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13.11.2024 : 15:16 : +0100

Camaná, Arequipa und Mollendo

Der geschaetzte Leser / die geschaetzte Leserin musste etwas auf die Fortsetzung warten, denn wir waren teils sehr beschaeftigt, teils anderweitig an der Schreibarbeit verhindert: Christian wegen einer Diarrhoe und Ulla durch die wichtige Funktion der Krankenschwester.

 

Es ist schon zweieinhalb Wochen her, da fuhren wir von Nazca an den Pazifik nach Camaná, zuerst weiter durch die steinige “Pampa” (das Quechua-Wort bedeutet einfach “Ebene”), dann an Reis- und anderen Feldern vorbei. Unser Fuehrer (angeblich 2004 aktualisiert) schreibt ueber die Straende von Camaná, sie “sollen zu den schoensten und saubersten Perus gehoeren”. 2001 gab es hier ein Erd- und Seebeben, dessen Folgen noch immer unuebersehbar sind, die meisten Haeuser hinter dem Strand, an dem wir waren, sind noch immer eher Ruinen.

 

Am Samstag, 25. 11., nahmen wir den Bus nach Arequipa, der zweitgroessten Stadt Perus. Das Zentrum ist wegen der vielen Bauten aus der Kolonialzeit Weltkulturerbe: die Kathedrale – wie fast immer an der Plaza de Armas – und viele andere Kirchen, unter anderem eine von den Jesuiten, viele profane Bauten mit schoenen Innenhoefen (Patios), aber die Hauptattraktion ist der Convento Santa Catalina. Das Frauenkloster wurde 1579 gegruendet, das grosse Areal mit einer hohen Mauer umgeben und es wurde so zu einer Stadt in der Stadt, in der die Zeit stillstand. Es ist erst seit 1970 oeffentlich zugaenglich, die wenigen Nonnen leben nun in einem Neubau, der in den Komplex so integriert ist, dass man ihn nur von oben als solchen erkennt.

 

Die Kulisse der auf 2350 m Hoehe liegenden Stadt bilden mehrere erloschene und noch aktive Riesenvulkane, zB der Chachani, laut Fuehrer einer der “leichtesten” Sechstausender, oder der Misti, so etwas wie das Wahrzeichen von Arequipa. Ein heller Stein namens Sillar, mit dem die meisten Bauten hier errichtet wurden, stammt von den Vulkanen. Sie hat den Beinamen “weisse Stadt”, aber auch deswegen, weil in der Kolonialzeit nur die “weisse”, spanische Bevoelkerung im Zentrum leben durfte. Taeglich gibt es Erdbeben, die jedoch meist nicht spuerbar sind. Eines “durften” wir allerdings miterleben, 5,3 nach der Richterskala, vier schlecht gebaute Wohnungen am Statdtrand stuerzten ein, gluecklicherweise gab es keine Verletzte.

Wir haben weder einen der Vulkane erstiegen (was in 2- bis 3-Tages-Touren angeboten wird), noch den beruehmten Colca-Canyon besichtigt. Die Strasse nach Juliaca fuehrt um Misti und Chachani herum, und da faehrt man zuerst durch eine Geroellwueste, die sich bis zu den Vulkankratern hinaufzieht: wohl ein muehsamer Aufstieg durch oede Landschaft, meinen wir. Danach wird die Strecke zum Titicaca-See aber abwechslungsreich und wunderschoen.

 

Statt Besteigungen rannten wir viel in der Stadt herum und kamen dabei am Hauptplatz zu einem von den Schulen Arequipas organisierten “Festival der Kreativitaet”. Was SchuelerInnen und eine der OrganisatorInnen auf der Buehne sagten, klang nach grossem sozialpolitischen Engagement und Aufbruchsstimmung, zB mit klaren Forderungen an die Bildungspolitik. (Siehe Fotos unten.)

 

Vor der Rueckkehr an den Titicaca-See machten wir aber noch einen Abstecher an den Pazifik, nach Mollendo. Der Ort hat zwar eine schoene Lage am Abhang in einer Bucht, er selbsr ist weniger schoen, und noch einmal ernuechternder ist der Weg zum Strand: Man kommt am grossteils voellig desolaten Bahnhof mit Schienengelaende vorbei (nur ein Teil wird gerade saniert), ueberquert eine Strasse, und links und rechts des Strandes stehen Gebaeude, die ebenfalls in keinem guten Zustand sind, womoeglich sieht man auch hier noch die Spuren des Bebens von 2001. Ein Restaurant wurde gerade fuer die Saison hergerichtet, die hier im Dezember beginnt, am ersten fuhren wir aber ab.

 

Wie schon in Camaná kamen hier mit Bussen Schulkinder (aus den Berggegenden?) an den Strand, und es war schoen ihnen zuzuschauen, welche Freude sie an Wellen und Sand hatten. Stundenlang hielten sie es im huefttiefen kalten Wasser des Humboldtstroms aus, die Maedchen meist mit Trainingsanzuegen, die Buben in Badehosen.

Einen interessanten Ausflug machten wir zu den Lagunas de Mejia, einem Vogelreservat, und am Markt trauten wir uns zum ersten Mal rohen, wunderbar marinierten Fisch zu essen (Ceviche).

 

Von Perureisenden, die vor Jahren hier waren, wurde uns die Eisenbahnfahrt von Mollendo nach Juliaca empfohlen, der regelmaessige Personenverkehr wurde jedoch eingestellt. Die Eisenbahn ist privatisiert und Perurail betreibt nur noch wenige Linien, die von TouristInnen haeufig frequentiert werden, zB Cusco – Machupicchu und Cusco – Puno. Also nahmen wir wie ueblich den Bus (ueber Arequipa).

 

Den (oder die) letzten Bericht(e) aus Peru holen wir dann in Bolivien nach, wohin wir in zwei Stunden fahren, von Puno nach Copacabana.

 

¡Hasta luego!                                              12. 12. 2006

 

Kathedrale von Arequipa
Vulkan Misti
SchuelerInnen in Kostuemen der Inkazeit