Sie sind hier: Startseite / News / Newsdetails
14.12.2024 : 23:13 : +0100

ÖLI-UG an JournalistInnen, PolitikerInnen, GewerkschafterInnen

Regierung will offenbar unbedingt ein neues LehrerInnen-Dienstrecht noch im Frühjahr beschließen

Lernen geschieht in Beziehung. Angst und Stress hemmen Kreativität und Lernen.
Mehr Individualisierung und Zeit für die SchülerInnen ist das Gegenteil von mehr Unterrichtsstunden für die LehrerInnen, weil es dutzende SchülerInnen mehr pro LehrerIn bedeutet und weniger Zeit zB auch für koordinierte Betreuung.


Am Mo., 28.1., haben sich laut Medienberichten die Ministerinnen Claudia Schmied (BMUKK), Gabriele Heinisch-Hosek (BKA) und Maria Fekter (BMF) getroffen, um ihre Position zu den seit 9 Monaten laufenden Dienstrechtsverhandlungen für die LehrerInnen abzustimmen. Tags darauf wurde berichtet, dass Bundeskanzler Faymann darüber direkt mit GÖD-Vorsitzendem Neugebauer verhandeln wolle.
Die Regierung  will ein neues LehrerInnendienstrecht und das nun plötzlich sofort.
Warum sich dann anscheinend seit mehr als einer Woche nichts tut, ist unklar.

Klar ist allerdings seit neun Monaten, dass die Regierung von künftigen LehrerInnen um 9-40 Prozent Mehrarbeit verlangt und davon nicht heruntersteigt.
Immer mehr erscheinen uns diese Verhandlungen als ziemlicher Albtraum:

Warum müssen die LehrerInnen eine Lehrpflichterhöhung bekommen, wenn der Dienstrechtsentwurf
 - angeblich kein Sparpaket ist, sondern die Regierung dafür sogar investieren will,
 - so attraktiv sein soll, dass die besten jungen Menschen Lehrer/in werden wollen,
 - dazu führen soll, dass die Jugend Österreichs die beste Bildung erhält?

Warum geht es beim Dienstrecht weiterhin nicht auch um die LehrerInnenarbeit außerhalb der Klasse?
Warum begreift die Dienstgeberseite nicht, dass es für die Gewerkschaft den KollegInnen gegenüber nicht kommunizierbar ist (und für den Dienstgeber mit seiner gesetzlichen Fürsorgepflicht auch nicht!),
dass ein neues Dienstrecht wieder nur eine Bezahlung nach Unterrichtsstunden (samt Abzügen zB bei Unterrichtsentfall wegen einer Kultur-/Wien-/Sprachwoche) bringt und die viele (in den letzten Jahren dazugekommene) Arbeit außerhalb des Unterrichts unberücksichtigt und unbezahlt bleibt?
Immer mehr KollegInnen gehen auf Teilzeit, weil sie die ständig steigende Arbeitsbelastung auslaugt, die Krankenstände wegen Überbelastung bis hin zum Burnout nehmen zu.

Warum sitzen auf der Dienstgeberseite nur Menschen aus der Verwaltung und warum vergleichen diese Menschen aus der Verwaltung ständig mit der Arbeit in der Verwaltung? Glauben die womöglich, dass durch den "Idealfall: LehrerIn ist 1796 Stunden pro Jahr in der Schule" alle Probleme gelöst wären?
Glauben die wirklich, dass in Österreichs Schulen für die LehrerInnen die Vor- und Nachbereitung besser, effektiver, schneller möglich ist, als am Arbeitsplatz zu Hause? Glauben die wirklich, dass durch die für die Erfüllung der geplanten Lehrverpflichtung erforderliche Übernahme von 1-3 zusätzlichen Klassen für die LehrerInnen ein gleiches oder gar besseres individuelles Eingehen auf die SchülerInnen und Studierenden möglich sein würde? (5 Minuten Hausübung korrigieren pro Schüler/in sind bei zwei 25er-Klassen über 4 Stunden Mehraufwand außerhalb der Klasse.)

Glauben Regierungsmitglieder und BeamtInnen des BMUKK, BKA und BMF tatsächlich, dass junge Menschen
a) für mehr Geld massiv Mehrarbeit in Kauf nehmen,
b) für mehr Geld massiv Mehrarbeit über viele Jahre aushalten?

Kürzlich hat ein 30-jähriger Absolvent eines International-Marketing-Studiums seine Stelle in der Chefetage eines internationalen Konzerns gekündigt. Er sagt: Ich weiß zwar, dass ich nun nie wieder so viel verdienen werde, aber ich will auch ein Familienleben haben können.

Und bei jungen Menschen, die PädagogInnen werden wollen, mit Menschen arbeiten wollen, soll es anders sein?

Ein paar Zahlen, die sich aus dem Regierunsgentwurf zB für LehrerInnen der Lehrverpflichtungsgruppen 1-3 an AHS und BMHS und landwirschaftlichen Schulen  ergäben:
Wenn jemand jetzt 18 Unterrichtsstunden braucht, auch mit Maturaklassen (Lehrverpflichtungsgruppe 1),
oder 19 Stunden (Lehrverpflichtungsgruppe 2) oder 20 (Lehrverpflichtungsgruppe 3),
dann bräuchte sie/er im neuen Schema gemäß Entwurf 25 Stunden, sobald eine einzige Abschlussklasse dabei ist,

also um 7, 6 oder 5 Stunden mehr,
also um 39, 32, 25 Prozent mehr - was aus der 40-Stundenwoche eine 56-, 53-, 50-Stundenwoche im Jahresschnitt macht,
oder wenn ich von einer aktuellen 47-Stundenwoche während der Unterrichtswochen ausgehe (Arbeitszeitstudie LehrerIn 2000),
eine 65-, 62-, 59-Stundenwoche während der Unterrichtswochen, wenn die LehrerInnen auch bei den Mehrklassen ihre Vor-/Nachbereitungs-/Individualisierungspflicht ernst nehmen.
Und diese Zahlen gelten durchaus auch für die derzeit unterbewerteten Fächer der Lehrverpflichtungsgruppen 4 und 5. Oder glaubt jemand, dass etwas ein moderner Kunst- oder Musikunterricht keine Vorbereitung braucht?

Können nicht auch JournalistInnen, GÖD-Neugebauer, MinisterialbeamtInnen und Regierungsmitglieder verstehen, dass angesichts dieser Zahlen zu fragen ist, ob es hier wirklich um
- die beste Bildung geht und um
- das Gewinnen der für den Lehrberuf Geeignetsten und ob sie nicht wissen,
dass zu diesen Geeignetsten wohl die gehören, die beziehungsfähig sind, denen Beziehungen wichtig sind?

Wollen wir LehrerInnen haben, die 60-Arbeitsstundenwochen haben wollen und dann an Burnout/Herzinfarkt zugrundegehen und weniger LehrerInnen-Pensionskosten anfallen? (Die Kostensenkung wird's volkswirtschaftlich nicht spielen, weil die Krankheitskosten der Überlebenden bei weitem die eingesparten Pensionen übersteigen werden - wie auch, um was ganz Böses zu sagen – die Krankheitskosten der RaucherInnen oder AlkoholikerInnen bei weitem die eingesparten Pensionen übersteigen. Entschuldigts den Sarkasmus. Aber dieses Immer-mehr, Immer-intensiver, ... erinnert mich an die 50 Jahre alte Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral von Heinrich Böll, in der einer einen Fischer am Meer schlafen sieht. Er fragt ihn, warum er nichts arbeite und erklärt ihm, dass es ihm viel besser gehen würde, wenn er mehr arbeiten würde, weil er sich dann mehr leisten könnte. Das Gespräch geht eine Zeit lang dahin und schließlich wird dem Fischer gesagt, dass er sich dann als Reicher Entspannung am Meer leisten könne. Das Gespräch wird mit der gelassenen Feststellung des Fischers beendet, das könne er jetzt schon.)

So wie wir ein Umdenken in der Gesellschaft brauchen (auch um Klimaziele zu erreichen  oder die Meere nicht leer zu fischen), brauchen wir auch ein Umdenken in der Schule und damit bei den LehrerInnen und deren Dienstrecht:
Wir brauchen keine karrieregeilen Arbeitstiere, sondern beziehungsfähige Menschen, die nachhaltig denken und leben und lehren.
Wir brauchen kein autoritär von der Regierung diktiertes Dienstrecht, sondern demokratische Strukturen an den Schulen, in denen LehrerInnen mitbestimmen und den SchülerInnen Mitbestimmung vorleben und lehren.
Wir brauchen keine von Personalberatungsfirmen und Parteienvertretern ausgewählten Direktionskaiser auf Lebenszeit, sondern menschliche, auf Zeit gewählte Leitungsteams aus den Schulen.

Wir von der ÖLI-UG haben uns schon lange Gedanken dazu gemacht, zB.
Öffnet externen Link in neuem Fensterwww.oeli-ug.at/Dienstrecht.pdf  (2010-2012),
Öffnet externen Link in neuem Fensterwww.oeli-ug.at/Dienstrechtsreform.pdf  (aktuelle Stellungnahme)
 
Österreichische LehrerInnen Initiative - Unabhängige GewerkschafterInnen für mehr Demokratie, ÖLI-UG, www.oeli-ug.at, a@oeli-ug.at, 0680 2124358
für Rückfragen (Josef Gary Fuchsbauer). 7.2.2013

PS: Wir haben diese Gedanken gestern elektronisch unter den KreidekreisleserInnen publiziert und sofort überwältigendes Feedback bekommen - siehe
Öffnet externen Link in neuem Fensterwww.oeli-ug.at/DR-Gedanken-Feedback.pdf
Auf den letzten 2 Seiten steht diese Aussendung zum Ausdrucken/Aushängen.

----------------- 

Geschätzte JournalistInnen,
 
einige Hinweise zu
AHS-Gewerkschaftsvorsitzender ?schwer verärgert?? (KURIER.at, 31.1.2013:)
 
LehrerInnen, die den Dienstrechtsentwurf der Regierung diskutieren, diskutieren angesichts der täglich erlebten und seit Jahren ungebremst zunehmenden  Anforderungen und Belastungen (aktuell: LehrerInnenmangel > Notwendigkeit von immer mehr Ãœberstunden=zusätzlichen Klassen) vor allem die geplante Arbeitszeiterhöhung. Sie sind nicht (nur) ?verärgert?, sondern in Sorge und zornig auch - wie alle ArbeitnehmerInnen, denen der Arbeitgeber unter dem Vorwand einer veränderten Gehaltsauszahlung eine massive Arbeitszeiterhöhung zumuten will:
 
Die von BM Gehrer eingeleiteten ?kalte? Arbeitszeiterhöhung hat Personalkosten eingespart und zu einem Zeit- und Arbeitsdruck geführt, der Individualisierung behindert und immer mehr LehrerInnen an den Rand oder ins Burnout drängt, insbesondere:.

  • Herausrechnen von für Schule und SchülerInnen notwendiger zeitaufwändiger Tätigkeiten aus der Wochenarbeitszeit (Klassenvorstand; SchülerInnenberatung, Kustodiate=Betreuung von Lehrmittelsammlungen+audiovisuellen Medien>Unterrichtsqualität)
  • Keine Einrechnung von zusätzlichen Aufgaben (Koordination von Fachgruppen, Fortbildung,Projektunterricht, Schulentwicklung+Qualitätssicherung, verstärkte Berufs- und Bildungswegorientierung  u.a., je nach Schultypen und Standorten verschieden ausgeprägt), sondern Umstellung auf ?cash?

 
Diese Arbeitszeit-Belastung wird im Regierungsentwurf vom Mai 2012 verschärft:

  • 24 statt 20 Regelstunden bedeuten +20% oder1 bis 2 zusätzliche Klassen, dazu soll ein
  • ?Paradigmenwechsel? bewirken, dass Vor-/Nachbereitungs- und Korrekturzeit nicht mehr über Einrechnung in die Wochenarbeitszeit, sondern ?cash? abgegolten werden, d.h. z.B. für Deutsch-/Englisch- oder Mathe-LehrerInnen statt bisher 17,2 (entspricht 20 Wochenstunden von Fächern ohne Korrektur) 24 Stunden unterrichten müssten, d.h. zu +4 käme noch +3 Stunden bzw. 1 weitere Korrekturklasse.

 
Von der Gewerkschaft erwarten LehrerInnen nicht nur verwunderte oder verärgerte Kommentare, sondern die aktive Vertretung ihrer ArbeitnehmerInneninteressen:
 - Anhebung der Anfangsgehälter im Rahmen einer abgeflachten Lebensverdienstkurve, aber keine weitere Arbeitszeiterhöhung
 - ein Dienstrecht, das die veränderten Anforderungen und Tätigkeiten in der Wochenarbeitszeit einrechnet
 - klare Ansagen, Information der Betroffenen und der ArbeitnehmerInnen anderer Branchen und keine Geheimhaltung.
 
Da macht es fast schon Hoffnung, wenn der GÖD-Vorsitzende nicht verärgert ist, sondern sich über das Verhandlungsangebot des Regierungschefs freut.
 
Freundliche Grüße
Reinhart Sellner,
Vertreter der Unabhängigen gGewerkschafterInnen in der AHS-Gewerkschaft und der ARGE LehrerInnen der GÖD
 
Zur Abrundung ein LehrerInnenmail an die Gewerkschaftsverhandler vom 31.1.2013:
 
An
Vorstand und Verhandlungsteam der GÖD
z.H. Koll. Fritz Neugebauer, GÖD-Vorstandsvorsitzender
fritz.neugebauer(at)goed.at
z.H. Paul Kimberger, Vorsitzender der ARGE LehrerInnen
Paul.Kimberger(at)goed.at
 
Dienstrechtsverhandlungen ? Arbeitszeit
 
Lieber Kollege Neugebauer,
lieber Kollege Kimberger
 
Medienberichte erwarten den Abschluss der Verhandlungen und die Gesetzwerdung des neuen LehrerInnedienstrechts und der Anhebung der LehrerInnen-Anfangsbezüge durch Abflachung der Gehaltskurve noch vor dem Sommer. Berichtet wird vom Regierungsvorhaben einer Erhöhung der Lehrverpflichtung vom Richtwert 20 auf 24 Wochenstunden. Diese drastische (und berufslebenslängliche) Arbeitszeiterhöhung soll durch die höheren Bezüge der ersten Dienstjahre (gleiche Lebensverdienstsumme durch weniger Vorrückungen und niedrigere Endbezüge) ausgeglichen werden.
 
Die LehrerInnenkonferenz des BRG 18 vom 31.1.2013 fordert euch auf, bei den kommenden Verhandlungen keiner Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung zuzustimmen und für die Einrechnung der notwendigen nicht-unterrichtlichen LehrerInnentätigkeiten in die Wochenarbeitszeit zu sorgen: LehrerInnenarbeit ist mehr als die Unterrichtsstunden in der Klasse.
 
- Keine Arbeitszeiterhöhung, sondern Einrechnung aller geleisteten LehrerInnentätigkeiten, auch und wie bisher der Vorbereitungs-/Nachbereitungs- und Korrekturzeit in die Wochenarbeitszeit (?Lehrverpflichtung?). Mehr Zeit für Individualisierung, für SchülerInnen und Schulqualität. Wir LehrerInnen sind mit unseren 17,1 (Korrekturfächer) - 20 und mehr Wochenstunden voll ausgelastet, immer mehr sind überbelastet.
- Kein Junktim Gehaltsreform ? Arbeitszeiterhöhung
Wir begrüßen eine bessere Bezahlung der jungen KollegInnen bei unverminderter Lebensverdienstsumme. Diese Umverteilung der Lebensverdienstsumme rechtfertigt keine Arbeitszeiterhöhung für die künftigen LehrerInnen.
 
Mit der Bitte um aktuelle gewerkschaftliche Information über Verhandlungsangebot der Regierung und Verhandlungsverlauf ? sie ist eine Voraussetzung für die Mobilisierung der KollegInnen an der Schule für gewerkschaftliche Maßnahmen - verbleiben wir
mit gewerkschaftlichen Grüßen,
für die LehrerInnenkonferenz des BRG 18
Gewerkschaftlicher Betriebsausschuss

 
Anhang: Letztes Update am 31.01.2013, 07:21
http://kurier.at/politik/inland/dienstrecht-lehrer-ueber-regierung-schwer-veraergert/2.988.639
Dienstrecht:
Lehrer über Regierung "schwer verärgert"
Bei den Verhandlungen herrscht derzeit Stillstand. Es wird an einem neuen Entwurf gearbeitet.
 
Bei den Verhandlungen über eine neues Lehrerdienstrecht herrscht derzeit Stillstand. Im Unterrichtsministerium wird derzeit an einem neuen Entwurf gerechnet, der bald der Gewerkschaft vorgelegt werden soll.
 
Im KURIER-Gespräch wundert sich AHS-Lehrergewerkschafter Eckehard Quin über das Vorgehen der Regierung: Bisher sei auf die Kritik der Gewerkschaft nicht reagiert worden, dass der Regierungsvorschlag zu einem neuen Lehrerdienstrecht ?ein riesiges Sparpaket? sei. Schließlich verlange man von den künftigen Lehrern: länger in den Klassen zu sein als bisher; auch am Nachmittag Schüler zu unterrichten oder zu betreuen; verpflichtende Fortbildung auch in der Ferienzeit. Aber die Bezahlung wäre nach dem vorliegenden Modell geringer, als bisher. ?Weniger Geld für mehr Arbeit ? dem können wir nicht zustimmen.?
 
Quin schätzt, dass die ?Aktivverdienstsumme?, also die Summe des Einkommens über die gesamte Arbeitszeit für AHS-Lehrer um 700.000 bis 800.000 Euro geringer sein könnte.
 
"Verhandlungen unter Gehrer waren schon weiter"
 
?Die Verhandlungen unter Ministerin Elisabeth Gehrer im Jahre 2002 waren schon weiter gediehen als heute, wurden aber leider nicht mehr abgeschlossen?, wundert sich Quin. Zudem würden grundsätzliche Forderungen, wie eine Lehrer-Ausbildung auf Master-Niveau oder das angekündigte Hilfspersonal (Psychologen und administrative Kräfte) an den Schulen mit keinem Wort im vorliegenden Entwurf erwähnt.
 
?Aber mit einem guten Willen können wir die Verhandlungen sicher in zwei Monaten abschließen, wenn das Paket noch vor dem Sommer im Parlament verabschiedet werden soll?, sagt Gewerkschafter Quin.
 
Die Einladung von Bundeskanzler Werner Faymann an Beamtengewerkschaftsboss Fritz Neugebauer, über eine neues Lehrerdienstrecht und eine bessere Schule zu sprechen, stößt indes auf offene Ohren. Im Büro von Fritz Neugebauers heißt es auf KURIER-Anfrage, man freue sich über das Angebot, noch gebe es aber keine Anfrage aus dem Kanzleramt. Das Kanzleramt verspricht: ?Der Bundeskanzler wird zu einem gegebenen Zeitpunkt ohne mediale Begleitung mit dem Chef der Beamtengewerkschaft sprechen.?
 
Ãœber den Autor: Bernhard Gaul Innenpolitik Zum Autoren-Profil
 
Weitere Artikel zum Thema:
Lehrerdienstrecht
Kanzler will mit Neugebauer verhandeln.
Werner Faymann sieht "die Chance zum Tor" gekommen. Auch beim EU-Budget rechnet er mit einer Einigung.
http://kurier.at/politik/inland/kanzler-will-lehrerdienstrecht-mit-neugebauer-verhandeln/2.955.278


-----------------

Geschätzte JournalistInnen!           30.1.2013

Im heutigen STANDARD-Interview mit Paul Kimberger, das im Mittagsjournal mit Statements von Landesschulräten und Elternvertretern kommentiert worden ist, wurde nur ein Aspekt der Gewerkschaftsforderung nach einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis bzw. der notwendigen ?Druckresistenz des öffentlichen Dienstes? (Fritz Neugebauer) erörtert.

Dazu einige weitere sachdienliche Hinweise der ÖLI-UG:

*Unabhängige GewerkschafterInnen fordern Schutz der LehrerInnen vor parteipolitischer Willkür und klare Arbeitszeitregelungen zum Schutz vor Überbelastung und Burnout.*

*Parteipolitischer Druck auf LehrerInnen*

Die ÖLI-UG bekräftigt die Forderung nach einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis zum Schutz der LehrerInnen vor Willkür und Druck, allerdings sind es es für die Unabhängigen GewerkschafterInnen nicht Elternbeschwerden, sondern vor allem der parteipolitische Druck von oben, mit dem z.B. in NÖ ein ÖVP-beherrschter Landesschulrat und eine parteipolitisch besetzte Schulaufsicht über Anstellung, Weiterbeschäftigung von LehrerInnen und über DirektorInnenbestellung entscheiden.

Dagegen kann ein neues Dienstrecht helfen, wenn es von einer Stärkung der Kompetenzen der Schule und wirksamen Mitbestimmungsrechten der Schulgemeinschaft und der LehrerInnen-Personalvertretung ausgeht.

*Druck durch Arbeitszeiterhöhung*

Die Arbeit an den Schulen braucht dringend ein neues Dienstrecht, das die für Schule und Unterricht, Förderung, Betreuung und Beratung notwendigen LehrerInnentätigkeiten und die dazu notwendige Arbeitszeit beschreibt ? zum Schutz der LehrerInnen vor Überbelastung und Burnout.

Die ÖLI-UG lehnt den von der Regierung vorgelegte Entwurf ab, weil er die Wochenarbeitszeit allein nach den Unterrichtsstunden in der Klasse bemisst. Dazu kommt, dass statt derzeit ±20 Unterrichtsstunden, die 40 Verwaltungsstunden entsprechen, künftig 24 und mehr Unterrichtsstunden die Norm sein sollen. Alle anderen notwendigen Tätigkeiten sind ?all inclusive? zu leisten, ein Teil soll zwar ?cash? als Erschwernis- und Funktionszulagen bezahlt, aber nichts davon mehr in die Wochenarbeitszeit eingerechnet werden: Kostensenkung durch Arbeitszeiterhöhung.

Das Gegenteil ist notwendig: Die Arbeit mit SchülerInnen braucht Zeit. Individuelle Förderung braucht mehr Zeit für jede Schülerin, jeden Schüler, keine zusätzlichen Klassen mit je 25 und mehr zusätzlichen SchülerInnen.

*Selektionsdruck auf SchülerInnen und Eltern*

Kollege Kimberger betont als Argument für das öffentlich-rechtliche Dienstverhältnis als Beispiel den Druck, dem VolksschullehrerInnen ausgesetzt sind, wenn es um die Übertrittsnoten an die AHS-Unterstufe geht. Dieser Druck hat aber andere Ursachen. Die Ängste der Eltern um die Zukunftschancen ihrer Kinder sind nachvollziehbar und kommen vom unverminderten Nebeneinander von Hauptschulen und AHS-Unterstufe. Der Selektionsdruck, der auf VolksschullehrerInnen, Eltern und vor allem auf den Volksschulkindern lastet, kann nur durch eine die Dienstrechtsreform begleitende Schulreform abgebaut werden. Die Unabhängigen GewerkschafterInnen in der GÖD treten wie ÖGB und AK für die gemeinsame ganztägige Schule ein, für eine Schule ohne Angst vor Ausgrenzung,
für eine vielfältige Interessen und Begabungen fördernde Schule, mit LehrerInnen, die Zeit für jedes einzelne Kind haben.

Glück auf, für eine menschenfreundlichere Schule, in der niemand beschämt oder ausgesondert wird ? kein Kind, kein Jugendlicher, keine Eltern und auch keine LehrerInnen!

Reinhart Sellner, sellner(at)oeli-ug.at, 0676 3437521

--------------

Geschaetzte JournalistInnen!

Das ORF-" Wording" im heutigen Morgenjournal (bzw. auch auf orf.at) ist mir beim Mithören aufgefallen, weil es die veröffentlichte > öffentliche Meinung beeinflussen soll + wird:

" Bereits seit Mai 2012 liegt ein Gesetzesentwurf der Regierung auf dem Tisch: Einstiegsgrundgehalt rund 2.400 Euro - End-Grundgehalt zirka 4.300 Euro. Das ist ein Grundgehalt, die Regierung winkt mit Zulagen für schwierige Fächer bzw. Managementfunktionen Außerdem sieht es der Entwurf zwei bis vier Stunden pro Woche mehr im Klassenzimmer vor. "Nein" sagte bisher dazu die Lehrer-Gewerkschaft: Ein Hauptkritikpunkt: Übers Leben gerechnet verursache dieses Gehaltsmodell ein Einkommensminus - was übrigens vom Unterrichtsministerium ausdrücklich bestritten wird. Und ein anderer Hauptkritikpunkt der Lehrervertreter lautet: Weiterhin würden die Lehrer mit pädagogikfremden Tätigkeiten überfrachtet. "

1. Die Ziele der Regierung werden auf die Gehaltsreform (2.400-4.300 - "schlecht?") reduziert - und dazu gibt die Regierung auch noch Zulagen für "schwierige Fächer" und Managmentfunktionen ("Leistungsorientierung - schlecht?"). Damit wird die Frage der 9-40% mehr Unterrichtsstunden (= Arbeitszeiterhöhung = Lehrpflichterhöhung, lebenslänglich) zu einem beiläufigen "Außerdem" und mit der bekannten + ergebnislos geführten Debatte über die "Anwesenheit in der Schule" (von Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung = Arbeitszeit war in dieser Debatte bisher nicht die Rede) verknüpft, denn die LehrerInnen sollen ja nur "zwei bis vier Stunden pro Woche mehr im Klassenzimmer" sein (der Regierungsentwurf sieht allerdings 2-7 Stunden mehr vor), womit Worte + sachdienliche Inhalte wie Unterricht samt Vor- und Nachbereitung/Korrektur oder die Relation 20 plus 9-40% = Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 44-56 Stunden, vermieden werden. Vermieden wird auch jeder Hinweis auf den "Paradigmenwechsel", der aus der arbeitszeitrelevanten bisherigen Einrechnung von Korrekturarbeiten in die Lehrverpflichtung eine Zulage macht, was die wöchentliche Unterrichtsverpflichtung in Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Technik, usw. massiv erhöht.

2. Diese Tendenz des ORF-Beitrages, die auf eine Geringschätzung der tatsächlich geleisteten LehrerInnenarbeit hinausläft und damit die mit "bisher Nein" charakterisierte Verhandlungsposition der Gewerkschaft  weiter schwächet,  wird durch die Beschreibung der GÖD-Gewerkschaftsposition verstärkt: Als ein "Hauptkritikpunkt" der Gewerkschaft wird das "übers Leben gerechnte vom neuen Gehaltsmodell verursachte Einkommensminus" genannt. Dieser "Hauptkritikpunkt" wird durch den Hinweis auf das "ausdrückliche" Dementi des Unterrichtsmninisteriums relativiert. Der andere im Morgenjournal genannte "Hauptkritikpunkt" der "pädagogikfremden Tätigkeiten" knüpft an die bei Beginn der Verhandlungen 2012 breit und vage geführte öffentliche Debatte um "Unterstützungspersonal" an, die mit der, von BM Schmied versprochenen und von BM Fekter zugelassenen, befristeten Anstellung einiger weniger PsychologInnen geendet hat ("jedenfalls ist da eh schon irgendwas passiert, was wollens denn noch?"). Nicht erwähnt wird, dass es nur bei sehr wenigen LehrerInnen (BibliothekarInnen, Informatik-NetzwerkbetreuerInnen, AdministratorInnen, Nachmittagsbetreuung) vom Dienstgeber als Teil der Wochenarbeitszeit anerkannte Arbeitsstunden außerhalb des Klassenzimmers gibt, die von sachkundigem Verwaltungs-, EDV-Technik- und ErzieherInnenpersonal übernommen werden können, damit diesen (wenigen) LehrerInnen ein Mehr-Unterrichten im Ausmaß der bisherigen Verwaltungs-/EDV-/ErzieherInnenstunden ermöglichen würde (z.B. statt 8 Bibliotheks=Verwaltungsstunden 4 Unterrichtsstunden, statt 4 Stunden Nachmittagsbetreuung ohne Vor-Nachbereitung 2 Unterrichtsstunden).

Die von der GÖD mit dem Dienstgeber vereinbarte Geheimhaltung, für deren Aufkündigung die Unabhängigen Gewerkschafterinnenin der ARGE Lehrer bei der FCG-Mehrheit und bei der FSG keine Zustimmung gefunden haben, hat es einmal mehr der Regierung erlaubt, ihr genehme Sichtweisen in die Medien zu bringen. (Was die tatsächlichen wesentlichen Knackpunkte der Verhanldungen sind, bleibt anscheinend auch heute + bis auf weiteres ein Geheimnis der VerhandlerInnen!!?). Dazu kommt, dass es keine von allen 5 (!) LehrerInnengewerkschaften, von Bundes- und LandeslehrerInnen gemeinsam entwickelte und bereits vor Verhandlungsbeginn propagierte Dienstrechtsforderungen gibt, sondern nur Ablehnung oder - sehr vereinzelt - Zustimmung zu Bestimmungen des Regierungsentwurfes. Auch hier sind Forderungen der UG in der GÖD bis dato nicht aufgegriffen worden - zugunsten eines abwartenden, letztlich auf Verzögerung abzielenden Reagierens auf den Entwurf des Dienstgebers. Die Folgen sind eine Berichterstattung wie die des Morgenjournals am 28.1.2013, Verunsicherung der KollegInnen, die außer der geplanten massiven Arbeitszeiterhöhung nichts Genaues wissen, und Unverständnis in breiten Teilen der Bevölkerung, die nicht verstehen, warum die LehrerInnen nicht ein paar Stunden weniger zu Hause und dafür mehr in der Schule arbeiten wollen.

Hier auch der Link zu unserer OTS von letzter Woche, zur Abrundung:

http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20130124_OTS0165/ugoed-geheimverhandlungen-heinisch-hosek-neugebauer-regierung-will-neues-lehrerinnendienstrecht-noch-vor-den-wahlen


Glück auf, trotz alledem!
Reinhart Sellner, sellner@oeli-ug.at, 0676 3437521

07.02.2013 15:58 Alter: 12 Jahre