehr gegen die LehrerInnen aufgebracht wurde. Im
"Interesse zügiger Fortschritte" wurde mit den Gewerkschaftern
Verschwiegenheit über die Verhandlungsinhalte vereinbart, die wenig später in
den Medien nachzulesen waren. Von den Gewerkschaftsvertretern hatten die Medien
nichts erfahren, also von wem wohl?
Eineinhalb Jahre nach der
„stillschweigenden“ Übergabe des Regierungsentwurfes steht so gut wie niemand
mehr hinter den LehrerInnen, deren Gewerkschafter nie den Verhandlungstisch
verlassen haben, und trotzdem als „Blockierer“ dastehen. Erwin Pröll und Werner
Faymann haben sich darauf geeinigt, Stärke zu demonstrieren, die
„Verhandlungen“ zu beenden und den nahezu unveränderten Dienstrechtsentwurf
noch vor den Wahlen in die Begutachtung zu schicken. SPÖ und ÖVP im
Wahlkampfmodus. Zerstritten bei der Bildungsreform, aber einig beim
Dienstrecht? Kanzler und Vizekanzler
äußern seither einträchtig und gebetsmühlenartig, dass wir auf Grund der zukünftigen
LehrerInnen-Ausbildung auch ein neues Dienstrecht bräuchten und sie nicht ewig
verhandeln könnten. Außerdem gelte dieses neue Dienstrecht nur für Neueintretende,
die ersten fünf Jahre könnte man sogar optieren, also was soll das Widerstreben
der LehrerInnen-Gewerkschaften? Wir LehrerInnen sind inzwischen in eine denkbar
schlechte Position geraten.
Im Dienstrechtsentwurf ist eine massive
Arbeitszeiterhöhung (24 Stunden
Unterrichtsverpflichtung) enthalten, alle nicht-unterrichtlichen
Tätigkeiten kommen „all inclusive“ dazu. Einziges „Entgegenkommen“ der Regierungsseite:
zwei Unterrichtsstunden können durch Klassenvorstand, JunglehrerInnen-Mentoring
oder SchülerInnen-Eltern-Beratungsgespräche abgeleistet werden . Die Einrechnung
der Vor-, Nachbereitungs- und Korrekturarbeit in die Lehrverpflichtung im alten
Bundesdienstrecht soll durch Zulagen ersetzt werden, statt bisher 18
Unterrichtstunden sollen erst 22 oder 23 gehalten werden. Das trifft die AHS-
und BMHS-KollegInnen mit Korrekturfächern am härtesten, die schon mit der
derzeitigen Unterrichtsverpflichtung voll ausgelastet sind. Bei der neuen
LehrerInnen-Ausbildung sind 8 Semester Bachelor-Studium vorgesehen, anschließend
eine "Induktionsphase" bei voller Lehrverpflichtung und einem
dreisemestrigen, berufsbegleitenden Masterstudium, das binnen fünf Jahren
abzuschließen ist, berufsbegleitend und ohne jede Lehrpflichtermäßigung. Diese
akademische Ausbildung würde zwar mit höheren Anfangsgehältern (die in der
Öffentlichkeit zwecks Neidreflex als besonders attraktiv genannt, ja gepriesen
werden) abgegolten, dank der abgeflachten Gehaltskurve käme als aktive
Lebensverdienstsumme aber eine heraus, die nur schwach über dem jetzigen
L2a2-(PflichtschullehrerInnen-)Niveau läge, kein Upgrading der APS-KollegInnen
auf L1, sondern Downgrading der bisherigen L1-LehrerInnen auf L2a2. Also: Länger
studieren, mehr arbeiten und deutlich weniger Geld dafür. Statt gleichem Lohn für gleich ausgebildete
LehrerInnen mit gleicher Wochen- bzw. Jahresarbeitszeit soll auch in Zukunft
ungleich verdient werden: Je jünger die SchülerInnen, desto geringer die
Fächer-Zulagen – und für den Volksschul-Klassenunterricht sind gar keine vorgesehen.
Hintergrundinformation: Eine Stunde Lehrverpflichtung
wird österreichweit mit dem Gegenwert von 200
Millionen Euro gerechnet. Deshalb also das sture Feilschen um die erhöhte
Unterrichtsverpflichtung. Komplett fehlt eine Begrenzung der
LehrerInnen-Tätigkeiten, es könnten also für den nicht-unterrichtlichen Bereich
jenseits irgendeiner Wochen- oder Jahresarbeitszeit eine zusätzliche Arbeit
nach der anderen per Weisung diktiert werden, ohne jede Abgeltung.
Die bisherigen LehrerInnen haben damit zu rechnen,
dass nach wenigen Jahren "harmonisiert" werden wird, - das kennen wir
vom Pensionsrecht. Auch dort wurde zuerst beruhigt, man führe zwar eine
Durchrechnung ein, aber ohnehin nur die besten fünf Jahre. Kaum war der Köder
geschluckt, verlängerte man die Durchrechnungsdauer sukzessive auf die gesamte
Berufsdauer. Verantwortlich dafür war übrigens Wolfgang Schüssel (ÖVP). Also
wird die Unterrichtsverpflichtung im Namen der Solidarität, Gerechtigkeit durch
Gleichbehandlung, zur Verbesserung des Lehrkörper-Klimas oder ähnlichen
Vorwänden in wenigen Jahren für alle angehoben werden, darüber waren wir uns in
der "ARGE Lehrer" einig.
Die Regierung argumentiert weiters, dass durch
Zulagen (z.B. für Unterricht in der Sekundarstufe II) ein höheres Gehalt zu
erreichen wäre. Erstens wollen die Betroffenen Zeit statt Geld, zweitens sind
Zulagen mit einem Federstrich wieder veränderbar. Ein trojanisches Zubrot also.
Demokratiepolitisch bedenklich: Die
Position der SchulleiterInnen soll deutlich ausgebaut werden, auch im Landesschulbereich,
von Mitbestimmung bei der SchulleiterInnen-Wahl und demokratischer
Entscheidungsfindung im Lehrkörper ist keine Rede. Neoabsolutismus pur!
Wie
weiter?
Faymann wie Stronach riefen bereits dazu auf,
"notfalls" über die LehrerInnen-Vertreter "drüberzufahren".
Der Acker für den Bruch der Sozialpartnerschaft war also gut bestellt.
Unternehmervertreter und Industriellenvereinigung sahen´s mit Wohlgefallen.
Aber noch ist es nicht zu diesem Bruch gekommen: Eine Begutachtung ist noch
kein Gesetzesbeschluss im Nationalrat.
Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses
Artikels ist der Regierungsentwurf in der Begutachtung, die endet vier Tage vor
der Wahl, bisher (20.9.) sind nur ablehnende Stellungnahmen eingegangen, nicht
nur von den fünf LehrerInnen-Gewerkschaften, sondern diesmal von vielen
Dienststellenausschüssen und gewerkschaftlichen Betriebsausschüssen und
Einzelstellungnahmen, nicht nur aus dem AHS-Bereich. ÖGB und AK fordern mit
Nachdruck von der künftigen Regierung die Aufnahme ernsthafter sozialpartnerschaftlichen
Verhandlungen und eine Verhandlungslösung fürs LehrerInnen-Dienstrecht wie für
alle Kollektivverträge. Das vom Team Stronach per Sondersitzung des Nationalrates
angebotene „Durchziehen“ des nicht genügenden Entwurfes wurde von den Regierungsparteien
angenommen.
Seit die KollegInnen an den Schulen
wissen, was SPÖ und ÖVP am 13. August in den Nationalrat geschickt haben,
reißen die Diskussionen an den Schulen, nicht nur an AHS und BMHS nicht ab. Die
Solidarität aller LehrerInnen zeigt sich nicht nur in der in der ARGE einstimmig beschlossenen Sondernummer der
GÖD. Die Regierungstaktik des Auseinanderdividierens von APS, AHS, BS, BMHS und
Landwirtschaftsschulen ist diesmal nicht aufgegangen.
Es liegt an uns, dass fünf
LehrerInnengewerkschaften partei- und landesparteipolitische Einflussnahme
überwinden und gemeinsam für die ArbeitnehmerInnen-Interessen aller LehrerInnen
eintreten. In der ÖLI-UG haben wir das versucht und werden weiter dran bleiben:
Wir haben schon 2010 einen gemeinsamen Vorstoß für ein neues Dienstrecht versucht
(siehe www.oeli-ug.at/Diensrecht.pdf, Diskussionsanstöße).
Die einzige schultypenübergreifende Stellungnahme auf der Parlamentshomepage
ist die der ÖLI-UG.
Was wird kommen?
Auf keinen Fall darf es Gewinner und
Verlierer geben, die dabei entstehenden Konflikte würden sich ausnahmslos
schädigend auf das Bildungswesen und alle daran Beteiligten auswirken. Seriöses Verhandeln ist überfällig,
hoffentlich wird damit nun begonnen. Es wäre höchste Zeit!.
Der eigentliche Dienstrechts-Skandal ist aber, dass es
keine grundlegende Bildungsreform gibt, wieder keine gemeinsame Schule aller
Schulpflichtigen, kein bundesweit verbindliches Schulrecht, keine demokratische
Mitbestimmung an den Schulen und dass die SPÖ-ÖVP-Regierung beim Thema Bildung
in Österreich wie gehabt zu alleroberst an die Kosten denkt und diese möglichst
senken will. Anstatt sich seriös zu überlegen, wie die demokratische,
sozial-integrative, die Stärken aller Kinder fördernde Schule gestaltet werden
soll, wird ums Geld gefeilscht wie auf einem Basar, und um parteipolitischen
Machterhalt.
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1657 Stellungnahmen
zum Dienstrechtsentwurf
Ausgaben für das Schulwesen als Anteil am BIP 1995-2010:
Norwegen: 5,0-5,1 %, Dänemark: 4,0-4,8 % , Finnland: 4,0-4,1 %, OECD-Mittelwert:
3,6-3,9 %, Österreich: 4,2-3,6 % –
zitiert in der Stellungnahme des B-SGA zum
Dienstrechtsentwurf. 962 Stellungnahmen stehen auf www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/ME/ME_00542/index.shtml.
Mehr
dazu und die ARGE-LehrerInnen-Aussendung
zum WeltlehrerInnentag siehe nächste Seite.
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Neue
GÖD-Babybroschüre zum Dowmload in
goed.at/service/frauen/download-frauen/ und dann
Leitfaden für berufstätige
Eltern im öffentlichen Dienst anklicken
oder bei a@oeli-ug.at nachfragen.
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Welttag der Lehrerinnen und Lehrer und Dienstrecht
Liebe
Kolleginnen und Kollegen!
Am 5. Oktober war Welttag der Lehrerinnen und Lehrer. Siehe dazu die
Presseaussendung der österreichischen LehrerInnengewerkschaften.
Rund
um diesen Tag haben aber auch sehr viele Schulen Dienststellenversammlungen
abgehalten und viele nutzten diese, um sich mit dem Dienstrechtsentwurf der Regierung auseinanderzusetzen und Stellungnahmen
zu beschließen.
Aud
der Parlamentshomepage sind im Moment 962
Stellungnahmen von insgesamt 1657 nachzulesen:
www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/ME/ME_00542/index.shtml
– so auch die von meiner Schule: "25.09.2013 – Stellungnahme
(1653/SN-542/ME) von LiTec - Linzer Technikum"
Text verlinkt in www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_15153/fname_327553.pdf,
und natürlich die von ÖGB (Nr. 1306, www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_14803/imfname_325927.pdf),
GÖD (Nr. 1012, www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_14507/imfname_325551.pdf),
Bundes-Schulgemeinschaftsausschuss (Nr. 32, www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_13527/imfname_322912.pdf)
AHS-Gewerkschaft
(„ÖGB“, Nr. 4, www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_13499/imfname_322499.pdf),
APS-Gewerkschaft (Nr. 29, www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_13524/imfname_322792.pdf)
BMHS-Gewerkschaft (Nr. 40, www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_13535/imfname_323143.pdf)
Berufsschulgewerkschaft (Nr. 90, www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_13585/fname_323506.pdf),
Gewerkschaft der LandwirtschaftslehrerInnen (Nr. 387, parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_13882/imfname_324625.pdf)
Unabhängige Bildungsgewerkschaft (Nr. 1294, www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_14791/fname_325916.pdf)
ÖLI-UG (Nr. 16, www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_13511/imfname_322510.pdf)
LG
Gary, fuchsbauer@oeli-ug.at
(Meine Stellungnahme steht als Nr. 1605 in www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_15102/imfname_326289.pdf)
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ARGE-Lehrer/innen: Weltlehrer/innentag ist
Hoffnungstag
Der
Schlüsselberuf Lehrer/in braucht endlich wieder Anerkennung durch die
Bildungspolitik.
Wien (OTS) - Hoffnungsfroh zeigt sich Paul Kimberger,
der Vorsitzende der ARGE Lehrer/innen in der GÖD, anlässlich des Weltlehrer/innentages:
"In den letzten sieben Jahren hat eine von oben verordnete
"Reformitis" den Lehrberuf zu einer Arbeit ohne Maß gemacht. Möge der
Weltlehrer/innentag für die Österreichischen Pädagoginnen und Pädagogen der
Beginn einer neuen Ära in der Bildungspolitik sein!"
"Der rasante gesellschaftliche Umbruch der
letzten Jahrzehnte hat die Situation vieler Familien deutlich erschwert. Viele
Alleinerziehende, aber auch viele Elternpaare brauchen dringend professionelle
Unterstützung, wenn es um die Zukunft ihrer Kinder geht", so die Vorsitzende
der Gewerkschaft der
Berufsschullehrer/innen Judith Roth.
Jürgen Rainer, Vorsitzender der BMHS-Gewerkschaft,
ergänzt: "Der Ausgleich familiärer Defizite kann aber von den Schulen nur
dann bewältigt werden, wenn dringend benötigtes pädagogisches
Unterstützungspersonal rasch und in ausreichender Zahl zur Verfügung gestellt
wird. Die in den Dienstrechtsverhandlungen angebotenen personellen Ressourcen
zeugen davon, dass vielen politisch Verantwortlichen die Dramatik der Situation
in keiner Weise bewusst ist."
Eckehard Quin, der Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft,
dankt namens aller Bundesvorsitzenden den österreichischen Lehrerinnen und
Lehrern für ihr Engagement: "Trotz widriger Rahmenbedingungen bereitet
Österreichs Schule junge Menschen weit erfolgreicher auf ihre Zukunft vor, als
dies in den meisten anderen Staaten der OECD gelingt. Dies zeigt sich in
beeindruckender Weise an der im internationalen Vergleich extrem niedrigen Jugendarbeitslosigkeit.
Staaten, die von der OECD über ihre PISA-Studien hochgejubelt wurden, beneiden
Österreich."
Dominikus Plaschg, der Vorsitzende der Gewerkschaft
der Landwirtschaftslehrer/innen, betont die dringend notwendige Anerkennung der
pädagogischen Berufe im ideellen und materiellen Sinn. "Der Entwurf zum
neuen Lehrer/innendienstrecht beinhaltet das krasse Gegenteil. Die Politik wäre
gut beraten, die über 1700 kritischen Stellungnahmen ernst zu nehmen und ihre
Haltung grundlegend zu überdenken!"
Der Aufschrei vieler Lehramtsstudentinnen und -studenten
beweist für Kimberger, dass dringender Handlungsbedarf besteht: "Wenn die
Politik für künftige Junglehrer/innen ein Paket aus Arbeitszeiterhöhung und
niedrigerer Lebensverdienstsumme schnürt, werden sich immer weniger junge
Menschen für den Lehrer/innenberuf entscheiden."
"Wir sind es unserer Jugend schuldig, die Besten
für den Lehrberuf zu gewinnen. Die Weichenstellungen beim neuen Dienstrecht
sind von
entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche und soziale Zukunft unseres
Landes. Wir treten an 365 Tagen des Jahres für ein leistungsstarkes Schulwesen
ein. Am Weltlehrer/innentag 2013 fordern wir Österreichs Politik auf,
umzudenken und neu zu starten", so die Vorsitzenden abschließend.
Paul Kimberger, Vorsitzender der APS-Gewerkschaft und
Vorsitzender der ARGE Lehrer/innen in der GÖD
Judith Roth, Vorsitzende der Gewerkschaft der Berufsschullehrer/innen
Dominikus Plaschg, Vorsitzender der Gewerkschaft der
Landwirtschaftslehrer/innen
Eckehard Quin, Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft
Jürgen Rainer, Vorsitzender der BMHS-Gewerkschaft
INKLUSION –
Eine Einleitung ins Thema
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Ilse Seifried, seifried@oeli-ug.at
Integrative
schulische Ausbildung bedeutet, behinderte Kinder gemeinsam mit nicht
behinderten Kindern zu betreuen und zu unterrichten. Optimal ist, integrative
Erziehung bereits im Kindergarten zu beginnen.
Der
Unterricht von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf
kann in Österreich auf Wunsch der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten entweder
in einer der Behinderungsart entsprechenden Sonderschule oder in integrativer/inklusiver
Form in der Regelschule erfolgen.
Die Organisationsstruktur der Sonderschule umfasst elf
Sonderschulsparten, in welchen ein breites Spektrum an behinderungsspezifischen
Angeboten und Fördermaßnahmen zur Verfügung steht. (Blindenpädagogik, Gehörlosenpädagogik,
Geistigbehindertenpädagogik, Körperbehindertenpädagogik, Krankenpädagogik,
Lernbehindertenpädagogik, Mehrfachbehindertenpädagogik,…)
Eine wichtige
Unterstützung bei der Feststellung der Schulreife stellen die mehr als 200 Sonderpädagogischen
Zentren in Österreich dar, die einzelnen Sonderschulen
angegliedert sind. Es handelt sich dabei um Koordinationsstellen mit dem
Auftrag, den Unterricht von behinderten Kindern an allgemeinen Schulen in
bestmöglicher Weise zu organisieren. Dies erfolgt u.a. durch die Bereitstellung
von personellen und materiellen Ressourcen sowie Beratung und Unterstützung von
Eltern sowie Lehrerinnen/Lehrern.
http://www.wien.gv.at/bildung/stadtschulrat/schulsystem/pflichtschulen/sonder-integration.html
Mit
der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2008 hat sich
Österreich verpflichtet, Schritt für Schritt ein inklusives Bildungssystem
aufzubauen. Im Nationalen Aktionsplan Behinderung 2012 – 2020 vom Juli 2012
konkretisiert die Bundesregierung ihre Ziele: "Bund, Länder und
Gemeinden sollen zunächst in Modellregionen inklusive Schul- und
Unterrichtsangebote erproben und mit der Zeit diese ausbauen." (S. 63)
In der Maßnahme 125 wird das Jahr 2020 als Ziel für einen "flächendeckenden
Ausbau der Inklusiven Regionen" genannt (S. 64)
Gab es bis 2012 in Wien
einen Bezirksschulinspektor für den Sonderschulbereich, so gibt es seit 2013
einen Landesschulinspektor für Inklusion. Dr. Rupert Corazza wurde im
Stadtschulrat für Wien erstmals in Österreich ein Landesschulinspektor für
Inklusion betraut. Der im Bereich der Wiener Pflichtschule tätige
Schulaufsichtsbeamte bezeichnete es als Ziel seiner neuen Aufgabe, "alles angemessen Mögliche zu unternehmen, um
die mir betrauten Schulen im Sinne der Inklusion weiterzuentwickeln."
Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl: „Unser Ziel ist es, für jeden Schüler die
individuell beste schulische Lösung zu finden. Die Vielfalt der schulischen
Angebote hat der Vielfalt der Ansprüche und Bedürfnisse der SchülerInnen
gerecht zu werden." (http://www.wien.gv.at/rk/msg/2013/04/24015.html
)
Unter
Inklusive Pädagogik
ist ein pädagogischer Ansatz zu verstehen, in dessen Zentrum Wertschätzung und
Anerkennung von Diversität (=Vielfalt) steht. Ist für die einen die
Heterogenität ein Alltagszustand so ist sie für andere eine Ideologie, gegen
die sie ankämpfen. Wird in homogenen Lerngruppen/-klassen unterrichtet so findet
Selektion statt.
Es ist normal, verschieden zu sein ist ein Slogan wie auch Vielfalt
macht stark bzw. Jedes Kind ist besonders oder Alle sind behindert.
Der in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen zitierte
Begriff weist über die Inklusion hinaus: „Es
trifft auf alle Länder zu, dass weiterhin enorme strukturelle Anstrengungen auf
allen Handlungsebenen erforderlich sind, um die UN-Behindertenrechtskonvention
mittel- und langfristig erfolgreich umzusetzen und überdies kurzfristig das
individuelle Recht auf einen diskriminierungsfreien Zugang zu einem sinnvollen
wohnortnahen Bildungsangebot an einer Regelschule praktisch einzulösen.“
1. Bildung nach wie vor Erbpacht
Hinsichtlich
Bildungsgerechtigkeit hat sich in den letzten 30 Jahren in Österreich nicht
viel verändert. "Der Bildungsstand wird weitgehend vererbt" so Konrad
Pesendorfer von Statistik Austria in einer Aussendung. Dieser Umstand habe sich
über die Generationen nicht verbessert. Von den 25- bis 44-Jährigen, die aus
Akademikerhaushalten stammen, hatten 2007 rund 42,8% ebenfalls einen
akademischen Abschluss. Im Gegensatz dazu erreichten nur 10,3% aus bildungsfernen Haushalten einen
Tertiärabschluss. Für die Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen zeigt sich eine
ähnliche Verteilung.
2. Bildung als Prävention gegen Armut
Ein hohes Ausbildungsniveau reduziert nicht nur das Risiko von
Arbeitslosigkeit, sondern auch das Armutsrisiko. 2008 waren 8,2% der Erwerbspersonen mit Pflichtschulausbildung arbeitslos, aber nur 1,9% der
Personen mit Tertiärabschluss. Fast ein Fünftel der Personen ohne formalen
Bildungsabschluss nach der Pflichtschule waren 2007 armutsgefährdet. Schon ein
Sekundarabschluss reduziert das Armutsrisiko auf die Hälfte, für die
Bevölkerung mit Hochschulabschluss liegt das Armutsrisiko bei nur noch 5,6%.
3. Abnahme der geschlechtsspezifischen Unterschiede
Die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Bildungsniveau haben sich in den
letzten Jahren deutlich verringert. Dennoch verfügt mehr als ein Fünftel der
Frauen im Alter zwischen 25- und 64 Jahren über keinen weiterführenden Schulabschluss,
bei den Männern sind es 12,5%. Im Tertiärbereich hingegen haben Frauen nicht
nur aufgeholt, sondern die Männer sogar überholt: So können 14,5% einen Hochschul-,
Akademie oder Kollegabschluss vorweisen, aber nur 13,2% der Männer. In der
Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen steigt der Anteil mit Tertiärabschluss
unter den Frauen sogar auf ein Fünftel (19,6%) gegenüber 14,3% bei den Männern.
(Aus: http://erwachsenenbildung.at/aktuell/nachrichten_details.php?nid=3435
)
Das zur Theorie: Die
Praxis sieht anders aus – auch aufgrund des Mangels an SonderpädagogInnen, der
nicht gesetzlich verankerten ambulanten Systeme, der räumlichen Missstände und
ungeeigneter Rahmenbedingungen für SchülerInnen und LehrerInnen.
In Finnland steht die Frage: „Was nützt dem einzelnen Schüler/
der einzelnen Schülerin?“ als Ausgangspunkt im Zentrum. Alle 3 Wochen trifft
sich der „Ausschuss für SchülerInnenfürsorge“, bestehend aus der SchulleiterIn,
LehrerInnen, SonderpädagogInnen, SozialarbeiterInnne, PsychologInnen,
SchullaufbahnberaterInnen, PolizeibeamtInnen, SchulkrankenbetreuerInnen – je
nach Bedarf.
Schon nach dem ersten Schuljahr soll jedes Kind fließend lesen können. Um das
zu erreichen gehen oft 50% der KlassenschülerInnen temporär in einen
Förderunterricht. Somit ist „Förderunterricht“ keine Stigmatisierung mehr.
Bis Ende des 9. Schuljahres ist jede/r zweite SchülerIn einmal ein/e
FörderschülerIn gewesen! Ob alleine oder in Kleingruppen werden sie von
SpeziallehrerInnen unterstützt. Nur wenn die SchülerInnen das Ziel nicht
erreichen, trotz aller möglicher und umfangreicher Unterstützungen, erhalten
sie ein sonderpädagogisches Gutachten und demnach einen eigenen Lehrplan in
einem oder mehreren Fächern.
SonderpädagogInnen
genießen in Finnland ein noch höheres Ansehen als die anderen sehr geschätzten
LehrerInnen. Ihr Gehalt ist höher, da sie SchülerInnen testen, für diese
Förderpläne erarbeiten und diese optimal durch das Schulsystem begleiten.
In Wien ist es so, dass oft die/der
IntegrationslehrerIn alleine in der Klasse steht, wenn die/der
NMS-Kollegin/Kollege krank od. anderweitig verhindert ist – also Arbeit von
zweien macht und keine Abgeltung (weder Stundenreduzierung noch Supplierreduzierung,
noch Geld). Wenn es Probleme im Team gibt, muss immer die Integrationslehrerin
die Klasse und damit meist auch die Schule verlassen. Oft wird sie als
„Hilfslehrerin“ bezeichnet, was ihrer Qualifikation diametral ist.
Laut Statistik Austria gab
es 2012 in Österreich 6468 SonderschullehrerInnen.
Im LehrerInnendienstrechtsentwurf werden keine sonderpädagogische Förderungen
genannt, die jedoch automatisch zur
LehrerInnenarbeit gehören werden, da Inklusion flächendeckend spätestens 2020
umgesetzt sein soll.
LehrerInnen sollen wieder
einmal mehr leisten ohne dafür verbale und finanzielle Anerkennung zu erhalten!
Mit anderen Worten klappt die Integration aufkosten des riesigen Engagements
der SonderschulkollegInnen, doch wie soll Inklusion gelingen?
Inklusives Lernen ist
nicht (wie manche vielleicht meinen), wenn die behinderten Kinder in einer
Schule auch nichtbehinderte Kinder SEHEN und umgekehrt. Es geht um
das miteinander Leben und Lernen
– das ist ein Prozess, der adäquate institutionelle Rahmenbedingungen braucht, die
erst geschaffen werden müssen. Weder von nah noch fern ist davon etwas zu
entdecken – zum Nachteil aller !
Zu allerletzt geht es auch
um die Inklusion aller ArbeitnehmerInnen, ob nun BeamtInnen oder nicht:
LehrerInnen sind bzgl. ArbeitnehmerInnenschutzgesetzen schlechter gestellt als
Arbeiter und Angestellte. Österreichs Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet,
Belastungen im Job zu evaluieren! Bei Säumigkeit drohen Verwaltungsstrafen.
Noch sind arbeitsbedingte
Belastungen von LehrerInnen (zB Pausenlärm, ergonomische Sessel erhalten die
SchulärztInnen nicht aber die LehrerInnen, psychische Belastungen, etc). Es
gibt für LehrerInnen kein Arbeitsinspektorat.
Österreich braucht
LehrerInnen, Bildung braucht eine Vision.
Wir
LehrerInnen sind tatsächlich für die Bildung da – und reden nicht nur drüber.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Peter Steiner, steiner@oeli-ug.at
Die
Wahlschlacht ist geschlagen. Und irgendwie kommt es mir tatsächlich vor wie ein
Krieg und der Bildungsbereich wie ein rauchendes Schlachtfeld, versengt und
verwüstet.
Keine
Seite hat gewonnen und alle haben irgendwie verloren:
- das BMUKK und seine Ministerin Reputation
und eine Menge
- LehrerInnen im Schulsystem die Hoffnung,
dass Bildung und SchülerInnen PolitikerInnen irgendwie am Herzen liegen, und
- LehramtsstudentInnen die Sicherheit, ob ihre
Studienwahl wirklich Sinn macht.
Über Bildung wurde nicht gestritten. Dafür
über Äußerlichkeiten wie die Arbeitszeit der LehrerInnen. Und das Ziel der
Bildungspolitik war nicht, eine bessere Schule zu machen, sondern eine
billigere.
Und jetzt? Haben wir einen Neuanfang oder
mehr vom Gleichen?
Kann
die Hoffnung bestehen, dass eine neue große Koalition sinnvoller und überlegter
handelt als die alte? Ist da irgendwer, der eine vernünftige nachvollziehbare
Vision hat, oder wird der/die neue Bildungsminister/in jemand, der/die
weiterhin Vorurteile vom faulen Lehrer zum eigenen Vorteil drischt?
Natürlich
werden wir das sehen, wenn die Koalitionsverhandlungen zu Ende sind. Eines aber
ist jetzt schon sicher: Was vor den Wahlen Unsinn war, ist nachher nicht sinnvoll.
Wir wollen
- Zeit und Erfolg für unsere SchülerInnen,
- ein BMUKK und eine/n Minister/in, die unsere
Arbeit unterstützen und nicht behindern,
- eine Schule, die Demokratie vermittelt und
lebt, und
- Parteien, die sich nicht die zu ihrer Ideologie passenden ExpertInnen aussuchen, um
Reformen zusammenzukleistern, die vor allem Arbeitsverschlechterungen und
geringere Kosten zum Ziel haben.
Wir
wissen, dass das geht. Und wir wissen sogar, wie das geht. Weil wir tagtäglich
und tatsächlich für die Bildung da sind und nicht nur darüber reden.
Österreich
braucht uns LehrerInnen, denn Bildung und Ausbildung macht sich nicht allein.
Claudia Schmied: Schulreformen im Alleingang versucht und gescheitert
Versuch einer Bilanz der
Unterrichtsministerin Schmied und der SPÖ-ÖVP-Bildungspolitik 2007-13
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Reinhart Sellner, sellner@oeli-ug.at, Unabhängiger Gewerkschafter in GÖD und
ÖGB, ÖLI-UG- Vertreter in der ARGE LehrerInnen
Auch
wenn das jahrelang für als witzig verkaufte Gehässigkeiten herhalten musste:
Schmieds Bank-Karriere war nicht der Grund für das Scheitern der radikalen
Reformansätze der zurücktretenden Bildungsministerin Claudia Schmied. Grund war
auch nicht der in der GÖD angerührte ÖVP-Beton und schon gar nicht waren es die
ständigen Untergriffe der schwarzen AHS-Oberlehrer. Das Scheitern der von
Schmied versuchten Reformen war die Folge der jahrzehntealten Indifferenz und
Wurschtigkeit der SPÖ-Spitze gegenüber den grundlegenden Bildungs-, Schulorganisations-
und Schulverwaltungsfragen.
Soziale und demokratische Bildungsreformen waren nach
Schüssel I+II zwar überfällig, aber kein offensives Anliegen der sozialdemokratischer
Bundeskanzler, die ihre Regierungserklärungen in vorauseilender Anpassung an
das den ÖVP-Rechten gerade noch Zumutbare formulierten. Alfred Gusenbauer am
17.2.2007 machte es kurz und unverbindlich: „Wir wollen das Beste für unsere Kinder
und diese Utopie ist machbar, über Parteigrenzen hinweg, das Beste für unsere
Kinder“[2].
Werner
Faymann war bei seiner Regierungserklärung am 3.12.2008 und im
Regierungsprogramm[3] um einiges ausführlicher,
zeigte sich aber wie sein Vorgänger in den entscheidenden Reformfragen der ÖVP,
ihren Landeshauptleuten und damit dem Status quo verpflichtet: Zwar standen die
Chancen auf bestmögliche Bildung für alle Kinder und Jugendlichen, „unabhängig
von ihrem familiären Hintergrund“, wieder in einem Regierungsprogramm,
allerdings folgte dieser Unabhängigkeitserklärung ihre Relativierung durch die
Bestätigung der „zentrale Rolle der Eltern“ für den Bildungsweg der Kinder.
Faymann versprach für die XXIV. Gesetzgebungsperiode eine Schulverwaltungsreform
mit verstärkter Autonomie der Schulen, weniger Doppelgleisigkeiten und ohne Bezirks-
und Landesschulräte, allerdings enthielt die Regierungserklärung keinerlei
Konkretisierung in Richtung der von Rechnungshof und
Verwaltungsreformkommission geforderten einheitliche Bundeskompetenz für den
gesamten Schulverwaltungsbereich. Von Eigenverantwortung der Schulen beim
Ressourceneinsatz und bei der Wahl der Schulleitung war auch keine Rede, der
Bundeskanzler kündigte stattdessen
„Ergebnisverantwortung“ und „Mitwirkungsrechten der Direktoren“ in
Personalfragen an, die diese de facto immer schon gehabt haben. „Mehr
Durchlässigkeit und Unterrichtsqualität“ und „aktive Gestaltung der Übergänge“
waren weitere Ziele bei der „nachhaltigen Weiterentwicklung des Bildungssystems,
die dringend notwendig ist - Die soziale Auslese und der Notendruck auf die
9-10-jährigen Volksschulkinder ließ diese Reformrhetorik unangetastet. Die
Modellversuche Neue Mittelschule, in der Regel ambitionierte
Hauptschulversuche, sollten weitergeführt und auf alle Bundesländer ausgeweitet
werden. Das sollte den Landeshauptleuten
zusätzliche LandeslehrerInnen-Dienstposten bringen, die der Bund bezahlt. Die
LehrerInnenausbildung, „getragen von einer engen Kooperation zwischen Unis und
PH“, war ebenso Regierungsprogramm wie das Versprechen, dass „ein zeitgemäßes
leistungsorientiertes Dienst- und Besoldungsrecht für alle neu eintretenden LehrerInnen eingeführt werden soll“. „Zeitgemäß“ meinte, dass die neue PädagogInnenbildung und das neue Dienstrecht „für alle“ weiterhin den unveränderten alten Strukturen und den Wünschen der ÖVP-Bundesgymnasiasten bzw. der Landeshauptmänner angepasst werden.
Claudia
Schmied allein zu Haus
ÖVP-FCG-LehrerInnengewerkschafter
und anderer Reformgegner haben sieben Jahre lang gebetsmühlenartig wiederholt,
dass die „Bankerin“ Claudia Schmied von Bildung und Schule hätte.
Den WiederholungstäterInnen ging es bei ihren Angriffen auf Schmied aber nicht
um ihre Person, sondern um die Diskreditierung gut überlegter und aufeinander
abgestimmter sozial-demokratischer Reformschritte in Richtung einer gemeinsamen
Schule.
Weniger
sachkundig und kompetent erwies sich die Ministerin beim Suchen und Finden von
verlässlichen UnterstützerInnen im partei- und standespolitischen Hick-Hack um
diese Reformschritte. Sie bekam sie nicht in der SPÖ und nicht beim
Bundeskanzler. Den seit den Bad Ischler Beschlüssen von 2007 manifesten
Rückhalt bei den Sozialpartnern4 konnte sie nicht nützen. Die Unterstützung durch reformbereite
LehrerInnen aller Schultypen hatte sie 2009 im Arbeitskampf gegen den mit
ÖVP-Vizekanzler Pröll akkordierten Versuch einer Lehrpflichterhöhung um 2
Wochenstunden wieder verspielt .
Durch
Misserfolge ließ sich Claudia Schmied aber nicht aufhalten. War ein
Reformschritt abgeblockt, machte sie sich an den nächsten, der ohne
erfolgreichen ersten Schritt nicht gelingen konnte: 1. Schulverwaltung, 2. neue
Mittelschule, 3. PädagogInnenausbildung neu, 4. gemeinsames Dienstrecht ... Am
Ende meinte sie, dass in einer Koalition mit Reformverweigerern nicht mehr
möglich gewesen sei.
Vier grundlegende Gesetzesinitiativen versucht, auf
halbem Weg steckengeblieben
1. Schulverwaltungsreform: Bundeskompetenz für alle
Schulen, Schulautonomie
Das
erste Reformziel waren das Durchsetzen einer Bundeskompetenz für Bildung und
Schule und der Abbau der Zweigleisigkeiten in den Ländern. Die Umsetzung der
Bundesgesetze und der dazu vorgesehene Ressourceneinsatz sollte von Landes-/Stadtschulrats
und Bezirksschulräten in die Eigenverantwortung der Schulstandorte übergehen.
Auf Basis der Empfehlungen von Rechnungshof, WIFO, IHS erarbeitet eine AG
Konsolidierung eine „Position der Bundesregierung zur Schulverwaltung“, der am
15.4.2010 die Zustimmung aller Parlamentsparteien im Unterausschuss des
Verfassungsausschusses einstimmig einig beschlossen wurde. Am 20.5. folgte ein
entsprechender Entschließungsantrag[5]. Das Ende des Nebeneinander
von Landesschulen (APS-Volks-, Hauptschule und Poly, BS) und Bundesschulen
(AHS-Unterstufe + Oberstufe, BMHS) und der„organisierten Verantwortungslosigkeit“
(WIFO) durch das System des Finanzausgleichs war anscheinend eingeläutet.
Die Zustimmung der ÖVP war aber das Gegenteil von verbindlich,
ÖVP-Finanzstaatssekretär Lopatka erklärte als nichtzuständig für Verhandlungen
mit den Ländern und ließ Schmied im Regen stehen. SPÖ-Landeshauptmann Niessl
machte dann mit seinen ÖVP-Kollegen in den Ländern und deren Parteifreunden in
der GÖD den Weg zur Schulverwaltungsreform unpassierbar.
2.
Gesamtschulreform: ohne
Verwaltungsreform keine gemeinsame Schule
Während
sich das Scheitern der im BMUKK vorbereiteten Schulverwaltungsreform bereits
abzeichnete, liefen Gesamtschul-Verhandlungen. ÖVP-GÖD und Chefverhandler
Neugebauer bereiteten dem Hauptschul- UND AHS-Modellregionen “Neue Mittelschule“
ein Schulversuchsbegräbnis erster Klasse: Keine regionalen Gesamtschulmodelle dürfen erprobt, werden, sondern Hauptschulversuche (AHS-Versuche
nur dann, wenn die AHS-LehrerInnen und Eltern eines Standortes mit jeweils
Zweidrittelmehrheit zustimmen). Modellregionen einer tatsächlich gemeinsame
Schule waren damit verhindert, das flächendeckende Selektionselend der 9-/10-jährigen Volksschulkinder,
ihrer Eltern und LehrerInnen wurde prolongiert. Standesdünkel und sozial
begründete Bildungsvorteile wurden noch einmal bestätigt. Den bestehenden
Zuständen und Zuständigkeiten des nach Bund und Ländern bzw. Pflichtschule/Hauptschule
und AHS-Unterstufe gegliederten Schulwesens wurde mit den Hauptschulreformgesetzen
vom 29.3.20013 Rechnung getragen: Der ÖVP zuliebe lehnte die SPÖ sogar einem Antrag
der Grünen ab, der einen kleinen Rest von Gemeinsamkeit durch den
NMS-Unterricht nach AHS-Unterstufenlehrplänen erhalten wollte.
3.
PädagogInnenbildung neu: ohne Verwaltungs- und Gesamtschulreform keine
gemeinsame wissenschaftliche und praxisnahe PädagogInnenausbildung (Masterabschluss)
ExpertInnenkommissionen
wurden berufen und entlassen, Stakeholder-Konferenzen und ExpertInnengespräche,
Pressekonferenzen Schmied-Karl und Schmied-Töchterle wurden veranstaltet – was
es nicht geben konnte, war der politische Konsens über die Schule von Morgen,
ihre Ziele, ihre Verwaltung und Organisation, für die künftig alle LehrerInnen
auf Master-Niveau ausgebildet werden sollen. Entsprechend unentschlossen war
das von SPÖ und ÖVP als Koalitionserfolg gefeierte Gesetzeswerk: Im Juni 2013
wurde eine große Hochschulgesetz-Novelle für die dem BMUKK nachgeordneten
Pädagogischen Hochschulen (8-statt 6-Semester Bachelor und anschließende
Masterstudien für Volks-, Haupt-/NMS-LehrerInnen, Induktionsjahr und
Möglichkeit des berufsbegleitendes MA-Studium) beschlossen, eine kleinere und
wenig verbindliche Universitätsgesetz-Novelle gab es für die autonom dem BMWF
unterstehenden Universitäten (8- statt 6-Semester Bachelor für
AHS-/BMHS-Master-Fachstudien, aber keine Kooperationspflicht zwischen PH und
Uni, d.h. keine Zielvorgabe in Richtung Pädagogische Universitäten oder Fakultäten)
Was regional aus den vom Status quo stark eingeschränkten Möglichkeiten werden
kann und wie aus dem weit verbreiteten konkurrenzförmigen Gegeneinander von
PH/BMUKK und Unis/BMWF ein Miteinander werden soll, ist offen. Fix für SPÖ und
ÖVP war der unverändert restriktive Budgetfahrplan, der eine ausreichende und
reform-notwendige Aufstockung der Ressourcen für die LehrerInnenbildung nicht
vorsieht. Die international übliche und bewährte universitäre
Bachelor-Ausbildung der Elementar-PädagogInnen wird von der österr. Parteipolitik
weiter ausgeklammert. Im PädagogInnen-Dienstrecht kommen sie nicht vor.
4.
LehrerInnendienstrecht neu: für unveränderte Schulverwaltungs-, Schulorganisations-
und ungeklärte Ausbildungsstrukturen
Der
fehlende politischen Konsens über die Zukunft des öst. Bildungssystems
kennzeichnete auch den LehrerInnendienstrechtsentwurf vom August 2013. Er wurde
von SPÖ und ÖVP wenige Wochen vor dem Neuwahltermin in Begutachtung geschickt
und bestätigt für die nächsten Jahrzehnte überlebte Verwaltungs- und
Organisationstrukturen und gut eingespielte parteipolitische Machtpositionen im
Schulbereich. Auf Kosten der LehrerInnen soll deren Arbeitszeit weiter erhöht,
verdichtet und verbilligt werden. Damit werden auf Kosten der Kinder und Jugendlichen deren Bildungs- und Lebenschancen
aus parteipolitischen und Kostengründen vernachlässigt. Dass SPÖ+ÖVP den
Dienstrechtsentwurf gemeinsam in die Begutachtung geschickt haben, hat mit dem wahltaktischen Kalkül von
SPÖ-Kanzler Faymann und ÖVP-LH Pröll zu tun, die es „der Gewerkschaft“ und vor
allem den WählerInnen zeigen wollten, wie erfolgreich und durchsetzungsfähig sie
sind. Am Tag nach dieser Einigung haben ÖVP-Kanzlerkandidat und führende GÖD-Gewerkschafter
„ihren“ LehrerInnen versichert, dass nach den Wahlen der „ganze Schmarrn“
dieses „Schmied-Entwurfs“ sowieso neu verhandelt werden wird. Beruhigung ist
das keine.
Bildungsbudgets:
Nicht genügend. Schmieds Fiasko 2009 als Symptom
Eine
Antwort auf die Weltfinanzkrise waren nach dem Bankenpaket 2008, der immer
weiter aufgespanntem Rettungsfallschirm und die Bereitsstellung öffentlicher
Mittel gegen den krisenbedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Das bedeutete
keine nachhaltige Abkehr vom restriktiven, auf Einsparungen und
Arbeitsplatzabbau im öffentlichen Dienst abzielenden Budgetkurs. Vermögensbezogener Steuern als kaufkraft- u. wachstumsorientierte zusätzliche Staatseinnahmen
zur Absicherung des Sozial- und Bildungswesens wollte die ÖVP und ihr Klientel
nicht, die SPÖ begnügte sich mit dem Wahlkampfslogan Reichensteuer.
2009 verweigerte ÖVP-Finanzminister Vizekanzler Pröll der
SPÖ-Unterrichtsministerin die für Schule und begonnene Schulreformen notwendigen
Budgetmittel. Bankenpaket und Staatsschuldenabbau hatten Vorrang. Da sich beide
in Sachen Budgetdisziplin einig waren, vereinbarten sie die Verbilligung der
LehrerInnenarbeit durch eine zweistündige Lehrpflichterhöhung (ohne Rücksicht
auf die realen Arbeitsbelastungen). Die sollte die zusätzlichen LehrerInnenarbeitsplätze
finanzieren. Als Schmied mit diesem Plan in die Öffentlichkeit ging, wusste
Pröll nichts mehr davon. Schmied saß in der Doppelmühle zwischen
ÖVP-Finanzministerium und ÖVP-dominierten LehrerInnengewerkschaften. Die
LehrerInnen an den Schulen waren streikbereit. Die Forderung nach zusätzlichen
Budgetmitteln für Bildungsreformen kam weder dem Bundeskanzler noch Schmied in
den Sinn, ebensowenig ihren sozialdemokratischen Ministerrats- oder ParlamentskollegInnen.
Alle hielten sich bedeckt und übten neoliberale Loyalität mit dem Koalitionspartner.
Die
PV-Wahlen 2009 brachten der FCG nicht nur im LehrerInnenbereich der GÖD starke
Zugewinne, während die ihr beim Schmied-Bashing assistierende FSG dafür wenig
Dank bekam und kräftig verlor. Die Schmied-kritische und auf der Sachebene
reformoffene ÖLI-UG behauptete sich als parteiunabhängige Alternative – mit dem
Slogan „Keine Angst vor Reformen – her mit der Bildungsmilliarde!“.
Das
Ausblenden der Kostenfrage bzw. das Reduzieren der Kostenfrage auf das
exzessive, in der Regel arbeitnehmerInnenfeindliche „Heben“ von
Einsparungspotentialen fand nicht nur 2009 statt. Alle Reformvorhaben der
letzten Jahre haben zuerst das neoliberale Dogma der Budgetsanierung bedient
„und damit basta“ (Gehrer 2001). Reforminhalte, die Qualität öffentlicher
Dienste, Arbeitsbedingungenund steigende Arbeitslosenzahlen hatten Nachrang.
Den Feinden sozialer und demokratischer Bildungsreformen hat das „Argument der
leeren Kassen“ gut ins Konzept gepasst, andere hat es wütend gemacht, viele
haben vor der Zeit resigniert. ÖVP-FCG wollen weder grundlegende
Bildungsreformen noch vermögensbezogene Steuern zur ausreichenden Finanzierung
des Bildungswesens. Für sie ist alles bestens, wenn alles bleibt wie es ist..
So,
wie es ist, bleibt es nicht[6]
Nicht
die Bildungsministerin allein ist gescheitert, sondern die Regierungspartei
SPÖ, die auch 2007-2013 zukunftsweisende bildungspolitische
Grundsatzentscheidungen dem rechten Flügel der ÖVP ausgeliefert hat. Einige
machtbewusste Landeshauptleute und berufsständisch beschränkte FCG-Funktionäre
der GÖD feiern den Rückzug Schmieds Sieg, Kanzlerkandidat Spindelegger, der
sich durchs Wahlergebnis doch auch irgendwie gestärkt fühlt, als Garant für
Schüssels „Alles bleibt besser“ ...
Ungelöste Probleme lassen sich nicht auf unbestimmte Zeit vertagen. Der ÖVP-Beton hat ganz ohne Zutun
der SPÖ Risse bekommen. Die Sozialpartner BWK, IV, AK und ÖGB sind sich in
Schulreformfragen einig, auch wenn ÖVP und FCG/GÖD das noch immer nicht
wahrhaben wollen. Caritas, Diakonie, Bildungsvolksbegehren, Bildungs-/Sozial-/Politik-/VolkswirtschaftswissenschafterInnen,Grüne
und neuerdings NEOs, immer mehr Nicht-mehr-wählerinnen, sie alle wollen Schluss
machen mit dem zukunftsblinden Stillstand.
Am 14. Oktober haben die Verhandlungen zu
Regierungsbildung und Regierungsprogramm begonnen. Es liegt an uns engagierten
LehrerInnen, GewerkschafterInnen, Studierenden und Lehrenden an PH und Unis, ob
wir aufstehen und demokratische Bildungsforderungen an die nächste
Bundesregierung und den sich Ende Oktober neu konstituierenden Nationalrat
stellen. Die partei- und gewerkschaftsunabhängige JunglehrerInnen und StudentInnen-Initiative
für ein faires LehrerInnendienstrecht hat am 7. Oktober mehr als 700 Betroffene
auf die Straße gebracht und dem Bundeskanzler und den Parlamentsparteien ihre
Forderungen übergeben. Das Begutachtungsverfahren zum LehrerInnendienstrechtsentwurf
haben
so viele genützt wie noch nie zuvor. Arbeitszeiterhöhung und Überbelastung der BerufseinsteigerInnen
in der Induktion und während des berufsbegleitenden Masterstudiums haben die
meisten der über 1600 Stellungnahmen entschieden abgelehnt. Viele Institutionen
begründen ihre Ablehnung des Gesetzesentwurfs aber auch mit der fehlenden
Neuordnung von Schulkompetenzen und Schulorganisation, darunter sind ÖGB, IV,
Rechnungshof, Armutskonferenz und als einzige GÖD-Gruppierung ÖLI-UG und UGöd:
Seit Jahrzehnten verschleppte Bildungsreformen sind dringend notwendig, ein
ihnen entsprechendes neues PädagogInnendienstrecht ist ein Teil und Ergebnis
dieser Bildungsreformen.
Glück auf!
Caritas am 2.10.13 zu
Bildungspolitik
http://news.orf.at/stories/2200783/
Die Caritas spricht sich für
ein zweites verpflichtendes Gratiskindergartenjahr für alle Kinder, die
Einführung einer gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen und
flächendeckende Angebote an ganztägigen Schulformen aus. Außerdem sollten in
der Pflichtschulzeit die Lehrer die Kinder ein-, zweimal pro Jahr daheim besuchen,
sagte Caritas-Präsident Franz Küberl heute bei einer Pressekonferenz.
http://religion.orf.at/stories/2606974/
Caritas für 2. Pflichtkindergartenjahr
und Gesamtschule
Die Caritas spricht sich
für ein zweites verpflichtendes Gratiskindergartenjahr für alle Kinder, die
Einführung einer gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen sowie
flächendeckende Angebote an ganztägigen Schulformen aus.
Zu Letzteren soll es auch
die Möglichkeit verschränkter Betreuung geben. Außerdem sollten in der
Pflichtschulzeit die Lehrer die Kinder ein- bis zweimal pro Jahr daheim
besuchen, so Caritas-Präsident Franz Küberl bei einer Pressekonferenz am
Mittwoch.
Zuletzt habe in der
Bildungspolitik quasi Stillstand geherrscht, monierte Caritas-Direktor Michael
Landau. „Reformen finden nicht oder nur in Scheibchen statt. Wenn 2013 schon
als Erfolg gefeiert wird, dass ein neues Dienstrecht nach elf Jahren und 34
Verhandlungsrunden in Begutachtung geschickt wird, dann ist das ein Armutszeugnis.“
Landau: „Eine Frage der Vernunft“
Das sei nicht allein die
Schuld der scheidenden Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), sondern der
gesamten Regierung, betonte Landau. Die Sinnhaftigkeit eines zweiten
verpflichtenden zweiten Kindergartenjahres oder eines Ausbaus ganztägiger Schulangebote
seien ja „keine Frage des Glaubens, sondern eine Frage der Vernunft“. Man habe
aber „den Eindruck, dass die Vernunft in dieser Debatte kräftig ausgesetzt
hat“.
Für Landau ist klar, dass
„Bildungspolitik die beste Sozialpolitik ist“: „Bildung reduziert die Gefahr,
arm zu sein, deutlich.“ Unter anderem sei die Einsicht nötig, dass Kindergärten
mehr als bloße Aufbewahrungsstätten sind. Neben einem zweiten verpflichtenden
und kostenlosen Kindergartenjahr bedürfe es auch eines bundesweit einheitlichen
Rahmengesetzes, das etwa Gruppengrößen, Öffnungszeiten und Personalschlüssel
regelt. So müssten auf 15 Kinder zwei PädagogInnen kommen.
Kindergarten: „Wie bei Schulpflicht“
Auf die Frage, wie sich ein
weiteres Pflicht-Kindergartenjahr mit der oft geforderten Wahlfreiheit
vertrage, meinte Landau: „Das ist wie bei der Schulpflicht. Da kann ich auch
nicht sagen, dass mein Kind mit sechs Jahren besser nicht in die Schule geht.“
Und: „Zwei Kindergartenjahre erhöhen die Wahlfreiheit der Kinder, wenn sie
einmal größer sind.“
Die Notwendigkeit einer
gemeinsamen Mittelstufe für die Zehn- bis 14-Jährigen begründete Küberl mit der
derzeit zu frühen Entscheidung über den weiteren Bildungsweg. Umgekehrt bedeute
das aber auch, dass eine gemeinsame Schule auch Individualisierung und ein
differenziertes Angebot in Lern- und Leistungsgruppen miteinschließe. „Das ist
kein Eintopfsystem, sondern ein Schulmenüsystem.“
Als weitere Neuerung
schwebt Küberl vor, dass Lehrer vor allem in der Pflichtschulzeit ein- bis
zweimal pro Jahr ihre Schüler daheim besuchen: „Sie sollen zu den Kids gehen,
zu den Eltern gehen, ein Gespür bekommen, wie sich das darstellt.“ Dafür müsse
man nicht unbedingt nach Finnland schauen: „Wer das Wort Finnland bildungspolitisch
nicht aussprechen kann, auch in Schottland gibt es dieses System.“
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Aus der Bischofskonferenzstellungnahme www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/SNME/SNME_13627/imfname_324051.pdf:
„... Bischofskonferenz unterstützt alle Bemühungen
ein attraktives Dienstrecht für Lehrerinnen und Lehrer zu gestalten, das die
Qualität des Unterrichtes an österreichischen Schulen fördert. Zusammen mit vielen
Anderen möchten wir unsere Sorge über einige Entwicklungen Ausdruck verleihen, die
weder der österreichischen Schule, noch der Gesellschaft insgesamt dienlich
sind. … Die schon durch Jahre erfolgte und medial geradezu systemisch
betriebene Verschlechterung des Image der öst. Lehrkräfte kann auf Jahrzehnte
hinaus gesellschaftlich unerwünschte Folgen haben. Denn das Maß der
Wertschätzung einer Gesellschaft für ihre Lehrer korreliert mit dem der
Wertschätzung von Bildung. … welche Leistungen unsere Lehrkräfte in einem sich
stark wandelnden gesellschaftlichen Ambiente zusätzlich zu bewältigen hatten
und haben und dass sie sich allen veränderten Herausforderungen im
erzieherischen Bereich hochengagiert und professionell … dafür einmal aus
ganzem Herzen danken.“
Anfragen / Infos,
Kreidekreisabo: a@oeli-ug.at
Du würdest den Kreidekreis auch deinen KollegInnen ins
Postfach legen?
Bitte mail an a@oeli-ug.at: Name, Schule, Anzahl
Du würdest gern eine
Infoveranstaltung
zum (neuen) Dienstrecht (oder
PV-/Pensions-/…Recht) organsieren?
Wir haben Referenten! Vereinbare einen Termin!
www.oeli-ug.at/?id=105 Download des 80-Seiten-ÖLI-Skriptums (Dienst-/Schul-/Besoldungs-/PV-Recht)
in Service, Dienstrecht
ÖLI ZVR-Zahl 125480687. An: www.gutenberg.at –
klimaneutral gedruckt °CP IKS-Nr.: 53401-1310-1006
Falls
unzustellbar bitte zurück an:
ÖLI-UG, 4643 Pflasterweg 7
8/2013 DVR: 0581518
P.b.b. 4643 Pettenbach (Verlagsort) GZ 02Z030917M PEFC/06-39-27
[1] IFLD - APELL AN DEN NATIONALRAT
Eine Dienstrechtsreform ist kein Sparpaket. Ein
Sparpaket ist keine Bildungsreform.
Wir, die Initiative für ein faires LehrerInnendienstrecht (IFLD) sind ein
Zusammenschluss von JunglehrerInnen,
UnterrichtspraktikantInnen und Lehramtsstudierenden. Mittlerweile haben
sich weitere Mitglieder der Gesellschaft angeschlossen: erfahrene und
pensionierte LehrerInnen, Eltern, zukünftige Eltern - ÖsterreicherInnen mit
verschiedenen politischen Einstellungen, für die Bildung einen unermesslichen
Wert hat. Wir fordern eine grundlegende Überarbeitung des Dienstrechtsentwurfs,
- es muss am Grundgerüst gerüttelt werden! Wir fordern
· die ausreichende Finanzierung des
Schul- und Bildungssystems und eines neuen PädagogInnendienstrechts
· mehr Zeit für den Berufseinstieg und
den berufsbegleitenden Masterabschluss – keine Überforderung, kein Burnout für
JunglehrerInnen!
· mehr Zeit für jede Schülerin und
jeden Schüler, für individuelle Förderung und Beratung – keine zusätzlichen
Klassen, keine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung
· eine Arbeitsplatzbeschreibung, die
alle Tätigkeiten, die der Lehrberuf tatsächlich umfasst, genau definiert, all
diese Arbeiten anerkennt und entsprechend abgilt, anstatt bloß die
Unterrichtsstunden zu zählen.
· eine Bezahlung von
Master-ausgebildeten LehrerInnen nach der L1-Akademkikerstaffel – keine
Gehaltskürzung bei der Anhebung der Anfangsbezüge/Abflachung der Gehaltskurve
Wir
fordern ein modernes Dienstrecht, das qualitativ hochwertige Bildung für
SchülerInnen ermöglicht.
Zur Bekräftigung unserer Forderungen
verweisen wir auf die vielen kritischen Stellungnahmen zum Begutachtungsentwurf
und fordern deren Berücksichtigung bei der Überarbeitung des Entwurfs.
[6] Bert Brecht:
Lob der Dialektik
Das Unrecht geht heute
einher mit sicherem Schritt.
[.. .] Aber von den
Unterdrückten sagen viele jetzt:
Was wir wollen, geht niemals.
Wer noch lebt, sage nicht – niemals!
Das Sichere ist nicht sicher.
So, wie es ist, bleibt es nicht.
An wem liegt es, wenn die Unterdrückung bleibt?
An uns. An wem liegt es, wenn sie zerbrochen wird? ... Wer verloren ist,
kämpfe! Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein? (1932)