8/2012, November
"Es ist was faul im Staate Österreich..."
Politiker/innen
erscheinen nicht vor Untersuchungsausschüssen, Steuergelder werden für aberwitzige
Aktionen verprasst, Konzerne stellen "weltschiache" (oder "potthässliche")
Funktionsbauten und Konsummeilen in die Landschaft, selbsternannte
Bildungsexperten wollen genau wissen, wie Schule funktionieren muss,
Architekt/innen von Schulbauten werden mit Preisen überhäuft, (nur?) weil sie
gute Beziehungen haben, die Vorbereitung der "Zentralmatura" erweist
sich als stümperhaft, die Kosten dafür sollen die LehrerInnen mittels
Halbierung der Klausurabgeltung (9,10 statt 20,40 €) übernehmen, womöglich verkommen
die Verhandlungen zum "Neuen Lehrer/innen-Dienst- und Besoldungsrecht"
letztlich zum Aufzwingen von Sparmaßnahmen, ...
Aber
es regt sich Widerstand. "Empört euch!", das ruft nicht nur Stéphane
Hessel in seiner mittlerweile legendären Streitschrift, nein, das rufen auch
österreichische Bürger/innen. Einige davon sind prominent – ORF-Moderator Tarek
Leitner zum Beispiel mit seinem Buch "Mut zur Schönheit. Streitschrift
gegen die Verschandelung Österreichs." Und das rufen auch wir
Lehrer/innen. Wir von der ÖLI-UG. Vielleicht sind wir weniger prominent, dafür
sind – in unserem Bereich – die Anliegen mindestens so wichtig wie diejenigen
der "Prominenten" für die Allgemeinheit.
Was
gesagt werden muss, muss aus dem Mund schallen. Was geschrieben werden muss,
muss aufs Papier.
In diesem Sinne: Empörende Lektüre!
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Trübe Aussichten?
Ist das der von der GÖD im Frühjahr angekündigte heiße Herbst? Verfrühter
Winterschlaf statt Lohnverhandlungen?
Inhaltsverzeichnis:
3 Als LehrerIn nicht ausbrennen,
sondern „burn for“. Was uns wirklich belastet. Und wie steuern wir dagegen?
3 Attac-Workshops für Schulen
4 Chancengerechtigkeit durch die
Leseförderung? Leider liegt der Schwerpunkt mehr auf testen, als auf fördern
4 Kindergarten-Protest
5 Beziehung Lehrer-Schüler entscheidet
5 Nullbock auf Nulllohnrunde
6 GÖD-Gewerkschaftsdemokratie:
Klage der UGÖD wegen Nichtanerkennung
6 UGöD zum LehrerInnendienstrecht
7 Dienstrechtsverhandlungen. Versuch
eines Zwischenberichts
8 Schülerpatenschaften im Senegal
8 Massive Kürzung bei
Schulpraktischen Studien in APS um fast 2/3
9 NMS in Wien – ein NEUer
Etikettenschwindel! Sechster Schultyp in Sek I.
10 “AHS“ wird umbenannt in „Gymnasium“. AHS-Gewerkschaft FCG-Besitz?
10 Internationale Solidarität
(Griechenland) und nationale Beschwichtigungshofräte
11 Take a stand for teachers! UG zum Welttag der LehrerInnen
11 Integration geht nur gemeinsam.
UG-Brief an Staatssekretär Kurz
12 Schulhaus-Architektur
15 Mut zur Schönheit.
Streitschrift gegen die Verschandelung Österreichs.
16 Bildung für nachhaltige
Entwicklung – ein Stiefkind im österr. Schulbuch
17 Ein Blick allein ist nicht
genug!
Zur OECD „Studie“ Bildung auf 1
Blick
18 „Kein schönes Land in dieser
Zeit. Das Märchen von der gescheiterten Integration“ – Buchtipp
19 Einspruch, Herr Salcher! Zu: „Nie
mehr Schule – immer mehr Freude“
19 LeserInnenbrief zur Gängelung
19 „Ersatzurlaub“ nach Krankenstand?
20 Nein zu Nulllohnrunden im öff.
Dienst
20 Einzahlungen aufs ÖLI-Konto:
Nur die LeserInnen sind unsere Financiers
Impressum: EHV: ÖLI-UG, Österreichische
LehrerInnen Initiative - Unabhängige GewerkschafterInnen für mehr Demokratie,
4643 Pettenbach, Pflasterweg 7. Redaktion: Josef Gary Fuchsbauer.
Papierauflage: 10.000. Kreidekreis ist das Informations- u. Diskussionsorgan
der ÖLI-UG. LeserInnen-Beiträge zu
schulrelevanten Themen sind willkommen!
ÖLI-Beitritt bzw. Kreidekreisabonnement
unter: oeli@kreidekreis.net od. 0680 2124358, bzw. direkte Einzahlung von
€ 7,- für ein Kreidekreisabo / Jahr
€ 45,- für Mindestmitgliedsbeitrag / Jahr bzw.
€ 30,- Mitgliedsbeitrag / Monat inkl. Kreidekreis-Abo und Berufssrechtsschutz
auf „ÖLI“: IBAN: AT526000000078420320, BIC: OPSKATWW, bzw.PSK BLZ 60000, Nr
78420320
Bitte Name, Adr, email, Schule angeben. Danke
(Finanzamtsbestätigung „Berufsgemeinschaftsbeitrag“ wird Anfang 2013 zugesandt)
Editorial
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ok, 20 Seiten Kreidekreis ist
viel.
Und wenn die Regeln modernen
Layouts eingehalten würden, wär’ die Seitenzahl noch viel höher.
Aber einerseits: es gibt so viele
Themen und so viele KollegInnen, die was dazu zu sagen haben.
Andererseits haben und wollen wir
keine parteinahen Versicherungen oder Banken, die den Kreidekreis finanzieren.
Drum können wir ihn nicht an alle LehrerInnen senden und nicht in beliebigem
Umfang ausreichend häufig herausgeben.
Aber
mit deiner Hilfe tun wir, was wir können.
Du kannst den Kreidekreis
weitergeben, KollegInnen an anderen Schulen darauf hinweisen, dass wir ein Exemplar
an jedes österr. Konferenzzimmer gesandt haben und dass die elektronische
Version von www.oeli-ug.at heruntergeladen
werden kann (zB auch deshalb, um am Bildschirm in größerer Schrift lesen zu
können, Links einfach anklicken zu können).
Danke sagt J.
Gary Fuchsbauer
Ich fordere die positive
Diskriminierung!
Satire zur Diskussion über
Uni-Zugangsbeschränkungen
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Wilfried Mayr, ÖLI-Vorsitzender,
mayr@oeli-ug.at
Liebe Alma Mater!
Ich kann die Sorge gewichtiger Kreise hinsichtlich
des Problems überfüllter Hörsäle und sinnloser Abwanderung potentieller gewerblicher
wie handwerklicher Fachkräfte an hohe Bildungsstätten aus ganzem Herzen
verstehen und nachvollziehen.
Diskriminierung gilt landläufig als übles
Wort. Nur wenige kennen auch den Begriff der positiven
Diskriminierung, d.h. die Herstellung gerechterer Verhältnisse durch
bewusste Bevorzugung Benachteiligter. Zur Lösung des Problems
überrannter Bildungsstätten, arbeitsloser Akademiker und unverschämt hoher
Stundenlöhne von handwerklich Tätigen möchte ich dir so ein Modell positiver
Diskriminierung vorlegen.
Seit den Tagen Kreisky’scher Herrschaft und Eingriffen
in ein ausgewogenes, wohltemperiertes Bildungssystem in Österreich ist es um
die akademische Harmonie in unserem Lande schlecht bestellt. Abstruse
Studienrichtungen und Orchideendisziplinen brachten Tausende „Akademiker“ hervor,
die niemand braucht und welche nur unnütz am Tropf unseres Volksvermögens
hängen! Als Beispiel führe ich hier die Tausendschaften der Soziologen an,
welche es nicht einmal zusammen brachten, am Vortag des Zusammenbruchs des
Kommunismus diesen vorher zu sagen. Wozu haben diese Leute studiert?
Politologie? Ein Semester an der Politischen Akademie im Wiener
Springer-Schlössl und die eingehende Lektüre von Macchiavellis „Il Principe“
genügen vollauf.
Die finanzielle Unterstützung der Proles
von Tagedieben und Säufern führte dazu, dass sich die qualifizierte Jugend unseres
Heimatlandes zunehmend der Konkurrenz durch erbgutverarmte, ideallose
Jugendliche gewahr werden musste. So etwas widerspricht den Grundregeln des
Lebens auf diesem Planeten und verlangt nach Abhilfe!
Nehmen wir ein wenig Anleihe bei den
bildungspolitischen Vorstellungen unserer gütigen Kaiserin Maria Theresia. Für
das gemeine Volk genügt an sich das einfache Rechnen, sinnerfassende Lesen von
Kathechismustexten und das Schreiben mittelschwerer Texte. In der modernen Welt
von heute kommen für die Elite noch Theologie, Jurisprudenz, Medizin und die
Naturwissenschaften hinzu.
Bei der diesbezüglich positiven Diskriminierung
unterscheiden wir zwischen Voll-, Halb-, Viertel- und Achtelakademikern in spe.
Vollakademiker in spe sind demnach solche, bei denen beide Elternteile ein
akademisches Studium erfolgreich abgeschlossen haben, Halbakademiker in spe
jene, bei denen nur ein Elternteil diese Qualifikation aufweisen kann, bzw. wer
von zwei vollakademischen Großeltern abstammt usw. usf. Absolventen von
Gymnasien, Akademien und Fachhochschulen werden als Halbakademiker gewertet.
Das
Wissenschaftsministerium definiert nun in Absprache mit der
Industriellenvereinigung die Anzahl der für die Zukunft benötigten
Studienplätze an den einzelnen Universitäten, Fakultäten, Akademien,
Fachhochschulen etc. In einer ersten Bewerbungsrunde melden sich die
Vollakademiker in spe, in einer zweiten sodann die Halbakademiker in spe usw.
usf., bis die angebotenen Plätze belegt sind. Der verbleibende Rest wird den
Berufsschulen zugeführt. Bedarf gedeckt,
Ressourcen ökonomisch genutzt, voilà.
Die bislang ungelöste ausreichende Finanzierung der
Universitäten wird durch Studiengebühren gewährleistet, wobei diese die anfallenden
Kosten zur Gänze abdecken müssen. Ich möchte in dieser Sache an den Ausspruch
der verdienstvollen ehemaligen Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer erinnern,
„Was nix kostet, ist nix wert!“. So wird aus jeder Universität eine
Eliteuniversität. In besonderen finanziellen Härtefällen steht einem Ansuchen
um Ehrenstipendien der Industriellenvereinigung nichts im Wege.
Problem erkannt, Problem gelöst. Keine Zeit für
Zögern, an das Werk!
Dr.
med. univ. Wahnfried Mayerling
Arzt und liebender Vater dreier Söhne
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Als LehrerIn nicht ausbrennen, sondern „burn for“
Was uns wirklich belastet. Und wie
steuern wir konkret dagegen?
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Wolfgang Haag, haag@oeli-ug.at, ZA-APS Salzburg
Wir sind in der
Diskussion um unsere Schulen von der unmittelbaren LehrerInnen-Realität ein
Stück weit abgekommen.
Die Fragen der
Schulorganisation, des neuen Dienstrechts, der LehrerInnenausbildung, usw. sind
wichtige Themenbereich, die natürlich die LehrerInnenrealität berühren, doch
die ganz konkrete Wirklichkeit meines Arbeitsalltages als LehrerIn hängt von
ganz anderen Faktoren ab.
Ich meine damit die
Antworten auf die Fragen:
• Kann ich
an meiner Schule mein Potential als LehrerIn überhaupt entfalten?
• Erlebe ich
mich an meiner Schule als eingeladen?
• Werde ich
an meiner Schule von meinem Umfeld ermutigt?
Wie ist an unseren
Schulen die „Schulhaus-Kultur“? Unser System Schule gerät immer mehr unter
Druck. Die finanziellen Ressourcen für unsere Schulen werden immer weniger, die
Belastungen immer höher und LehrerInnen werden immer älter. Wenn Menschen unter
Druck geraten, versuchen sie zu fliehen oder werden aggressiv. Beides leitet
eine Abwärtsspirale der Qualität an unseren Schulen ein und damit eine
abermalige Erhöhung des Druckes. Eine Schulhaus-Unkultur entsteht. Eine Kultur
der Angst, Beschämung, Anpassung und Resignation. Ein Ungeist macht sich an
unseren Schulen breit. Ein Ungeist, der dazu führt, dass folgende Haltungen
gelernt und verinnerlicht werden: „Es geht nicht um mich; es ist egal, ob ich
da bin oder nicht; man muss etwas anderes vorgeben als wirklich ist; lernen ist
fad; das Leben ist sinnlos; man kann eh nichts machen; alles, was es für mich
gibt, ist ein bisschen Spaß“; usw. (Alles Schülerantworten auf die Frage: Worum
geht es im Leben?) oder: „Ich bin allein; Unterstützung krieg ich keine;
eigentlich sind die Kinder meine Feinde; ich muss ja gegen die Kinder kämpfen;
die Schüler sind gegen mich; Schüler+Eltern misstrauen mir; mein größter Gegner
ist die Schulleitung; ich vertraue niemandem im Kollegium; der Dienstgeber hat
kein Interesse an unseren Nöten“; usw. (Alles LehrerInnen-Antworten auf die
Frage, wie sie sich zur Zeit an ihrem Arbeitsplatz fühlen.)
Es ist daher dringend
nötig, dass wir alle gemeinsam konkret dagegen steuern!
Und wie sieht das aus?
Nur wenn ich die
eingangs gestellten Fragen eindeutig mit „Ja“ beantworten kann, besteht die
Möglichkeit, dass Schulen ihrer Aufgabe, ein Ort des Lernens zu sein, gerecht
werden können. Das haben wir als LehrerInnen eigentlich immer schon gewusst,
auch die Hirnforschung belegt das eindeutig, aber wir sind an vielen Schulen
meilenweit davon entfernt.
Daher
muss das gesamte System aller Beteiligten gemeinsam in einem kooperativen
Prozess Schritt für Schritt dahingehend umgewandelt werden, dass immer mehr
diese Fragen mit „ja“ beantworten können. Man spricht von einem „supportive
leadership“, wenn ein System so geführt wird und die Schulen, die daraus
entstehen, „Potential-Entfaltungs-Schulen“.
Ganz konkret:
• Statt zu unterrichten, könnten wir uns
gegenseitig aufbauen.
• Statt Instruktionen zu erfüllen, könnten wir uns
selbst organisieren.
• Statt Antworten auf fremde Fragen zu finden,
könnten wir Antworten auf eigene Fragen suchen.
• Statt in hierarchischen Beziehungen zu leben: uns
gleichwertig begegnen.
• Statt nur die Belehrer zu sein, könnten wir alle
gemeinsam voneinander lernen.
• Statt nur Defizite nachzuweisen, könnten wir
Reichtümer finden.
• Statt nur zu bewerten: wert-schätzen.
• Statt zu kontrollieren: vertrauen.
• Statt in Beziehungsverhinderungsanstalten zu
leben und zu arbeiten, könnten wir individualisierte Gemeinschaften werden.
• Statt im Burn-out sind wir dann im „Burn for!“
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Workshops für Schulen
Welche Chancen/Gefahren birgt Globalisierung? Wie funktionieren
Finanzmärkte? Warum sind Staaten verschuldet und wie kann die
„Schuldenkrise" behoben werden? Was ist ESM und Fiskalpakt? Wie kann ein gerechteres Steuersystem aussehen? Was sind Gemeingüter?
Wie funktioniert Rohstoffspekulation? Wie funktioniert Geld? Kann die
Wirtschaft am Gemeinwohl orientiert werden? Auf diese u.a. Fragen in einer
globalisierten Welt gehen die Attac Workshops ein.
Zielgruppe: Schüler/innen an Poly/BMHS/ AHS (höhere
Klassen). Workshops werden auch für LehrerInnen-Weiterbildungsveranstaltungen
(SCHILF, ARGE, . ..) angeboten.
Ziele: Information über globale
wirtschaftliche Zusammenhänge. Aufzeigen konkreter politischer Alternativen.
Ermutigung zum Aufspüren der Verflechtungen zwischen lokaler, regionaler und
globaler Ebene und zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Ungleichheit.
Themen zB. Gemeinwohlorientiertes Finanzsystem, Wirtschaft der kurzen Wege,
Energiesouveränität, gerechte globale Handelsregeln, faires Steuersystem,
menschengerechte Arbeit, umfassende Demokratisierung, sozial und ökologisch
nachhaltige Lebensmittel- und Agrarpolitik.
Methode: Die Vorträge und Workshops werden
von geschulten Referent/innen fächerübergreifend, multiperspektivisch und
partizipativ durchgeführt mit der Schaffung von Reflexions- und Diskussionsräumen.
Um komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich zu machen, beinhalten unsere
Workshops neben sachlichen Inputs interaktive Übungen, Filmausschnitte, Spiele,
abwechslungsreiche Methoden. Konkreter Ablauf nach Wunsch.
Schul-Vorträge
mit Diskussion dauern 2 Stunden, Schul-Workshops ab 2 Stunden. Idealerweise
werden die Schüler/innen schon im Vorfeld auf die Veranstaltung vorbereitet.
Kosten: wenn möglich € 60,-/h + Fahrtkosten.
Kontakt: linz@attac.at, Klaus Spöck 0680
31 28 071
ReferentInnen-Pool: www.attac.at
• Fritz
Buchberger, MSc; HS-Lehrer f. Geographie u. Wirtschaftskunde, Absolvent Uni-Lehrgang
Pol. Bildung, Masterstudium Pol. Bildung (JKU)
• Mag.
Klaus Spöck, Wirtschaftspädagoge, 35 Jahre Lehrer für wirtschaftliche Fächer an
einer BHS tätig.
• DI Dr.
Johannes Voitleithner, Erlebnispädagoge, Wissenschafter und Aktivist im Bereich
Wald-, Agrar- und Lebensmittelpolitik
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Chancengerechtigkeit durch die
Leseförderung?
Leider liegt der Schwerpunkt mehr auf
testen, als auf fördern
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Barbara Weichinger, weichinger@oeli-ug.at,
Susanne Weghofer, weghofer@oeli-ug.at,
Personalvertreterinnen für
apfl-UG im Sonderschulbereich
Österreich
steht hinsichtlich Bildungsgerechtigkeit sehr schlecht da (Untersuchung
Bertelsmann-Stiftung: 24. von 31 Ländern!).
Gute Lesefähigkeiten sind
zweifellos eine grundlegende Basis für Bildungserfolg.
Jetzt
könnte man hoffen, dass durch die neuen Überprüfungsmaterialien
(„Lesecheckschachtel“), diverse Tests und Fördermaßnahmen zum Thema Lesen ein
Schritt zu mehr Bildungsgerechtigkeit getan wird, weil der Gruppe der
„schwachen“ LeserInnen besonderes Augenmerk gilt.
Ständig steigt durch die
zahlreichen Überprüfungen der Druck auf die LehrerInnen. Da werden Klassen und
Schulen miteinander verglichen, LeiterInnen und LehrerInnen müssen sich vor der
Dienstbehörde rechtfertigen. Das Klima an so manchen Schulen verschlechtert sich
und LehrerInnen fühlen sich oft entmündigt.
Vor allem aber: Werden
diese Maßnahmen die wirklich schwachen LeserInnen erreichen? Es hat den
Anschein, dass die diversen Testungen im Mittelpunkt stehen, aber Tests sind
keineswegs Fördermaßnahmen! Bei der Vorstellung der Lesecheckschachtel auf der
PH lag der Schwerpunkt auf dem Diagnosematerial.
Es gab kaum Vorschläge zur
Förderung jener, die nicht zusammenlauten oder kaum lesen können. Nur nebenbei
erwähnt wurde die Tatsache, dass das
sinnentnehmende Lesen oft auf Grund des
fehlenden lexikalischen Wissens nicht möglich ist. Befremdend war die wiederholt gehörte Äußerung:
„Alle Kinder werden Sie sowieso nicht erreichen können!“
Es
fehlt am Willen zur Förderung der Schwächsten. Was wäre dafür notwendig?
Förderung
dieser Kinder im Einzelunterricht, in Kleinstgruppen ist unumgänglich.
Dem
Problem des fehlenden sinnentnehmenden Lesens muss wieder durch vermehrten
Einsatz von BegleitlehrerInnen Rechnung getragen werden. Gezielte
Deutsch-Förderung aller Kinder in der Grundstufe 1 ist dringend notwendig.
Und
es ist höchste Zeit, allen APS-LehrerInnen Fortbildungsangebote zu machen, wie
sie Deutsch als Zweitsprache unterrichten können. Es fehlen nach wie vor geeignete
Schulbücher und Literatur für Kinder mit einer anderen Erstsprache als Deutsch.
Die
jetzigen Maßnahmen zur Leseförderung werden hoffentlich dazu führen, dass sich
die Leseleistungen der „mittelmäßigen“ SchülerInnen verbessern. Auf der Strecke
bleiben die Schwächsten.
Wo
bleibt die Chancengerechtigkeit?
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Kindergarten-Protest
Für
Österreich. Für uns. Für die uns anvertrauten Kinder.
Wir MitarbeiterInnen der elementarpädagogischen
Community wehren uns. Wir schließen uns zusammen in einer eigenen
"Protest-Page" für konstruktives Aufrütteln der Öffentlichkeit und
der PolitikerInnen: www.facebook.com/pages/Wir-Elementarp%C3%A4dagogInnen-protestieren/235841109875671
Persönlich.
Weil wir keine einheitliche Interessensvertretung haben – wie auch kein
einheitliches Elementarpädagogikrecht. Nicht einmal einheitliche Berufsbezeichnungen.
Schon gar keine einheitlichen Kollektivverträge oder ein einheitliches Dienst-
und Besoldungsrecht.
Allgemein wird uns gesagt, wir seien
unbestritten die Berufsgruppe, die für das Bildungsland Österreich die wesentlichsten
Grundlagen liefert. Jedenfalls liefern sollte. Denn viele der notwendigen
Voraussetzungen dafür sind uns verwehrt.
Was nützt uns dieser allgemeine
Konsens, was nützt das Kopfnicken aller Politiker?
Ohne
ausreichendes und pädagogisch gut qualifiziertes Personal kann der Kindergarten
keine Bildungseinrichtung sein. Daran ändert auch ein verpflichtendes
Kindergartenjahr, die verpflichtende Sprachförderung und ein bundesweit gültiger
BildungRahmenPlan nichts.
Die Akademisierung der Ausbildung
scheint am – für uns kleinlichen – Gerangel zweier Ministerien zu scheitern.
Die Ausbildung von KindergruppenbetreuerInnen, Tageseltern,
„AssistentInnen", "HelferInnen", "BetreuerInnen" oder
"Stützkräften“ (!) hängt unverantwortlicher Weise überhaupt völlig von unterschiedlichsten
Länderregelungen ab.
Überdies sind neue Strategien zu
entwickeln, um qualifizierte, multikulturelle, männliche und weibliche
Fachkräfte für das Berufsfeld (neu) anzuwerben, im Beruf zu halten und eine
sichere, angesehene und aus finanzieller Sicht existenzfähige Berufslaufbahn zu
ermöglichen.
Im Sinn der
uns anvertrauten Kinder lassen wir es uns nicht mehr gefallen, dass von der
Politik offensichtlich nur ein quantitatives Angebot angestrebt wird, die
qualitativen Standards in den Kindertageseinrichtungen jedoch unverantwortlich
vernachlässigt werden!
Bessere
Rahmenbedingungen in den elementaren Bildungs-, Erziehungs- und
Betreuungseinrichtungen wirken sich nicht nur auf die Menschen aus, die dort
arbeiten, sie betreffen auch und vor allem die Kinder und derenMütter und Väter.
Wie kommen Kinder, Eltern,
ElementarpädagogInnen und Betreiber dazu, in jedem Bundesland andere
Voraussetzungen für Kindergärten, Kindergruppen, Krabbelstuben u.a.m.
vorzufinden?
Ein
Bundesrahmengesetz zur Qualitätssicherung in allen elementaren und
außerschulischen Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungseinrichtungen ist daher
eine unabdingbare Forderung der elementarpädagogischen Community.
Dieses
Rahmengesetz muss unter Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten Richtlinien
für Öffnungszeiten sowie Standards für Gruppengrößen und Personalschlüssel
enthalten und die grundsätzlichen Rahmenbedingungen für ElementarpädagogInnen
und das weitere Personal in den Kindertagesstätten regeln sowie auch die
übrigen Bildungs- und Betreuungsformen – wie Kindergruppen, Tagesmütter u.a.m.
– miteinbeziehen.
Der elementare Bildungsbereich duldet
keinen Dilettantismus mehr! Wir fordern
- ein
flächendeckendes Angebot an elementarpädagogischen Einrichtungen
(Krabbelstuben, Kinderkrippen, Kindergärten, KIndergruppen…), sowie bundesweite
Ganztagsangebote,
- ein
Bundesrahmengesetz zur Qualitätssicherung in elementaren und außerschulischen
Bildungseinrichtungen,
- die
Gleichstellung der Kindergärten mit den Schulen und der
KindergartenpädagogInnen mit den LehrerInnen,
- die
Aufwertung des PädagogInnen-Berufes durch gemeinsame tertiäre Ausbildung und
einheitliche Bezahlung/Besoldung,
- einen
verbindlicher Ausbau – und Finanzierungsplan für alle Bildungseinrichtungen von
den Elementarbildungseinrichtungen bis zu den Hochschulen und Universitäten,
- die
jährliche kontinuierliche Erhöhung der öffentlichen Finanzierung aller Bildungseinrichtungen
auf mindestens 2% des BIP im Jahre 2020.
Bund,
Länder und Gemeinden sind gleichermaßen gefordert, bei der Bildung und
Betreuung der Kinder an einen Strang zu ziehen– gemeinsam mit Betroffenen und
ExpertInnen.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Medienecho
Beziehung Lehrer - Schüler bestimmt
Erfolg
http://tirol.orf.at/news/stories/2555610/ 22.10.12
Die Einführung der Neuen
Mittelschule vor vier Jahren hat das Institut für Lehrerbildung und
Lernforschung an der Uni Innsbruck zum Anlass genommen, das Phänomen Lernen
wissenschaftlich zu untersuchen. Die ersten Ergebnisse der Studie zeigen unter
anderem, dass das Gelehrte nicht unbedingt auch gelernt wird.
In der Neuen Mittelschule
(NMS) werden alle Schüler – egal welches Niveau sie haben – in einer Klasse
unterrichtet. Die drei Leistungsgruppen wurden abgeschafft.
Die Umstellung war Anlass
für die Wissenschafter vom Institut für Lernforschung zu überprüfen, was beim
Unterricht eigentlich aus Sicht der Schülerinnen und Schüler passiert. Dazu
wurden 48 Schüler der ersten Klasse Neue Mittelschule aus ganz Österreich über
längere Zeit begleitet und beobachtet sowie Interviews mit Schülern, Lehrern
und Eltern geführt.
„Lehrer müssen sich auf Schüler einlassen!“
Projektleiter Michael
Schratz berichtet über die ersten Erkenntnisse: „Oft wird angenommen, dass das
Lehren das Lernen bewirkt. Wir haben gemerkt, dass das zwei getrennte Welten
sind.“
Als Beispiel nennt der
Lernforscher eine oft beobachtete Situation aus dem Deutschunterricht, in dem
deutschsprachige Lehrer versuchen, Kindern mit türkischen Wurzeln Grammatik zu
erklären. „Der Lehrer kann sich noch so gut aus seinem deutschsprachigen
Hintergrund heraus bemühen, das zu erklären, und das geht an den Schülern
vorbei, weil sie eine ganz andere Wahrnehmung von Problemen haben, als wir.“
„Schüler müssen sich ernst genommen fühlen“
Die Frage, welche
Lehrmethode nun wirke, sei generell nicht beantwortbar, sagt Schratz. Lernen
hänge stark von der persönlichen Beziehung ab. Es sei für Lehrer wichtig, sich
auf die Schüler einzulassen.
„Jeder Schüler muss das
Gefühl haben, dass er oder sie ernst genommen wird. Das zweite ist das
Feedback, um zu erfahren, wo kann oder muss ich mich verbessern. Das machen
Lehrer meist nur mit dem Rotstift. Und das dritte – das kommt oft zu kurz –
ist, dass die Schüler das Gefühl haben müssen, dass die Lehrpersonen ihnen das
zutraut.“
Die Lernerfahrungen der beobachteten Schüler
werden heuer in der vierten Klasse noch einmal erhoben. Die Ergebnisse der
Studie sollen dann in die Lehrerbildung einfließen.
GÖD:
Unabhängige Gewerkschafter haben Nullbock auf Nulllohnrunde
Utl.:
Nach Metaller-Abschluss – Wenig Optimismus für Lehrerdienstrecht
Wien (APA) - Die Unabhängigen
GewerkschafterInnen im öffentlichen Dienst (UGöD) haben "Nullbock auf
Nulllohnrunden". "Seit dem Abschluss bei den Metallern wirds unruhig
im öffentlichen Dienst", so UGöD-Vorsitzender Reinhart Sellner zur APA.
"Da fragen sich immer mehr 'Na hallo, was ist bei uns los ?'"
GÖD-Chef Fritz Neugebauer hatte bereits im Februar eine Nulllohnrunde für 2013
akzeptiert.
"Wenn es dann heißt, wir haben vor
einem halben Jahr etwas anderes ausgemacht, ist das nicht wirklich befriedigend",
so Sellner. Eigentlich hätte die GÖD zur Bestätigung des
Verhandlungsergebnisses eine Bundeskonferenz einberufen müssen, es gab aber nur
einen Vorstandsbeschluss.
Wenig optimistisch zeigte sich Sellner für
eine echte Reform des Lehrerdienstrechts. Nach derzeitigem Stand "kann da
nur eine Änderung herauskommen, die so allgemein gehalten ist, dass sie auf den
gegenwärtigen Zustand passt. In Wirklichkeit wird alles beim Alten bleiben,
außer bei den nächsten Nationalratswahlen wird alles anders."
Der derzeitige Regierungsvorschlag für ein
neues Dienstrecht sei sichtlich als "Geldbeschaffung für
Schulreformen" konzipiert, so Sellner. Die Kosten sollten schlicht durch
eine Erhöhung der Arbeitszeit der Lehrer gesenkt werden. Die höheren Bezüge zu
Beginn der Laufbahn würden durch die niedrigeren Endbezüge kompensiert –
"aber die Arbeitszeit wird ja lebenslänglich erhöht".
"Dass die Gewerkschaft einer solchen
Gehaltskurve nicht zustimmen kann, ist klar. Kein Wunder, dass sie keine eigenen
Vorstellungen, die sie ohnehin nicht hat, auf den Tisch legen muss."
Für eine echte Reform des Dienstrechts
müssten laut Sellner zunächst Grundsatzfragen wie die gemeinsame Schule, die
Organisation der Lehrerausbildung und die Schulverwaltung angegangen werden.
Gelungene Reformen habe es nur dort gegeben, wo es eindeutige politische Entscheidungen
des Gesetzgebers gegeben habe. "Bei uns ist es jetzt halt so, dass bei
allem, was die SPÖ sagt, die ÖVP dagegen ist und umgekehrt. Die
AHS-Gewerkschaft hat dabei dank ihrer Rolle in der ÖVP einen
Sonderstatus."
Noch keine Entscheidung gibt es bei der von
der UGöD angestrengten Klage gegen den ÖGB, die sich gegen die Teilgewerkschaft
GÖD richtet. Die Gruppierung klagt auf dem Zivilrechtsweg einen Sitz im
GÖD-Vorstand sowie Fraktionsstatus auf allen GÖD-Ebenen ein. Gleich nach der
ersten Verhandlungsrunde gestern, 22.10., sei das Verfahren geschlossen worden,
das Urteil ergeht schriftlich.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Einfach zum Nachmachen
-------- Original-Nachricht
--------
Betreff: NULL BOCK auf Nulllohnrunden. Datum: Tue, 23
Oct 2012 18:40:42 +0200
Von: Ingrid Kalchmair
An: zentralsekretariat@goed.at
Kopie (CC): werner.faymann@bka.gv.at, michael.spindelegger@bmeia.gv.at, maria.fekter@bmf.gv.at, gabriele.heinisch-hosek@bka.gv.at
Lieber Kollege Neugebauer!
Liebe Kollegen und
Kolleginnen des Präsidiums und des Vorstands!
Ich fordere Präsidium und
Vorstand der Gewerkschaft öffentlicher Dienst auf, noch im laufenden
Kalendermonat mit dem Dienstgeber Gehaltsverhandlungen für 2013 aufzunehmen.
Öffentlich Bedienstete
leisten für die Gesellschaft, Wirtschaft und für jede Mitbürgerin / jeden
Mitbürger unverzichtbare Arbeit, und haben wie alle Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer Anspruch auf leistungsgerechte Einkommen. Die für 2013 und 2014
geplanten „hausgemachten“ Einkommensverluste bei steigenden
Lebenshaltungskosten (aktuell 2,7%) schwächen die Kaufkraft von 500.000
öffentlich Bediensteten und Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmer ausgegliederter
Bereiche und führen zu einer Senkung der Inlandsnachfrage, deren Stärkung zur
Abschwächung der immer noch
herrschenden Finanzkrise weiterhin dringend notwendig ist.
Glück auf den 120.000
KollegInnen der Maschinen- und Metallwarenindustrie, deren Gewerkschaft ab 1.
November um bis zu 3,4 Prozent Lohnerhöhungen erreicht hat.
Wir können uns die bereits
im Frühjahr vom Vorsitzenden Neugebauer und seinem Vize Holzer mit dem
Dienstgeber paktierten Gehaltskürzungen für 2013 und 14 nicht leisten, daher
fordern wir von unserer Gewerkschaft öffentlicher Dienst: Gehaltsverhandlungen
JETZT!*
In Erwartung eurer Antwort
und eurer Aktivitäten, mit freundlichen Grüßen,
Dr. Ingrid Kalchmair,
AHS-Lehrerin
Mitglied der UGÖD, Mitglied
der GÖD-LL/OÖ., sowie des erw. Vorstands auf Landesebene, stv. Vorsitzende der
ÖLI-UG sowie Mitglied der Personalvertretung auf Landes- und Bundesebene
ps: Kaputtsparen ist nicht
der Weg, meint jetzt auch der IWF:
http://news.orf.at/stories/2146031/2146022 und dass der Budgetplan nicht in Stein
gemeißelt ist, meint Finanzministerin Fekter angesichts des akuten zusätzlichen
Sanierungsbedarfes im
Bankbereich.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
GÖD-Gewerkschaftsdemokratie
Presseinformation vom 23. 10. 2012:
Wieviel ist 12 + 5 + 1?
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
UGöD, Belvederegasse 10/1, 1040 Wien
Beate Neunteufel-Zechner 068120903059
Reinhart Sellner 0676/34 37 521
office@ugoed.org, http://www.ugoed.at
Am 22. Oktober gab es den
Gerichtstermin in der Klage der UGÖD
(Unabhängige GewerkschafterInnen im öffentlichen Dienst) gegen die GÖD wegen
Nichtanerkennung als Fraktion in der
GÖD und Verweigerung des laut Statut und Wahlergebnis zustehenden Mandats im GÖD-Vorstand.
Die GÖD ist eine Teilgewerkschaft des ÖGB und hat wie
dieser ein rechtsverbindliches Statut. Diese Geschäfts- und Wahlordnung stellt
fest, dass es in der GÖD „Organe“ gibt, z.B. Gewerkschaftskongress,
Bundeskonferenz, Präsidium (1 Vorsitzender + 5 StellvertreterInnen),
Vorstand (Präsidum + weitere 12 Mitglieder). Die Organe sind
entsprechend dem Stimmenverhältnis der WählerInnengrup-pen nach dem
d´Hondt´schen System zusammenzusetzen.
Nach den für uns nicht einsichtigen Berechnungen der GÖD votierten vor dem letzten Kongress 62,77% für FCG, 30,77%
für FSG und
6,57% für UGöd, die bei LehrerInnen, Landwirtschaft, Bundesheer, Landeskrankenanstalten
oder ausgegliederten Betrieben stark vertreten ist. Die UGöd hat Sitz und
Stimme in den GÖD-Landesvorständen OÖ und Salzburg (Wien hat keine
Landesleitung). Das GÖD-Organisationsreferat teilte der UGöd mit, dass gem.
Wahlergebnis jeweils das 14. Mandat an die UGöd geht. Also: UGöd ist nicht im
Präsidium (1+5=6), sollte aber im Vorstand (1+5+12=18) sein. Die UGöd
nominierte Reinhart Sellner als Vertreter im Vorstand, die absolute
FCG-Mehrheit samt FSG- wollten keinen Vorstandssitz und kein Referat an die
Unabhängigen abgeben. Ge werkschaftsdemokratie, Vereinsrecht und Statut – oder
Mehrheitsmacht und parteipolitisches Kalkül?
Mit dem Vorstandssitz sind für gewerkschaftliches
Arbeiten Informations- und Mitwirkungsrechte verbunden, die Besetzung
eines GÖD-Referates samt Infrastruktur und die Anerkennung als
GÖD-Fraktion, was Mittel aus den Mitgliedsbeiträgen der GÖD-Mitglieder
für die Fraktionstätigkeit auch bedeutet. Ein Sitz für die UGöd bedeutet
einen Sitz und ein Referat weniger für FCG (2006) oder FSG (2011), so oder so
ein wenig weniger Macht und Spielgeld für FCG und ihre FSG-Partner in der GÖD.
Vor dem Zivilrichter blieb die GÖD bei ihrer
Mehrheits-Macht-Position: Weil der Wahlvorgang für das Vereins-Organ Vorstand,
das aus „(a) Präsidium und (b) weiteren Mitgliedern“ besteht, in drei
Wahlgängen (1 Vorsitzender, 5 Stellvertreter, 12 weitere Mitglieder) erfolgt,
steht der UGöd mit der Wahlzahl 14 kein Mandat zu. 1+5+12 gilt nicht, auch wenn
außer Streit steht, dass der Vorstands-Vorsitzende und seine StellvertreterInnen
im Vorstand tätig sind. Das FCG-FSG-Schiedsgericht der GÖD sagt, dass es nicht
um die Gesamtzahl der Vorstandsmitglieder, sondern um die Teilmenge der
weiteren Mitglieder geht.
Das Urteil ergeht schriftlich.
SPENDENAUFRUF FÜR GÖD-DEMOKRATISIERUNG zur Abdeckung unserer Ausgaben im Rechtsstreit mit der GÖD. Die
Kosten können – abhängig vom Ausgang des Verfahrens – 1000-5000 € betragen. Da
wir kein Vereinsvermögen besitzen und kein für Mitgliederschulung und
-betreuung vorgesehenes Gewerkschaftsgeld gegen die Gewerkschaft verwenden
wollen, sind wir auf eure Spenden angewiesen: Wir bitten
euch um Finanzhilfe unter "GÖD-Rechtsweg" auf PSK (BLZ
60000), Nr. 78420320 (ÖLI. IBAN: AT526000000078420320, BIC: OPSKATWW). DANKE!
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
zum
LehrerInnendienstrecht
Presseinformation
vom 23. 10. 2012: Verhandlungen
ohne tragfähige politische und finanzielle Verhandlungsgrundlage
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Verhandelt
wird immer noch und bis auf weiteres über die seit Mai bekannten 26 Seiten
eines Gesetzesentwurfs des Dienstgebers (BMUKK, BKA, BMF), der wie die
Verhandlungen geheim ist.
Ausgeklammert und auf Beamtenebene nicht verhandelbar:
·
der Finanzrahmen
für ein die Qualität der österreichischen Schulen förderndes Dienstrecht
(Bundeskanzler Faymann zum KURIER am 6.10.: Um
Geld für Schulreformen zu bekommen, brauchen wir ein neues Lehrerdienstrecht
mit flacherer Gehaltskurve und höherer Stunden-Verpflichtung,
Vizekanzler Spindelegger im Vorwahlkampf: Vermögensbezogene Steuern schließe
ich aus)
·
die Bestimmung
der tatsächlichen Arbeitszeitbelastung, sondern Kostensenkung durch
Arbeitszeiterhöhung (um bis zu 40% erhöhte Lehrverpflichtung)
· gesetzlicher Rahmen zur Bereitstellung von Supportpersonal
·
keine Verbesserung der
Lebensverdienstsumme (höhere
Bezüge nur zu Beginn, durch niedrigere Endbezüge kompensiert,
Arbeitszeiterhöhung während der gesamten Dienstzeit bis zur Pension)
·
die Aufspaltung
der LehrerInnen in Bundes- und LandeslehrerInnen – Landespartei- und
Landeshauptleute-Interessen verhindern weiterhin Schulverwaltungsreform und
Bundeskompetenz für alle LehrerInnen
·
Universitäre
LehrerInnenausbildung für alle (Master als Berufsvoraussetzung) an
Universitäten? Pädagogischen Hochschulen? „Schools of Education“?,
wissenschaftlich begleitete Einführungsjahr/e, Freistellung für Studienjahr,
wenn Masterarbeit berufsorientiert erfolgt
·
Gemeinsame Schule (dzt. soziale Selektion in
Landes-Hauptschule/NMS und Bundes-AHS-Unterstufe)
·
Demokratische Mitwirkungsrechte bei der Wahl der
Schulleitungsteams an den mit mehr Entscheidungsrechten(?) ausgestatteten
Schulen (bzw. Schulverbünden kleiner Schulen) sind nicht vorgesehen
Einem Dienstrecht, das eine
drastische Arbeitszeiterhöhung
vorsieht, kann keine Gewerkschaft
zustimmen.
Ohne politischen Konsens
über Schule, Schulverwaltung und Bildungsbudget kein zukunftsweisendes LehrerInnendienstrecht.
Am 9. November tagt die
Bundesregierung in Klausur. Bewegung in Richtung ausreichendem Bildungsbudget, Schulreform,
Schulverwaltungs- und attraktiver Dienstrechtsreform ist derzeit nicht in
Sicht, aber dringend notwendig.
Glück auf, trotz alledem!
Geheimhaltung
verunsichert die Betroffenen.
Sachinformation
der Betroffenen statt „inoffizielles“ Streuen von Gerüchten.
UGöd für
Öffentlichkeit und Berichterstattung in den Gewerkschaftsmedien.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Dienstrechtsverhandlungen
Versuch eines Zwischenberichts im
Rahmen der Geheimhaltung
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Josef Gary
Fuchsbauer, ÖLI-Bundeskoordinator, fuchsbauer@oeli-ug.at
Die
Regierung hat sich vorgenommen, ein neues attraktives Dienst- und Besoldungsrecht
für LehrerInnen zu schaffen.
Einerseits
zeigte sich die inhaltliche Absicht dazu schon vor dreieinhalb Jahren, als die
Lehrverpflichtung für alle um 2 Stunden erhöht werden sollte.
Andererseits
begannen die Verhandlungen dann am 2. Mai 2011 mit folgenden Aussagen von BM
Claudia Schmied:
"Als
Unterrichtsministerin ist es mir wichtig, dass der Beruf der Lehrerin und des
Lehrers attraktiv ist und dass wir die Besten dafür gewinnen. Er muss
auch so attraktiv gestaltet sein, dass auch Bayern für OberösterreicherInnen
oder die Schweiz für VorarlbergerInnen nicht attraktiver sind. Bei den
Eckpunkten nenne ich aus wirtschaftlicher und internationaler Sicht:
- Höhere Einstiegsgehälter,
- Bezahlung nach Funktionen (Verantwortung
muss sich im Gehalt auswirken),
- Gesamtarbeitszeitmodelle,
- Kernaufgaben der LehrerInnen (leistbar und
möglich machen, dass mehr Zeit mit den SchülerInnen verbracht wird),
- Unterstützungspersonal,
- mittleres Management (f. große Schulen)
- von der Verordnungs- und Erlasskultur zur
Selbstverantwortung,
- Entscheidungsspielräume an den Schulen
selbst schaffen.
- PädagogInnenbildung: Berufseinstieg mit dem
Bachelor in einem geordneten Dienstverhältnis (keine "Generation
Praktikum"!), Durchlässigkeit zwischen den Schularten und
Umstiegsszenarien in andere Berufe." (Mitschrift Fuchsbauer)
Die Firma
Deloitte hatte im Auftrag des BMUKK dazu einen Entwurf erstellt, der der
Verhandlungsgruppe der ARGE LehrerInnen präsentiert wurde. Leitlinie/Ziel:
Attraktivität
des Lehrberufs steigern, den künftigen Arbeitsanforderungen entsprechen.
Es wurde
dann bis Oktober über das mittlere Management gesprochen. Dann forderte Finanzministerin
Fekter eine Lehrverpflichtungserhöhung um 6 Stunden und überraschte so offenbar
auch die Dienstgeberseite am Verhandlungstisch.
Die Verhandlungen
wurden unterbrochen bis ein Gesamtkonzept vorliege. BM Schmied äußerte sich in Interviews
so, dass Verhandlungen zum Dienstrecht nur dann sinnvoll begonnen werden
könnten, wenn die Regierung dahinterstehe.
Ein halbes
Jahr später war es so weit:
Am Abend
des 3. Mai 2012 übergaben die Ministerinnen für Finanzen, BeamtInnen und
Unterricht einen 26-seitigen Gesetzesentwurf zu einem neuen, gemeinsamen
Dienst- und Besoldungsrecht für alle LehrerInnen an die Vorsitzenden der LehrerInnen-Gewerkschaften.
Die
Regierungsseite vereinbarte über den Inhalt Verschwiegenheit, um in Ruhe mit
der Gewerkschaft verhandeln zu können.
Doch bevor
die Gewerkschaftsvorsitzenden zu Hause waren und die 26 Seiten lesen konnten,
standen Inhalte schon in Zeitungen und im Internet.
Zusammenfassung:
Lehrverpflichtungserhöhung für alle auf 24 Stunden.
Seither sind
wieder 6 Monate vergangen. Es gab 12 Verhandlungstermine und viele (für uns
GewerkschafterInnen) böse Überraschungen. Aber es gab keine positiven
Entwicklungen und keine Bewegung auf Seiten der DienstgeberverhandlerInnen.
Diese haben
offenbar lediglich die Aufgabe, der Gewerkschaft den Gesetzesentwurf zu
erläutern und die Gedanken der LehrerInnen dazu zu notieren.
Ein
Verhandlungsmandat im eigentlichen Sinne scheint es nicht zu geben. Somit gibt
es auch keine Möglichkeit des Entgegenkommens oder von Verbesserungen des
Entwurfs.
Es wird auf
ein baldiges Abschließen dieser Gespräche zwischen den VertreterInnen von
Finanzministerium, Bundeskanzleramt und Unterrichtsministerium einerseits und
dem 12-köpfigen Verhandlungsteam
der LehrerInnengewerkschaften andererseits gedrängt.
Erst dann
soll offenbar ein neuer Entwurf erstellt werden, der dann nach Medienaussagen
im Spätfrühjahr 2013 durchs Parlament gehen und im September 2013 für alle NeulehrerInnen
in Kraft treten soll.
Auf die
neue LehrerInnenausbildung soll nicht gewartet werden – obwohl der Entwurf vom
8-Semester-Bachelor samt berufsbegleitendem Master ausgeht.
Ein weiterer äußerst verblüffender Punkt ist die
immer wieder behauptete Aussage, dass mit dem neuen Dienst- und Besoldungsrecht
keine Einsparungen geplant sind. Wie das sein kann, wenn die Lehrverpflichtung
bis zu 40 Prozent erhöht werden soll, die Abgeltung für Prüfungen,
Klassenvorstände, KustodInnen, etc wegfallen sollen und die Gehaltskurven
abgeflacht werden, konnte die Dienstgeberseite allerdings bisher nicht
schlüssig erklären. Ebensowenig, worin die Attraktivität dieses neuen
Dienstrechtes für die NeulehrerInnen bestehen soll.
Am
unausgegorensten scheint in diesem Dienstrechtsentwurf der von Dienstgeberseite
so genannte "Paradigmenwechsel" zu sein, dass künftig die
Unterrichtsverpflichtung nicht mehr nach dem erforderlichen Aufwand für Vor-
und Nachbereitung und Individualisierung vergeben werden soll, sondern jede/r
Lehrer/in von der ersten Klasse Volksschule bis zum Fremdsprachen- oder
Fachtheorieunterricht in der Oberstufe (Sek II) gleich viele Unterrichtsstunden
halten soll. Ausgeglichen werden soll das einerseits durch Zulagen und
andererseits durch eine von der Direktion zu vergebende Aufgabenverteilung an
den Schulen – wobei es für alle nichtunterrichtlichen Aufgaben künftig keine
Abgeltungen mehr geben soll.
Die Forderungen der LehrerInnengewerkschaften
nach einer Arbeits-/Aufgabenbeschreibung für PädagogInnen und nach einer neuen
Arbeitszeitstudie (die Daten der letzten sind 13 Jahre alt) wurden bisher nicht
positiv aufgegriffen. Die Arbeitsplatzbeschreibung beschränkt sich darauf, dass
die LehrerInnen alles zu machen haben, von der Eltern- und SchülerInnenberatung,
über die Vor- und Nachbereitung, die Erstellung von Unterrichtsmaterialien,
Organisation und Teilnahme an Schulveranstaltungen, Teambesprechungen, die
Qualitätssicherung, usw. usw. bis hin zur Schulentwicklung. All das wird aber
zeitlich nicht erfasst und bleibt wie bisher ein Fass ohne Boden.
Die
medialen Versprechungen zur Einstellung von Unterstützungspersonal
(administratives, psychologisches, soziales, erzieherisches, ...) an den
Schulen blieben bisher völlig unkonkret und diffus.
Die Aussage
der Ministerin, die LehrerInnen müssten zuerst sagen, wieviel sie mehr zu
unterrichten bereit seien, dann könne die Regierung Konkretes zum
Unterstützungspersonal sagen, können nur scharf zurückgewiesen werden. Im April
2009 wurde im Rahmen des für viele LehrerInnen sehr schmerzhaften Kompromisses
zur Verhinderung der Lehrverpflichtungserhöhung die Lösung der Spartenprobleme
zugesagt.
Was ist
denn schon seit 2009 gelöst worden? Und was davon wäre ohne die Zusage vom
20.4.2009 nicht gelöst worden?
Oder die
Ankündigung, 30 zusätzliche PsychologInnen anzustellen: Es wurde keine neue
Planstelle dafür geschaffen, bloß ein paar Werkverträge abgeschlossen.
LehrerInnen mit Werkverträgen brauchen wir sicher
nicht!
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
g.hagen@aon.at,
0662 660908, www.ekando-kumer.at Spenden: Sbg. Sparkasse,
Blz 20404, Nr.01400442780
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Massive Kürzung bei Schulpraktischen Studien
Ressourcen für
Praxisbetreuung in APS um fast zwei Drittel gekürzt
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Renate Brunnbauer, Mitglied im APS-DA Eferding, brunnbauer@oeli-ug.at
Oberösterreich: Wegen Unstimmigkeiten zwischen LSR und BMUKK müssen die schulpraktischen
Studien für APS-Lehramtstudierende ab sofort mit einem Drittel der bisherigen
Stunden für Planungsbesprechungen und Reflexionen organisiert werden. Über eine
Neuorganisation der schulpraktischen Studien durch die beiden Pädagogischen Hochschulen
ist wenig bekannt.
Im Zuge der Überlegungen
und Verhandlungen über die LehrerInnenbildung-Neu wurde der
Ausbildung, die Studierende an den PH erhalten, so manches
Manko nachgesagt. Bei aller zum Teil berechtigten Kritik gibt es einen Bereich, der von allen Beteiligten
als höchst effizientes und bedeutungsvolles Kernstück der
PflichtschullehrerInnenausbildung anerkannt wird: die praktische Ausbildung.
Seit Jahren bewilligt und
vergütet das BMUKK dem LSR OÖ Praxisressourcen im Ausmaß von 19 Dienstposten
(DP). Durch die steigende Anzahl der Studierenden hat sich der Bedarf auf 56 DP
im Schuljahr 2011/12 erhöht. In Clearingsitzungen wurde erfolglos um die
Differenz gefeilscht. Aus diesem Grund setzte der Amtsführende Präsident des
LSR, Fritz Enzenhofer, am 3. Juli 2012 die für die Praxis Verantwortlichen an
beiden Pädagogischen Hochschulen davon in Kenntnis, dass eine Bedeckung dieser
fehlenden DP durch den normalen DP-Plan des LSR nicht mehr möglich sein wird.
Die rigorose Maßnahme
begründete Enzenhofer, der gleichzeitig auch Landesobmann des CLV für OÖ ist,
damit, dass diese Stunden gesetzlich dem Unterricht unserer SchülerInnen
zugeordnet seien und nicht der LehrerInnen-Ausbildung. Eine Sichtweise, die in
den vergangenen Schuljahren, als er auch im Vorstand der PH OÖ vertreten war, offensichtlich
noch keinen zwingenden Handlungsbedarf für ihn dargestellt hat.
Als Laie würde man in
dieser Situation vermuten, dass ein Ressourcenverlust von mehr als der Hälfte
zu einer Umstrukturierung der schulpraktischen Ausbildung führen müsse, die
zumindest den Wegfall oder die Verkürzung verschiedener Praktika zum Inhalt
habe. Tatsächlich wird von AusbildungslehrerInnen und Studierenden verlangt,
dass die gleichen crurriculären Ziele mit dem verminderten Stundenkontigent
erreicht werden. Ein koordinierter Protest der AusbildungslehrerInnen ist nicht
zu erwarten. Sie sind untereinander kaum vernetzt, manche entscheiden sich
individuell, diese Tätigkeit nicht mehr auszuüben.
Obwohl selbst Lehrer und
Frontman der stimmenstärksten Fraktion in der Personalvertretung sah sich der
Präsident des LSR zu dieser Maßnahme gezwungen. Es ist zu befürchten, dass die
drastische Kürzung nicht so sehr das BMUKK unter Druck setzt, sondern vielmehr
die Qualität der schulpraktischen Ausbildung – wahrscheinlich nachhaltig – schädigt.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
NMS in Wien – ein NEUer Etikettenschwindel!
Sechster Schultyp in Sek I neben AHS,
WMS, KMS, HS, SPZ
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Trixi
Halama, halama@oeli-ug.at,
Personalvertreterin , 5. IB Wien, apfl-ug
Nun gibt es
auch in Wien die NMS (Neue Mittelschule), die neben der AHS-Unterstufe, der
Wiener Mittelschule (WMS), der Kooperativen Mittelschule (KMS), der rar
gewordenen Hauptschule (HS) und dem Sonderpädagogischen Zentrum (SPZ) als
sechste (sic !) Schulform für Zehn- bis 14-Jährige
zur Auswahl steht. Eine Schulform in der Kinder mit und ohne AHS-Reife
gemeinsam unterrichtet werden und die bundesweit bis 2018/19 die Hauptschule
ersetzen soll.
Dafür
entwickelte man einen Modellplan, Gender/-, Kunst- und Kulturbeauftragte wurden
von den DirektorInnen bestellt und LerndesignerInnen in den Wiener
Stadtschulrat geladen. Im darauf folgenden dreitägigen bundesweiten
LerndesignerInnenseminar in der Ramsau (Mai 2012) erhielten diese dann, nebst
Kost und Verpflegung, Information darüber, wie wichtig sie denn seien und welch
wesentliche Rolle sie in der Umsetzung der Neuen Mittelschule spielen. Es
wurden dort Inputs zur Umsetzung der Qualitätsmerkmale (Lernseitige
Orientierung, Differenzsensibiltät, Kompetenzlernen, Rückwärtiges Lerndesign,
Differenzierung, eine neue Form der Leistungsbeurteilung (4.0 Skala) gegeben
und die Rolle des Lerndesigners, der Lerndesignerin am Standort wurde
definiert. Man versprach ein Infopaket (für alle NMS noch vor Schulschluss).
Mit Schulbeginn kam dann das Paket … zwei Türschilder und geschätzte 20
NMS-Luftballons … und sonst NIX! Mittlerweile sind die ernannten und durchaus
motiviert gewesenen LerndesignerInnen Geschichte. Im Durchführungserlass zur
NMS werden sie nicht mehr erwähnt. Letzten Informationen zu Folge sollen in
Zukunft „SQA-Beauftrage“ für Schulqualität am Standort sorgen… (Eine Abgeltung
für diese Tätigkeit ist angedacht – Informationen dazu gibt es noch keine.)
Was ist das
für ein „Palawatsch“? Was sollen die KollegInnen, die seit diesem Schuljahr in
NMS-Klassen unterrichten, umsetzen und in welcher Form? Laut einer
diesbezüglich beantworteten Anfrage an den zuständigen Koordinator der NMS in
Wien, BSI Hofrat Mag. Dr. Rupert Corazza,
sind
die folgenden Punkte relevant: (21. Sept. 2012):
1. Leistungsbeurteilung: Es gilt, dass Schularbeiten und
andere Leistungen in der 5. und 6. Schulstufe ausschließlich mit einem
5-stufigen Notensystem ohne Unterscheidung von Leistungsgruppen oder ähnlichen
Bezeichnungen zu beurteilen sind“ (Die logische Folge in Wien (Begründung s.u) ist, dass ein
Großteil der SchülerInnen nur mehr die Noten 3-5 sehen werden…)
2. Kompetenzentwickelnde Jahresplanung
3. Ergänzende differenzierende Leistungsbeschreibung soll gemeinsam mit der
Schulnachricht und dem Jahreszeugnis schon in diesem Schuljahr ausgehändigt
werden. Das „Wie und in welcher Form?“ wurde mit: „ Dies ist in Wien in Form
der Europassmappe (bzw. in Form der einzelnen Kompetenzbeschreibung
(Checklisten)“ beantwortet.
(Europass Schlüsselkompetenzen sind ursprünglich für 8.Schulstufe vorgesehen…)
4. Elternsprechtag –
Kinder-Eltern-LehrerInnengespräche
Einigermaßen irritiert fragen kritische Wiener KollegInnen, „WAS, BITTE
will die Neue Mittelschule?“
Diese halbherzige und semiprofessionelle Umsetzung der NMS in Wien zeigt
deutlich, dass in Wien niemand an eine erfolgreiche Neue Mittelschule glaubt…
und das zu Recht!
Wien ist anders… Das zeigen die Ergebnisse des Wiener Lesetests (demografisch
bedingt gilt die Tatsache, dass Eltern, so weit sie nur irgendwie in der Lage
sind, sich davor hüten, ihr Kind in einer Hauptschule, KMS oder NMS beschulen
zu lassen. Warum auch? Seitdem die Aufnahmsprüfung für die AHS unter Kreisky
1971 abgeschafft wurde, gibt es keinen Grund (Entfernungen spielen in Wien,
aufgrund des dichten AHS-Netzes keine Rolle) – seinem Kind nicht alle Bildungschancen
offen halten zu wollen – es sei denn, man ist der deutschen Sprache nicht
mächtig, oder man/frau hat aufgrund desaströser sozialer Verhältnisse keine
Möglichkeit sein/ihr Kind dahingehend zu „befördern“. Der Druck der Eltern auf
VolksschullehrerInnen in Wien bezüglich Notengebung (=AHS-Berechtigung) ist so
groß, dass viele „RisikoschülerInnen“ in Deutsch die Note „Sehr Gut“, „Gut“
(ca. 20 %) im Abschlusszeugnis der 4. Klasse Volksschule erhalten. Das zeigen
die Ergebnisse des in Wien durchgeführten Lesetests 2012, siehe Grafik.
In der KMS, NMS und
zum Teil auch in der WMS landen SchülerInnen, die meist keine AHS-Berechtigung haben.
Die für den
weiteren Bildungsweg entscheidende Phase verbringen sie dann in einer „Restschule“.
Das Gefüge dort ist
durch ein Konglomerat von „lernschwachen“ und „sozial benachteiligten“ Kindern
und auch solchen mit großen Sprachdefiziten, problematisch und wenig förderlich
(ähnlich, wie in der ehemaligen Sonderschule).
Die Chance auf
einen Schulabschluss mit einer Beurteilung nach „Vertiefter Allgemeinbildung“
(AHS) ist entsprechend gering. Demzufolge ist die Bezeichnung „Neue Mittelschule“
in Wien ein wenig überraschender, in den Medien stets negierter, Etikettenschwindel!
Die LehrerInnen in
diesen Schulen haben den unerfüllbaren Auftrag aus den ihnen anvertrauten
SchülerInnen, „MittelschülerInnen“ zu machen. Der Jammer dabei ist, dass – so
sehr sie sich auch abmühen – diese Arbeit eine Sysiphusarbeit bleibt.
Wen wunderts, dass sich da Frust breit macht?
LehrerInnen „zersprageln“ sich und Kinder spüren, dass sie den geforderten
„Standards“ nicht entsprechen können. „RestschülerInnen“ bleiben, bedingt durch
ihr soziales Umfeld und durch die Beibehaltung des selektiven Schulsystems,
weiterhin benachteiligt! Nur eine gemeinsame Schule der 10-14-jährigen mit
ehrlich heterogener SchülerInnenpopulation, die im Stande ist diese Diversität
positiv zu nützen, bietet eine gerechte Bildungschance für alle! Was hindert
eine rotgrüne Wiener Stadtregierung daran, ein solches, für diese Stadt einzig
sinnvolles, Schulmodell umzusetzen? Weg mit diesem Schulfleckerlteppich und dem
Etikettenschwindel – her mit der Gemeinsamen Schule – einer fairen und
aussichtsreicheren Perspektive für unsere „Lost Generation“!
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
“AHS“ wird umbenannt in „Gymnasium“
AHS-Gewerkschaft
im Besitz der FCG/ÖVP? ÖLI-UG hält dagegen!
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Reinhart Sellner, sellner@oeli-ug.at
Aktuelles aus
der der Bundesleitung AHS (=„Gymnasium“ s.u.): AHS-GÖD beschließt gegen ÖLI-UG und FSG eine ÖVP-Wahlkampf-konforme
„Gymnasium“-Offensive
Vor dem Eingang in die Tagesordnung
frag ich, was unter dem TOP „Gymnasium bewegt“ zu erwarten ist, ob sich die BL
AHS vielleicht der Kampagne für die tägliche Turnstunde anschließen will. Vorsitzender
Quin erklärt lächelnd, es gehe um etwas anderes.
Kurz vor dem Ende der Sitzung standen also
noch 2 Punkte auf der Tagesordnung:
· „Presse“ (Routine-TOP bei BL AHS, normalerweise geht es um die
Ankündigung des Redaktionsschlusses der nächsten zwei AHS-Zeitungen)
· „Gymnasium bewegt“
Die Zeitschrift der AHS-Gewerkschaft
heißt ab 2013 "gymnasium"
Pressereferentin Nägele und Vorsitzender
Quin informieren über ein neues Layout der Gewerkschaftszeitung ab Nr 1/2013 (=Weihnachtsausgabe)
und gleichzeitig über eine Umbenennung der Gewerkschaftszeitung von „AHS“ auf
„gymnasium“. Begründung: In „AHS“ stecke das „Höhere“ und das verweise auf ein
„Niederes“ in der Schuklorganisation, das solle vermieden werden.
Für uns ÖLI-UGs und wohl auch für die
FSG ist es kein Zufall, dass grad jetzt, im beginnenden Vorwahlkampf für den
Landtag in NÖ und für den Nationalrat der Titel „AHS“ durch das parteipolitisch
besetzte „gymnasium“ ersetzt wird.
Unsere Gegenargumente,
· dass sich nicht jede AHS Gymnasium nennt, viele nach
Schwerpunkten unterschiedliche RGs damit unter den Tisch fallen,
· dass in allen relevanten Gesetzen der Begriff AHS verwendet wird
und
· dass unsere(!) GÖD-Teilgewerkschaft nicht zufällig die
AHS-Gewerkschaft ist und keine „Gymnasiumsgewerkschaft“,
werden von den FCGlern ohne Widerspruch
ignoriert: „Wir unterrichten doch alle an Gymnasien und alle AHS-Schüler sagen,
sie gehen ins Gymnasium und nicht
in eine AHS.“
Unser Antrag, den Zeitungstitel „AHS“
beizubehalten, wird von der FSG unterstützt, aber von der FCG abgelehnt.
Im Nationalratswahljahr:
Gewerkschaftswettbewerb "Gymnasium bewegt"
(öliUG-Gegenvorschlag: "An unsrer
Schule ist was los" von FCG-Mehrheit abgelehnt)
Quin erklärt, es gehe um die
Unterstützung der laufenden Dienstrechtsverhandlungen aller LehrerInnengruppen,
es soll dem Wunsch vieler KollegInnen entsprochen und etwas für das positive
Image getan werden. „Dazu haben wir in der FCG vorige Woche spontan die Idee
eines Kurzfilmwettbewerb der AHS-Gewerkschaft gehabt“. Die Ausschreibung soll
in der Nr.1/2013 des „gymnasium“ erfolgen, Einreichfrist bis Mitte Mai, ein
Sponsor hat bereits zugesagt (die ÖBV/ Beamtenversicherung), die Jury soll aus
Landesschulinspektoren und Fachinspektoren bestehen, an die Einladung von
FilmemacherInnen ist nicht gedacht (wäre auch zu teuer). In den Kurz-Videos soll
das Gymnasium als attraktive Schule dargestellt werden, Gutscheine im Wert von
700, 500 und 300 € als Preise.
Wieder bestehen wir auf der Diskussion
von Intention und Titel. Quin stellte „gymn@sium4you“ vor, ist für weitere
Vorschläge und Anregungen offen. ÖLI-UG beantragt den Wettbewerbstitel: „In
unserer Schule ist was los! Kurzfilmwettbewerb der AHS-Gewerkschaft“ und fragt
an, weil es um das LehrerInnenimage der LehrerInnen aller Schultypen gehen
soll, warum die Aktion nicht gemeinsam mit den vier anderen LehrerInnengewerkschaften
gemacht wird.
Wieder bestimmt die FCG/ÖVP-Mehrheit
gegen den Minderheitenantrag, also wird Gymnasium im Titel des Wettbewerbs
stehen.
Glück auf, trotz alledem!
Reinhart Sellner
ps: nach meiner Erinnerung war in
Österreich die Bezeichnung „Mittelschule“ üblich, in Bayern und anderen
deutschen Ländern „Gymnasium“. Jedenfalls bin ich in den 60er Jahren „in die
Mittelschule“ gegangen, nicht in die Hauptschule, war politisch im VSM=Verband
sozialistischer Mittelschüler organisiert, den es schon in der 1. Republik
gegeben hat (heute AKS=Aktion kritischer SchülerInnen).
Mein bester Freund und Banknachbar war
im MKV=Mittelschülerkartellverband, der heute immer noch so heißt. Steht vielleicht
die Union Höherer Schüler/Schülerunion grad vor ihrer Umbenennung in
Gymnasiasten-Union (die weibliche Form ist mitzudenken)?
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Internationale
Solidarität und nationale Beschwichtigungshofräte
Griechenlands SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen kämpfen fürs Überleben
Internationale Gewerkschaftskämpfe sind in der
GÖD eher kein Thema. Solidarität reicht nur wenig über die eigene Berufsgruppe
hinaus. Wenn FCG- oder FSG-Vorsitzende und Stellvertreter die Lage der
griechischen KollegInnen erwähnenswert finden, dann geht es auch nicht um
Solidarität mit ihren Kämpfen ums Überleben, sondern ums Ruhigstellen der
GÖD-KollegInnen, die mit der fortgesetzten Einsparung von Arbeitsplätzen
(„Aufnahmestopp“), der laufenden Erhöhung von Arbeitsumfang und Arbeitsintensität
und Gehaltskürzungen („Nulllohnrunde“) unzufrieden sind.
Mitte Oktober, beim internationalen Kongress
der Europäischen Linken „Education for a society of solidarity“ im Alten AKH in
Wien, ist Reinhart Sellner mit dem Lehrerkollegen und Gewerkschafter Pavlos Charamis
und mit Sissy Velissarious, Professorin an der Athener Uni ins Gespräch
gekommen. Sie haben im Arbeitskreis „Bildung unter den Bedingungen der
Austerität“ von den dramatischen Auswirkungen des von der Troika EU, EZB, UWF
und der griechischen Regierung beschlossenen Memorandums berichtet.
Schulschließungen, Schulbudgetkürzungen, Entlassungen, Halbierung der
LehrerInnengehälter auf 640 (1. Dienstjahr) bis 1400 Euro (ab dem 35.
Dienstjahr), prekäre Arbeitsverhältnisse ohne Aussicht auf Dauerstellung, autoritäres
Schulmanagement und Streichen nicht nur von Budgetmitteln, sondern auch von
demokratischen Mitwirkungs- und Bildungsrechten.
Mehr dazu im nächsten Kreidekreis.
Zurück zur GÖD und zur Forderung nach
Gehaltsverhandlungen und Aufhebung des Anstellungsstopps für den öffentlichen
Dienst: „Was wollt´s denn? Gehaltsverhandlungen wie die Metaller? Schaut´s
lieber wie´s bei den Griechen zugeht, im öffentlichen Dienst, und da müsst´s
zugeben: Wir tun für euch, was geht, aber spar´n müssen wir alle und einen
Beitrag leisten.“ Im Parlament hat Maria Fekter grad angekündigt, dass
Nachbesserungen im Budget notwendig werden könnten. Sie meint: für marode
Banken. Wir meinen: Für die ArbeitnehmerInnen im öffentlichen Dienst. Glück
auf!
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
TAKE A STAND FOR TEACHERS!
Unabhängige GewerkschafterInnen zum
Welttag der LehrerInnen
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Zu den LehrerInnen stehen, ihre Arbeit ernst nehmen,
ihre Arbeitsbedingungen verbessern – in Österreich und weltweit
Heute, am 5. Oktober 2012, wird weltweit der von
UNESCO und ILO initiierte World Teacher´s Day zum Anlass genommen, für die
Bildungsrechte aller und für die Rechte der im Bildungsbereich arbeitenden
Menschen einzutreten.
Die UGöd erinnert am World Teacher´s Day an die
Notwendigkeit, auch in Österreich die restriktive Budgetpolitik im öffentlichen
Dienst zu beenden,
·
für die ausreichende Finanzierung des
Bildungswesens,
·
für die Verbesserung der personellen und
materiellen Ausstattung der Schulen,
·
für die Anhebung der Ausbildungs-, Arbeits-
und Einkommensverhältnisse der LehrerInnen
·
für grundsätzliche Verbesserungen im Elementarbereich
– bundeseinheitliche Standards für Kinderkrippen und Kindergärten – und bei
Ausbildung und Einkommen der „Kindergarten-teachers“.
Bildungsbudget aufschnüren!
Die Unabhängigen GewerkschafterInnen fordern heute,
am 5. Oktober 2012, Vorstand und Präsidium der GÖD auf, gewerkschaftliche
Aktionen für die Rücknahme der restriktiven Budgetansätze für Bildung,
Wissenschaft und Forschung vorzubereiten. Schulreformen, Dienstrechtsreform,
Universitäre Master-Ausbildung für alle LehrerInnen, Wissenschaft, Forschung
und Lehre und die laufenden Budgetansätze passen nicht zusammen. ÖGB und AK
fordern – anders als die GÖD – vermögensbezogene Steuern für die Sicherung und
den Ausbau der öffentlichen Dienste.
GÖD-Gehaltsverhandlungen gegen Gehaltskürzungen!
Die Unabhängigen GewerkschafterInnen in der GÖD
lehnen wie immer mehr KollegInnen an den Dienststellen die von der GÖD-Spitze
mit der Regierung paktierte Nullohnrunde 2013 ab. Wie alle Beschäftigten
fordern sie die volkswirtschaftlich und angesichts der anhaltenden Finanzkrise
besonders dringliche Sicherung der Kaufkraft. Sie erwarten von ihrer
Gewerkschaft: Gehaltsverhandlungen JETZT!
Link zur Petition - Nein zu
Nulllohnrunden im öffentlichen Dienst!: http://nulllohn.ug-oegb.at
Kindergarten: Achtung Einsturzgefahr!
Die UGöd ruft zur Teilnahme an der von der
Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), der
Gewerkschaft der Gemeindebediensteten - Kunst, Medien, Sport, freie Berufe
(GdG-KMSfB) und der Gewerkschaft vida organisierten Demonstration am Tag danach
auf: Samstag, 6. Oktober, 14 Uhr, Minoritenplatz–BMUKK, Schlusskundgebung 15
Uhr Finanzministerium, 1030 Wien, Hintere Zollamtstraße
Rückfragen: Reinhart Sellner, 0676 3437521, sellner@oeli-ug.at. www.ugoed.at
Anmerkung:
Den 5. Oktober hat die
UNESCO 1994 zum Welttag der Lehrerin und des Lehrers ausgerufen. Er erinnert an
die ILO/UNESCO-Empfehlung über die Stellung der
Lehrer/innen (1966) und die bedeutende Rolle der Lehrpersonen für qualitativ
hochwertige Bildung. Ziel des Welttags ist es, auf die verantwortungsvolle
Aufgabe von Lehrpersonen aufmerksam zu machen und deren Ansehen weltweit zu
steigern. … Universelle Grundschulbildung und qualitativ hochwertige Bildung
können nur gesichert werden, wenn politische Entscheidungsträger die Ausbildung
der PädagogInnen attraktiv gestalten und berufliche Weiterbildung unterstützen.
Der Welttag ruft auch dazu auf, Lehrerinnen und Lehrer angemessen zu entlohnen
und ihre Karrierechancen zu verbessern. www.unesco.org/new/en/unesco/events/prizes-and-celebrations/celebrations/international-days/world-teachersday/
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Integration geht nur gemeinsam
UG-Brief an Staatssekretär Kurz: Keine
Ghettoklassen!
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Offener Brief der Unabhängigen GewerkschafterInnen /
UG an Sebastian Kurz, Staatssekretär für Integration im Innenministerium staatssekretaer@bmi.gv.at
10.10.2012
Sehr geehrter Herr Staatssekretär!
Der Watschentanz mit der Bildungsministerin ums
rechtzeitige Umsetzen von härteren Strafmaßnahmen gegen Schulverweigerer und
ihre Eltern nützt der sozialen Integration von MigrantInnen ebenso wenig wie
die Einführung von Ghettoklassen.
Integration braucht
Ganztagskindergärten – flächendeckend
Jedes Kind hat das Recht auf einen
Ganztagskindergartenplatz – die Gemeinden haben die Pflicht dafür zu sorgen,
dass es diesen Kindergartenplatz gibt – nach bundeseinheitlichen
Rahmenrichtlinien, mit kleinen Gruppen, gut ausgebildeten und gut bezahlten
KindergärtnerInnen
Gemeinsame, ganztägige Schule
Kein Kind, kein Jugendlicher darf beschämt, kein
Kind, kein Jugendlicher darf zurückgelassen werden. Die Selektion am Ende der
Volksschulzeit, die negativen Folgen schlechter Noten machen Angst – „Angst
fressen Seele auf“. Nicht Fehlerzählen, sondern individuelle Stärken erkennen
und fördern, selbstbewusste Freude am gemeinsamen Lernen erleben hilft auch
individuelle Schwächen überwinden.
Ausbau des muttersprachlichen Unterrichts im
Elementar- und Grundschulbereich – keine MigrantInnen-Ghettos in Kindergärten
und Schulen
Deutsch als Zweitsprache erlernen, gelingt am besten
in der „gemischten“ Kindergartengruppe oder Schulklasse – die Muttersprache
sicher verstehen, sprechen und schreiben ist dazu die beste Voraussetzung.
Bildung kostet. Österreich ist ein reiches Land. Die
restriktive Budgetpolitik des Bundes, der Länder und Gemeinden insbesondere im
Bildungsbereich schadet der Zukunft aller Kinder. Die den Reichen im Land
verpflichtete Steuerpolitik der ÖVP entzieht der öffentlichen Hand die für
nachhaltige Reformen notwendigen Mittel, der ständestaatliche Schulkampf der
ÖVP gegen die Gesamtschule und für die Erblichkeit von Bildungsabschlüssen
vertieft Gräben, die zu überwinden Sie als Staatssekretär für Integration angetreten
sind.
Sehr geehrter Herr Staatssekretär,
beenden Sie die
Vorwahlkampf-Aktivitäten, leisten Sie sozial-integrative Überzeugungsarbeit in
der ÖVP und beginnen Sie Gespräche mit Ihren RegierungskollegInnen im BMUKK und
im Finanzministerium, wie die notwendigen Integrationsmaßnahmen
im Elementar- und Schulbereich vorbereitet und umgesetzt werden können:
Integration braucht
Ganztagskindergärten –
flächendeckend
Gemeinsame, ganztägige
Schule
Ausbau des
muttersprachlichen Unterrichts im Elementar- u. Grundschulbereich
Für die Unabhängigen GewerkschafterInnen im ÖGB:
Markus Koza, Beate Neunteufel-Zechner, Reinhart Sellner.
Rückfragen: 0676 3437521,
ug@ug-oegb.at, www.ugoed.at
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Schulhaus-Architektur
Wilfried
Mayr, ÖLI-Vorsitzender, mayr@oeli-ug.at
Architektur
ist verräterisch. Sie offenbart nämlich ziemlich klar
Machtverhältnisse und Zwecke. Waren Jahrhunderte lang Burgen, Schlösser,
Kirchen ob ihrer Dimension Symbol der Macht über die Umgebung, so haben ihnen
heutzutage wohl die Bauten von Banken und Versicherungen diesbezüglich und
„offensichtlich“ den Rang abgelaufen. Dass Vieh und Ernte wichtiger waren als
das Gesinde, erzählt uns die Architektur alter Bauernhäuser. Die Machtlosigkeit
der Insassen wird durch Form und Ausstattung der Baracken von Arbeits- und
Konzentrationslagern sofort ersichtlich.
(Foto
aus Schulmuseum Bad Leonfelden)
Wie sieht es in dieser Hinsicht mit Schulgebäuden aus? Herkömmliche
Schulbauten weisen Hierarchie und Unterwerfung in starker Anlehnung an Kasernen
aus. Die Anordnung der Sitzgelegenheiten macht klar, wer in der Rangordnung
oben und wer unten ist. Die Lektion wird doziert und ihre Inhalte sollen
übernommen werden, das kann man auch erkennen, wenn einmal keine Personen in
diesen Räumlichkeiten zu sehen sind.
Maria Theresia führte die Schulpflicht ebenso wenig
wie viel später der Schah von Persien aus Liebe zu ihren Untertanen ein,
sondern weil die Ansprüche von Wirtschaft und Militär gewisse Fertigkeiten bei
den betroffenen Menschen erforderten. Lesen, Schreiben und Rechnen wurden vor
über 230 Jahren zudem noch von meist invaliden Unteroffizieren beigebracht, das
Rohrstaberl zeugt davon. Die gängige, deutlich vernehmbare Schulglocke hat
ihren Ursprung in der Kirchenglocke oder im Trillerpfeifchen, der
unterrichtliche 50-Minutentakt ist dem militärischen Arbeitsrhythmus entlehnt.
Herrschaft und Unterordnung dominierten aus der
Kaiserzeit über den Nationalsozialismus bis weit in die 2. Republik hinein. Nagelprobe: Überwiegen bei Ihnen im
Fall der Ankündigung einer Unterrichtsinspektion positive oder negative
Gefühle? Erwarten Sie Hilfestellung oder Kontrolle und „Fehlersuche“?
Wenn sich heute (renovierte) Schulbauten aus der
k.u.k.-Zeit wegen ihrer geräumigen Klassenzimmer großer Beliebtheit bei
SchülerInnen und LehrerInnen erfreuen, so möge man nicht vergessen, dass in
diesen Klassenzimmern damals nicht 25, sondern bis zu 120, nach der
österreichischen Niederlage 1866 gegen Preußen bis zu 80 SchülerInnen instruiert
wurden. Saß eine Schülerin (was bis Ende der 1980-er Jahre noch vorkam) in der
Nähe eines Kanonenofens, dann war ihr auf der einen Seite zu heiß und auf der anderen
zu kalt.
Die Bauweise der 60-er und 70-er-Jahre war meist kein
Ruhmesblatt.
Die Doppelhauptschule in Pregarten wurde zum Beispiel 1978 eröffnet und im Sommer
2012 abgerissen. Die millionenteure Bausubstanz war erschöpft. Für Architekten
und Baufirmen ein doppeltes Geschäft, für die SteuerzahlerInnen weniger.
Besonders an Kleinschulen schlich sich ab den 70-er
Jahren wegen zunehmender SchülerInnen-Zentriertheit des Unterrichts manche
Heimeligkeit ein, aber nicht überall. Noch in den 80-er Jahren wurde einer
Volksschullehrerin im Mühlviertel vom Schulleiter mit einem Disziplinarverfahren
gedroht, wenn sie ihre Absicht, ein gemütliches Sofa im hinteren Teil des
Klassenzimmers aufzustellen, in die Tat umsetzen würde. Offizielle Begründung:
Gefahr für die Hygiene. Auch aktuelle Schulraumverordnungen orientieren sich
immer noch an Minimalangaben für Größen und Ausstattung sowie an
Hygienevorschriften. Welche neuen
Anforderungen an die Architektur zeitgemäßes Lernen einfordert, dürfte den
wenigsten jener BürokratInnen und PolitikerInnen klar sein, die die
gesetzlichen Bestimmungen für den Schulbau schaffen.
Wenn sich LehrerInnen zunehmend weniger als
Vorgesetzte denn als LernbegleiterInnen
verstehen, müsste das doch auch einen markanten Wandel in der
Schulhaus-Architektur zur Folge haben. Ganztagsschulbetrieb
in herkömmlichen Schulhäusern ist eine Zumutung für alle Beteiligten,
welche Räumlichkeiten sind für ungestörte Gruppenarbeit, Selbststudium, Sport,
Spiel und gemeinsames Essen nötig und gut geeignet?
Ich habe vor etlichen Jahren in Norddänemark u.a.
eine Gesamtschule besuchen dürfen, mit rund achthundert SchülerInnen.
Markantester Unterschied zu österreichischen Schulbauten: Geringstöckige
Gebäude, verzweigte Räumlichkeiten, und vor
allem so viel Ruhe! Die meisten von uns werden den flughafenähnlichen Lärm
in den großen Pausen kennen, dort gab es ihn nicht, und ich sehe in der Architektur
einen der Gründe dafür.
Mitte September las ich in der Samstagausgabe der
„Presse“ einen Artikel zu diesem Thema, über die Volksschule in Bad Blumau
(Steiermark), ich freue mich über die Wiedergabegenehmigung und wünsche euch
genussvolle Lektüre!
Kleinschulidylle, VS Reichenstein/Tragwein
Lust macht Schule
Artikel aus „Die
Presse“, 14.9.2012
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
von DI arch. Karin Tschavgova
Wir danken für die Wiedergabegenehmigung:
„Die Presse“, Frau Tschavgova
und Herrn Paul Ott (Fotos)
Konzentration und Bewegung:
Rückzugsorte, Klassen mit Freiraum und eine Agora. Eine kleine Schule im
steirischen Bad Blumau als Einladung zum freigeistigen Denken und Arbeiten.
Die Schulreform – ein
Reizwort, vermutlich demnächst zum Unwort des Jahres verkommen. Dabei schreien
alle Untersuchungs- und Umfrageergebnisse auf europäischer Vergleichsebene
förmlich nach einer Änderung von Unterricht und Schule in Österreich. Aber
anstatt endlich daraus Konsequenzen zu ziehen und mit Blick auf gelingende
Vorbilder in anderen Ländern die Ärmel hochzukrempeln, lässt man zu, dass
Parteien und Bünde jeden umfassenden Reformansatz blockieren, weil sie ihre
ideologischen und arbeitsrechtlichen „Besitzstände“ gefährdet sehen.
Solange
die flächendeckende Einführung einer Neuen Schule mit radikal anderen
pädagogischen Konzepten nicht ernsthaft in Erwägung gezogen wird, bestimmen
Stammklassen und Frontalunterricht den Schulbau. Jedes Jahr werden in
Österreich Schulen neu gebaut, wird Bestand renoviert und erweitert – geplant
nach Richtlinien, die neue pädagogisch-räumliche Konzepte ebenso vermissen
lassen wie etwa die Weitsicht, für die naheliegende Einführung der Ganztagsschule
gerüstet zu sein. Eine rare Ausnahme war 2011 der Ideenwettbewerb für den Bildungscampus
auf dem Gelände des künftigen Wiener Hauptbahnhofs. Die Ausschreibung enthielt
nicht viel mehr an Vorgaben als gewünschte Qualitäten und ein Größenlimit. Das
siegreiche Projekt des Architekturbüros PPAG ist ein aufwendiges, liebevoll gestaltetes
Arbeits- und Lebensumfeld, das zwar eine ideale Schule, aber kein Prototyp
einer künftigen Schule werden könnte.
Was
aber machen engagierte Architekten, die „Business as usual“ akzeptieren sollten
– ein Raumprogramm mit Normklassengrößen und Mindestgangbreiten als Regelwerk,
mit Schwerpunkt auf Sicherheits- und Hygienevorschriften und der Einhaltung des
Kostenrahmens?
Im
steirischen Bad Blumau steht eine neue Volksschule, die zeigt, wie es mit
Ambition und großem Einsatz trotzdem gehen kann. Sie ist das Ergebnis eines
geladenen Wettbewerbs, den die Grazer Architekten Feyferlik/Fritzer für sich
entscheiden konnten. Die nüchternen Fakten: fünf Stammklassen, ein Werkraum,
ein Turnsaal, ein Raum für die Nachmittagsbetreuung. Darüber hinaus: Potenzial
für vielfältige Inbesitznahme, für ein anderes, lustvolleres Lernen. Die Schule
auf einem Plateau über dem Safenbach ist Teil einer Ortserweiterung östlich des
Dorfkerns. Sportplätze und ein Tribünengebäude für den Fußballplatz, das die
Architekten der Schule gegenüberstellten, ergänzen das neue kleine Schul- und
Sportzentrum der Gemeinde.
Bei
der Annäherung könnte man das Schulgebäude glatt übersehen. Der lang gezogene,
straßenbegleitende Baukörper liegt flach in der Wiese, nur ein Geschoß hoch und
von der Einmündung in den Zufahrtsweg her fast nicht zu sehen, weil der
Schüttwall des teilweise eingegrabenen Turnsaals den südlichen Abschluss
bildet. Kein mächtiges Dach krönt das Haus, kein Ehrfurcht einflößender Zugang
mit Stufen oder Schwellen ist sein Entree. Ein schräg geneigter Vorbau, gepolstert
und tapeziert mit der dunklen Folie, die auch für das flach geneigte Dach
verwendet wurde und sich im schmalen Dachsaum des Vordachs fortsetzt. Darunter
Massivholzfassaden und dort, wo keine Öffnungsflügel sind, große Glasflächen
mit einfacher rahmenloser Verglasung.
Dazu
die Verkleidung der Außenwände an den Schmalseiten und an der langen
Klassenfront mit vorvergrauten Brettern. Anstelle eines teuren Windfangs,
dessen Türen zu Unterrichtsbeginn und –ende sowieso immer offen stünden, installierten
die Architekten einen einfachen Industrievorhang aus reißfesten Gummistreifen,
wie er in der Landwirtschaft verwendet wird.
Nein,
diese Schule will kein Autorität ausstrahlendes Bauwerk sein, das sich von der
Lebensrealität der Menschen im Ort abhebt. Sie hat Werkstattcharakter und
unterscheidet sich vielleicht gar nicht vom Betrieb, im den Vater oder Mutter
täglich zur Arbeit gehen. Betritt man die Schule, so wechseln Atmosphäre und
Anmutung. Holz auf dem Boden, an den Wänden von Werkraum und Lehrerzimmern und
an der Decke, die diesen straßenseitigen Bauteil überspannt, prägt den ersten
Eindruck. In so viel Materialwärme fügt sich die lange Sichtbetonwand, die das
Rückgrat der Klassen bildet, harmonisch ein. Zwischen den lose verteilten
Raumgruppen auf der einen und dem Klassentrakt auf der anderen Seite spannen
die Architekten über die gesamte Gebäudelänge einen weit mehr als hundert
Quadratmeter großen Raum auf, der sich vom Flur über die Eingangshalle zur
großzügigen Pausen- und Mehrzweckfläche aufweitet.
Es
ist ein offener Bereich, der der Erkenntnis Rechnung trägt, dass Kinder Laufen,
Springen und Toben brauchen, um dann wieder konzentriert und kreativ arbeiten
zu können. Rampe, Sitzstufen und Bücherinseln gliedern diesen offenen Raum,
eine tiefe Lesenische ist intimer Rückzugsraum auf zwei Ebenen. Jedes Detail
ist sorgfältig geplant und erfüllt mehr als eine Funktion: die Verglasung vom
Klassen- zum Pausenraum ist Durchblick und zugleich Sitzbank, die niedrigen
Parapete der Klassen sind Sitz- und Arbeitsfläche, Ablage und Stauraum.
Klassentrennwand und Fassade sind jeweils polygonal geknickt. Immer wieder, an
vielen Stellen, brechen Feyferlik und Fritzer die Strenge der Orthogonalität,
die für sie Symbol einer antiquierten Schulform mit Frontalunterricht ist. Ihre
Klassen können über Verbindungstüren zusammengeschaltet werden, und jeder ist
eine Freiluftklasse vorgelagert. Eine wind- und teils regengeschützte Terrasse,
über Glas und ein breites Schiebeelement mit dem Innenraum verbunden, soll zum
Unterricht im Grünen motivieren.
Man
hofft, dass solche Freiräume nicht nur den physischen Aktionsraum vergrößern,
sondern auch den geistigen Spielraum und Horizont – den der Lehrer und der
Schüler. Das große Potenzial an vielfältigen Aneignungsmöglichkeiten dieser
Schule kann nur dann ganz entfaltet werden, wenn ihre Nutzer es erkennen,
schätzen und ausschöpfen. Wolfgang Feyferlik und Susi Fritzer animieren dazu
mit ungewöhnlicher Gestaltung und kleinen unkonventionellen Details, die in
vielen Gesprächen mit Betreibern und Nutzern ausgehandelt wurden. Was kann uns
ein fröhlich-bewegter roter Industrievorhang als Windfang sagen? Lehrer, lasst
Fantasie walten in euren Köpfen, auf dass euch ein lustvoller, abwechslungsreicher
Unterricht gelingt. Eure Schule unterstützt euch dabei.
Symposium "schulRAUMkultur"
in Linz vom 28. bis 30. November
Die Kunstuniversität Linz wird gemeinsam mit dem
BMUKK und dem Bildungsressort der oö. Landesregierung an diesen drei Tagen die
Zukunft des Schulbaus mit Fokus auf
partizipative Planungsmethoden und integrierte
Baukulturvermittlung erörtern.
Die Adressaten dieser Veranstaltung sind
PädagogInnen, DirektorInnen sowie schulerhaltende, schulbauplanende und
schulbegleitende Stellen der Länder und
Gemeinden. Unsere Gäste und Vortragende kommen aus den Sparten Pädagogik, Psychologie, Architektur bzw. Verwaltung
und Politik.
Nähere
Infos unter www.schulraumkultur.at
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Buchtipp
„Mut zur Schönheit. Streitschrift
gegen die Verschandelung Österreichs.“
Von Tarek Leitner, Verlag Brandstätter: Wien, 1. Auflage 2012;
205 Seiten.
Ein Lesebericht von Ambros Gruber
Tarek Leitner ist den meisten Österreicher/innen ein Begriff, auch jenen, die nur ab und zu ZIB schauen. Ja, er ist es, der adrette Moderator! Geboren und aufgewachsen in Linz, ist er einer der vielen „Oberösterreicher/innen in Wien“.
Aber damit nicht genug. Er griff nun auch zur Feder – besser gesagt wohl zur Computer-Tastatur – und verfasste diese Streitschrift, die zu einem ganzen Buch mit gut 200 Seiten wurde.
Was veranlasst einen erfolgreichen ORF-Moderator, so ein Werk zu veröffentlichen? Ein Werk, wo erschreckende Tatsachen klar und direkt angsprochen werden? Vermutlich ist es seine Liebe zu jenem Land, in dem er wohnt.
Tarek Leitner fasst selbst in seinem „Postskriptum“ (S. 201 und 202) gut zusammen, worum es geht:
„In dieser Streitschrift ist alles benannt, was unsere oberflächliche Lebensumgebung hässlich werden lässt. Es ist alles ausgeführt, wodurch Verschandelung in diesem Land zustande gekommen ist: die kommerzialisierte Aneignung von Stadt, Landschaft und Umgebung. Die Schrift richtet sich daher weniger an Architekturkritiker, Raumplaner oder Urbanismusforscher, sondern an jene Menschen, die plötzlich empfinden, sich nirgends mehr richtig wohl zu fühlen, was ihre ästhetischen Anforderungen an die Umgebung betrifft. Landschaft ist zur Beute von Investoren und deren Anlagekapital geworden. Die Schrift soll beitragen, sich aus der Geiselhaft der diese Entwicklung begleitenden Imagekampagnen zu befreien – denn zumeist glauben wir ja, dass all die Verunstaltungen rund um uns nötig sind, um wirtschaftlich zu überleben. Rational sei nur noch, wird uns vermittelt, was rationell sei.
Verschandelung ist zum Glück nicht gleich das Gegenteil der Schönheit. (…)
Und Glück haben wir (und deshalb brauchen wir nicht mutlos zu sein), weil das Schöne, so wie das Gute, zwar etwas Absolutes ist, das Hässliche aber, so wie das Böse, nur etwas Relatives.“
Es geht also, wie in diesem Auszug aus dem Postskriptum bereits hervorgeht, in dieser Publikation um wesentlich mehr als nur um die Oberfläche, um den horrenden Verbrauch an Flächen in Österreich durch rein funktionelle und objektiv als hässlich, also „schiach“ empfundene Verkaufsflächen samt dazugehörigen Parkplatz-Wüsten. Es geht um die tiefe philosophische und ökonomische Einsicht, dass in unserer vom kommerziell-rationellen Denken dominierten Zeit alles, wirklich alles, dem „rollenden Rubel“, sprich der Gewinnmaximierung, untergeordnet wird.
Dass dabei die Schönheit der gewachsenen Strukturen von Dörfern und Städten enormen Schaden nimmt, dass die für den Tourismus oft bemühte „Postkartenidylle“ nur mehr funktioniert, wenn wir unsere Wahrnehmung des Alltags auf ganz schmale Bereiche einengen, das wird in diesem Buch eindringlich klar gemacht. Denn schöne Täler oder Außenbereiche von Dörfern, die durch Kreisverkehre und Shopping-Malls einmal zerstört sind, sind nachhaltig jeder Schönheit beraubt!
Tarek Leitner hofft und er appelliert an alle, dass die Politik wieder ihren Gestaltungswillen über das Diktat der kommerziellen Rationalist/innen stellen muss, dass sie darüber wieder die Oberhand gewinnen muss.
So schreibt er (S. 190):
„Wir können darauf hoffen und hinwirken, dass Schönheit doch noch irgendwann eine poltitische Kategorie wird. Dann, wenn uns klar geworden ist, dass Fortschritt nicht nur Wachstum von wirtschaftlichen Kennzahlen ist, sondern auch Steigerung der Qualität unserer Lebensumgebung, in der dann jeder Einzelne sein persönliches Lebensglück verwirklichen kann.“
Neben erschreckenden statistischen Zahlen führt Tarek Leitner auch immer wieder Beispiele an, die mir als Oberösterreicher bekannt sind – das riesenhafte Lager eines aus Oberösterreich kommenden Möbelherstellers an einem gar nicht so weit entfernten Autobahnknotenpunkt zum Beispiel oder ein großes Einkaufszentrum in der Peripherie der Bezirkshauptstadt unseres westlichen Nachbarbezirks…
Bei fast allen Argumenten kann ich Leitner hundertprozentig folgen, nur bei seiner Kritik an den Autobahn-Lärmschutzwänden weiche ich leicht von seiner Meinung ab: Er kritisiert hier die optische Gestaltung und ihre Buntheit, aber auch, dass in manchen Bereichen der Lärm nach Errichtung der meterhohen und farbenfrohen Wände für die Anrainer unerträglicher geworden sei als vorher, ohne Lärmschutzwände.
Nun, die optische Gestaltung mag verbesserungswürdig sein, dem stimme ich unumwunden zu. Aber dass es einen Bedarf an Lärmschutzwänden, sogar an einigermaßen hohen, gibt, das möchte ich im Gegensatz zu ihm nicht bestreiten. Und ich weiß es aus eigener Hör-Erfahrung, wohnt doch mein Schwiegervater in Weibern, kaum 100 m Luftlinie von der A8 (Innkreisautobahn) entfernt. Dort gibt’s noch die nur niedrigen Lärmschutzwände aus den 1980er-Jahren. Zu gerne würde ich Tarek Leitner einmal zu einem Kaffee bei meinem Schwiegervater einladen! Ob wir uns wohl ungestört unterhalten könnten?
Ansonsten aber ist diese Streitschrift für mich eine äußerst gelungene Sammlung direkter und treffender Kritik an Zuständen, wie ich sie mir als Bürger eines demokratischen Staates in dieser Schwere nicht ausmalen konnte oder vielleicht auch nur wollte.
Gratulation an Tarek Leitner für dieses mutige Buch, das ich jeder und jedem zur Lektüre nur wärmstens empfehlen kann!
Und ich schließe hier noch mit zwei Zitaten aus dem Werk.
Im ersten geht es um Schönheit, die Umweltschutz bedeutet (S. 40):
„Mut zur Schönheit ist Umweltschutz im engsten Sinn. Es ist Einfluss auf jene Umwelt, die wir bewusst wie keine andere wahrnehmen, in der wir leben, die wir vor allem sehen – was bekanntlich einer der stärksten Sinneseindrücke ist, den wir Menschen haben.“
Und noch weiter vorn im Buch geht es um die „Los-Angelesisierung“ selbst nett gelegener österreichischer Bezirksstädte (S. 11):
„Und was rund um kleine Waldviertler Dörfer nicht fehlen darf, kündigt auch hier ein Wald bunter schlanker Fahnen an: Der Charme von Los Angeles zieht sich kilometerweit vor und nach dieser Stadt: in einer Wiederholung von Autohäusern, Baumärkten, Fastfoodrestaurants und Diskontmärkten – das Logo einer jeden Firma weht vielfach vor den leeren Parkplatzwüsten. Nur die Nagelstudios aus L.A. fehlen.“
Öffnen wir also die Augen und verteidigen wir jene Plätze, wo es noch Schönheit gibt!
Quellenangabe für das Foto des Buchumschlags: http://www.amazon.de/Mut-zur-Sch%C3%B6nheit-Streitschrift-Verschandelung/dp/385033659X; 21.10.2012, 19:05 Uhr
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bildung für nachhaltige Entwicklung – ein Stiefkind im
österreichischen
Schulbuch
Elisabeth Pühringer zu ihrer Diplomarbeit am Institut für betriebliche und regionale
Umweltwirtschaft an der Johannes Kepler Universität in Linz. Die gesamte
Arbeit:
http://de.scribd.com/doc/109688102/Erziehung-zur-Nachhaltigkeit-in-der-Volksschule-als-gesellschaftliche-Aufgabe-Eine-Analyse-mit-besonderer-Berucksichtigung-des-Schulbuchs
Für einen Wandel in
Richtung Nachhaltigkeit bedarf es einer gravierenden Änderung unseres
Verhaltens, unserer Einstellungen, Werte und Normen. Der Bildung wird hierfür
eine wesentliche Rolle zugeschrieben. Dies wird unter anderem in der von 2005
bis 2014 laufenden UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zum Ausdruck
gebracht.
Geringe Ausnutzung des
großen Potenzials der Schulbücher
Das große Potenzial dieses
Mediums lässt sich an der enormen Reichweite von Schulbüchern, dem Umstand,
dass nur staatlich geprüfte Werke zur Verfügung gestellt werden und an der
immer noch wichtigen Rolle, die das Schulbuch im Lehr- und Lernalltag spielt,
erkennen. Zwei Jahre vor Ablauf der UN-Dekade zeigt nun eine aktuelle
Schulbuchanalyse, dass die seit vielen Jahren geforderte Bildung für
nachhaltige Entwicklung (BNE) in den Schulbüchern der Volksschule noch nicht
angekommen ist, was angesichts der globalen Entwicklungen äußerst bedenklich
erscheint.
Die Schulbuchanalyse
In der Studie wurden die
Inhalte von knapp 60 VS-Schulbüchern aus Deutsch, Sachunterricht und Mathematik
auf das Vorhandensein nachhaltigkeitsrelevanter Themenfelder untersucht, um
herauszufinden, inwieweit der Nachhaltigkeitsansatz bereits Eingang in die
Schulbücher gefunden hat, bzw. um abzuschätzen, welches Potenzial hierfür in
den Schulbüchern steckt.
Erschreckende Ergebnisse
Die Untersuchungsergebnisse
zeigen, dass nachhaltigkeitsrelevante Themen in den meistverwendeten
Schulbüchern nur wenig behandelt werden. Sie lassen sich grob in folgende drei
Gruppen teilen:
Die erste, leider eindeutig
kleinste, Gruppe umfasst Themenfelder, die bereits teilweise nachhaltig
umgesetzt und aufbereitet werden. Zum Beispiel im Bereich Mülltrennung,
Trinkwasser oder Genderneutralität ist bereits ein Bemühen erkennbar, die
Aufbereitung stärker an Zielen einer nachhaltigen Entwicklung zu orientieren.
Die zweite Gruppe enthält
Themen, in denen das Aufgreifen von Nachhaltigkeitsaspekten beinahe völlig
fehlt, z.B.: Mobilität, Biodiversität, Konsum, Energie und Wasser. Diese Themen
kommen zwar in den Schulbüchern bereits häufig vor, die Umsetzung und
Ausgestaltung in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte erscheint jedoch noch
ausbaufähig. Insbesondere da diese Themen eine unmittelbare Bedeutung im Alltag
der Kinder haben, sind sie besonders dazu geeignet, einen persönlichen Bezug
zum eigenen Leben herzustellen. Durch eine bewusste Auseinandersetzung mit dem
eigenen Verhalten und der direkten Handlungsrelevanz des Gelernten, sowie mit
konkreten Handlungsalternativen, können Folgewirkungen und Zusammenhänge der
einzelnen Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Auch dies sind Aspekte, die
bisher kaum in den Schulbüchern aufgegriffen werden. Vielmehr beschränkt sich
der Großteil der Ausschnitte, in denen Nachhaltigkeitsaspekte aufgegriffen
werden, auf reine Informationsvermittlung. Der verschwindend geringe Anteil an
aufgezeigten Bezügen zum individuellen kindlichen Alltag, sowie das Aufzeigen
und Erarbeiten von Handlungsalternativen und deren Folgen und Wirkungen werden
stark kritisiert, da gerade das Bewusstsein über eigene Einflussmöglichkeiten
und deren Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit als wichtige,
handlungsmitentscheidende Faktoren gelten. Ein weiterer Kritikpunkt bezieht
sich auf die Konzentration auf Effizienz- und Konsistenzansätze (beispielsweise
“Rad statt Auto” oder Mülltrennung). Suffizienz- oder Vermeidungsansätze
(Mobilitäts-, Abfall-, Emissions- oder Konsumvermeidung) werden hingegen kaum
angesprochen.
Die dritte Gruppe stellen
Themengebiete dar, die bisher kaum Eingang in die Schulbücher gefunden haben,
z.B.: Klimaschutz, Emissionen, Rohstoffe und Ressourcenverbrauch, Gewässer,
Umweltrisiken, Gerechtigkeit zwischen Generationen und Nord-Süd-Beziehungen.
Dass nicht einmal die seit Jahrzehnten hochaktuellen Themen Klimaschutz, Gerechtigkeit
zwischen Generationen oder die weitreichenden Auswirkungen unseres
globalisierten Lebensstandards in den Schulbüchern Beachtung finden, ist nicht
nachvollziehbar.
Kaum Unterstützung
engagierter Lehrkräfte durch die Schulbücher
Die Umsetzung von BNE ist
somit großteils vom Engagement der Lehrkräfte abhängig. Viele engagierte
LehrerInnen praktizieren BNE bereits seit Jahren, sie werden jedoch durch die
bereitgestellten Schulbücher kaum dabei unterstützt. Obwohl es sich an vielen
Stellen in den Büchern anbieten würde, Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung
einfließen zu lassen bzw. einen Bezug zu Nachhaltigkeit herzustellen, existiert
bisher kein Schulbuch, das sich durchgängig an den Zielen von BNE orientiert.
Vielmehr muss sich jede Lehrerin und jeder Lehrer um zusätzliches Lehrmaterial
bemühen, das von vielen Organisationen zu spezifischen Themen angeboten wird.
BNE als große
Herausforderung
BNE fordert, dass der
Entwicklungsprozess, die Reflexion und Diskussion, sowie die Mitentscheidung
und -gestaltung im Vordergrund stehen. So ein konstruktiver Diskurs erfordert
es, dass verschiedene Handlungsalternativen mitsamt ihrer Vor- und Nachteile,
sowie ihrer lokalen, globalen, zeitversetzten, etc. Folgen und Auswirkungen
aufgezeigt und zur Diskussion gestellt werden. Konkret bedeutet dies z.B., den
Kindern nicht aufzutragen, nur noch Bio-Lebensmittel zu kaufen, sondern ihnen
die verschiedenen Alternativen vorzustellen und zur Reflexion darüber
anzuregen. Erst wenn die Unterschiede zwischen regionaler, industrieller und
biologischer Landwirtschaft bekannt sind, können die Auswirkungen des eigenen
Obsteinkaufes reflektiert und beurteilt werden. In dieser Weise könnten in
beinahe allen Themenfeldern Nachhaltigkeitsaspekte mit einfließen, wie dies 1.
im Verständnis von nachhaltiger Entwicklung gedacht und 2. durch fächerübergreifende,
ganzheitliche Unterrichtsprinzipien im Lehrplan auch gefordert wird.
Ansatzpunkte und
Anregungen
Die Lenkung der kostenlos
zur Verfügung gestellten Schulbücher durch die Approbationskommission stellt
einen weiteren wichtigen Aspekt dar. So könnte etwa ein Kriterien oder
Anforderungskatalog bezüglich BNE-relevanter Inhalte erstellt werden, dessen
Umsetzung im Schulbuch eine Voraussetzung für die positive Approbation
darstellen könnte. Ein derartiger Kriterienkatalog würde einerseits über das
Approbationsverfahren gewisse BNE-Standards in den eingesetzten Schulbüchern
garantieren und wäre andererseits eine Hilfestellung für SchulbuchautorInnen,
für die es (ebenso wie für die LehrerInnen) eine große Herausforderung
darstellt, neben der Beachtung von Lehrplankonformität, inhaltlichen,
pädagogischen, didaktischen, sozialen und entwicklungspsychologischen
Gesichtspunkten, nun auch noch Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen.
Dennoch erachte ich es als wichtig, konkrete Forderungen und Erwartungen zu formulieren
und den handelnden Personen in der Praxis konkrete Hilfestellungen für die
Umsetzung von BNE im Unterricht zur Verfügung zu stellen. Insbesondere mit
Blick auf die aktuell geführte Schulentwicklungs- und Qualitätsdebatte wäre es
ein wichtiger nächster Schritt, mehr Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung in
die Schulbücher und damit in die Schulen zu bringen.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Ein Blick allein ist nicht genug!
Zur OECD „Studie“ Bildung auf einen
Blick.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Andreas
Chvatal, chvatal@oeli-ug.at,
HS-Lehrer in Wien 15, aktiv für apflug in Wien und ÖLI-UG (APS-Bundesleitung)
Der Begriff „Studie“ ist
inbezug auf die OECD Tabellensammlung Bildung auf einen Blick zumindest
irreführend. Er legt fälschlicherweise nahe, dass das zusammengestellte
Datenmaterial das Ergebnis wissenschaftlicher Forschungstätigkeit sei. Dies ist
mitnichten der Fall. Die OECD fragt einfach die Daten von den teilnehmenden
Ländern ab. Es kann weder überprüft werden, ob die Angaben der Länder stimmen,
noch, ob die Berechnungsvorgaben der OECD sinnvoll sind. Keinesfalls kann
diesen Zahlen eine präzise Aussagekraft zugeschrieben werden. Sie sind, wie ihr
Name schon andeutet, ein Über-BLICK, der wohl im Großen und Ganzen stimmige
Bilder vermittelt, als Basis für genaue Analysen aber ungeeignet ist.
Oft genügt schon ein
flüchtiger 2. Blick, um sonderbare Ungereimtheiten in den Tabellen der OECD zu
finden. Zum Beispiel bei der Arbeitszeit der LehrerInnen (Tabelle D 4.1).
Österreich hat die Fragen der OECD zu diesem Punkt offenbar ordnungsgemäß
beantwortet. Gefragt war die Zeit, die LehrerInnen im Jahr in der Klasse
verbringen und zwar in 60 Minuten Stunden. Folgende Werte wurden der OECD von
Österreich übermittelt: Primarstufe: 779 Stunden in der Klasse, Sekundarstufe
I: 607 und Sekundarstufe II: 589.
Diese Angaben sind bestens
nachvollziehbar. Zum Beispiel die Sekundarstufe I (AHS): 20 Wochenstunden
Unterricht x 36 Schulwochen = 720 Jahresstunden x 50 : 60 = 600 Jahresstunden à
60 Minuten. Kommt hin – im Großen und Ganzen, wie bei der OECD üblich.
Es gibt dabei nur ein
kleines Problem: Eine Gruppe von ca. 25000(!) österr. Lehrkräften ist in dieser
Tabelle überhaupt nicht erfasst, nämlich die HauptschullehrerInnen. Für sie
stimmen die 607 Stunden auf der Sekundarstufe I nicht. Sie müssten mit
mindestens 630 Stunden (à 60 Min.)
berücksichtigt sein, da sie 21 Wochenstunden unterrichten.
Der beträchtliche
Unterschied zwischen den 600 oder 607 Stunden der Sekundarstufe I und den 779
Stunden der Primarstufe (VS) ergibt sich, weil die OECD es erlaubt, auf der
Primarstufe Gangaufsichten mitzuzählen. Warum die Sekundarstufe I das nicht
darf, bleibt ungeklärt. Bei durchaus realistischen 60 Minuten Gangaufsicht pro
Woche würden sich die österreichischen Werte auf 643 (AHS) bzw. 666 (HS)
erhöhen. Das heißt, die OECD berücksichtigt neben 25000 – nachweislich
existenten – LehrerInnen auch eindeutig erbrachte Arbeitszeit nicht.
Damit aber nicht genug. In
einer weiteren Tabelle wird die Gesamtarbeitszeit der LehrerInnen verglichen.
Der österr. Wert für die Sekundarstufe ist hier zweifellos dem Pflichtschuldienstrecht
(LDG) entnommen: 1776 Stunden. Einmal gilt also der AHS-Wert und die HS kommt
nicht vor, ein paar Seiten weiter ist es genau umgekehrt. Damit ist wohl über
die Aussagekraft dieser Tabellen alles gesagt.
Niemand kann wissen,
wieviele derartige Ungenauigkeiten diese und andere Ein-Blick-Tabellen noch
enthalten. An sich kein Beinbruch, war die Optik des Bildungsblicks halt ab und
zu ein bissl geknickt. Wer wird es denn so genau nehmen?
Bedenklich wird es aber,
wenn..
1) die Unzulänglichkeiten von Bildung auf einen
Blick mit Inbrunst ignoriert,
2) die OECD Zahlen zu unwiderlegbaren
wissenschaftlichen Befunden hochstilisiert, und
3) damit politische Forderungen untermauert werden.
Anlässlich des Erscheinens
des neuesten OECD Bildungs-Blicks feierte diese Praxis wieder einmal fröhliche
Urständ. Argumente wie das folgende waren schnell zurechtgebogen: „Die OECD hat
bewiesen(!), dass die österreichischen LehrerInnen weniger unterrichten als
ihre KollegInnen in den meisten anderen Ländern. Deshalb muss(!) die
Arbeitszeit der LehrerInnen in Österreich erhöht werden.“
Auf diese Weise werden die
Zahlen der OECD missbraucht, um eine populistische Forderung zu begründen.
Dabei wird bewusst verschwiegen, dass…
a) die OECD
nichts bewiesen haben kann, sondern nur Werte abgefragt und Tabellen
zusammengestellt hat,
b) die
Aussagekraft der Zahlen fragwürdig ist und keinesfalls über jeden Zweifel
erhaben
c) die
Notwendigkeit der Erhöhung der Arbeitszeit eine völlig willkürliche
Interpretation der OECD Ergebnisse ist.
Boulevardmäßig aufgeputzt
mit Tabellchen und Bildchen, bereichern Argumentationsweisen wie diese die
österreichische Bildungsdebatte mit einem gehörigen Schuss
profilierungsneurotischer Unsachlichkeit, deren statistische Grundlage
fragwürdiger nicht sein könnte.
Geradezu erschreckend ist,
dass die zuständige Ressortchefin durchaus nicht abgeneigt ist, sich an dieser
Art von Meinungsmache zu beteiligen. Um das Regierungsvorhaben, die Arbeitszeit
der LehrerInnen zu erhöhen zu befördern, ist offenbar jedes Mittel recht. Als
Positivum kann in dem Zusammenhang gesagt werden, dass anspruchsvollere Printmedien
sich an dem Spielchen nicht mehr beteiligen. Unter ernsthaft arbeitendend
JournalistInnen scheint sich eine realistische Einschätzung der OECD-„Studie“ durchzusetzen.
Zum Drüberstreuen noch was
Erheiterndes. Warum sollten nur Leute wie der Universalbildungsexperte Salcher
und ÖSTERREICH-Herausgeber Fellner an den OECD Zahlen heruminterpretieren? JedeR
von uns darf das auch. Wohl an!
Angeblich würde ja aus Bildung
auf einen Blick zweifelsfrei(!) hervor gehen, dass die österreichischen
LehrerInnen SpitzenverdienerInnen sind. Nun, möglicherweise stimmt das ja
sogar, nur, die Zahlen der OECD belegen es in keinster Weise.
Wie liegen denn die
österreichischen „SpitzenverdienerInnen“
bei der OECD?
Im Primarbereich nach 15
Dienstjahren auf Rang 15 von 35, beim Endgehalt: 5.
Im Sekundarbereich I: Nach
15 Jahren auf Rang 13 von 34; Endgehalt: Rang 6.
Im Sekundarbereich II:
Nach 15 Jahren auf Rang 15 von 35, Endgehalt: Rang 7.
Spitze?
Nicht einmal eine Medaille
bei den Endgehältern. Und die werden bekanntlich frühestens nach 34
Dienstjahren erreicht und normalerweise nicht allzu lang bezogen. Wesentlich
aussagekräftiger wäre ein Vergleich der Lebensverdienstsummen, doch die fehlen
bei der OECD.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Buchtipp
„Kein schönes Land in dieser Zeit.
Das Märchen von der gescheiterten Integration“
Von
Mehmet Gürcan Daimagüler, Gütersloher Verlagshaus: 2. Auflage 2011
Ein Lesebericht von Ambros Gruber
„Ich danke meiner Familie für Alles. Familie ist
nicht alles, aber ohne Familie ist alles nichts.
Meinen Freunden Martin Müller, Benedikt Wahler und
Ernst von Münchhausen danke ich für die vielen Ermunterungen weiterzumachen,
als ich aufhören und das Manuskript als sinnlosen Seelenstriptease in die Ecke
pfeffern wollte.“ (S. 239)
„Seelenstriptease“. Also solchen würden wohl nur
extrem grobe Menschen dieses Buch bezeichnen. Dieses Buch, dessen Titel bewusst
an das auch heute oft noch gesungene Volkslied „Kein schöner Land in dieser
Zeit“ anspielt. Nur eben mit der kleinen Änderung, die diesem Titel den
bitteren Beigeschmack verleiht.
Aber dieses Buch ist keine „Gastland-Vernaderung“,
wie manche Menschen in einer schnellen Abwehr-Reaktion denken könnten. Es ist
vielmehr eine sehr persönliche Autobiographie eines Menschen, der ehrlich zu
sich und seinen Mitmenschen sein will.
„Gastland-Vernaderung“ kann
dieses Buch übrigens schon allein deshalb keine sein, weil Mehmet Gürcan
Daimagüler in Deutschland geboren und dort aufgewachsen ist und – nach einem
Intermezzo in den USA – wieder dort lebt.
„Richte nie über einen Menschen, solange du nicht
zwei Monde lang in seinen Schuhen gelaufen bist, heißt es in einem indianischen
Sprichwort. Dieser Satz kommt mir immer in den Sinn, wenn ich den
Integrationsdebatte genannten täglichen Wahnsinn verfolge. Es fängt schon damit
an, mit welcher Selbstverständlichkeit noch von „Wir“ und „Ihr“ gesprochen
wird. „Wir Deutsche.“. „Ihr Ausländer“.“ (S.9)
Erfrischend direkt und mit fast umwerfender Ehrlichkeit
schildert Daimagüler Ereignisse in seinem Leben.
„Bevor ich beginne, möchte ich Sie warnen: Bei mir
handelt es sich um einen Hochstapler. Ich habe ein Doppelleben geführt. Nach
außen hin war ich der Fleisch gewordene Traum eines jeden Integrationspolitikers:
ein türkischer Junge in Deutschland, der Sohn von Gastarbeitern. Mein
Klassenlehrer in der Grundschule wollte mich auf eine Sonderschule abschieben.
Darauf hatte ich aber keine Lust. Ich habe mich gewehrt. Ich habe gekämpft. Und
mich schließlich durchgesetzt. So bin
ich zum Kämpfer geworden. Mein Weg
hat mich nach Amerika geführt. Ich wurde Absolvent der amerikanischen
Eliteuniversitäten Harvard und Yale, anschließend erfolgreicher Rechtsanwalt
und Manager. (…) Mein wahres Leben war
für alle unsichtbar geblieben. Denn meine Geschichte ist nicht die eines
Gewinners, sondern eines Gescheiterten.“ (S. 21)
Natürlich stellt Daimagüler bald die Frage nach der
Identität.
„Fühlst du dich mehr als Deutscher oder als Türke?
Diese Frage wurde mir oft von meinen deutschen Freunden gestellt. Nie wusste
ich auf diese Frage eine kluge Antwort zu geben. Wie fühlt man sich denn als
Deutscher oder Türke? Was soll das für ein Gefühl sein, Germane oder Osmane zu
sein? Ich weiß es einfach nicht.“ (S. 30)
Daimagüler spart nicht mit Kritik an der deutschen
Ausländerbehörde, deren „kleine Beamte“ er oft beim Machtmissbrauch erleben
musste, indem sie „Gastarbeiterfamilien“ Aufenthaltstitel nicht oder nur nach
langem und zermürbendem Warten aushändigten.
Er kritisiert, dass in Deutschland – und die Situation
in Österreich ist vergleichbar – keine Chancengleichheit herrscht, weil Bildung
immer noch mit dem Reichtum des Elternhauses und dem Bildungsniveau der Eltern
zusammenhängt.
Bildungschancen für ALLE Bürgerinnen und Bürger im
Land ist aber wichtig und notwendig, genauso wichtig und notwendig wie gute
Integration, gerade in einer globalisierten Welt:
„Es geht aber um viel mehr als „nur“ um uns
Öl-Augen. Es geht um Deutschland, wie es ist und wie es in Zukunft sein möchte.
Es geht darum, wie weltoffen, wie tolerant wir in einer durch und durch globalisierten Welt sein wollen.
Weltoffenheit ist heute mehr als nur ein feiner Charakterzug. Es ist ein
entscheidender Faktor beim weltweiten Wettbewerb um Talente und Investitionen.“
(S. 57)
Nach diesem ersten Teil vertieft er sich in seine
Familiengeschichte: seine Geburt in Niderschelden, die Wurzeln seiner Eltern
werden genau beschrieben. Und das Gefühl als Kind, sich in der eigenen Heimat
fremd zu fühlen, als „Scheißtürke“ (S.67).
Daimagülers Schullaufbahn wäre nicht so erfolgreich
verlaufen, hätte sich nicht „Oma Phillippine“ um ihn und seine Geschwister
gekümmert – eine aufmerksame Frau, die im selben Haus wohnte und
hauptverantwortlich dafür war, dass er nicht in die Sonderschule musste.
Nach Hauptschule und Realschule kommt er ans
Gymnasium, schafft das Abitur mit links und beginnt in Bonn Jus zu studieren.
Mit Erfolg. Und er wird Assistent hoher FDP-Politiker, auch deswegen, weil er
sich dem damaligen Parteiprogramm der FDP nahe fühlt, das Individualität, Toleranz
als hohe Werte hochhielt.
Er geht in die USA, macht – nach einer beruflichen
Erfahrung bei der Boston Consutling Group (erheiternde Textstellen über
wichtigtuerische englische Begriffe für stinknormale Tätigkeiten in Betrieben!)
– in Harvard einen „Master in Public Administration“ und wird schließlich in
Yale wegen seiner praxisnahen Studien zum Thema erneuerbare Energien als „World
Fellow“ aufgenommen.
Entsetzt nimmt er bei seiner Rückkehr nach
Deutschland den vermehrten Ausländerhass und die Anschläge auf Asylantenheime
sowie die Wohnungen von „Migranten“ nach der deutschen Wiedervereinigung wahr.
Der Grund dafür :
„Die fremdenfeindliche Stimmung im Land entsprang
aus der Mitte der Gesellschaft. Wenn vermeintlich sozial eingestellte Politiker
tagein und tagaus mit Metaphern wie „Das Boot ist voll“ das Volk beeinflussen,
dann sind nicht nur Hass, sondern auch Mord und Totschlag die Folge. Die Frage
nach einer moralischen Mitschuld von etablierten Politikern wurde nie wirklich gestellt.“ (S. 219)
Nach einer sehr intensiven Zeit bei der FDP entfernt
sich Daimagüler wieder von seinem parteipolitischen Engagement, weil, wie er
sagt, sich die Partei von ihm wegentwickelt hat. Am Schluss seines Buches zieht
er eine Zwischenbilanz über sein Leben.
„Was bleibt? Einiges ist mir bisher gelungen, vieles
nicht. Von der Hauptschule habe ich es nach Harvard und Yale geschafft. Ich
habe eine gute Ausbildung genießen dürfen, Anerkennung im Beruf genossen und
interessante Jobs bei tollen Firmen machen dürfen. (…)
Ich habe die Politik kennengelernt, versucht, Dinge
voranzutreiben, meine Heimat offener zu machen. Habe ich etwas erreicht? Nein,
leider, in der Politik bin ich wohl gescheitert. Ich habe begonnen, mich selbst
kennenzulernen.“ (S. 229)
Und er beendet seine
Zwischenbilanz mit Fragen und einer konstruktiven Forderung:
„Neu-Deutsche und Alt-Deutsche: Wir haben zu lange
einfach nebeneinander hergelebt. Es ist an der Zeit, dass wir einen Schritt weitergehen
und anfangen, uns füreinander zu interessieren.“ (S. 235)
Selbiges gilt natürlich für Österreich.
Dieses Buch hat mich bewegt, es hat mich
aufgerüttelt. Und es hat mich bestätigt in vielen Gedanken, die bisher mehr
oder weniger diffus bei mir vorhanden waren. Hier werden sie konkretisiert,
formuliert.
Deshalb empfehle ich dieses Buch auch allen
Politikerinnen und Politikern.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Buchbesprechung
Einspruch, Herr Salcher!
„Nie mehr Schule – immer mehr Freude“
Ecowin Verlag,
2012
Ihr
Buch lockt derzeit, in großen Stückzahlen in Auslagen gestapelt, KäuferInnen
an. Im September präsentierten Sie ihr neues Werk im Rahmen der ORF-Sendung „Im
Zentrum“.
Der
von Ihnen gewählte Titel weckte Widerspruch in mir.
„Nie
mehr Schule“, mag in angehenden PensionistInnen meiner Zunft Freude wecken,
nicht aber in Menschen, denen die möglichst gute und zeitgemäße Bildung ein
Anliegen ist.
Sie
stellen in Ihrem Buch die herkömmliche, Ihrer Ansicht nach „tödliche“ einer
„lebendigen“ Schule gegenüber.
Zur
Beschreibung der tödlichen Schule greifen Sie zu plakativen Pauschalurteilen
über LehrerInnen und unser Schulsystem.
Statt
Missstände sachlich auf zurollen, schwingen Sie eine Keule, die Ihnen am
Boulevard Lob eintragen, LehrerInnen hingegen nachhaltig verstören wird.
Beim
Lesen beschlich mich mehrmals der Gedanke, dass Sie gar nicht die Schule von
heute meinen, sondern jene aus
Ihren eigenen Kindertagen.
All
das, was wir LehrerInnen in den letzten Jahrzehnten weitergebracht haben, unser
fortwährendes und selbstverständliches Weiterlernen, all die seit vielen Jahren
praktizierten „neuen“ Lernformen, das Teamteaching oder die neue Fehlerkultur
finden keinen Eingang ins Buch.
Uns
LehrerInnen, die unter heutigen Rahmenbedingungen ihren Beruf engagiert,
begeistert und erfolgreich ausüben, vorzuwerfen, wir wären Reformverweigerer,
ist nicht rechtens.
Viele
Informationen wie, „LehrerInnen besitzen keine PCs und Mailaccounts“, sind
schlichtweg falsch, der Vormarsch digitaler Klassenbücher und Schulverwaltungsprogramme
auch nicht mehr aufzuhalten.
Wenn
es in unseren Händen läge, sähe Schule heute anders aus – von Ihrer tödlichen
Schule sind wir dennoch weit entfernt.
Im
zweiten Teil des Buches skizzieren Sie die lebendige Schule.
Allseits
bekannte, gute Beispiele wie die „Treibhäuser der Zukunft“, aber auch österreichische
Vorzeigeprojekte werden angesprochen.
Diese
Modelle werden zu Recht der dringend gebotenen österreichischen Schulreform den
Weg weisen.
Eltern,
die ihre Kinder in die „tödliche“ Schule schicken, nennen Sie autoritär.
Welche
Alternativen böten sich denn?
Die
Sir Karl Popperschule in Wien, die Sie mitbegründet haben und die es sich
leisten kann und darf, ihre BewerberInnen von Hand zu verlesen und dann die 48
Geeignetsten zu nehmen?
Nein,
Elite- und Privatschulen sind nicht Lösung unseres Problems.
Eltern,
die keine Wahl haben, sind nicht autoritär.
Richten
Sie ihre Kritik künftig bitte an die Politik!
Die
geforderte gemeinsame Schule aller,
+ eine gemeinsame universitäre Ausbildung
aller LehrerInnen,
+ Ganztagesschulen mit allem, was dazugehört,
+ ein modernes und attraktives Dienstrecht,
das mit obrigkeitsstaatlichen Strukturen aus der Kaiserzeit aufräumt,
+ ausreichend dotierte Supportsysteme
sind
wichtige Voraussetzungen dafür, dass die von Ihnen und von uns erträumte lebendige
Schule Realität werden kann.
An uns wird es nicht liegen!
UND:
Sie
lassen Fairness in der Beurteilung von LehrerInnen vermissen.
Barbara
Gessmann-Wetzinger, ÖLI-UG, TLI-UG, Mitglied der Bundesleitung der Gewerkschaft der
Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer, Mitglied ARGE LehrerInnen
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
LeserInnenbrief
Im Rahmen der Teilnahme an verschiedenen
Fortbildungsveranstaltungen musste ich feststellen, dass sich im Schulbereich ein
erschreckendes Klima breitmacht.
LehrerInnen werden gemaßregelt, gegängelt, wie unmündige Menschen behandelt.
Sie sollen kritiklos Tests durchführen, die noch dazu vom
entwicklungspsychologischen Standpunkt extrem fragwürdig sind. Das habe während
der Unterrichtszeit zu geschehen.
Bedenken, dass für bestimmte Maßnahmen, Tests, Programme, die an Schulen durchgeführt
werden, das Einverständnis der Schulpartner nötig sei, werden mit der Begründung
vom Tisch gewischt, dass sich die Eltern eh nicht für Schulisches interessierten,
nicht verstünden, etc.
Die minimalen Errungenschaften der Demokratie im Schulbereich werden so einfach
ausgehebelt, nicht einmal mehr formal erfüllt.
Was geschieht, wenn man sich weigert, hier mitzutun?
Gibt es aus gewerkschaftlicher Sicht eine Möglichkeit gegen diese faschistoiden
Tendenzen vorzugehen?
Ich hoffe, dass bald etwas passiert.
Eva Zauchner, Wien
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Frage&Antwort: Ersatzurlaub nach
Ferialkrankenstand?
von Wilfried
Mayr, mayr@oeli-ug.at
Frage:
Stimmt es, dass einem als LehrerIn nach einem längeren Krankenstand in den
Sommerferien eine Art Ersatzurlaub nach Schulbeginn zusteht?
Antwort: Nein. Das Prinzip beim ganzen
Themenumfeld ist das gegenseitige Risiko von Arbeitgeber und ArbeitnehmerIn.
Der Arbeitgeber im Fall einer Lehrkraft muss auch während eines Krankenstands
das Gehalt fortbezahlen. Im Fall eines Sabbaticals z.B. mit einer Rahmenzeit
von zwei Jahren (zwei Jahre 50% Gehalt, ein Schuljahr voll unterrichten, das
zweite unterrichtsfrei) hat der Landesschulrat Pech, wenn eine Lehrkraft während
des Unterrichtsjahrs in längerem Krankenstand ist, sie hat genauso Anspruch auf
das anschließende Freijahr wie ohne Krankenstand. Umgekehrt hat die Lehrkraft
Pech, wenn sie nach einem vollen Unterrichtsjahr das Freijahr im Spital oder
Krankenstand verbringen muss.
Ich
rate auch davon ab, einen Krankenstand während der Ferien oder im
Sabbatical-Freijahr beim Dienstgeber zu melden.
Denn einerseits arbeiten LehrerInnen ja vielfach in
den Ferien auch als Kranke: Aufarbeiten des vergangen Schuljahres, Fachliteratur
lesen, Lehrstoffverteilungen und Unterrichtsvorbereitungen erstellen, usw.
Andererseits können LehrerInnen nur in den Ferien
ihren Urlaub konsumieren und brauchen sich nicht krank melden, wenn sie eh
nicht Dienst haben. Auch sollte man sich z.B. bei Krankenhausaufenthalt
lediglich mit der Krankenversicherung in Verbindung setzen.
Der Grund liegt darin, dass derzeit ab dem 183.
Krankenstandstag das Gehalt auf 80 % gekürzt wird. Meldet man einen Ferialkrankenstand
beim Dienstgeber, so beginnt das Zählen der Krankenstandstage schon in den
Ferien. Wenn dann tatsächlich bei Schulbeginn krankheitsbedingt nicht
unterrichtet werden kann, dann ist das dem Dienstgeber zu melden.
Und erst dann muss die Zählung der Krankenstandstage
beginnen.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Steuerinitiative-Petition: Vermögensbesteuerung
Gerade zur
Krisenbewältigung ist die höhere Besteuerung von Vermögenswerten, die
über bestimmten Freigrenzen liegen, notwendig. Dazu haben hat
www.steuerini.at eine Initiative gestartet: www.avaaz.org/de/petition/Aenderung_der_Steuersysteme_Beitrag_zur_Sanierung_der_Staatshaushalte_Umverteilung
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitte geh auf http://nulllohn.ug-oegb.at
und unterstütze die Petition und schreib deine Meinung zur Nulllohnrunde an goed@goed.at
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Einzahlungen auf PSK-Konto der Österr.
LehrerInnen Initiative, BIC: OPSKATWW, IBAN:
AT526000000078420320
Anfragen und Infos: oeli@kreidekreis.net, www.oeli-ug.at
ÖLI-Skriptum:
oeli-ug.at/?id=105:
In Service/Dienstrecht steht in der rechten Spalte
unser 80-Seiten-Skriptum (Dienst-/Schul-/Besoldungs-/PV-Recht)
zum Herunterladen oder Bestellen auf Papier. Neu: Prüfungsgebühren
ab 1.9.12
klimaneutral
gedruckt
CP
IKS-Nr.: 53401-1208-1015
ÖLI ZVR-Zahl 125480687. An:
Falls unzustellbar bitte zurück an:
ÖLI-UG, 4643 Pflasterweg 7
DVR: 0581518
P.b.b.
4643 Pettenbach (Verlagsort) GZ 02Z030917M