1/2013

 

 

 

 

Einladung zum

BundeslehrerInnentag

 

von Österreichischer LehrerInnen Initiative (ÖLI-UG) und Unabhängiger Bildungsgewerkschaft (UBG) am

 

Montag, 4. März 2013, ab 8:45 Uhr,

im Volkshaus Dornach,
Niedermayrweg 7, 4040 Linz-Urfahr.

 

Der Besuch ist allen oö. BundeslehrerInnen (LSR-Erlass) gestattet, es ist dies nur rechtzeitig vor den Semesterferien in der Direktion zu melden. (Du brauchst nicht melden, zu welcher Fraktion du gehst!) Andere können teilnehmen, wenn’s als Fortbildung genehmigt wird. Um freiwillige Beiträge wird gebeten. Anmeldung ist nicht erforderlich.

Programm:

8:45 Uhr: Büchertische, Info-Stände, Gespräch mit Koll. von ÖLI-UG u. UBG

9:00 Uhr: Begrüßung, ÖLI- und UBG-Informationen

9:15 Uhr:

Dr. Stephan Schulmeister:

Sparpolitik und Finanzalchemie

treiben Europa immer tiefer in
die Krise – was tun?

 

Vortrag und Diskussion über die
Auswirkungen auch im Bildungssystem

 

12:30 Uhr: Mittagessen – Möglichkeit zum weiteren Gedankenaustausch mit KollegInnen
                  von ÖLI und UBG. Speisen und Getränke werden von ÖLI und UBG finanziert.

13.30 Uhr:

Dienstrechtsreform

Information und Gespräch mit Josef Gary Fuchsbauer vom Verhandlungsteam der GÖD-ARGE-LehrerInnen

 

 

Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ok, erste Seite nur Text, furchtbar. Und das
nur wegen der A+BHS-LehrerInnen.
Nein, es dürfen auch andere am 4. März kommen, wenn sie’s als Fortbildung genehmigt bekommen oder eh frei haben.
Nach der Schulsozialarbeitsserie im letzten Schuljahr starten wir nun eine neue mit Beiträgen zur Elementarpädagogik.
Apropos starten: Im neuen Jahr steht das Beitrags- und Abo-Konto nun wieder bei allen auf null. Mit deiner Hilfe tun wir, was wir können.
Du kannst den Kreidekreis weitergeben, KollegInnen an anderen Schulen darauf hinweisen, dass wir ein Exemplar an jedes österr. Konferenzzimmer gesandt haben und dass die elektronische Version zum Herunterladen in www.oeli-ug.at steht (zB auch deshalb, um am Bildschirm in größerer Schrift lesen zu können).
Danke sagt J. Gary Fuchsbauer

 

Inhaltsverzeichnis:

2 Dienstrechtsforderungen zu Ausbildung

3 Satire zum Verhältnis Lehrer/in – Staat

4 Elementarbildung. Neue Serie (Lex-Nalis)

5 Gewerkschaft klar gegen Mehrarbeit

6 Von den Finnen lernen

6 Pädagogische Werktagung: Vorbilder

7 Dienstrechtsreform

7 Glosse: Bildungsstandards

8 Brief an GÖD-Vorsitzenden Neugebauer

 

Ratschlag für alle KollegInnen über 50:
Wer sich ein Bild über den – nach derzeitiger Rechtslage – frühest möglichen Pensionsantritt machen möchte, soll sich vom Dienstgeber den Bescheid über die "(beitragsgedeckten) Pensionsversicherungszeiten" ausstellen lassen.
Jede/r hat einmal das Recht, sich die Summe der Versicherungszeiten – inkl. jener außerhalb des LehrerInnendaseins – ausrechnen zu lassen.
(Diese Zeiten sind nicht identisch mit jenen zur Vorrückungsstichtagberechnung)

 

Impressum: EHV: ÖLI-UG, Österreichische LehrerInnen Initiative - Unabhängige GewerkschafterInnen für mehr Demokratie, 4643 Pettenbach, Pflasterweg 7. Redaktion: Josef Gary Fuchsbauer. Papierauflage: 28.000. Kreidekreis ist das Informations- u. Diskussionsorgan der ÖLI-UG. LeserInnen-Beiträge zu schulrelevanten Themen sind willkommen!
ÖLI-Beitritt
bzw. Kreidekreisabonnement unter:  a@oeli-ug.at  od. 0680 2124358, bzw. direkte Einzahlung von
€ 7,- für ein Kreidekreisabo / Jahr
€ 45,- für Mindestmitgliedsbeitrag / Jahr bzw.
€ 30,- Mitgliedsbeitrag / Monat inkl. Kreidekreis-Abo und Berufssrechtsschutz
auf „ÖLI“: IBAN: AT526000000078420320, BIC: OPSKATWW, bzw.PSK BLZ 60000, Nr 78420320
Bitte Name, Adr, email, Schule angeben. Danke
(Finanzamtsbestätigung „Berufsgemeinschaftsbeitrag“ wird zugesandt.)

 

 

Dienstrechtsforderungen zu LehrerInnenbildung

Schreiben von Uni-Lehrenden an die GÖD-ARGE-LehrerInnen

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Universitäre Plattform LehrerInnenbildung - http://www.upl.or.at/

p.A. Univ.-Prof. Mag. Dr. Ilse Schrittesser

Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung

Universität Innsbruck, Innrain 52, 6020 Ibk

ilse.schrittesser@uibk.ac.at

ao. Univ.-Prof. Mag. art. Dr. phil.

 

Ruth Mateus-Berr

Senatsvorsitzende der Universität für angewandte Kunst Wien

Konferenz der Senatsvorsitzenden Österreichischer Universitäten (Kunstuniversitäten und Lehramt)

Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung

Abteilung DAE Design, Architektur Environment

Oskar Kokoschkaplatz 2, 1010 Wien

ruth.mateus-berr@uni-ak.ac.at

 

Innsbruck und Wien, 10. Dezember 2012

 

An die

ARGE Lehrer_innen der GÖD

z.H. Paul Kimberger

Paul.Kimberger@goed.at

 

An das

Verhandlungsteam der GÖD

z.H. GÖD-Vorsitzender, 2. NR-Präsident Fritz Neugebauer

fritz.neugebauer@goed.at

alle: Teinfaltstraße 7, A- 10100 Wien

 

Sehr geehrter Vorsitzender der ARGE LehrerInnen!

Sehr geehrter Vorsitzender der GÖD!

Zur Zeit verhandelt die Bundesregierung (BMUKK, BKA, BMWF) mit der Gewerkschaft öffentlicher Dienst ein neues LehrerInnendienstrecht. Gleichzeitig haben BM Töchterle und BM Schmied, nach ihrem gemeinsamen Vortrag im Ministerrat, die Medien über den „Start zur Umsetzung der PädagogInnenbildung NEU“ informiert, die auch Ihre Dienstrechtsverhandlungen betrifft. In den kommenden Monaten werden BMUKK bzw. BMWF die dazu notwendigen Novellierungen des Hochschulgesetzes 2005 bzw. des Universitätsgesetzes 2002 ausarbeiten, entsprechend den vom Ministerrat bestätigten und im Zuge der Pressekonferenz am 20.11.2012 vorgelegten, Eckpunkten1).

 

Die Gesetzesvorhaben zur PädagogInnenbildung NEU (v.a. Induktionsphase und in der Regel berufsbegleitendes Masterstudium für alle LehrerInnen, Unterrichtsverpflichtung für Neu-LehrerInnen, MA-Studierende und MentorInnen2) betreffen die laufenden Dienstrechtsverhandlungen, über deren Verlauf Geheimhaltung vereinbart worden ist.

Dienstrechtsforderungen der Universitären Plattform LehrerInnenbildung

Die UPL hat den aktuellen Stand der PädagogInnenbildung NEU bei ihrem Symposium FUTURESPACE 6 am 23.11.2012 in Innsbruck diskutiert und wendet sich nun mit folgenden, die Dienstrechtsverhandlungen betreffenden Forderungen an Sie, mit dem Ersuchen sie in die Verhandlungen mit dem Dienstgeber einzubringen:

Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung für die Neu-LehrerInnen während der Induktionsphase auf weniger als 50 % der regulären Unterrichtsverpflichtung des Faches bzw. der Schulstufe

Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung während des MA-Studiums (60 – 90 ECTSPkte entsprechen 1 – 1,5 Studienjahre ohne Nebenbeschäftigung) um 50% für zwei Jahre für das Forschen und Verfassen der als Regelfall vorgesehenen berufsbegleitenden und vielfach berufsbezogenen MA-Arbeit

Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung für MentorInnen zur Induktion bzw. Betreuung von Neu-Lehrer/innen um zwei Unterrichtsstunden je Zu-Betreuendem

Anspruch auf Betreuung auch für QuereinsteigerInnen oder Studierende ohne abgeschlossenes Lehramts-BA-Studium (Folge von LehrerInnenmangel)

Entsprechende dienstrechtliche Absicherung von QuereinsteigerInnen.

Sicherung der Bundesbudgetmittel, die für diese nachhaltig wirkenden und im Sinn der angestrebten Qualitätssteigerung notwendigen Maßnahmen erforderlich sind.

Die UPLwünscht Ihren Verhandlungen, insbesondere was die Abwehr von in den Medien kolportierten Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung angeht, die den Ausgangswert der von uns geforderten Reduzierung betrifft, den besten Erfolg für alle Lehrer/innen und ihre Schüler/innen.

 

Mit freundlichen Grüßen für die Universitäre Plattform LehrerInnenbildung

 

Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Ruth Mateus-Berr

Univ.-Prof. Mag. Dr. Ilse Schrittesser

_______________________

1) Vierjähriges BA-Studium, anschließend ein- oder zweijährige, von Mentor_innen betreute Induktion, MA-Studium während der ersten fünf Dienstjahre – Gesetzeswerdung in der laufenden Legislaturperiode, „unter Einbeziehung der zentralen Interessensvertreter“

2) Ausgenommen hiervon sind die Lehramtsstudien, die weiterhin das Diplomstudium anbieten. Bei ihnen ist die Induktionsphase nach Abschluss des Diploms geplant. Diese wird von Betreuer/innen der Universitäten und MentorInnen der Schulen begleitet.

 

 

NMS – Neue.Meister.Schule

Satire

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 Harald Ehrengruber, NMS 15 Leonardo da Vinci, Linz, ehrengruber@oeli-ug.at

 

 

Nachdem sich meine Tätigkeit als Lehrer nunmehr der silbernen Hochzeit mit meinem Partner – dem Vater Staat – nähert, ist es wohl an der Zeit mit wohlwollender Absicht und unter Aufbringung all meiner verbliebenen Herzenskräfte ein Kurzresümee zu erstellen.

 

Wie in den meisten Beziehungen waren unseren ersten Jahre größtenteils von der Freude am Gestalten geprägt.

 

Du hast mir Kinder anvertraut, die der deutschen Sprache mehr oder weniger mächtig waren, die regelmäßig in die Schule gingen, die sich für etwas begeistern konnten, die Texte schrieben und mehrheitlich auch verstanden, was sie gelesen hatten, deren Eltern einer geregelten Arbeit nachgingen und zudem noch für Anliegen, Fragen und Antworten seitens der Schule aufgeschlossen waren. Ich nahm an, dass sich in den folgenden Jahren ein ähnlicher Trend fortsetzen würde. Ja, und ich habe mich damals bewusst für dich entschieden, für ein volles Erwerbsleben – mein lieber Staat.

 

Dass sich Dinge ändern, ist mir bekannt, dass du dich mit einer schamlosen Dirne eingelassen hast und dich von ihr diktieren lässt, ist eine andere Geschichte.

 

Heute, 22 Jahre später, möchte ich reinen Tisch mit dir machen.

Du hast mich mit Gesetzen überflutet, mit Richtlinien, Bestimmungen und Expertisen beflegelt, in der Annahme, dass ich in meiner dienstbeflissenen Gehorsamkeit dir gegenüber nach deinem Takt tanze. Nun, dein Takt ist mittlerweile taktlos geworden. Du erreichst mich nicht mehr, wir haben uns offensichtlich auseinander gelebt. Dein Takt ist der Takt der kalten Mathematik, der Statistik und der hohlen Zahlen. Du vergleichst, bewertest und sanktionierst deine Knechte. Wer gibt dir eigentlich das Recht dazu? Du nimmst es dir einfach heraus und machst deine eigenen Regeln. Genau genommen sind es nicht deine Regeln, sondern die Regeln deiner neuen Braut, die dich seit geraumer Zeit wie eine Schlange umgarnt. Ich gratuliere dir zu diesem Bündnis.

Du hast vortreffliche Arbeit geleistet. Wenn es in deinem Interesse ist, alles menschliche Kapital im Fegefeuer deiner neuen Herzensdame zu verbrennen, dann wirst du über kurz oder lang auf der Hut sein müssen, nicht selbst darin zu landen.

 

Gott sei Dank bist du wenigstens klug genug, dem grausigen Überlebenskampf elegant auszuweichen. Es würde wohl dem Fass den Boden ausschlagen, wenn einer deiner Minister um € 7,79 brutto die Stunde in den Reinigungsdienst einer namhaften internationalen Firma mit Sitz in Österreich eintreten würde. Viele Mütter deiner Kinder arbeiten zu ähnlichen Konditionen, viele von ihnen sind ohne Arbeit, ebenso verhält es sich mit den Vätern. Deinem neuen Partner ist das herzlich egal, da er sich einen Dreck um den sozialen Frieden in diesem Land schert. Dafür hast du zu sorgen und das kostet dich eine Menge Geld. Nach der gemeinen Milchmädchenrechnung müssen wir die Schulden, die du liebenswürdigerweise in unserem Namen gemacht hast, wieder abtragen. Dabei vergisst man leicht auf die Gewinne, die von anderen eingefahren wurden. Die haben sich irgendwo in Luft aufgelöst und sind wahrscheinlich auf den Finanzmärkten nachhaltig angelegt worden. Dass 10 Prozent aller Österreicher etwa 60 Prozent des Kapitals ihr Eigen nennen dürfen, mögen ihnen manche neiden, andere mögen sich darüber erzürnen, ich möchte es lediglich erwähnen.

 

Nun gut, soweit ich die Entwicklungen der letzten Monate richtig verstanden habe, sollen wir nach betriebswirtschaftlichen Kriterien transparent und vergleichbar werden. Du nennst das Bildungsstandards. Ich nenne es Kontrolle. Prüfe brav deine Schäfchen und verdonnere sie zu Nachschulungen, prüfe sie weiter. Wenn sie weiter nicht deinen Vorstellungen entsprechen, dann wirf sie auf die Straße. Immerhin scharrt ein Heer an jungen, hungrigen Lehrerinnen und Lehrern (du nennst sie nun „Lehrpersonen“) in den Startlöchern, die nahezu zu allen Bedingungen bereit sind, in den Schuldienst einzutreten. Mach ruhig weiter so, mein Lieber, aus Erfahrung weißt du ja, wir sind sehr geduldig, wir lassen uns fast alles gefallen. Wir sind befehlsempfänglich und feige. Wir maulen gerne im Hintergrund und wenn es darauf ankommt, für eine gemeinsame Sache das eine oder andere erschlichene Privileg zu opfern, dann lassen wir die Sache doch lieber sausen. Einige von uns haben nicht einmal den Mut, sich selbst ordentlich krank zu feiern. Ich gehöre auch zu dieser Spezies. Andere wiederum verstehen es vortrefflich auf der Klaviatur der leidenden Opfer zu spielen, was stets zu Lasten der sogenannten Pflichtbewussten geht. Lieber Staat, es ist dir wahrlich gelungen eine opportune Saat zu streuen, die in vielen von uns prächtig gedeiht.

 

Für die wenigen Widerspenstigen und Ungehorsamen hätt´ ich noch einige Vorschläge anzubieten.

Du weißt ja, im Grunde meines Herzens bin ich dir immer treu geblieben.

 

Was hältst du beispielsweise davon, alle unsere Gehälter für die nächsten zwei Jahre vollständig einzubehalten, uns in den Schulen zu kasernieren (zwecks 24-Stundenbetreuung der Kinder)? Du würdest damit die Eltern entlasten, die dann wiederum mehr Zeit für sich selbst und ihre wahren Bedürfnisse hätten. Der Lern- und Leistungsertrag der Kinder stiege in kürzester Zeit gewaltig an. Eine natürliche Selektion zur Entwicklung deiner Schäfchen ergäbe sich automatisch, da sich lediglich die Stärksten und Widerstandsfähigsten auf Dauer behaupten könnten.

Die Suizidrate unter den Jugendlichen sänke rapide, ebenso die Tendenz zur Selbstverstümmelung, weil wir – wie es sich gehört – als Wachposten rund um die Uhr zur Verfügung stünden und Schnürsenkel, Lederriemen, Messer und Gabeln außerhalb der Benützungszeiten ordnungsgemäß verstauten. Was die Ferien anbelangt, so kannst du sie getrost streichen. Sie kommen uns sowieso zu teuer und würden die kreative Entfaltung der Eltern hemmen.

 

Weiters möchte ich anregen seitens der Behörden, einen Singkreis zur Aufhellung der allgemeinen Grundstimmung ins Leben zu rufen. Alle Knaben sind dazu angehalten, sich körperlich an Barren, Pferd, Reck, Ringen und Bock zu ertüchtigen. Mädchen sind in die Kunst der ordentlichen Haushaltung und der gehorsamen Dienstbarkeit einzuführen. Zur Sicherung des Gebäudes vor subversiven Elementen ist eine Wache abzustellen.

 

Lieber Staat, ich hoffe, meine Anregungen stoßen auf fruchtbaren Boden. Hiermit möchte ich mich für einen Posten im hoffentlich bald installierten parteiübergreifenden Beirat zur Erhaltung von Moral und Ordnung bewerben. Ich besitze alle Parteibücher und bin ein braver Bürger, der sich brennend für Geheimdienstarbeit interessiert.

 

Solltest du Fragen zu meinen Kollegen haben, kann ich dir garantieren, dass ich seit mehreren Jahren genauestens Buch über jeden einzelnen führe. Ich habe die Toilettenzeiten mitgestoppt und einige Ungereimtheiten festgestellt. Viele KollegInnen verabsäumen es ordentlich zu grüßen. Einer raucht sogar. Ich vermute, dass Toilettenpapier unrechtmäßig entwendet wird. Unser Schulwart scheint an einer Wurmerkrankung zu leiden, da er so dürr ist.

 

Wäre doch gelacht, wenn wir so kurz vor unserer Silbernen nicht wieder zueinander fänden. Ich umgarne dich von ganzem Herzen. Dein sich übergebender

Neuer Meister Schüler

 

 

 

Liebe KollegInnen! Mit dem folgenden Beitrag beginnt die neue Kreidekreisserie von Heide Lex-Nalis (danke!): Elementarpädagogik

 

Bildung beginnt im Kindergarten

Kindergartenpflicht

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 Heide Lex-Nalis,

Pensionierte BAKIP-Direktorin

Kindergarten- und Hortpädagogin,
Soziologin, Pädagogin

Steuerndes Mitglied in der Plattform EduCare

heide.lex-nalis@plattform-educare.org

 

 

Seit Herbst 2010 ist der Kindergartenbesuch für alle in Österreich lebenden Kinder im Alter von 5 Jahren verpflichtend.

 

Damit hat Österreich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und auf die europaweit in Gang gekommene Diskussion zur Bedeutung „Früher Bildung“ reagiert.

 

Die internationale Diskussion zur elementaren Bildung

 

In den letzten Jahren lässt sich weltweit ein verstärktes staatliches Interesse an Fragen der Bildung und Erziehung in den Jahren vor Eintritt in die Pflichtschule beobachten und die „Frühe Kindheit“ wird zunehmend als bedeutende Phase in der individuellen Bildungsbiografie gesehen.

 

Studien aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen weisen nach, dass durch frühe Bildung im Kindergarten Kindern jene Kompetenzen vermittelt werden können, die für ihre zukünftige Bildungs- und Lebenslaufbahn in hohem Ausmaß entscheidend sind. Was in diesem Alter versäumt wird, ist in der Schule und im späteren Leben nur äußerst schwer, wenn überhaupt, gut zu machen.

 

Frühe Bildung im Kindergarten verschafft allen Kindern Start-Vorteile – nicht nur jenen aus sozial benachteiligten Familien. Für Kinder aus sozial benachteiligten Familien ist sie jedoch oftmals die einzige Chance für eine gelingende Berufs- und Lebenslaufbahn.[1]

Die frühkindliche Bildung wurde in den letzten Jahren zunehmend auch zu einem zentralen Thema der europäischen Zu- sammenarbeit. Im Jahr 2002 einigten sich die damals noch 15 EU-Länder auf eine quantitative Zielangabe für den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Viele Länder versuchten innerhalb kurzer Zeit die entsprechende Anzahl von Plätzen – vor allem für unter-3-jährige Kinder – aus dem Boden zu stampfen. Die Qualität blieb dabei auf der Strecke.

 

2007 reagierte die Konferenz der europäischen BildungsministerInnen darauf. Die Ausbildungsqualität von FrühpädagogInnen, die Curricular-Entwicklung und die personelle und finanzielle Ausstattung der Einrichtungen der frühkindlichen Bildung wurden zum Thema. [2]

 

In den meisten europäischen Ländern wurde in den letzten Jahren das Kindergartenwesen in das Bildungsministerium eingegliedert.[3]

 

Das elementarpädagogische Bildungsverständnis

 

Seit geraumer Zeit beschäftigt sich die Bildungsforschung mit den Fragen „Wie können Mädchen und Buben auf ein Leben in einer postindustriellen Zukunft vorbereitet werden? Welche Kompetenzen werden unsere Kinder brauchen, um auf ihr zukünftiges Leben gut vorbereitet zu sein? Sind unsere bisherigen Vorstellungen, dass Kinder unterwiesen und erzogen werden müssen, noch zeitgemäß?“

 

War es bis in die 90er Jahre noch oberstes Gebot, Kindern Fertigkeiten und Fähigkeiten beizubringen, geht man in der Elementarpädagogik heute davon aus, dass Bildungsprozesse sofort nach der Geburt einsetzen, dass alle Kinder von Anfang an neugierig und wissbegierig sind und dass sie etwas „können“ wollen.

Diese neue didaktisch-methodische Sichtweise führt davon weg, dass wir Kindern etwas „beibringen“, „vermitteln“ oder sie „anleiten“ müssen. Sie geht davon aus, dass Kindergartenkinder nicht durch Instruktion und Belehrung, sondern durch Erforschung der sie umgebenden Welt lernen. Dass sie sich die Welt erspielen – ganz freiwillig und eigenständig.

 

Armin Krenz[4] schreibt dazu „Das Spiel ist gewissermaßen der Hauptberuf eines jeden Kindes, das dabei ist, die Welt um sich herum, sich selbst, Geschehnisse und Situationen, Beobachtungen und Erlebnisse im wahrsten Sinn des Wortes zu begreifen. Und Gerd Schäfer meint dazu „Bildung ist das Können und Wissen, das jemand einsetzen kann, um Aufgaben die sich ihm stellen, zu lösen. Aus dieser Perspektive ist jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt seines Lebens in einer individuellen Weise gebildet und hat die Möglichkeit zu weiteren biografisch verankerten Bildungsprozessen.“[5]

 

Im ersten bundesweit gültigen „Bildungs-Rahmenplan für elementare Bildungseinrichtungen“[6], der 2009 vom BMUKK gemeinsam mit den Bundesländern herausgegen wurde, wird dieser neuen Didaktik ebenfalls Rechnung getragen. Auf Seite 6 heißt es dazu: „Kinder gestalten nicht nur ihre eigenen Lernprozesse, sondern auch ihr soziales und kulturelles Umfeld aktiv mit und können als Ko-Konstrukteure von Wissen, Identität, Kultur und Werten bezeichnet werden.“

 

Als ehemalige Schulleiterin weiß ich, dass die ersten Seiten des Lehrplanes, in denen es um grundsätzliche didaktische Fragen geht, meistens überlesen werden. Als wesentlich gilt der eigene Lehrstoff.

Ähnliches höre ich auch vom ersten bundesweit gültigen Bildungs-Rahmenplan für Kindergärten. Die PädagogInnen sind der Meinung, dass sich eh nichts geändert hätte, weil die genannten Bildungsbereiche weitgehend bekannt sind (Emotionen und soziale Beziehungen, Ethik und Gesellschaft, Sprache und Kommunikation, Bewegung und Gesundheit, Ästhetik und Gestaltung, Natur und Technik).

 

Zur Umsetzung dieses lang erwarteten Bildungs-Rahmenplanes und damit einhergehend zum Aufbau eines neuen Verständnisses von elementarer Bildungsarbeit braucht es jedoch einen Paradigmenwechsel und der lässt sich bekanntlich nicht durch Lesen herbeiführen.

 

Die Rolle der PädagogInnen in elementaren Bildungsprozessen

 

Die europaweit angenommene neue didaktisch-methodische Denkweise, die weg von Instruktion und hin zu Ko-Konstruktion führt, führte zur Diskussion um ein neues Rollenverständnis der PädagogInnen.

 

Cornelia Wustmann, die einzige Lehrstuhlinhaberin für Elementarpädagogik, meint dazu: „Wer sich auf die Themen und Interessen der Kinder einlassen kann, wird sich stets aufs Neue Gedanken über sein eigenes Handeln machen. Das Herstellen dieser Machtbalance erfordert Veränderungen im pädagogischen Selbstverständnis von KindergartenpädagogInnen, eben auch in der Auseinandersetzung mit den eigenen biografischen Erfahrungen mit traditionellen Bildungs- und Erziehungsvorstellungen, die den Erwachsenen als lehrende und das Kind als lernende Person betrachten.“[7]

 

Aus diesem Grund hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten auf europäischer Ebene ein „neues“ Berufsverständnis herausgebildet. Die Tante, die ein bisschen mit den Kindern spielt, bastelt und singt, gibt es nicht mehr, aber auch die „Vorschulerzieherin“, die Buben und Mädchen mit Hilfe sogenannter Vorschulblätter auf die Schule vorbereitet, ist Vergangenheit.

 

Alle europäischen Länder haben ihre Ausbildungen reformiert und in den tertiären Bereich angehoben. [8]

 

Akademisch ausgebildete ElementarpädagogInnen lernen, dafür zu sorgen, dass die ihnen anvertrauten Buben und Mädchen am Ende ihrer Kindergartenzeit jene Basiskompetenzen mitnehmen, die für ein gelungenes schulisches und berufliches Leben notwendig sind; Kompetenzen, die gebraucht werden, um mit der zunehmenden Komplexität von Arbeitsprozessen und der immer kürzer werdenden Halbwertzeit des Wissens und mit der rasanten Entwicklung am Technologiemarkt zu Recht zu kommen.

 

Sie erwerben das dazu notwendige didaktisch-methodische Wissen. Sie lernen aber auch gezielt zu beobachten und bei jedem einzelnen Kind jene Ressourcen aufzuspüren, die die Lust am Lernen erhalten und zu Erfolgserlebnissen führen. Dazu gehört die Lust zu forschen und zu erforschen, aber auch Einfühlungsvermögen.

Die in Österreich angedachte neue Ausbildung auf tertiärer Ebene muss wenig neu erfinden. Wir können aus den Fehlern der anderen europäischen Länder lernen und können uns jene Ausbildungsinhalte, die mit unserer Ausbildungs-Tradition am besten zusammenpassen, herauspicken.

Es muss uns gelingen, junge geeignete Erwachsene (wir brauchen dringend auch Männer in diesem Beruf), die gerne mit Kindern arbeiten wollen, anzusprechen und jene BAKIP-AbsolventInnen, die derzeit in andere pädagogisch/psychologisch orientierte Studienrichtungen abwandern, im Berufsfeld zu halten.

Es muss aber auch gewährleistet sein, dass es im Laufe des PädagogInnen-Lebens möglich ist, in unterschiedlichen Einrichtungen und unterschiedlichen Funktionen eingesetzt werden zu können. „Einmal Kindergärtnerin – immer Kindergärtnerin“ sollte Vergangenheit werden.

Rahmenbedingungen für den
Bildungsprozess –
der Elementarbereich ist chronisch unterfinanziert

 

Es ist hinlänglich erwiesen, dass sich jeder investierte Euro in die Frühe Bildung vielfach „rentiert“. Die OECD schlägt vor, 1% des BIP in elementare Bildungseinrichtungen zu investieren. Österreich investiert ca 0,5%. (OECD-„starting strong“ 2006)

 

Aber auch innerhalb der öffentlichen Gesamtausgaben für Bildung zeigt sich der geringe Stellenwert der Elementarbildung: Österreich gibt lediglich 7% für den Elementarbereich aus, während es für den Bereich der Oberstufe 22% sind. (Nationaler Bildungsbericht 2009)

 

Bemerkbar macht sich die Unterfinanzierung dadurch, dass viel zu viele Kinder auf eine Pädagogin kommen. 3-7 Kinder pro Pädagogin schlägt die OECD vor, bei uns sind es bis zu 25. Bemerkbar macht es sich auch bei den niedrigen Löhnen und bei Dienstzeiten, die im Unterschied zu den SchulpädagogInnen bis zu 38 Stunden pro Woche in der Gruppe vorsehen.

 

Würden die von ExpertInnen empfohlenen 30% der Stunden für die mittelbaren Arbeiten abgezogen, müssten mit einem Schlag um ein Drittel mehr PädagogInnen finanziert werden. Dazu käme die Verdoppelung des Personals durch Verringerung der Kind/PädagogInnen Relation.

Das alles wird von der Regierung nicht einmal angedacht!

Das ist bildungspolitisch unverantwortlich, aber der Schrei der Empörung verhallt im Kreise der PädagogInnen und diese quittieren die Ignoranz gegenüber der Bedeutung elementarer Bildung zunehmend mit der Flucht aus dem Berufsfeld. Inoffiziellen Schätzungen zu Folge ergreifen nur ca 40% aller KindergartenpädagogInnen nach ihrer Ausbildung den Beruf. In Wien sind es deutlich weniger.

 

Der Kindergarten ist die erste Bildungseinrichtung unserer Kinder und bildet somit das Fundament für den weiteren Bildungs- und Lebensweg. Diese Erkenntnis sollte den Weg für die längst fälligen Reformen frei machen.

 

Gewerkschaft klar gegen Mehrarbeit

Am 9. 12. 12 wandten sich die Vorsitzenden der LehrerInnengewerkschaften in einem Brief an Vizekanzler Spindelegger:

„Sehr geehrter Herr Vizekanzler!

Im Kurier werden Sie am 8. Dezember so zitiert:

Ich sage ganz klar zur Lehrergewerkschaft: Die neu eintretenden Lehrer werden länger an der Schule sein müssen. Dafür gibt es aber auch ein höheres Einstiegsgehalt – und die Gehaltskurve flacht im Laufe des Berufslebens ab.“ Im Zuge der neuen Dienstzeitregelung müssten die Pädagogen „am Nachmittag an der Schule sein, um mit den Schülern Hausaufgaben zu machen und zu lernen.

In der heutigen „Pressestunde“ haben Sie nochmals betont, dass neu in den Dienst eintretende Lehrer/innen in Zukunft mehr arbeiten müssen, dafür anfänglich auch mehr Geld als heute erhalten, später im Berufsleben aber weniger.

Zu Ihrer Information:

– Die Arbeitszeitstudie „Lehrer/in 2000“ belegt, dass die Jahresarbeitszeit von vollbeschäftigten Lehrerinnen und Lehrern in Österreich mindestens der aller anderen vollbeschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern entspricht. Diese zu zwei Drittel von Dienstgeberseite finanzierte und gemeinsam mit der Gewerkschaft durchgeführte Studie wird auch nicht in Frage gestellt, denn BM Claudia Schmied reagierte auf unsere Forderung nach einer neuen Arbeitszeitstudie mit der Aussage: „Ich habe keinen weiteren Bedarf an Studien.“

– Die Gewerkschaft fordert seit 15 Jahren eine Umverteilung des Aktiveinkommens, also flachere Gehaltskurven. Die höheren Gehälter zu Beginn werden im Zuge einer Umverteilung durch die niedrigeren am Ende des Berufslebens ausgeglichen – und nicht durch Mehrarbeit über das gesamte Berufsleben. Das ist grundlegende Mathematik.

 – Schon das derzeitige Dienstrecht sieht die Verpflichtung zu unterrichtlicher Tätigkeit für Lehrerinnen und Lehrer auch am Nachmittag und auch im Rahmen ganztägiger Schulformen vor. Für Betreuung und Freizeitaktivitäten sind Lehrerinnen und Lehrer allerdings nicht zuständig. Dafür gibt es eigene Berufsgruppen wie Erzieher/innen und Freizeitpädagoginnen/Freizeitpädagogen, die dafür auch speziell ausgebildet sind.

Wir sagen daher ganz klar zu Ihnen, sehr geehrter Herr Vizekanzler: „Pädagogische Qualität steht für uns immer im Vordergrund, und daher wird es eine Arbeitszeiterhöhung für Lehrerinnen und Lehrer mit uns nicht geben!“

 

 

 

Bildungswesen:

Von den Finnen lernen!

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 Wilfried Mayr, ÖLI-Vorsitzender, mayr@oeli-ug.at

 

 

Als nach dem ersten PISA-Test BM Elisabeth Gehrer jubelte, „Wir sind Weltspitze!“, da war die Ö-Welt noch in Ordnung. Nach dem späteren Absacken machte sich Katerstimmung breit, in letzter Zeit hört man vermehrt, „Der PISA-Test sagt ja nicht wirklich etwas aus.“ Fuchs und Trauben nennt man so etwas.

 

Finnland war immer ärmer als Österreich. Als Pragmatiker konzentrieren sie sich aber aufs Wesentliche, und das sind – verkürzt gesagt – Prävention und Konsequenz. Man beugt Fehlentwicklungen vor und interveniert sehr früh, wenn etwas schief läuft. Ich habe mir vom 29.10. bis 3.11. 2012 das finnische Schulsystem vor Ort näher angesehen und möchte es kurz beschreiben.

 

Finnische Bildungsgrundsätze sind

1. Jedes Kind ist wertvoll

2. Kein Kind wird zurückgelassen

3. Kein Kind darf beschämt werden

 

Vom ersten Lebensjahr an schaut der Staat auf seine Kinder. Im Bildungswesen sieht er den Schlüssel für die Zukunft. Die 5,4 Mio. FinnInnen sprechen eine Sprache, die sonst niemand versteht. Es geht um ihr kulturelles und wirtschaftliches Überleben. Zentraler Orientierungspunkt dabei sind gegenseitige Wertschätzung und Respekt zwischen allen Beteiligten, ganz bewusst gesagt und gelebt.

 

In der 120.000-EW-Stadt Jyväskylä konnten wir vom Kindergarten bis zur LehrerInnen-Bildungs-Uni alles miterleben.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde gehungert, seither gibt es ein tägliches warmes Essen gratis. Heute noch, trotz Sparprogramm.

Die Kindergärten sind wie alle Erziehungsstätten gut ausgestattet, sie sind von anregenden Spielstätten umgeben. Bis minus 15° wird oft ins Freie gegangen, von den ganz Kleinen gerobbt. Klapp-Stockbetten ermöglichen Ruhephasen, die gut qualifizierten Frühkind-PädagogInnen haben wie später die LehrerInnen ausreichend Unterstützungspersonal (PsychologInnen, SozialarbeiterInnen, SanitäterInnen etc.). Die Tarife sind sozial gestaffelt, zwischen € 230.- und 0 pro Monat.

 

Die Grundschulen (Klasse 1 bis 6) und die Weiterführenden Schulen (7-9) sind Gesamtschulen. Die Schwächeren lernen von den Stärkeren, diese helfen gern. Es wird viel schriftlich und aus Büchern gelernt, keine methodischen Akrobatiken. In den Schulen geht es viel entspannter und ruhiger zu als bei uns, auch beim Mittagessen. Was man sich auf den Teller schaufelt, muss man auch aufessen. Per Schulverwaltungsprogramm können sich die Eltern via Internet über Absenzen und Aktuelles von zuhaus aus informieren.

 

Wer sich nicht an die gegenseitige Wertschätzung hält, bemerkt rasch die gesellschaftliche Reaktion. Eine Deutsch-Finnin, die uns übersetzte, erzählte, dass in ihre Klasse einmal ein Bursch kam, der sich nicht recht zu benehmen wusste. Aussprachen halfen wenig. Der Schulvorstand versuchte es mit Vereinbarungen, vergebens. Nach drei Wochen wurde er an eine Spezial-Schule versetzt, wo sich ihm PsychologInnen und ErzieherInnen speziell widmeten, natürlich gewaltfrei, aber rasch und konsequent. Wenn man bedenkt, wie viel Unterrichtszeit werktäglich in Österreich zur Schaffung der disziplinären Rahmenbedingungen draufgeht, erkennt man den Sinn der finnischen Investition in Betreuungspersonal, das in Ö so fehlt. Wenn da überhaupt wer kommt, dann durch die Bank sehr spät und überlastet.

 

Da es in Finnland nicht so viele Klein- und Mittelbetriebe wie in Ö gibt, haben sie kein duales Lehrlings-Ausbildungssystem.

Nach der 9. Schulstufe folgt entweder die 3-jährige Gym-Oberstufe oder eine berufsbildende Oberstufe, gut ausgestattet, mit Werkstätten. Die sozial gestaffelten Elternbeiträge sind jetzt relativ hoch.

Finnland plant die Anzahl der benötigten AbsolventInnen von Hochschulen und Unis sehr genau. Um die Studienplätze müssen sich die jungen Leute bewerben, das Auswahlverfahren ist umfangreich und aufwändig. So wird z.B. nur jede/r etwa zehnte Bewerber/in für ein Lehramtsstudium aufgenommen, dementsprechend hoch ist auch die gesellschaftliche Wertschätzung der PädagogInnen, auch wenn sie etwas weniger verdienen als wir. Wer nicht unterkommt, kann sich bis zur nächsten Bewerbung um Zusatzqualifikationen bemühen. Das Lehramtsstudium umfasst zehn Semester und schließt mit dem Master ab.

 

Die Unterrichtsverpflichtung der LehrerInnen beträgt zwischen ca 17 und 24 Einheiten, die Anwesenheit an den Schulen liegt bei unter 30 Stunden. Es gibt keine Pragmatisierung, aber selten wird jemand entlassen. Das Ministerium gibt nur den Rahmen vor, die meisten Entscheidungen fallen auf (groß)kommunaler Ebene.

 

Das bei uns oft geäußerte Argument der hohen Jugendlichen-Arbeitslosigkeit in Finnland erklärt sich daraus, dass dort alle AbsolventInnen eines Studiums oder des Wehrdiensts unter „arbeitslos“ geführt werden, solange sie keinen Job gefunden haben (in Österreich erst, wenn sie schon monatelang erwerbstätig gewesen waren). Die Wirtschafts- und Finanzkrise führte auch in Finnland zu Einsparungen, aber nicht auf Kosten der Schulqualität.

 

Die intensive und dennoch deutlich entspanntere Atmosphäre an finnischen Schulen hebt die Alltagsqualität aller Beteiligter. Wenn man weiß, wie in Österreich die von den Behörden oft im Stich gelassenen und zunehmend von Repressionen („Love it or leave it!“) betroffenen LehrerInnen ihrem Burnout entgegen schlittern, dann sollten wir von den Finnen lernen, wie man Lernen besser organisiert. Der Lebensqualität aller Beteiligten zuliebe.

 

 

 

62. internationale pädagogische Werktagung

 

VORBILDER
ERZIEHEN
WOHIN?

 

Mo, 8. Juli – Fr, 12. Juli 2013

Große Universitätsaula Salzburg

 

Vorbilder gelten seit jeher als einflussreiche Größe im Erziehungsgeschehen. Wie wichtig Vorbilder für das Lernen sind, hat die Psychologie gezeigt. Vorbilder verfügen über ein Voraus an Erfahrung und Kompetenz und können starke motivationale Kräfte freisetzen. Auch seitens der Neurowissenschaften wird die Relevanz von Vorbildern untermauert, etwa durch Forschungen zur Wirkung von Spiegelneuronen. Gleichzeitig wirft die Thematik der Vorbilder auch Wertefragen auf. Welche Vorbilder scheinen förderlich, welche problematisch?

In bewährter Weise wird das Tagungsthema philosophisch, soziologisch, psychologisch und pädagogisch diskutiert. Zahlreiche Arbeitskreise laden ein, ausgewählte Aspekte zu vertiefen.

 

Dieses Jahr bieten wir Ihnen international renommierte ExpertInnen, wie

• Univ.-Prof. Dr. Ursula Frost, Köln

• Dr. Nathalie Waechter, Wien

• Univ.-Prof. Dr. Joachim Bauer, Freiburg

• Univ.-Prof. Dr. Angela Ittel, Berlin

• Univ.-Prof. Dr. Michael Winkler, Jena

• Dr. Bernhard Bueb, Überlingen

• Univ.-Prof. Dr. Manfred Prisching, Graz

• Pierre Stutz, Lausanne

 

... ein reichhaltiges Arbeitskreis-Angebot

und ein spannendes Rahmenprogramm!

 

Wir freuen uns auf Sie!

Das detaillierte Programm erscheint im Februar 2013. Weitere Informationen rund um die Tagung finden Sie dann auf

http://pwt.kirchen.net

 

 

Dienstrechtsreform + PädagogInnenbildung NEU

(Stand: 4. 12. 2012)

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 Reinhart Sellner, sellner@oeli-ug.at

 

 

Dienstrechtsreformgespräche auf Beamtenebene zu Ende, Verhandlungen auf politischer Ebene noch nicht begonnen. Fortsetzung: Jänner? Wahlkampf 2013?

 

Am 3.12. wurden die Gespräche auf Beamtenebene (Verhandlungsgegenstand war ein 26-Seiten Gesetzesentwurf, der trotz Geheimhaltung seit Mai in den Medien kursiert) abgeschlossen, Anfang Jänner wird ein kleines Redaktionsteam aus BMUKK/BKA/BMF und LehrerInnen-Gewerkschaft eine resumierende Punktation mit den wesentlichen Konsens- und Dissens-Punkten erstellen, die dann an die politische Ebene geht. Dann wird’s, vermute ich, einen Überarbeitungsauftrag an die BeamtInnen geben + dann Verhandlungen Gewerkschaft-MinisterInnen...

Das einheitliche neue LehrerInnendienstrecht wird nach Einschätzung wohlinformierter Kreise in die Regierungserklärung der nächsten Regierung aufgenommen werden. Damit wäre es der GÖD gelungen, die angekündigten Verschlechterungen (v.a. Arbeitszeiterhöhung/Lehrpflicht auf 24 Stunden, Fekter wollte sogar 26) abzuwehren, BM Fekter hat keine Mehrausgaben, und die beiden SPÖ-Ministerinnen Schmied u. Heinisch-Hosek haben im NR-Wahlkampf das Nachsehen.

„Kleine“ Dienstrechtsreform-Novellen für die PädagogInnenbildung NEU?

 

Was immer noch im Raum steht, ist eine Mini-Dienstrechtsreform 2013 (Novelle bestehenden Gesetze für Landes- bzw. BundeslehrerInnen, weil der große Wurf in dieser Legislaturperiode nicht zum Derwerfen ist) als wenigstens kleiner Regierungserfolg, mit dem die für die Lehramtsstudien/PädagogInnenbildung NEU notwendigen Bestimmungen über Induktion, MentorInnen, Anstellungserfordernis, berufsbegleitendes Master-Studium u.a. BMWF- und BMUKK-konform zusammengefasst werden. Das bedeutet für die kürzlich beschlossenen UPL-Forderungen (siehe dazu den Brief Seite 2), dass sie für kurze Zeit sehr aktuell und „just in time“ sind, als Unterstützung für die Punktations- und Minimal-Varianten-Verhandler der GÖD.

 

Vor der ARGE LehrerInnen am 3.12. haben die öliUG-VertreterInnen ähnliche Forderungen eingebracht. ARGE-Vorsitzender Paul Kimberger hat betont, dass sie bei den Themen Induktion und MentorInnen angesprochen wurden. Die ergänzende Forderung nach einer halben Unterrichtsverpflichtung auch für die berufsbegleitend Master-Studierenden wurde in der ARGE zustimmend aufgegriffen.

 

Zur gewerkschaftlichen Organisierung an Unis und PH: Solidarität oder Konkurrenz?

 

Eingriffe in die bundesrechtlich eingeschränkte PH-Autonomie wie bei der Innsbrucker Rektoratsbesetzung werden von den Uns strikt abgelehnt. Im Konkurrenzkampf um Ressourcen und Zuständigkeiten sind sie zu einem schlagenden Argument der RektorInnenkonferenz geworden. Die BMUKK-Unterstützung für Forschung und Wissenschaft an den PH wird dagegen positiv gesehen. Die mit Finanzmitteln des BMUKK ausgestattete Orientierung der PH auf Wissenschaftlichkeit wird in Verbindung mit dem neuen Bundes-Dienstrecht jungen WissenschafterInnen ab 2013/14 attraktive Arbeits- und Anstellungsverhältnisse bieten können, bessere und besser abgesicherte Verträge als die an weiterhin unterdotierten Universitäten.

 

Ein Problem, das in der aktuellen Reformphase beim Formulieren und Vertreten der Interessen von Uni- und PH-KollegInnen schlagend wird, ist die schwache gewerkschaftliche Vertretung der Universitäts-Lehrenden, die gewerkschaftlich wenig interessiert und schlecht organisiert sind, trotz oder wegen der vielen prekären Arbeitsbedingungen. Derzeit fehlt in der GÖD eine tragfähige Basis für die notwendige Zusammenarbeit und für kollegiale Gespräche zwischen den weiterhin als LehrerInnen-Gruppe der ARGE organisierten PH-KollegInnen mit den Uni-GewerkschafterInnen über PH- und Uni-spezifische ArbeitnehmerInnen-Interessen, über Gemeinsamkeiten der mit der PädagogInnenbildung NEU zur Kooperation verpflichtenden Institutionen und über Lösungsansätze für damit verbundene Konflikte.

 

Vielleicht liegt es auch daran, dass wir Unabhängigen GewerkschafterInnen an den Unis 2011/12 zwar bei den Betriebsratswahlen des allgemeinen Personals erfolgreich waren und vernetzt arbeiten, aber beim wissenschaftlichen Personal erst in Ansätzen vertreten sind; Dienststellen-Mandate im PH-Bereich gibt es seit den letzten PV-Wahlen, nur und erst in Wien.

 

Die PH-Lehrenden bleiben trotz WissenschaftlerInnen-Dienstrecht weiterhin der ARGE LehrerInnen zugeordnet und haben keine gemeinsame Bundesvertretung mit Unis und Fachhochschulen.

 

 

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Liebe Schülerinnen und Schüler!

Die ersten Bildungsstandards sind geschlagen und schon wissen die Erwachsenen, wo es euch fehlt. Ihr sollt mathematisch nicht dem entsprechen, was sich die erwachsenen Vorbilder so wünschen. Was wünschen sie sich? Vielleicht einfach nur, dass ihr nicht dieselben rechnerischen Vollkoffer werdet wie die Finanzexperten, Analysten und Geldjongleure, die uns und euch die momentane Krise beschert und ganze Volkswirtschaften ruiniert haben. Vielleicht sollt ihr nicht dieselbe Leseschwäche beim Bilanzen lesen haben, wie Notenbänker, Finanzmarktaufsichtler oder Hypo-Landesbanken-Grafen.

Vielleicht wurdet ihr auch nur auf Bruch und Beistrich mathematisch getestet, damit ihr dereinst die Swap- und Cross-Border-Verträge eurer Väter (neuerdings auch Mütter) lesen und verstehen lernt, dass diese zwar viel gewagt, nichts verstanden, noch weniger gewonnen und eure Zukunft im Finanzmarkt-Kasino verzockt haben. Für Bildung ist jetzt kein Geld mehr übrig, werden sie euch sagen, denn jetzt muss gespart werden. Dafür testen sie euch nach allen Regeln der Statistik in immer kürzeren Abständen. Sie wiegen, messen, interpretieren und befinden, was es kostet, was es bringt, ob sich die Bildung rechnet, die ihr habt. Ja, sie erklären euch zu noch größeren Minderleistern als sie selber sind. Darum meine Bitte an euch, lasst euch nicht schlechtrechnen und interpretieren von jenen erwachsenen Experten, die der Welt schon bewiesen haben, dass sie weder rechnen noch Sinn erfassend lesen können. Wenn es jedoch um ihre Verantwortung geht, finden sie schon die richtigen Worte und Statistiken – für sich (siehe Grafik).

Einer, der euch trotzdem lieb hat.
Gernot Pedrazzoli, 2012, dem Jahr der ersten Mathematikstandarderhebung Österreichs

 

Deutscher Beamtenbund fordert aktuell 6,5% Erhöhung!
Bitte geh auf http://nulllohn.ug-oegb.at und unterstütze die Petition und schreib deine Meinung zur Nulllohnrunde an
fritz.neugebauer@goed.at.

 

 

 

Anfragen / Infos:

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www.oeli-ug.at

 

Einzahlungen auf das

PSK-Konto der ÖLI-UG:

BIC: OPSKATWW,  IBAN:

AT526000000078420320

 

 

Neulehrer/in?

80 Seiten Skriptum viel zu viel?

Mail deine Fragen an:

a@oeli-ug.at

 

ÖLI-Skriptum:

oeli-ug.at/?id=105:

In Service, Dienstrecht steht unser 80-Seiten-Skriptum  (Dienst-/Schul-/Besoldungs-/PV-Recht) zum Herunterladen oder Bestellen auf Papier.

 


                               PEFC/06-39-27

www.gutenberg.at – klimaneutral gedruckt °CP IKS-Nr.: 53401-1208-1015

20-Seiten-Kreidekreis siehe www.oeli-ug.at/krkr1208.pdf

 

 

ÖLI ZVR-Zahl 125480687. An:

Falls unzustellbar bitte zurück an:

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P.b.b. 4643 Pettenbach (Verlagsort) GZ 02Z030917M

 

 



[1] In der Mitteilung der Europäischen Kommission 2006 Effizienz und Gerechtigkeit in den europäischen Systemen der allgemeinen und beruflichen Bildung  wurde hervorgehoben, dass die frühkindliche Erziehung und Bildung die Basis für das weitere Lernen verbessern, Schulabbrüche verhindern, zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen und das allgemeine Kompetenzniveau steigern könne

[2]__http://www.bmbf.de/pub/kommunique_eu_heidelberg_d.pdf, S 4

[3] Vgl.Oberhuemer/Schreyer: KITA-Fachpersonal in Europa. Ausbildungen und Professionsprofile. Verlag Barbara Budrich 2010

[4] Armin Krenz: „ Kinder spielen sich ins Leben - Der Zusammenhang von Spiel- und Schulfähigkeit in Kindergartenpädagogik“ in: Online-Handbuch - Herausgeber: Martin R. Textor

[5] Schäfer, Gerd E. „Sich von Anfang an bilden“ in „Warum Kindergärten Kindern gut tun“. S68 Edition rot 2009

[6]__http://www.bmukk.gv.at/medienpool/18698/bildungsrahmenplan.pdf

[7] Cornelia Wustmann, „Das Weltwissen der 5-8 Jährigen im Spannungsfeld von Bildungsplänen und Konstruktivismus“ in Frühe Bildung, Projekte Befunde, Perspektiven. Hsg.Andrea Holzinger, PH Stmk, Leykam 2012

[8] Vgl.Oberhuemer/Schreyer: KITA-Fachpersonal in Europa. Ausbildungen und Professionsprofile. Verlag Barbara Budrich 2010