4/2013
Erhöhung der Lehrverpflichtung bedeutet weniger Zeit für die Kinder
Mehr Unterrichtsstunden für LehrerInnen
heißt mehr Kinder pro LehrerIn
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Es ist nun ein Jahr her, seit die Regierung den Entwurf eines neuen
LehrerInnendienstrechts vorgelegt hat. Und es ist 5 Monate her, seit die
Gewerkschaft den verhandelnden MinisteriumsbeamtInnen abschließend dargelegt
hat, was an diesem Entwurf zu ändern ist: Hauptpunkte: Keine
Lehrpflichterhöung, klare Beschreibung der nichtunterrichtlichen LehrerInnenarbeit,
Unterstützungspersonal. Seither sagt die Regierung zwar, sie wolle ein neues
Dienstrecht vor der herbstlichen Nationalratswahl, doch sie hat die vor Monaten
angekündigte Neuformulierung des Entwurfs nie vorgelegt. Im Gegenteil: In immer
wieder lancierten Zeitungsberichten wird so getan, als stehe eine Einigung über
den Entwurf vom Mai 2012 unmittelbar bevor. Während dieser Kreidekreis gedruckt
wird, finden wieder Gespräche zwischen den Ministerinnen Heinisch-Hosek/Schmied/Fekter
und ausgewählten Gewerkschaftsvertretern statt.
Bei manchen KollegInnen scheint die Zermürbunsgtaktik aufzugehen und
sie sagen: Stimmt’s doch einer kleinen Erhöhung der Unterrichtspflicht zu,
damit endlich Ruhe ist und dann haben wir auch mehr Zeit für die Kinder. Dies
ist leider ein Trugschluss:
- Da die Unterrichtsstunden für
die Kinder nicht erhöht werden, bedeutet die Lehrpflichterhöhung für die
LehrerInnen, dass sie künftig mehr verschiedene Kinder in ihrer Obhut haben und
daher weniger Zeit und Energie für jedes einzelne Kind.
- Da die Gesamtarbeitszeit
gleich bleiben soll, bedeuten mehr Unterrichtsstunden für jede/n Lehrer/in
weniger Zeit für Vor- und Nachbereitung und damit zB weniger Zeit für
individuelles Hausübungenanschauen.
Extrembeispiel: Ein HTL-Techniker oder eine Sprachenlehrerin mit
Zweistundenfächern hat derzeit 9 Klassen, bei 24 Unterrichtsstunden aber 12
Klassen und falls eine Maturaklasse dabei ist, sogar 13, also etwa 40% mehr SchülerInnen
zu betreuen!
Dies ist aber nicht der einzige Grund, warum wir von der ÖLI-UG diesen
Dienstrechtsentwurf ablehnen.
Einige Punkte haben wir in den letzten Kreidekreisen genannt.
Ich möchte hier nur den Demokratie-Aspekt herausgreifen:
Ein neues Dienstrecht muss die Lehre-rInnen und die Schulgemeinschaft
in ihren demokratischen Rechten stärken. Wie wollen wir den jungen Menschen Demokratie
vermitteln und sie zu mün-digen StaatsbürgerInnen heranreifen lassen, wenn in
der Schule und in der Schul-aufsicht Feudalismus herrscht?
Wir brauchen endlich auf Zeit gewählte Schulleitungsteams statt zentral
verordnete unabsetzbare Direktionskaiser.
Wir brauchen endlich Gestaltungsmög-lichkeiten für die
Schulgemeinschaft, die durch ausreichend vom Staat zur Verfügung gestelltes
Budget ermöglicht wird!
Meint ’s ÖLI-Team. Schönen Mai!
Impr.: ÖLI-UG,
Österreichische LehrerInnen
Initiative -
Unabhängige GewerkschafterInnen
für mehr
Demokratie, a@oeli-ug.at,
0680 2124358, 4643
Pflasterw.7. Redaktion: Gary Fuchsbauer u.d.ArtikelautorInnen. Papierauflage:
7500. Kreidekreis =
ÖLI-UG-Informations/Diskussionsorgan.
Wir finanzieren uns durch unsere LeserInnen: PSK (60000) 78420320, IBAN:
AT526000000078420320, BIC: OPSKATWW, s.S. 8
Editorial
Liebe KollegInnen
!
Wir
greifen
in
diesem
Kreidekreis
wieder
einige
der
aktuellen
Themen
auf
.
Da
zwischen
Redaktionsschluss
und
Lesen
des
Kreidekreises
mehr
als
eine
Woche
vergeht,
ist
manches
vielleicht
überholt
.
Burnout
wohl
leider
nicht
.
Die
Zentralmatura
auch
nicht
.
Und
dass
sich
beim
Dienstrecht plötzlich
was
Positives
tut,
wagen
wir
auch
nicht
zu
hoffen
.
Die
Vorrückungsstichtagsfrage
wäre
mit
unserem
Vorschlag
von
gleichem
Gehalt
von
25
bis
65
gelöst
.
Da
würde
viel
Bürokratie
eingespart
und
könnte
wieder
mehr
Geld
in
Pädagogik
investiert
werden
.
Auch
zB
in
Elementarpädagogik
.
Apropos
investieren
:
Wir
brauchen
eine
demokratische
starke
Gewerkschaft, damit’s
uns
nicht
wie
in Dänemark geht
.
Oder
wie
der
UG
in
Österreich
.
Bitte
investiere
einen
Blick
auf
den
Erlagschein
S
.
8
und
stärke
uns
mit
deiner
Investition
.
Danke
.
Einführung in die Praxis des „Globalen
Lernens“ in der Sekundarstufe I
Zeit: |
28. Nov. 2013, 10.00 Uhr - 30. 11., 13.30 |
Ort: |
Bildungshaus
Schloss Puchberg/Wels |
Zielgruppe: |
Lehrpersonen
der Sekundarstufe I |
Anmeldung 24. 6. -23. 9.: |
https://www.ph-online.ac.at/ph-ooe/webnav.ini - Nr: 23F13SO073 |
Eine Verantstaltung von
Südwind OÖ in Kooperation mit bm:ukk und der Pädag. Hochschule OÖ.
Praxisorientiertes
Seminar mit vielfältigen didaktischen Angeboten, um aktuelle gesellschaftliche
Themen mit der Pädagogik des Globalen Lernens kreativ in den Unterricht
einzubinden.
Informationen siehe:
www.baobab.at/die-welt-entdecken-erfahren-verstehen
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Mathematikdidaktiker
Jürgen Maaß fordert eine Qualitätsoffensive in der
LehrerInnenausbildung / LehrerInnen für alle Schulen auf universitärem
Niveau bilden:
Keine Panik: Vorrückungsneuberechnung
nach EU-Urteil erst nach neuem
VwGH-Urteil beantragen
Peter Steiner, steiner@oeli-ug.at
GÖD-Jurist
Nagelreiter: Gesetzeslage nicht geändert, Abwarten auf Ergebnis laufender Verfahren
Da hat die "DIE PRESSE" tatsächlich einmal etwas
Aufsehen erregt. Doch eigentlich ist es nichts weiter als ein Sturm im
Wasserglas. Was ist geschehen: Es geht um das Gesetz vom August 2010, das die
erste Vorrückung von zwei auf fünf Jahre verlängert. Dieses Gesetz ist die
Reaktion auf einen EU-Entscheid, wonach bei allen Staatsbediensteten alle
Zeiten bis zum 18. Lebensjahr für die Berechnung des Vorrückungsstichtages
eingerechnet werden müssen. Und weil das der Regierung einen Batzen Geld
gekostet hätte, wurde die erste Vorrückung eben auf fünf Jahre verlängert.
Fazit: Fast keiner kam in den Genuss von Rückzahlungen, die Verlängerung wog
die Einrechnung aller Zeiten vor 18 auf.
Warnung vor
Verjährung kaum aktuell
Genau das greift Univ.-Prof. Jurist Dr. Wachter in einem „Die
PRESSE“-Artikel vom 29. April 2013 und warnt, dass die betroffenen 100.000
Bediensteten „wegen der drohenden Verjährung“ um ihre Vorteile umfallen
könnten, wenn sie nicht einen Antrag auf Neuberechnung des Vorrückungsstichtages
stellen. Das stimmt, aber die ÖLI-UG und die GÖD haben 2010 alle jene beraten,
deren Anträge Aussicht auf Erfolg hatte. Für alle jene, für die sich nichts
ändern würde (die meisten) und für die sich vielleicht etwas verschlechtern würde
(wenige, aber auch das gibt’s), galt und gilt: Keinen Antrag stellen! Die Gesetzeslage
ist nicht klar und das hat sich nicht geändert. Wer trotzdem noch keine Beratung
in Anspruch genommen hat, bitte, mit ÖLI-UG oder GÖD Kontakt aufnehmen.
VwGH-Verfahren
laufen
Derzeit laufen von der GÖD gestützte Verfahren vor dem
Arbeitsgericht und dem Verwaltungsgerichtshof in der Sache, so GÖD-Jurist Nagelreiter.
Diese Verfahren könnten eine Neubewertung des Gesetzes, das die Phase bis zum
ersten Vorrückungsstichtag von zwei auf fünf Jahre verlängerte, bringen. Und
damit die Möglichkeit neue Anträge zu stellen. Bis jetzt gibt es kein
Erkenntnis.
EU-konform oder
nicht?
Hauptsächlich geht es um die Frage, ob die Verlängerung auf fünf Jahre EU-konform ist
oder nicht. Das thematisiert auch Univ-Prof. Wachter in seinem Artikel in der
„PRESSE“. Das Bundeskanzleramt steht auf dem Standpunkt, dass die Übereinstimmung
mit der EU-Richtlinie gegeben ist: Vorsorglich wurde ein Gesetz gebastelt, dass die Verlängerung
EU-konform ist. Die GÖD ist anderer Meinung und so laufen vor dem Arbeitsgericht
und dem Verwaltungsgerichtshof Verfahren mit GÖD-Unterstützung, die genau das
klären sollen.
Bei einem VwGH-Urteil im Sinne der GÖD, werden die Karten neu
gemischt und Anträge von fast allen Staatsbediensteten auf Neuberechnung des
Vorrückungsstichtages sowie Nachzahlung der dadurch anfallenden Gehälter sind
möglich und sinnvoll. Auf das Urteil müssen wir aber noch warten. Wenn das
Urteil anders lautet, bleibt alles beim Alten.
Verjährung ist
nicht Verjährung
Was die Verjährung betrifft, so stellt GÖD-Jurist Nagelreiter
klar: Sie gilt ab der Antragstellung. Nachverrechnet werden drei Jahre. Am
günstigsten wäre es, wenn das VwGH-Urteil „Keine EU-Konformität des Gesetzes“
vor dem 13. August 2013 fallen würde. Dann reichen diese 3 Jahre bis zum 14.
August 2010 zurück, d.h. ohne etwaige Verluste durch die derzeit geltende
Regelung bekommt man Nachzahlungen.
Würde das Urteil später fallen, - Annahme: 24. Februar 2016 - dann
könnte man am 25. Februar einen Antrag stellen und bekäme bis zum 25. Februar
2013 rückwirkend ausbezahlt. Die Zeit zwischen 14. August 2010 und 25. Februar
2013 würde nicht für die Rückrechnung berücksichtigt.
Abwarten und cool
bleiben
Daher gilt: Abwarten! Cool bleiben! Wenn sich etwas ändert, werden
wir wieder berichten.
Der Traum von Standardisierung
Erfahrungen bei einer
Englisch-Zentralmatura-Fortbildung
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Als
Vorbereitung zur Einführung der Zentralmatura in Österreich sind im Frühjahr
2013 etwa 40 EnglischlehrerInnen verschiedener Schulen eingeladen worden, um an
einer Fortbildung teilzunehmen, die dazu dienen sollte, sich mit dem Thema
Zentralmatura vertraut zu machen. Die TeilnehmerInnen an dieser Veranstaltung erhielten
einen vertieften Einblick in die Planungen und Vorbereitungen zur Zentralmatura,
die österreichweit in drei Jahren eingeführt werden soll. Die zugrundeliegende Idee der Zentralmatura
ist, Lehrkräften und SchülerInnen eine standardisierte Maturaprüfung zu bieten,
um eine objektive und möglichst gerechte Bewertung zu erreichen und international
messbare Ausbildungen zu sichern.
Die Hoffnung bestand auch darin, den Aufwand der Auswertung
durch die Standardisierung zu minimieren, wobei das Gegenteil der Fall sein
wird.
Der neue Korrektur- und
Benotungsschlüssel für schriftlich beantwortete Fragen hebt die ausstehenden
Verbesserungsmöglichkeiten hervor. Pro schriftlicher Antwort ist ein
Bewertungsbogen – nach oder während des üblichen Korrigierens, also zusätzlich
dazu – auszufüllen, auf dessen Basis die Leistung der Prüflinge in 4 Kategorien
(Task Achievement, Organisation and Layout, Lexical and Structural Range und
Lexical and Structural Accuracy) mit jeweils 10 Subkategorien, beurteilt werden
soll. Die Hälfte der 10 Subkategorien sind mit Bewertungskriterien versehen. In
den 6 Kategorien, die mit Bewertungskriterien versehen sind, gibt es genau 164
mögliche Ergebnisse zur Auswahl, wobei mindestens 24 angekreuzt werden müssen und die Zwischenergebnisse
durch die Ankreuzung von zwei Subkategorien erzielt werden müssen, i.e. bis auf
48 Ankreuzungen.
Nicht alle
Bewertungskriterien sind aber bei allen schriftlichen Aufgaben in Betracht zu
ziehen; Bewertungskriterien, die nicht mit einbezogen werden sollten, sind als
'task specific descriptors' (TSD) designiert, aber welche TSDs bei welcher Textsorte
angewendet werden sollten, ist noch nicht bestimmt. Ferner hat eine verschwommene
Überlappung von Bewertungskriterien zwischen den Kategorien zur Folge, dass
SchülerInnen für einen einzigen Mangel mehrfach nach unten benotet werden
können. Dazu ist anzumerken, dass die Themenauswahl sich in Richtung des rein
Praktischen bewegt; Briefe Schreiben hat den Schnitt nicht überlebt und ist
laut Multiplikator derzeit nicht vorgesehen, Postkarten- und E-mail Schreiben
hingegen schon.
Bei den
Übungen zu 'Short Answer Reading' und
'Listening Comprehension' fielen einige Kleinigkeiten auf, die verbesserungswürdig
schienen. Unter 'Short Answer' ist eine obere Grenze von vier Wörtern
vorgesehen, damit eine Liste von vorgegebenen Musterantworten herangezogen werden
kann. Antworten, die nicht auf der
Antwortliste stehen und möglicherweise richtig sind, müssen telefonisch mit dem
neuen Zentralmatura-Help-Desk geklärt werden. Wer am Help-Desk sitzen wird, wie
es genau funktionieren wird und wie viel Interaktion mit einem einzigen
Auswerter pro Maturaprüfung vorgesehen sein wird, ist derzeit noch unklar. Die
Musterantworten für Short Answers sind beschränkt in Anzahl und Flexibilität.
Dazu ein Beispiel von der Fortbildung:
Bei einer Listening Comprehension Übung lautete die
Frage: "Right now Hawaii generates electricity by _______ " (Zur Zeit
erzeugt Hawaii Strom mit _____). Die vorgesehene Antwort im Antwortkatalog
lautete "oil powered generators" (Wort-für-Wort aus dem Hörbeispiel);
Antworten wie "generators powered by oil", "oil consuming
generators" oder "generators burning oil", die allesamt richtig
sind aber nicht im Antwortkatalog vorkommen, müssen voraussichtlich per Telefonanruf
vom Help-Desk genehmigt werden; dass diese Genehmigung mit einem
"Korrektur-Code" oder Ähnlichem versehen wird, ist naheliegend aber
noch ungewiss. Es scheint fast überflüssig hier zu erwähnen, dass dies dann
nicht nur eine Frage der korrekten Antwort ist, sondern auch des 'richtigen'
Denkens – und dies in einem Fach, in dem sprachliche Kreativität gefördert
werden muss.
Zuletzt ist bei einigen Übungen aufgefallen, dass schon
abgesegnete Fragen und Texte Schreibfehler beinhalten oder relativ unscharf
formuliert werden. Dies ist sicher nicht als ein gravierender Mangel zu
betrachten, da die Unstimmigkeiten allesamt als klein einzustufen sind. Die
unscharfe Formulierung von einigen Fragen bei den Reading and Listening
Comprehension Übungen ist jedoch der Kollegenschaft negativ aufgefallen und
nach Überzeugung der anwesenden Kollegenschaft lag, um nur ein Beispiel zu
nennen, für eine Frage überhaupt keine 'richtige' Antwort vor, da die Frage
selbst Interpretationsspielraum genoss. Als Fragen zum Thema gestellt wurden,
wie und von wem die Zentralmatura entwickelt wird, ist mitgeteilt worden, dass
am ZM-Englisch-Gremium keine Universitätsprofessoren säßen und nur eine Muttersprachlerin.
Erst in einigen Jahren wird die neue
Zentralmatura flächendeckend verpflichtend, und das ist gut so, denn insgesamt
hat der gewährte Einblick den Eindruck hervorgerufen, dass die Zentralmatura
noch wichtige Entwicklungsschritte gehen muss, bevor ein funktioneller, reibungsloser
und standardisierter Ablauf der Auswertung möglich sein wird.
Denn trotz aller Zahlen:
die Auswertung eines Schriftstücks führt unweigerlich auf die Subjektivität des
Auswerters zurück und eine objektive und standardisierte Beurteilung
schriftlicher Ergebnisse ist in der derzeitigen Ausführung leider nur schwer
nachvollziehbar. Für den Auswerter wäre eine Fortbildung, um den Bewertungsbogen
"standardgemäß" auszufüllen, absolut notwendig (und solche Fortbildungen
sind schon im Angebot), da die Bewertungsbögen bei den Beispielübungen unter
der Kollegenschaft immer einen breiten Notenspiegel gezeigt haben.
Zu bedenken ist aber auch,
dass diese Art der Zentralisierung unter dem Motto 'Standardisierung' erstens
eine tiefgreifende Entmachtung und Abwertung des Auswerters (d.h. Lehrperson)
zur Folge hat und dass sich zweitens die Korrekturzeit und der Aufwand für die
Auswertung in Wahrheit nicht vermindert, sondern erhöht. In einer Zeit der
Budgetkürzungen (flächendeckende Stundenkürzungen etc.) wird eine neue
"Bildungs"-Bürokratie auf die Beine gestellt, über deren Finanzierung
und Personal keine Auskünfte vorliegen und die, letztendlich, die Bildung an
sich nicht verbessert.
Buchtipp
Astrid
Schernhammer:
„Stressfrei durch den
Schulalltag. Burnout-Prophylaxe für Lehrkräfte“
Eigenverlag: Wien 2013; 107 Seiten, € 8,00
Ein
Lesebericht von Ambros Gruber
„Teilweise kämpfe ich bis heute
gegen Energielosigkeit. Wir haben jetzt Ende 2012. Insgesamt sind es also bereits
sechs Jahre, die ich unter dem Einfluss dieser Erkrankung stehe. Die Endphase
habe ich überwunden, aber die Nachhut ist ebenfalls nicht zu unterschätzen.
Zwar fühle ich mich tagsüber
fit, aber dennoch ist mein Befinden nie mehr so geworden wie vorher. Abends
verspüre ich große Müdigkeit und gehe sehr früh zu Bett.“ (S. 45)
Mit
diesem Zitat etwa aus der Mitte dieses Buches von Astrid Schernhammer möchte
ich diesen Buchtipp beginnen, einen Buchtipp, der sich mit einer Erkrankung
beschäftigt, die leider immer noch von vielen Zeitgenoss/innen als
„Mode-Krankheit“ abgetan wird.
Gerade
diese Leute möchte ich gerne fragen: Würden Sie jemandem auf dieser Welt
folgenden Zustand wünschen?
„3. Der ultimative Zusammenbruch
Ich war damals in meiner
alten Heimat, wo ich eine Ferienwohnung besitze, und schrieb gerade etwas auf
dem Laptop. Auf einmal kam ein Kribbeln in den Fingern. Dann begann es auch in
den Unterarmen und ging weiter bis in die Oberarme. Schließlich fing ich an zu
zittern, zuerst an den Händen, dann an den Armen und Beinen, und am Ende war
mein ganzer Körper davon erfasst.
Ich konnte kaum aufstehen und
mir wurde schwarz vor Augen. Gebückt wie eine alte Frau und mich festhaltend,
schleppte ich mich bis zum Bett. Ich legte mich hin, und es schüttelte mich weiter
durch.
Dann kam zufällig meine
Mutter vorbei. Mit viel Mühe schaffte ich es zur Tür. Sie war tief erschrocken,
als sie mich sah, und half mir zurück ins Bett. Dort redete sie beruhigend auf
mich ein und stopfte mir eine Beruhigungstablette in den Mund, die sie aus irgendeinem
Grund dabei hatte. Wahrscheinlich hatte sie schon etwas geahnt.
Genau weiß ich es nicht, aber
ich schätze, es waren etwa zehn Minuten, die dieser Zustand noch dauerte, dann
hörte das Zittern auf. Ich war so erschöpft, dass ich mich alleine nicht einmal
aufsetzen konnte.
Am nächsten Tag ging ich zum
Arzt, und der schickte mich weiter zu einer Internistin mit psychotherapeutischer
Ausbildung. Von dieser erhielt ich schließlich die Diagnose. Erst jetzt begriff
ich, dass ich ernsthaft krank war.“ (S. 40)
Ich
persönlich würde so einen Zustand nicht einmal meinen schlimmsten Feinden
wünschen.
Wie
es zu ihrem Burnout kam, welche Tätigkeiten sie alle ausübte, die sich nicht
positiv auf ihre Gesundheit auswirkten, wie das Burnout selbst sich äußerte und
ablief (siehe auch die Zitate), vor allem aber, was sie alles jetzt, nach abgelaufenem
Burnout macht, das beschreibt Astrid Schernhammer detailliert und sehr übersichtlich
in ihrem Buch. Neben der
Schilderung der Erkrankung erfährt man in diesem Buch vor allem etwas über DOs
und DON'Ts, konkrete Handlungsanleitungen für jene Lehrerinnen und Lehrer, die
Burnout bzw. eine zu hohe Stressbelastung im Berufsalltag vermeiden wollen. Und
das alles nicht
aus dem Blickwinkel einer Expertin, sondern aus dem einer Betroffenen, einer
engagierten Lehrerin, die diesem „Brennen für etwas“ ihre Gesundheit opferte.
Am
Ende des Buches steht dann noch eine knapp dreiseitige Zusammenfassung –
gedacht vielleicht zum Kopieren und Aufpinnen oder ähnlichem.
Vieles
von dem, was Astrid Schernhammer leider erst durch die leidvolle Erfahrung
ihres Burnouts erkannt hat, kann ich nur unterstreichen. Und vieles bekommt man
als Lehrer/in leider erst nach mehreren Dienstjahren mit – das sage ich auch deshalb,
weil ich ähnlich viele Dienstjahre hinter mir haben wie Kollegin Schernhammer.
Für
mich als Sprachenlehrer sind auch viele ihrer didaktischen und methodischen
Tipps im zweiten Teil ihres Buches wertvoll – inwieweit diese Tipps auf andere
Fachbereiche übertragbar sind, wage ich nicht zu beurteilen.
Da
ich so begeistert von der Lektüre bin, möchte ich dieses Buch vor allem Lehramtsstudent/innen
und Junglehrer/innen ans Herz legen. Aber auch für uns alle, die wir mitten im
Beruf stehen, ist es, so denke ich, immer wieder wichtig, uns selbst kritisch
zu beobachten und Erfahrungen anderer zum Anlass zu nehmen, um das eigene Tun
und Lassen – und vor allem um das Lassen geht es bei der Burnout-Prophylaxe –
kritisch zu hinterfragen und unser Leben lebenswert zu gestalten.
Denn
ein Burnout ist eine sehr schwere Erkrankung. Und der Weg zurück ins „Leben“
ist schwer, lang und hart.
„Wenn Sie also die Chance
haben, Burnout abzuwenden, tun Sie alles dafür, was in Ihrer Macht steht! Der
Preis, den Sie sonst bezahlen, ist extrem hoch!“ (S. 45)
Ein
Schritt zur Vermeidung von Burnout ist die Lektüre dieses Buches – und die Beherzigung
der darin enthaltenen Ratschläge!
Das Buch kann online bestellt
werden:
Da ist was faul im Staate Dänemark
Können wir in Österreich aus den
dortigen Vorgängen lernen?
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Andreas Chvatal, chvatal@oeli-ug.at,
HS-Lehrer in Wien, apflug, Mitglied der Bundesvertretung der Gewerkschaft der
PflichtschullehrerInnen für ÖLI-UG
Was
passiert, wenn ein Arbeitgeber erpresserische Druckmittel anwendet, um seine
Vorhaben durchzusetzen? Richtig, er wird von der Regierung unterstützt. So
geschehen in Dänemark, wo nicht nur die sozialdemokratische Premierministerin
plus Regierung, sondern gleich das gesamte Parlament den Kommunen per Anlassgesetz
ermöglichten, den LehrerInnen erhebliche dienstrechtliche Verschlechterungen
aufzuerlegen. Die verpflichtende Anwesenheit bis 16 Uhr und die Erhöhung der
Unterrichtszeit durch die Schulleitungen wurden durch eine fast vierwöchige
Aussperrung der Lehrkräfte erzwungen. Während dieser Zeit wurde kräftig gegen
die LehrerInnen Stimmung gemacht und es ist offenbar gelungen, deren
Gewerkschaft für alle Unannehmlichkeiten der Eltern und SchülerInnen die
Verantwortung zuzuschieben.
Die
angewandte Strategie ist einfach und effektiv. Zuerst wird die Gewerkschaft mit
unannehmbaren Forderungen konfrontiert, dann die ArbeitnehmerInnen ausgesperrt
und schließlich tritt ein – bis zu diesem Zeitpunkt angeblich völlig unbeteiligtes
– salomonisches Über-Es auf den Plan, stellt sich hinter die Arbeitgeber und
verhilft deren Forderungen zur Durchsetzung. „Wir mussten einschreiten, um eine
unhaltbare Situation zu beenden,“ sagte die Premierministerin. Warum dabei den
Wünschen der Arbeitgeber vollständig entsprochen werden musste, bleibt ihr Geheimnis. Auch
jeder anderslautende Schiedsspruch hätte die Aussperrung beendet. Aufgrund dieser
Vorgangsweise hat der Dialog als Mittel der Entscheidungsfindung im dänischen
Schulsystem wahrscheinlich ausgedient. Wer wird die Gewerkschaft noch fragen,
wenn er quasi mit Regierungsunterstützung aussperren darf?
Die
dänische LehrerInnen-Gewerkschaft ist offenbar nicht mehr in der Lage zu reagieren.
Medial diskreditiert und politisch düpiert kann sie wohl kaum den einzig
konsequenten Schritt setzen, nämlich eine Arbeitsniederlegung bis die Zumutungen
zurückgenommen sind. Die Streikbereitschaft der dänischen KollegInnen wird nach
mehr als drei Wochen ohne Bezahlung ohnehin nicht besonders ausgeprägt sein.
Eine diesbezügliche Befragung der Gewerkschaftsbasis wäre aber trotzdem
sinnvoll. Selbstachtung ist auch in der Niederlage wichtig.
Beim
Recherchieren in der englischsprachigen dänischen Presse fand ich ein interessantes
Posting. „Es ist schade, dass man die ganze Bande (= die dänischen Lehrkräfte)
nicht entlassen kann, so wie es damals Reagan mit den Fluglotsen gemacht hat,“
schrieb ein Menschenfreund. Ein Hinweis, über den es sich lohnt nachzudenken. Bekanntlich
hatte Reagan, als die amerikanischen Fluglotsen streikten Glück, und eine
ausreichende Zahl von Ersatzleuten zur Verfügung, denen er als Oberkommandierender
der US Army einfach befehlen konnte, sich als Streikbrecher zu betätigen.
Übertragen etwa auf den österreichischen Bildungsbereich würde das bedeuten,
dass im Fall der Fälle 120 000 ErsatzlehrerInnen gebraucht würden – allesamt
befehlsgebunden, versteht sich. Wenn also ALLE österreichischen LehrerInnen
langfristig ausgesperrt oder gleich gefeuert würden, hätten sie wenigstens die
Genugtuung, der Regierung beim Versuch 120 000 Ersatzlehrkräfte
zusammenzutrommeln zusehen zu können. Für Unterhaltung wäre also gesorgt.
(Natürlich wird das nicht geschehen, nicht einmal in Dänemark.)
Dänemark
ist kein Einzelfall. Überall wird versucht, die Arbeit der öffentlich Bediensteten
und anderer ArbeitnehmerInnen billiger zu machen. Probate Mittel dafür sind
Lohnkürzungen und/oder Arbeitszeiterhöhungen. LehrerInnen sind aufgrund der
besonderen Arbeitzeitregelungen, die nirgendwo auf der Welt mit anderen Berufsgruppen
vergleichbar sind, ein besonders lohnendes erstes Ziel für derartige Tendenzen.
Gängige Vorurteile, Vereinfachungen und Unwahrheiten werden eingesetzt, wenn es
darum geht, LehrerInnen Verschlechterungen zuzumuten. In Österreich kann sich
damit sogar einer wichtig machen, der ansonsten vom Herunterbeten seiner
Uralt-Argumente nicht mehr leben könnte. Sein Name ist unwichtig. „Die Regierung
sollte überhaupt nicht mit der Gewerkschaft verhandeln,“ meinte er, in der Hoffnung,
sich damit zu profilieren. Der Möchtegernexperte fordert nicht weniger als die
Aufgabe der Sozialpartnerschaft.
Exkurs
Sozialpartnerschaft: Der Staat Österreich hat sich unter intensiver Anwendung
der Sozialpartnerschaft, von dem Trümmerhaufen, der er 1945 war, zu einem der
zehn reichsten Länder der Welt entwickelt. So falsch kann die Idee „Sozialpartnerschaft“
also nicht sein. Möglicherweise ist sie auch nicht (mehr) ganz so richtig.
Aber, was auch immer ihre Fehler sein mögen, keinesfalls darf sie infrage gestellt
werden, um opportunistischen Profilierungsneurosen aus Politik und Medien die
Selbstdarstellung zu erleichtern.
Auch
die österreichische Regierung hat in ihrem Bestreben, durch ein neues Dienstrecht
bei den neueintretenden LehrerInnen kräftige Einsparungen zu erzielen, bereits
angedroht, dass dieses Dienstrecht auch ohne Zustimmung der Gewerkschaft kommen
könnte. Wirtschaftsminister Mitterlehner hat sich klar für eine solche
Vorgangsweise ausgesprochen. (Nicht unpeinlich übrigens für den besagten
Pseudo-Experten. Seine Ratschläge sind abgekupfert, noch dazu von jenen an die
sie gerichtet sind.)
Österreich
ist nicht Dänemark. Noch nicht. Noch wird nicht ausgesperrt, sondern
verhandelt, wenn auch unter strikter Geheimhaltung, die von Regierungsseite
nach Gutdünken eingehalten wird, oder auch nicht. Ein Kompromiss scheint möglich.
Die Regierung könnte sich – vorerst(!) – mit einem kleinen Sparpaket zufrieden
geben, die Gewerkschaft könnte sich – wieder einmal – dafür loben, Schlimmeres
verhindert zu haben. Eines scheint sicher: Bald nach der Nationalratswahl im
September wird die Sache erneut angeheizt. Aussperrungen sind in Österreich
nicht nötig. Die Geheimverhandlungen zum neuen Dienstrecht werden einfach zum
Dauerzustand erklärt, und in regelmäßigen Abständen gibt es ein neues kleines
Sparpaket, mit inkludiertem gewerkschaftlichen Eigenlob wegen Abwehr von
Schlimmerem, so lang, bis dänische Zustände erreicht sind.
Im
Ernst: Die Gewerkschaft muss sich überlegen, wie sie vorgehen wird, um nicht
den Fehler der dänischen KollegInnen zu wiederholen. An sich ist das sehr
einfach. Es muss nur festgestellt werden, ob Streikfähigkeit gegeben ist – ja,
eindeutig! – und wie sie noch optimiert werden kann. Monatelange Geheimverhandlungen
werden sich dabei als hinderlich erweisen. Wenn die Gewerkschaft aktionsfähig
sein will, müssen die MandatarInnen der Bundesvertretungen bestmöglich
informiert sein. Über eine weitreichende Entscheidung, wie ein neues
Dienstrecht, muss eine gewerkschaftliche Urabstimmung frühzeitig angekündigt
und durchgeführt werden. Bliebe noch die Frage des Timings. Dänemark zeigte,
dass es sich NACH Aussperrungen ausgesprochen schlecht streikt.
Liebe KollegInnen! Dies ist der 4. Beitrag der Kreidekreisserie Elementarpädagogik
Wir spielen Bildung im Kindergarten?
Bildung ist spielen!
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Von Helga Hauptmann,
Betriebskindergarten
Bank Austria, Leop.Mosesg.
4, 1020 Wien, 01
2128470
Ist Bildung Wissensvermittlung laut Lehrplan? Ist
Bildung Allgemeinbildung?
Ist
Bildung Ausbildung?
Bildung
ist viel mehr – Bildung ist
– etwas selbst vollbracht zu haben
– etwas entwickelt zu haben
– fähig zu sein, Zusammenhänge
zu erfassen
– soziale und emanzipatorische
Kompetenzen erreichen
– die Ausformung der
Gesamtpersönlichkeit, usw.
Kinder
sind eigenständige, soziale, ganzheitlich lernende Wesen. Sie sind von Natur
aus bereit zu lernen. Sind interessiert, neugierig. Können forschen und entdecken.
Das
Ziel von Erziehung und Bildung kann nur sein, einen autonomen und individuellen
Menschen heranwachsen zu lassen, der seinen Platz in der Gesellschaft finden
kann.
Unser
Ziel im Kindergarten – selbstständige,
selbstbewusste Persönlichkeiten ins Leben entlassen.
Jawohl – Persönlichkeiten ins Leben –
und nicht: Kinder für die Schule vorbereiten!
Das
Wort „Vorschulkinder“ ist in diesem Zusammenhang irreführend und fehl am Platz.
Im gesellschaftlichen und politischen Kontext ist damit das Kind ein Jahr vor
der Schule gemeint.
Tatsächlich
ist das Kind von 0-6 ein Vorschulkind – ein Kind vor der Schule. Es gibt ja schließlich auch keine Vor-AHS, Vor-Mittelschule
oder gar Vor-Uni.
Was
Kinder in jungen Jahren BERGREIFEN, erwerben sie für ihr gesamtes Leben.
Und
das soll der Kindergarten den Kindern bieten. Kinder sehen die Welt mit eigenen
Augen und wählen eigene Zugänge bei der Erforschung der Welt. In der
Reggiopädagogik heißt es: „Nicht das Wissen selbst, sondern der Erwerb des
Wissens ist wichtig!“
Die
bloße Vermittlung fertigen Erklärungswissens durch Erwachsene ist immer ein
Erlernen von Fakten – wie lange merkt man sich das?
Kinder
wollen und sollen – Spielen – freiwillig und ohne Leistungsdruck
forschen – neugierig die Umwelt begrei-fen, den Dingen
auf den Grund gehen
kreative Lösungen entwickeln
experimentieren, Konstruieren
kreativ sein, Musizieren, .......
Ausspruch
einer Lehrerin: „Mir ist klar, dass, wenn Bildung als Selbstbildung begriffen
wird, die PädagogInnen zu „MöglichmacherInnen“ werden und nicht die „MacherInnen“
sein müssen!“
Daher
ist es höchst bedauerlich, dass die „PädagogInnenausbildung Neu“ wieder nur zu
einer „LehrerInnenausbildung Neu“ verkommt.
In
guten Kindergärten, also in vielen, modern geführten, „leben“ wir eine Pädagogik,
die Kindern die Möglichkeit bietet, sich in ihrer Persönlichkeit, im sozialen
Miteinander, in ihrem Forschungs- und Experimentierdrang zu entwickeln.
Dafür
benötigen die Kinder vor allem ZEIT,
eine Fülle an Materialien zum Experimentieren, zum kreativen und künstlerischen
Gestalten und Werken, zum theatralischen Darstellen, zum Beobachten, zum Bestaunen
...
Sie
brauchen viel Raum und ZEIT zum
Bewegen und Ausleben ihrer Phantasien. Zum Philosophieren und für Literatur,
zur Naturbegegnung um Umweltthemen zu erfahren.
Zwei Beispiele aus meinem Kindergarten:
Waldtage – ein Stadtkindergarten hat
es nicht so leicht die Natur in ihrer Gesamtheit zu beobachten. Daher haben wir
uns entschlossen, vier mal im Jahr (zu allen Jahreszeiten), je drei
hintereinander folgende Tage, mit dem Zug nach Spillern in den Auwald zu
fahren. Immer zum selben Platz. Ausgerüstet mit Lupen, Mikroskop, Vogelhäuschen
zum Aufhängen und Taschen für Sammelstücke sind die Kinder bei jedem Wetter unterwegs.
Der „eigene Platz“ im Wald gibt Mut zum Experimentieren und Entdecken – gibt Sicherheit. Der Wald ist für die Kinder eine vorbereitete Umgebung in der sie sich bewegen, kreativ sein dürfen und können, ihre Sinnesfähigkeit erhöhen, ökologische Zusammenhänge und elementare Gesetzmäßigkeiten erfahren, die Vielfalt der Tier- und Artenwelt erleben ...
Dies
alles geschieht im sozialen Miteinander, durch Kommunikation, im ruhigen
Betrachten genauso wie in einer grobmotorischen Bewegungsvielfalt.
Durch
Erfahren, Begreifen, durch Forschen und den Dingen auf den Grund gehen, lernen
die Kinder mehr von sich und der Umwelt, als im Zimmer mit einem Bilderbuch,
bzw. im Park oder auf einem Spielplatz in der Stadt.
Kinder, die eine emotionale
Beziehung zur Natur aufgebaut haben, werden auch als Erwachsene die Natur
schätzen und schützen.
Mentoring im
Kindergarten,
ein Begriff aus der Arbeitswelt?
Mentoring
wird eingesetzt um den Wissenstransfer zwischen Erfahrenen und weniger
Erfahrenen zu fördern.
Dies
haben wir für unsere Kinder adaptiert. Nicht das ältere Kind „hilft“ dem
jüngern (die wollen das oft gar nicht!), sondern besondere Fähigkeiten der einzelnen
Kinder wurden besprochen und diskutiert. Das eine Kind kann gut malen, das
andere ist flinker am Computer, andere sprechen andere Sprachen.
So
entstanden Kooperationen unter den Kindern, die im Normalfall nie zustande gekommen
wären.
Diese
Kooperationen werden auf allen Ebenen genützt. So z. B. auch im Wald – es
erweitert das Denk- und Handlungsspektrum der Kinder in Richtung Diversität/Demokratie
– in Sprache und Kultur.
Vertrauen
erlangen, Gemeinschaftsgefühl spüren, selbstbewusst sein, selbstständiges
Handeln praktizieren, Führungsqualitäten erkennen, sich aber auch führen
lassen, kommunikative Kompetenz erlangen ... ist das nicht das, was unsere
Kinder für die Zukunft benötigen?
Ein
kindzentrierter und ein individueller und ganzheitlicher Bildungsprozess mit einer
bildungspolitischen Ausrichtung, wäre ein Zugang für alle Bildungseinrichtungen.
Der
Kindergarten ist die erste Bildungsinstitution im Leben eines Menschen.
Nie
wieder lernt ein Mensch so leicht und so viel wie in den ersten sechs Jahren!
„Der
Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann!“ (Francis Picabia)
Anmerken
muss man: Dies alles kann nur mit gut ausgebildeten Persönlichkeiten geschehen
und wenn die Rahmenbedingungen stimmen: Der Erwachse-nen-Kind-Schlüssel (keine
Gruppen mit 25 Kindern und nur einer Pädagogin) und ausreichend Platz für
Kinder und Erwachsene. Nur dann ist es möglich, Kinder ihren natürlichen Wissens-,
Experimentier- und Spieldrang ohne wesentliche Einschränkungen ausleben zu
lassen.
Foto ÖLI privat
ÖLI-UG zur Begutachtung der Gesetzesvorlagen zur PädagogInnenbildung NEU
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Die
Unabhängigen GewerkschafterInnen der Österreichischen LehrerInnen Initiative
ÖLI-UG, der gemeinsamen Interessensvertretung von LehrerInnen der APS, AHS,
Berufsschulen und BMHS, meinen zu den unter dem Titel der PädagogInnenbildung
NEU zusammengefassten Novellen zum Hochschulgesetz 2005 (HG 2005) für
den Bereich der Pädagogischen Hochschulen, zum Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz
2012 und zum Universitätsgesetz 2002 (UG):
Die ÖLI-UG begrüßt
· die im HG 2005 vorgesehenen
Verbesserungen der LehrerInnenbildung für LandeslehrerInnen an Volksschulen,
Hauptschulen/Neuen Mittelschulen (Sekundarstufe I) und Polytechnischen Schulen
(9. Schulstufe) und die Angleichung der Bachelor-Studiendauer (§ 8 (2), § 35 Z 1 HG) an 240 ECTS der Universitäten (§ 54.
(3) UG)
· die Aufnahme von Uni-Lehramtsstudien
für elementarpädagogische Bildungseinrichtungen in § 13. (1)
UG, und von gesetzlichen Grundlagen für allgemeinpädagogische Studien
zur Berufstätigkeit an elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen an PH § 8 Abs. 2
HG, unter Einbeziehung und Anrechnung des BAKIP-Abschlusses („bei Bedarf“
und nach Schwerpunktsetzung durch das zuständige Ministerium)
· das Aufheben des
diskriminierenden Studienausschlusses von Studierenden mit Behinderung und
Studierenden mit anderen Erstsprachen als Deutsch (§ 42 (1b), § 51
(1) HG)
·
die Neugestaltung der Studieneingangsphase im HG als zeitlich ausgedehnte
Orientierungs- und Reflexionsphase (keine Knock-out-Prüfungen) (§ 41. HG)
· die qualitative Vertiefung
und Verlängerung der Ausbildung durch die Verbindung von Wissenschaftlichkeit
und Praxisbezug, durch
· Masterstudien auch für die
PflichtschullehrerInnen, durch
· Entschulung der PH-Studien (Wahlmöglichkeiten, Abgehen
von starren, Berufstätige und Kinderbetreuende behindernden Studienabschnitten
und Stundenplänen, § 40 Abs. 3 (3) HG)
· die damit verbundenen Impulse
für die Weiterentwicklung der Pädagogischen Hochschulen zu tertiären
Forschungs- und Bildungsstätten
· das von MentorInnen
begleitete Einführungsjahr für alle künftigen Lehrerinnen.
Dennoch lehnt die ÖLI-UG die
drei von BMUKK und BMWF vorgelegten Gesetzesentwürfe zur PädagogInnenbildung
NEU als unzureichend ab, insbesondere weil
û die Bundesregierung dem
Vorhaben einer gleichwertigen und gemeinsamen tertiären PädagogInnenbildung in
den vorliegenden Entwürfen nicht gerecht wird,
û das gegen grundlegende
Bildungsreformen gerichtete Nebeneinander von Kompetenzen, von PH und Uni und
die Ungleichwertigkeit von LehrerInnen-Bildungseinrichtungen und LehrerInnen
fortgeschrieben wird,
û die für das Berufsfeld
Elementarpädagogik verbindliche PädagogInnenausbildung weiterhin nicht verwirklicht
wird und dass die Elementarpädagogik-Bachelorstudien an PH nur mit 180 und an
Unis mit 240 ECTS vorgesehen sind,
û der Schwerpunkt Inklusive
Pädagogik nicht in allen Studiengängen als verpflichtend anzubietende Spezialisierungsmöglichkeit
verankert wird,
û demokratische Mitwirkungsrechte
nicht gewährleistet sind und die
û Finanzierungspflichten der
öffentlichen Hand ausgeklammert bleiben.
Die ÖLI-UG fordert die
Zurücknahme und grundlegende Überarbeitung der vorgelegten Gesetzesentwürfe zur
PädagogInnenbildung neu.
Zur Begründung unserer Ablehnung siehe unsere gesamte
Stellungnahme in www.oeli-ug.at/PaedBildg.pdf
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LehrerInnen in Teilzeit
und Burn Out.
Parlamentarische
Anfragebeantwortung BM Schmieds sagt einiges zur steigenden LehrerInnenbealstung
aus und viel über das Ausweichen von KollegInnen in die Teilzeit. Der Anstieg der
LehrerInnen in Teilzeit von 2007 bis 2012 von 15.445 auf 19.215 (APS) und 4.891
auf 6.310 (AHS), also um 25-30% binnen 5 Jahren ist dramatisch. www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_13723/index.shtml
Hattie-Studie: Auf die LehrerInnen kommt’s an
Zum
Umgang mit Forschungsergebnissen
Mulmiges Gefühl beschlich mich beim Lesen von www.welt.de/debatte/kommentare/article115043391/Den-groessten-Einfluss-auf-Lernerfolg-hat-der-Lehrer.html:
Dass die (deutschen, aber genauso österreichischen) SchulreformgegnerInnen nun die
Hattiestudio als Kampfmittel verwenden, zeigt wieder, dass jede Statistik missbraucht
werden kann.
Wenn
sie schon die Lehrperson für so wichtig halten (und sich selbst für die
tollsten PädagogInnen) und die Schulstruktur für sekundär, warum weigern sie
sich dann in heterogenen Gesamtschulklassen zu unterrichten?
Glauben
sie wirklich, dass die von Hattie (ihrer Meinung nach) geforderten SuperlehrerInnen
dieselben Lernerfolge in den Nullbockgruppen einer Restschule (sei es
Stadthauptschule neben lauter Gyms, sei es Fachschule neben einer BHS) erreichen,
als in ihren netten Gym- oder HAK- oder HTL-Klassen, aus denen sie ihnen unangenehme
SchülerInnen in die HS/NMS/FS aussortieren können?
Ich
hab das Gefühl, dass deshalb bei uns so viele "schlechte" LehrerInnen
und zB in Finnland so viele "gute" LehrerInnen sind, weil die Grundeinstellung
der Gesellschaft (und damit auch der LehrerInnen) zur Schule eine andere ist:
Bei
uns geht es in der Schule ums Sortieren,
bei uns sagen immer noch Deutschlehrerin oder Mathelehrer zu den 30 Fünfzehnjährigen
einer Klasse "Ihr seid zu viele. Ich werd dafür sorgen, dass im nächsten
Jahr weniger in der Klasse sitzen". Anderswo ist jedem und jeder Lehrer/in
klar: Ich habe hier 30 junge Menschen
und die will ich alle zum Lehrziel bringen.
Ich
war kürzlich bei einem Maturatreffen. Da haben u.a. der 82-jährige Altabt und
der 76-jährige Altdirektor gesprochen, vor allem darüber, wie sie vor 40 Jahren
die Schule zu verändern begonnen haben, sich selbst verändert haben,
- vom alten Bild des autoritären Latein-/Griechisch-Lehrers
zu einer Pädagogik, in der es auf die Persönlichkeitsentwicklung
ankommt;
- von der alten Pädagogik, die meinte, die jungen
Menschen formen zu müssen, zu einer Pädagogik, die jede/n als Persönlichkeit fördert.
Und
der jetzige Direktor hat davon gesprochen, dass die Schule sich auch heute
nicht dem Diktat der geforderten wirtschaftsgemäßen Aus-Bildung beugen will, sondern Kunst, Kultur, soziales Engagement und Sport ganz wichtige Faktoren sind
– und für junge Menschen und Gesellschaft auch bleiben sollen.
Schönen Mai wünscht euch
Gary Fuchsbauer.
Im
Septemberkreidekreis bringen wir einen Artikel von Rupert Vierlinger zur Hattie-Studie.
Zitat: „Die Entwicklungs- und Bildungsprozesse, welche die guten LehrerInnen,
die optimalen Ausprägungen der entscheidenden ProtagonistInnen modellieren,
bleiben außen vor! Wenn wir daher Hatties These von der Prävalenz der
Lehrperson unter den schulischen Wirkfaktoren ernst nehmen, dann müssen wir uns
energisch für die Einflüsse interessieren, die das Schulsystem als solches auf
die LehrerInnen ausübt.“
Berufung beim
Oberlandesgericht gegen Ausgrenzung der Unabhängigen Gewerkschafterinnen in der
GÖD
Für Demokratie und Minderheitenrechte
in der Gewerkschaft öffentlicher Dienst
Unabhängige
GewerkschafterInnen kämpfen weiter und gehen in Berufung
Die
Zivilrechtsklage der Unabhängigen GewerkschafterInnen gegen die Missachtung
demokratischer Minderheitenrechte durch die GÖD-Mehrheit von FCG/ÖVP und FSG
wurde von einem Einzelrichter des
Landesgerichts Wien für Zivilrecht in erster Instanz abgelehnt. Damit kann die
GÖD-Mehrheit bis auf weiteres den Unabhängigen GewerkschafterInnen die
Vertretung im GÖD-Vorstand und die Anerkennung als Fraktion verweigern - gegen
die im ÖGB und auch im GÖD-Statut anerkannten demokratischen Minderheitenrechte.
Demokratische
Minderheitenrechte in der „schwarzen“ GÖD
Im
GÖD-Statut ist verankert, dass die Organe der GÖD entsprechend den Wählerstimmen
des betreffenden Bereiches zusammengesetzt werden müssen, daraus ergibt sich
für den 18-köpfigen Bundesvorstand das 14. Mandat für die Unabhängigen GewerkschafterInnen.
Berechnungen des GÖD-Organisationsreferates zeigen, dass wir bundesweit 8 % der
Gewerkschaftsmitglieder vertreten. Mit einem Vorstandsmandat sind neben Informations-
und Mitwirkungsrechten auch die Fraktionsanerkennung und die Übernahme eines
GÖD-Referates samt Infrastruktur verbunden.
In
der Klagsabweisung wurde auf die Argumente der parteiunabhängigen Minderheit
nicht eingegangen, sondern fürs Erste der Mehrheitsstandpunkt bestätigt: durch
die nachträgliche Zergliederung der Vorstandswahl in drei Teilwahlen bleibt
kein Platz für eine/n UG-Mandatar/in.
Weil es so ist, muss es nicht
so bleiben
Der
österreichische Rechtsstaat endet nicht mit der 1. Instanz. Die UGöd wird
Berufung einlegen, ein Senat des Oberlandesgerichtes wird die Abweisung prüfen.
Nicht zufällig ist der volle Name der oppositionellen GÖD-Mitglieder „Unabhängige
GewerkschafterInnen für mehr Demokratie“. Um Demokratisierung der GÖD geht es,
um Aktivierung der Mitglieder, ums konsequente Vertreten von ArbeitnehmerInnen-Interessen
im öffentlichen Dienst und in den ausgegliederten Betrieben und gegen
parteipolitisch eingefärbte Stellvertreterpolitik. Bereits nach der ersten
statutenwidrigen Ausgrenzung der UGöd aus dem GÖD-Vorstand versprach
GÖD-Vorsitzender Neugebauer, die GÖD werde mit
einer Kooptierung im Nachhinein der realen Stärke und dem gewerkschaftlichen
Engagement der UGöd Rechnung tragen. Dazu ist es nicht gekommen, 2011 gab es
wider Erwarten eine Neuauflage der Ausgrenzung. Nachdem alle vereinsintern
Möglichkeiten erschöpft waren, haben die Unabhängigen GewerkschafterInnen den
Rechtsweg beschritten. Weil Demokratie, Minderheitenrechte und Rechtsstaat
zusammengehören. Weil der ÖGB eine demokratische, überparteiliche Organisation
ist und die GÖD eine Teilorganisation des ÖGB.
Spendenaufruf
Die
Unabhängigen GewerkschafterInnen verwenden Gewerkschaftsmittel ausschließlich
für Personalvertretungs- und Betriebsratsarbeit, nicht für innergewerkschaftlichen
Streit. Die bisher aufgelaufenen Kosten wurden mit einer Spendenaktion
abgedeckt. Diese erfordert mit der Berufung eine zweite Auflage – siehe Erlagschein.
Glück
auf! Reinhart Sellner, von der UGöd für den GÖD-Vorstand nominiert, Beate
Neunteufel-Zechner, UGöd-Vorsitzende
Anfragen / Infos,
Kreidekreisabo: a@oeli-ug.at
Du
würdest
den
Kreidekreis
auch deinen KollegInnen ins Postfach legen? Bitte mail an a@oeli-ug.at: Name,
Schule, Anzahl
www.oeli-ug.at/?id=105 Download des 80-Seiten-ÖLI-Skriptums (Dienst-/Schul-/Besoldungs-/PV-Recht)
in Service, Dienstrecht
ÖLI ZVR-Zahl 125480687. An: www.gutenberg.at –
klimaneutral gedruckt °CP IKS-Nr.: 53401-1303-1015
Falls
unzustellbar bitte zurück an:
ÖLI-UG, 4643 Pflasterweg 7
4/2013 DVR: 0581518
P.b.b. 4643 Pettenbach (Verlagsort) GZ 02Z030917M PEFC/06-39-27