P.b.b. 4643 Pettenbach (Verlagsort) GZ 02Z030917M Kreidekreis Nr. 1 / 2008 - Feb.

 

Anfragen, Infos:

oeli@kreidekreis.net

 

In dieser Nr. z.B.:

S. 2  Editorial, Neuerungen 2008

S. 3 Satire: Kein Mensch muss müssen

S. 4 Frauen weniger für Medizin geeignet?

S. 5 Tiroler GesamtschulARGE

S. 6 Vbg Mittelschule

S. 7 VS wird NMS?

S.8 Nichtreformfolgen
S.8 PV-Rechte
S.8
entpragmatisieren?

S. 9 ÖLI-UG und Gesundheit: Coaching

S.10  Aufgaben als Katalysatoren von Lernprozessen

S.11 Veranstaltungen

S.12 PV-Schulungen

 

Österreichische LehrerInnen Initiative ÖLI-UG, Unabhängige Bildungsgewerkschaft UBG  und Grüne PädagogInnen laden alle Kolleginnen und Kollegen ein zum

 

BundeslehrerInnentag

 

am Dienstag, 1. April 2008, ab 8.45 Uhr,

 

im Volkshaus Dornach, Linz-Urfahr

 

Das Volkshaus Dornach, Niedermayrweg 7, im Nordosten von Linz erreicht man mit der Straßenbahn:
  
Linie 1 - Richtung Universität – zwischen den Haltestellen Dornacherstraße und Schumpeterstraße
mit dem Auto:  auf der MühlkreisAutobahn A7 Stadtautobahnabfahrt Linz-Dornach (Universität), bei der  Ampel geradeaus in die Altenbergerstraße, zweite Abzweigung links, vor der Straßenbahnkreuzung, in die Schumpeterstraße. Anschließend links in den Niedermayrweg.
Wenige Parkplätze direkt vor dem Volkshaus.

 

Der Besuch ist allen oö. BundeslehrerInnen gemäß Erlass des LSR gestattet, es ist dies lediglich zeitgerecht in der Direktion zu melden (du brauchst nicht melden, zu welcher Fraktion du gehst!).

 

Individualisierung
Wie machen das die neuen/alten Schulversuche? Und wie geht das im Schulalltag?

 

 

Referenten: Univ. Prof. Dr. Karl-Heinz Gruber
em.Prof. für Vergleichende Erziehungswissenschaft an der Universität Wien

Prof. Mag. Günter Maresch
Mathematik, Physik (Projekt Photovoltaikkraftwerk ...) im Schulverbund Wien 23

Prof. Mag. Stefan Schmied
Deutsch,
Geschichte/Sozialkunde, Produktionswerkstatt im Schulverbund Graz West

 

Ablauf:

8.45: Info-Stände, Möglichkeit zum Gespräch mit MitarbeiterInnen v. ÖLI, UBG, Grüne

     Büchertische von Veritas, Hölder-Pichler-Tempsky und wekef (Entwicklungspolitik)

9.10: Begrüßung, Kurz-Informationen von ÖLI-UG, UBG und Grünen PädagogInnen

9.30: Referate, Anfragen; anschließend Arbeitsgruppen mit den Referenten

12.30: Mittagsbuffet - Möglichkeit zum weiteren Gedanken- und Erfahrungsaustausch und zu Gesprächen mit PV / Gew.MandatarInnen und Koll. v. ÖLI, UBG (Unabhängige Bildungsgewerkschaft) und Grünen LehrerInnen. Speisen und Getränke werden von ÖLI/UBG/GPV finanziert. Um Spenden dafür und für Organisationskosten wird ersucht.

Ab 13.30 h: PV-Schulung: Bitte evt. mit Themenwünschen anmelden: oeli@kreidekreis.net

 

Bitte Teilnahme am BundeslehrerInnentag vor den Osterferien in d.Direktion melden

- und keine Tests, Prüfungen, Schularbeiten, Lehrausgänge an diesem Tag ansetzen!

 

 

Editorial

 

Wir hoffen, die geschätzten Leserinnen und Leser haben sich in den Februarferien gut erholt und müssen nicht schon wieder sehnsüchtig auf die eh gleich beginnenden Osterferien warten. Dazwischen jedenfalls liegt die hektische Zeit der Neuanmeldungen - viel Stress und doch alles umsonst? Sitzen doch angeblich Zweidrittel aller SchülerInnen in der falschen Schule. Dass ein Linzer Pädagogikprof daraus die Notwendigkeit der Abschaffung von HTL und HAK folgert (Morgenjournal vom 14.3.08), ist uns keinen Artikel wert.

Wir haben versucht, Informatives, Diskussionswürdiges und auch ein bisschen was zum Schmunzeln zusammenzustellen.

Wem aber ein Thema fehlt und sie/er meint „Darüber sollte der Kreidekreis einmal schreiben“, teile es uns mit.

Wer reine Sachinfos sucht, hole sich unser 2008er „Dienstrechtskriptum“ von www.oeli-ug.at .

Mit dem Hinweis, dass sich unsere MandatarInnen immer über Anregungen freuen, wünscht ein weiterhin an- und aufregendes Schuljahr

’s ÖLI-Team

 

 

 

Neu 2008:

Fahrtkostenzuschuss, Quasivoll

 

 

 

Liebe KollegInnen!

 

1. Wer Anspruch auf Pendlerpauschale hat (siehe: http://www.bmf.gv.at/service/formulare/steuern/ lohnsteuer/l34/2007/L34.pdf ) und noch keinen Fahrtkostenzuschuss bekommt, kann diesen nun formlos im Dienstweg beantragen - bzw. wird in manchen Bundesländern (zB OÖ) ab 2008 den PendlerpauschalebezieherInnen automatisch vom LSR der Fahrtkostenzuschuss gewährt.

Der Fahrtkostenzuschuss beträgt 2008 für jeden vollen Kalendermonat bei einer Fahrtstrecke von
über
20 bis 40 km 16,80 €,

über 40 bis 60 km 33,22 und

über 60 km 49,65 €.

Wenn ein öffentliches Verkehrsmittel nicht zumutbar ist (großes Pendlerpauschale):

über 2 bis 20 km: 9,14 €,

über 20 bis 40 km: 36,27 €,

über 40 bis 60 km: 63,12 €,

über 60 km: 90,16 €.

Eine Übergangsbestimmung (Einfrieren) stellt sicher, dass bisherige Fahrtkostenzuschussbezieher keine finanziellen Einbußen hinnehmen müssen.

 

2. Der Nationalrat hat in Abänderung des BDG eine Art Nachfolgeregelung für die (Ende dieses Schuljahres auslaufende) Quasivollbeschäftigungsregelung für BundeslehrerInnen beschlossen (es gibt aber noch Hoffnung, dass die ab-19,5-WE-Quasi auch für das kommende Schuljahr verlängert wird):

 

BDG-Änderung: Nach § 213 Abs. 2a wird folgender Abs. 2b eingefügt: „(2b) Abweichend von § 50a Abs. 1 hat die Dienstbehörde dem Antrag des Lehrers auf Herabsetzung der regelmäßigen Wochendienstzeit für die Dauer eines Schuljahres stattzugeben, wenn dessen regelmäßige wöchentliche Lehrverpflichtung mit allfälligen Einrechnungen nach den §§ 9, 10 und 12 BLVG um höchstens eine Werteinheit unter 20 Werteinheiten liegt und eine Vollbeschäftigung nur durch die zusätzliche Anordnung von Mehrdienstleistungen erreicht werden kann. Abs. 7 zweiter Satz kommt in diesem Fall nicht zur Anwendung. § 50a Abs. 3 ist auf solche Zeiten nicht anzuwenden.“

 

Das bedeutet, dass Pragmatisierte freiwillig für ein Schuljahr auf 19,0 (-19,99) reduzieren können, ohne dass diese Zeit als Teilbeschäftigungsjahr zählt.

Diese KollegInnen sind in diesem Jahr was Anzahl und Bezahlung von Supplierungen betrifft mit den Vollbeschäftigten gleich zu behandeln. Ihr laufendes Gehalt reduziert sich allerdings wie auch bei anderen Teilbeschäftigten im aliquoten Ausmaß. So erhält zB

 - ein L1-Lehrer in der Gehaltsstufe 15 mit 19,25 WE statt 3888,7 nur 3742,9 Bruttogehalt, oder

 - eine L2a2-Lehrerin in Stufe 14 mit 19,8 WE statt 3265,7 nur 3233,0 Brutto - 14mal im Schuljahr.

 

LG Josef Gary Fuchsbauer, 0680 2124358

fuchsbauer(a)kreidekreis.net, www.oeli-ug.at

 

Veröffentlicht im BUNDESGESETZBLATT für die Republik Österreich Jahrgang 2007 Ausgegeben am 28. 12. 2007 Teil I. 2.Dienst-rechtsNovelle 2007 (NR: GP XXIII RV 296 AB 367 S. 42. BR: 7809 AB 7841 S. 751.) 96. Bundesgesetz, mit dem das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948, das Richterdienstgesetz, das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und forstwirtschaftliche Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Bundeslehrer-Lehrverpflichtungsgesetz, das Land- und Forstarbeiter-Dienstrechtsgesetz, das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz, das Ausschreibungsgesetz 1989, das Pensionsgesetz 1965, das Bundesbahn-Pensionsgesetz, die Reisegebührenvorschrift 1955, das Poststrukturgesetz und das Staatsanwaltschaftsgesetz geändert werden - www.bmukk.gv.at/medienpool/15794/ bgbl_i_96_2007.pdf

 

 

 

 

NQR - „Nationaler Qualifikationsrahmen“ in Arbeit

 

 

Mitte April beschäftigt sich der ZA-BMHS 2 Tage damit. Wer Näheres wissen will und Anregungen geben will: oeli@kreidekreis.net

 

 

 

Hacklerregelung bis 2013

 

 

Wer bis 31.12.2013 a) 60 Jahre alt wird und b) 40 Pensionsbeitragsjahre sammelt, kann abzugsfrei in Ruhestand gehen. Schulmonate nach dem 18.Lebensjahr können um 272 € und Studienmonate um 544 nachgekauft werden. Für Pensionsberatung/ -berechnung bitte J.G.Fuchsbauer kontaktieren.

 

 

 

 

KEIN MENSCH MUSS MÜSSEN

 

 

Der neue Fachinspektor für Cyberlearning und E-Didaktik nahm Gregor zur Seite. „Nun, wissen Sie, unter uns gesagt, Ihre Stunde war recht interessant und informativ, aber darauf kommt´s nicht an.“ „Worauf denn sonst?“, erwiderte der fünfzigjährige Fachlehrer etwas erstaunt, denn er war überzeugt, dass seine Geschichtestunde recht gut abgelaufen war. „Sie haben ein Plakat gezeigt, ich muss sagen, ich war entsetzt!“, gestand der Fachinspektor. „Ich habe mir dafür die Füße abgelaufen und bin stolz, dass es mir gelungen ist, der Museumsleitung das letzte Exemplar abzubetteln, bevor die Ausstellung Kitsch und Kunst im Dritten Reich ihre Pforten schloss!“, erwiderte Gregor, „Es hat die Schule nichts gekostet“, fügte er hinzu. Der FI schien gar nicht zuzuhören. „Und als nächstes haben Sie ein Buch verwendet!“, fuhr er fort. „Das ist Steinzeitpädagogik!“ „Aber es handelt sich doch um ein approbiertes Lehrbuch!“, entgegnete Gregor, bereits leicht verärgert. „Herr Kollege,“ bemühte sich der Fachinspektor in jovialem Ton, „wir alle wissen doch, dass Schulbücher nur eine versteckte Subvention für den maroden Büchermarkt darstellen, genauso gut könnten wir die Fetzen gleich entsorgen anstatt sie an die Schüler auszuteilen.“ „Wenn Sie es besser wissen, dann erklären Sie mir doch, wie eine ordentliche Stunde abzulaufen hat!“, forderte Gregor seinen Vorgesetzten auf.

 

Darauf hatte dieser wohl gewartet, denn er räusperte sich kurz und gab wieder, was er jede Woche –zig Male vor Lehrern gemäß seinem behördlichen Auftrag wiederholte: „So schwer ist das ja nicht: Schüler öffnen Laptop, recherchieren im Internet die Begriffe Kitsch, Kunst, Drittes Reich …“ Im fehlt noch,“ unterbrach Gregor, aber der subalterne Vertreter der Schulbehörde überhörte die Bemerkung geflissentlich, oder, was wahrscheinlicher war, er hatte den Sarkasmus gar nicht verstanden, denn er redete unbeirrt weiter: „Und dann müssen Sie auf der elektronischen Lernplattform einen dieser ready-made Tests erstellt haben, wo die Schüler im Self-Testing-Verfahren  ihre zuvor recherchierten Begriffe in der Open-Learning-Phase checken, evaluieren und ranken können; dies geschieht am besten mit Hot Potatoes oder anderen Tools, welche Multiple-Choice Tests generieren.“

Gregor beherrschte sich, bemühte sich jedoch seinen Ärger hinter Zynismus zu verstecken, da er sich sicher sein konnte, dass dieser an der Naivität der Autoritätsperson abprallen würde. Daher warf er ein: „Sie meinen also, Herr Inspektor, dass der Schüler Fragen ankreuzen muss wie: Die Hitler-Zeit nennt man: a) das Erste b) das Zweite c) das Dritte Reich.“ „Genau, und wenn die Antwort stimmt …“ „Dann erscheint ein kleiner Smiley mit einem Hitlerbart.“ „Ja, oder irgend eine andere Form von Feedback, das müssen Sie individuell einstellen“, ergänzte der Fachinspektor, hoch erfreut, dass seine Anregungen endlich auf fruchtbaren Boden gefallen waren.

 

Gregor überlegte und bemerkte dann: „Ich schätze, dann ist die Stunde vorbei, und die Schüler haben drei Begriffe gelernt.“ - „Und in der nächsten Stunde muss jeder Schüler diese Begriffe mit Powerpoint präsentieren, wegen der Sustainability!“, erläuterte der Inspektor. „Der was?“ „Der Nachhaltigkeit!“ Und er ergänzte mit Nachdruck: „Über NLP brauche ich Ihnen ja wohl nichts erzählen; die Gehirnforschung hat eindeutig festgestellt, dass gerade bei Mixed-Ability-Students wie den Ihren drei Info-Bits als Lernziel völlig ausreichen!“ „Aber drei Begriffe kann ich auch den Blödesten in zehn Minuten erklären, indem ich mit dem Buch arbeite oder die paar Sätze diktiere“, widersprach Gregor trotzig.

 Diktieren! Ja sind Sie denn nicht bei Trost? Das kann Sie ihre Stellung kosten!“, rief der Fachinspektor entsetzt aus, sodass einige Kollegen in der anderen Ecke des Konferenzzimmers sich umdrehten. „Solche Methoden müssen Sie sich schleunigst abgewöhnen!“

 „Kein Mensch muss müssen“, brummte Gregor. „Wer sagt denn so was?“, wunderte sich der FI. „Lessing. Kennen Sie Gotthold Ephraim Lessing?“ „Nein, tut mir Leid, nie gehört. Also dann, auf Wiedersehen, und denken Sie an meine Ratschläge, wenn Sie sich Schwierigkeiten ersparen wollen!“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Beamte. Bevor er den Raum verließ, drehte er sich nochmals um und sagte laut: „Und Ihrem Kollegen Lessing können Sie dasselbe ausrichten!“

http://teacher.eduhi.at/luimpoeck/manfred/?page=amok

 

 © Manfred Luimpöck 2007

 

Der Amokläufer
Satiren,
Karikaturen und ein Reisetagebuch

 

 

Informationen: Freistadt: Plöchl Verlag 2007, 80 Seiten, 15 Illustrationen, Preis: 8,50, ISBN 978-3-901407-97-0. Bestellung: Direktversand, Preis: 10,80 inkl. Versandkosten unter: manfredlui (a) hotmail.com

 

 

 

weitere Büchertipps:

 

 

Der Zauberstab des Geldes und die Macht der internationalen Finanzmärkte. Von Herwig Büchele und Erich Kitzmüller. Lit Verlag 2004

 

Dieses Buch bietet einen philosophischen Zugang zu einem äußerst komplexen Thema. Es werden die Mechanismen der Finanzmärkte und die Macht und Ohnmacht der Akteure beleuchtet. Sind globale und deregulierte Finanzmärkte der Weg zu mehr Demokratie, Freiheit und Wohlstand für alle oder Rammbock im Zerschlagen politischer und sozialer Institutionen der sozialen Sicherheit und Daseinsvorsorge?

Bei diesem Buch handelt es sich nicht um ein wertfreies wissenschaftliches Werk sondern um ein Buch, das die durchaus interessanten Ansichten der Autoren wiedergibt und die eigenen Auffassungen der Autoren zur Diskussion stellt.

Herwig Büchele, Wirtschaftswissenschafter, Philosoph, Theologe, war Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Uni Innsbruck. Erich Kitzmüller, Sozialwissenschafter und Pädagoge, ist Honorarprofessor der Wirtschaftsphilosophie an der Uni Klagenfurt.

 

 

Joachim Becker, Karen Imhof, Johannes Jäger, Cornelia Staritz (Hg.):

Kapitalistische Entwicklung in Nord und Süd. Handel, Geld, Arbeit, Staat. Wien, Mandelbaum, 2007. ISBN 3-85476-239-3

 

Entwicklungsprozesse mit ihren Problemen und Widersprüchen können nur dann angemessen diskutiert und verstanden werden, wenn sie in ihrer historischen und globalen Dimension wahrgenommen werden. Dieses Buch besteht aus einzelnen Beiträgen junger WissenschafterInnen.

Das Buch verbindet damit unterschiedliche kritische Zugänge zur Analyse der ökonomischen Entwicklung in Nord und Süd. Der Bogen der Analyse reicht dabei vom Zusammenhang zwischen Direktinvestitionen, Außenhandel, Verschuldung und Entwicklung, Finanzkrisen und Verteilung bis zur Rolle des Staates.

Mehr zum Thema, siehe: Verein für Geschichte und Sozialkunde

http://wirtges.univie.ac.at/VGS/


 

Der Genderaspekt des Aufnahmetests an den Med-Unis

 

 

 

 von Ulla Häußle u. Christian Schwaiger

 

Seit 2006 ist für die Zulassung zum Medizinstudium die Absolvierung eines Eignungstests erforderlich. Österreichische Maturantinnen schneiden dabei signifikant schlechter ab als Maturanten, ein beunruhigendes Ergebnis.

 

Für den Test im Juli 2007 meldeten sich in Innsbruck über zweitausend an, angetreten sind 1359. Die meisten meldeten sich für Humanmedizin an, einige nur für Zahnmedizin und 71 für beides. In dem uns vorliegenden Teil der vom Wissenschaftsministerium erstellten Auswertung der Testergebnisse, den der Betriebsrat der Innsbrucker Med-Uni zur Verfügung stellte, werden 1430 „Plätze“ gerechnet, 360 Studienplätze in Humanmedizin und 60 in Zahnmedizin waren zu vergeben.

Von den 1430 waren 584 aus Österreich (von ihnen erhielten dann aufgrund der Quotenregelung 246 Studienplätze), 835 aus dem EU-Ausland, 11 Nicht-EU. Von den aus Österreich zum Test Angetretenen waren 54,6 % Frauen, aber nur 46,3 % erhielten dann aufgrund des Testergebnisses eine Zusage. Bei BewerberInnen aus Deutschland ist dieser Geschlechts-unterschied nicht festzustellen.1) Die Med-Uni Wien verwendet denselben Test (2748 „Plätze“), hier war der Geschlechterunterschied beim Ergebnis noch gravierender als in Innsbruck. Auch in Graz, wo ein anderer Test verwendet wird (abgefragt wird nur Wissen auf Maturaniveau in Chemie, Physik, Mathematik und Biologie), schneiden Frauen schlechter ab.

 

Nachdem schon die Tests 2006 bezüglich des Genderaspekts dasselbe Ergebnis brachten, wurde vom Wissenschaftsministerium eine Studie bei Frau Prof. Spiel in Auftrag gegeben. Das Gutachten war für Herbst 2007 angekündigt, über ein Ergebnis ist uns nichts bekannt. (Weder bei Google noch auf den Webseiten des BM.WF wurden wir fündig.) Der Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten der Innsbrucker Med-Uni, Manfred Dierich, trat im vergangenen Herbst an den Landesschulrat für Tirol heran, um über die Situation zu informieren und zu diskutieren. Es fanden daraufhin Informationsveranstaltungen für SchülerInnen der siebten und achten Klassen statt.

Die Frage, die sich viele Beteiligte stellen, ist natürlich, wie das schlechtere Abschneiden der Maturantinnen zu erklären ist, und je nach Weltsicht werden die Antworten unterschiedlich ausfallen. Dass die Ursachen vielschichtig sein müssen, liegt wohl auf der Hand.

Für die Abhaltung des Tests (2007 war der Termin der 6. Juli) mietet die Uni mehrere Räume der Messehallen an. Die TeilnehmerInnen bekommen in acht Stunden (inklusive Pausen) zehn Untertests vorgelegt, die jeweils in einer festgelegten Zeit bearbeitet werden müssen, in der nicht alle Aufgabenstellungen gelöst werden können. (Im Schweizer Test von 2005, von dem uns eine kommentierte Aufstellung über den Aufbau vorliegt, waren dies zwischen 4 und 50 Minuten; in 8 Minuten sollten zB von 1600 Zeichen 400 angestrichen werden.2)) Die Rahmenbedingungen, unter denen der Test absolviert werden muss, erzeugen also enormen Druck. Sind Maturanten dem besser gewachsen als Maturantinnen? Gehen Frauen anders an Aufgabenstellungen heran? Wird ihnen dieses auf uns nahezu brutal wirkende Setting noch weniger gerecht als den männlichen Kollegen, lassen sie sich dadurch noch stärker verunsichern? Zusammenhängen wird dies mit der Stellung der Frau in der Gesellschaft. Ist das Frauenbild in Österreich noch traditioneller als in Deutschland?

An der Innsbrucker Med-Uni überlegen sich die Verantwortlichen, wie sie darauf reagieren können. Aber

nicht nur zur Genderproblematik gäbe es viele Fragen zu stellen. Auf der Webseite der Testentwickler werden die Vorteile des Tests aufgezählt, da steht unter anderem: „Es ist ein ökonomisches und genau kapazitätsentsprechendes Zulassungsverfahren möglich.“ 3)

Aus diesem Satz spricht also klar die Logik, die auch hinter dem  Aufnahmeverfahren steht, die aber nicht unseren Vorstellungen     einer möglichst freien Berufsentscheidung in einer humanen Gesellschaft entspricht.

In einem der reichsten Länder der Welt müssten Alternativen möglich sein.

_____________________

1) Auf der Webseite des Zentrums für Testentwicklung und Diagnostik www.unifr.ch/ztd/ems/dartikelm.htm (Universität Fribourg) wird allerdings darauf hingewiesen, dass Frauen beim Test in Deutschland „etwa um 2 Punkte (bei einem Mittelwert von 100 und einer Standardabweichung von 10) schlechtere Werte erreichen als Männer“. Derselbe Punkteunterschied trat 2007 beim Test in der Schweiz auf: www.unifr.ch/ztd/berichte/Bericht13.pdf

2) Elfseitige Unterlage „Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) – was ist das?“ vom ZTD, ohne Datum.

3) www.unifr.ch/ztd/berichte/Bericht13.pdf

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Offene Tiroler Plattform für eine Gemeinsame Schule

 

 

von Christian Schwaiger und Kurt Pruner

 

ÖLI-Seminar Anfang Oktober in Götzis: Ernst Schwald, Obmann des Landesverbandes der Elternvereine für AHS+BHS, und Armin Rossbacher, Zentralausschuss der PflichtschullehrerInnen, stellen die „Initiative Gemeinsame Schule Vorarlberg - IGSV vor, „Eine Initiative von LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen für eine zukunftsfähige und menschenwürdige öffentliche Schule“. Am Abend findet in Wolfurt ein Vortrag des deutschen Hirnforschers und Psychiaters Manfred Spitzer statt - im Rahmen einer Vortragsreihe veranstaltet von der IGSV. Es kommen fünfhundert Leute und hören sich an „Wie lernt das Hirn?“. Stark beeindruckt beschließen wir zuhause „im Tirol“, wie man draußen sagt, das auch zu versuchen.

 

Wir reden mit Gebi Mayer, der den Arbeitskreis Schule und Bildung der Grünen koordiniert, ob wir mit diesem Anliegen zu ihrem nächsten Treffen kommen können. Dort wird ein Aufruf beschlossen und überlegt, wer wen einlädt für den 5. November in den kleinen Sitzungssaal im ÖGB-Haus: Er ist fast zu klein, über vierzig bildungspolitisch Interessierte kommen hin und diskutieren, wie man die Gründung einer Plattform für eine Gemeinsame Schule angehen sollte. Um gemeinsame Positionen zu finden, planen wir - in zwei weiteren Vorbereitungssitzungen - einen Klausurtag Mitte Dezember. Wir starten mit Impulsreferaten von Michael Schratz, dem Dekan der Bildungswissenschaftlichen Fakultät und Mitglied der Schmiedschen Expertenkommission, und Margret Fessler, der pädagogischen Leiterin von Innsbrucks Neuem Gymnasium, und diskutieren darüber. Bis zum Abend sind die Eckpunkte der gemeinsamen Position, eine Organisationsstruktur der Plattform und unsere zentralen Ziele fixiert. Wichtig für die Plattform ist es, sich in den Meinungsbildungsprozess einzubringen, Lobbying zu betreiben und Gegenöffentlichkeit zu schaffen.

 

Eine Presseaussendung wird verschickt und zu einem Pressegespräch geladen:

 

„Am 15. Dezember haben Aktion Kritische SchülerInnen, Arbeitskreis Schule und Bildung der Grünen, Caritas Tirol Flüchtlingsstelle, Eltern in der Plattform, GPA-Jugend, Grüne Bildungswerkstatt, Katholische Aktion, Landesbildungsausschuss der SPÖ, AHS-Landesschulsprecherin, Migrationsarbeitskreis Innsbruck, Sozialist.Lehrerverein Österreichs, Tiroler LehrerInnen Initiative, Verband Sozialistischer StudentInnen Öst. im Pfarrheim Neu-Rum eine Plattform für eine Gemeinsame Schule gegründet.

Unserer Überzeugung nach braucht es eine neue Lehr- und Lernkultur. Veränderungen in der Gesellschaft machen es notwendig, dass sich Schule bewegt. Soziales, interkulturelles, angst- und druckfreies Lernen ist möglich, setzt aber grundlegende Umstrukturierungen voraus. Eine gemeinsame Schule in der Mittelstufe vermindert den Druck auf die Volksschulkinder, ihre LehrerInnen und Eltern und ist ein Weg in Richtung Chancengleichheit und mehr soziale Gerechtigkeit. Unser Ziel ist es, dieser Gemeinsamen Schule auch in Tirol eine gewichtige Stimme zu verleihen.“

Tiroler Tageszeitung, Tiroler Krone und dem Standard war die Plattformgründung einen kleinen Artikel wert. Seither trafen wir uns weitere zwei Male um über Ganztagsschule, innere bzw. äußere Differenzierung (Leistungsgruppen in Hauptschulen), Formulierungen der gemeinsamen Positionen und unser zukünftiges Auftreten in der Öffentlichkeit zB mit Veranstaltungen zu diskutieren.

Eine Stärke der Plattform sehen wir in der Breite der Beteiligten: katholische, grüne, sozialdemokratische und parteiunabhängige Organisationen, Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten, Lehrerinnen und Lehrer aus allen Schultypen, auch aus der Berufsschule, und einige Eltern. Letztere stärker in die Plattform einzubinden, wie dies in Vorarlberg gelungen ist, wäre ein großes Anliegen.

 

Momentan geht es darum, offensive Strategien zur Umsetzung unserer Ziele zu entwickeln, so auch beim nächsten Treffen am
Di., 4. März, um 19:30 im „Trewi“, Treffpunkt Wilten, Gaismairstr. 7 in Innsbruck.

 

 

 

 

Kann so die neue Mittelschule aussehen? I

 

 

  Gerhard Rüdisser, Vorsitzender der UBG: Stellungnahme der UBG zur

 

"Vorarlberg Mittelschule" – ein Schritt zur Seite und nicht nach vorn


Eine wirkliche Reform kostet Geld und Anstrengung aller Beteiligten:

 

Zu begrüßen ist die Erkenntnis der Politik, dass für eine Bildungsreform auch zusätzliche Mittel notwendig sind. Prinzipiell unterstützen wir auch Maßnahmen, die die Situation der Hauptschulen in Vorarlberg tatsächlich verbessern. Die Tatsache, dass sich 22 Hauptschulen bereit erklärt haben, an dem angepriesenen Schulmodell mitzuwirken, zeigt deutlich, dass unter den LehrerInnen das Bedürfnis nach Reformen groß ist.

 

Kurzfristige Lösungen, die die Kernprobleme nicht wirklich angehen:

Was ist das Ziel des Vorarlberg-Modells?

 

Kurzfristig versucht man sich hier um dringend notwendige Reformen herum zu schwindeln. Echte Lösungen der wirklichen, gravierenden Probleme sind nicht erkennbar - langfristige Entwicklungsperspektiven sind nicht auszumachen. Die jetzt angekündigten Maßnahmen zielen vor allem auf die Steuerung der Schülerströme ab - der Zug ins Gymnasium wird weiter bestehen bleiben, sodass auch in Zukunft wieder Notmaßnahmen auf dem Rücken der SchülerInnen und Eltern notwendig werden! Der Andrang der 1. Leistungsgruppen-SchülerInnen in die Gymnasien bzw. jetzt in die „neue Mittelschule“ wird anhalten, dadurch gibt es in vielen Hauptschulen keine „echte“ erste Leistungsgruppe mehr.

Der Druck auf die Kinder, die Eltern und die VolksschullehrerInnen wird weiter zunehmen.

 

Selektion mit 9 Jahren

 

Die für die weiteren Bildungschancen entscheidende Selektion bereits mit 9 Jahren und die damit verbundene Verstärkung der sozialen Ungleichheiten bleiben auch beim Vorarlberger Modell weiterhin bestehen.

Die Versäumnisse der Vorschul- und Volksschulphase sind der Grundstein für die gravierenden Probleme in der Mittelstufe. Eine Reform der Schulorganisation in Richtung ganztägige Lern- und Betreuungsform ist bislang nicht einmal angedacht.

 

Vierte Leistungsgruppe
versus Innere Differenzierung

 

Problematisch erscheint uns die mit diesem Modell de facto eingeführte vierte Leistungsgruppe, was jedem reformpädagogischen Ansatz widerspricht.

Die Ghettoisierung der SchülerInnen in der 3. Leistungsgruppe, was Frustration, weitere Lernunlust und disziplinäre Probleme zur Folge hat, sowie sämtliche beruflichen Perspektiven verbaut, bleibt bestehen. Im Gegensatz dazu wäre eine innere Differenzierung im Zusammenspiel mit der Einführung von Ganztagsschulen wünschenswert, um die SchülerInnen in Zukunft optimal zu fördern und zu fordern.

 

Einführung einer Gemeinsamen Schule

 

Mittelfristig kommen wir um eine Reform in Richtung einer gemeinsamen Schule nicht umhin, um den Kindern den Selektionsdruck zu nehmen und die soziale Schere in Bezug auf die Bildung unserer Kinder möglichst zu minimieren!

 

Angleichung der AHS-
und
APS-LehrerInnen

 

Ein wesentlicher Punkt eines solchen Schrittes ist die Angleichung der AHS- und APS-LehrerInnen. Die Gehalts- und Ausbildungsunterschiede zwischen AHS- und APS-Lehrer/innen müssen mittelfristig behoben werden und nach oben hin angeglichen werden. Als Übergangslösung für APS-LehrerInnen ist ein berufsbegleitendes Masterstudium, auf der bisherigen Ausbildung aufbauend, zu überlegen. Zukünftig ist eine gemeinsame Ausbildung aller LehrerInnen anzustreben.

 

Jetzt durchgeführte Reformen sollten eine spätere umfassende Reform in Richtung einer Gemeinsamen Schule unterstützen:

 

Wenn einzelne Aspekte der vom Land Vorarlberg getroffenen Maßnahmen eine solche Reform unterstützen ist das zu begrüßen, wobei wir bislang keine wirklichen Schritte ausmachen können und daher dem Vorarlberger Modell skeptisch gegenüberstehen. Ein zukunftsweisendes Modell kann nur in einem längeren Diskussionsprozess auf breiter Basis unter Einbeziehung der LehrerInnen aller Schultypen entstehen.

Die geäußerte Absicht, in Hinkunft Kooperationen zwischen AHS und HS zu ermöglichen und zu fördern, sehen wir positiv.

 

 

Die geschätzten LeserInnen mögen selbst überlegen, ob eher dieser Schulversuch dem Sinn einer neuen Mittelschule entspricht - oder der vorläufig abgelehnte Antrag auf der nächsten Seite.

 

 

 

Kann so die neue Mittelschule aussehen? II

 

 

VS Magdalenaberg: Lerngruppe der 6- bis 10-jährigen weiterführen

 

Zitate aus dem Antrag zum Schulversuch „Neue Mittelschule Magdalenaberg - Expositurklasse der HS Pettenbach in der VS Magdalenaberg“

Weiterführung der 5.- 8. Schulstufe als Neue Mittelschule-Schulversuch der HS Pettenbach in Kooperation mit der VS Magdalenaberg

 

1. Ausgangslage:

Die dreiklassige VS Magdalenaberg liegt am Ortsrand von Pettenbach, Bez.Kirchdorf, OÖ.

Im Schuljahr 2007/08 wird ein Schulkonzept mit offenen, jahrgangsübergreifenden Unterrichtsformen geführt. [...]

Die Klassenräume wurden teilweise zu „Selbstlernräumen“ umgestaltet. Der Schulraum ist offen und die Schüler wählen ihren Lernplatz frei nach vereinbarten Regeln.

 

2. Beschreibung des Schulversuchs:

Erweiterung der Schulstufen über 4 weitere Schuljahre in Kooperation von HS Pettenbach und VS Magdalenaberg

Das familiäre Klima in der VS Magdalenaberg regt zum Lernen (auf jeder Ebene) an.

Förderungen und Forderung von verschieden begabten Kindern sind in einem kleinen,

überschaubaren Rahmen sehr gut möglich. Gute Koordination der Lehrpersonen, abwechslungsreich und anregend gestaltete Schulräume und Lernplätze schaffen es, die Kinder zu guten Leistungen zu motivieren.

Lehrformen wie: Planarbeit, Wunscharbeit, individuelles Arbeiten nach Fähigkeiten, schulstufenübergreifender Unterricht, Projektunterricht (Sowohl Lehrer- als auch Schülerprojekte), Helfersystem, Chefsysteme, Ritualeinbindungen,.... schaffen eine Atmosphäre, in der das Lernen Spaß macht.

Die Förderung von verschieden begabten Kindern ist ein zentrales Ziel unserer Schule.

Begabtenförderung gelingt genauso wie Förderung von SPF-Kindern und Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache.

Förderung setzt sofort und gezielt ein. Schwächen wachsen daher nicht weiter, sondern werden an der Wurzel behoben.

Die HS Pettenbach ist seit vielen Jahren ein enger Partner unserer Schule. Bis jetzt haben die Schulabgänger aus der VS Magdalenaberg zum Großteil in diese HS gewechselt.

[...] Die HS Pettenbach errichtet eine Expositurklasse im Gebäude der VS Magdalenaberg und entsendet für die Unterrichtszeit Lehrer an die Schule.

Zusätzlich werden 2 AHS-Lehrer für ein paar Unterrichtseinheiten beschäftigt.

 

Besonderer Schwerpunkt dieses Schulversuches stellt die Erweiterung des „Lernangebotes“ (Ergänzung zur autonomen Stundentafel der HS Pettenbach) dar. [...]

Hier ein kurze Auflistung der zusätzlichen Angebote:

EDV mit e-learning und ECDL

Geometrisches Zeichnen und DG [...]

2. Fremdsprache (ab der 7.Schulstufe)

Musikangebote (Gesang, Instrumente,...)

Kreativbereich

Sportangebote

Theaterworkshops

Enger Kontakt zu Firmen aus der Umgebung (Lehrstellen kennen lernen)

Soziale Aspekte in der Berufswelt kennen lernen

 

2.1. Schulkooperationspartner:

Kooperationspartner VS Magdalenaberg

Im Gebäude der VS Magdalenaberg wird die Expositurklasse des Schulversuchs errichtet. Das Schulkonzept mit den wesentlichen didaktischen und pädagogischen Zielen wird im Schulversuch weitergeführt.

Kooperationspartner - HS Pettenbach [...]

Kooperationspartner - VS/Gem. Inzersdorf

[...] Die angrenzende Gemeinde Inzersdorf hat keine Hauptschule. Daher liegt die Möglichkeit, die Klassen des Schulversuchs am Magdalenaberg zu besuchen sehr nahe. Es gibt bereits Interesse von Elternseite. [...]

 

2.4. Schulprogramm:

Das Schulprogramm des Schulversuches stellt eine Weiterführung des Schulkonzeptes der VS Magdalenaberg dar.

Alle im Schulprofil der Schule enthaltenen Ziele werden weitergeführt und den Altersgruppen angepasst erweitert.

Lehrformen:

Planarbeit

Wunscharbeit

Individuelles Arbeiten

Arbeit in Klassen und Arbeitsgruppen

Projektunterricht

Helfersysteme

Chefsysteme - Schülerprojekte

Frontalunterricht [...]

 

2.5.2. Flexibler Einsatz der Lehrpersonen:

In der VS Magdalenaberg wurden im Konzept dieses Schuljahres die Schulstufen und Fächergrenzen aufgelöst. Dies erfordert einen sehr flexiblen Einsatz der Lehrpersonen.

Nur Mathematik und Deutsch wurden fix mit LehrerInnen belegt. Dieses Modell wird auf den Schulversuchsbereich ausgedehnt. [...]

 

5. Wissenschaftl. Begleitung u. Evaluierung

5.1. Begleitung durch die Päd.Hochschule [...]

5.3. Evaluierung [...]

 

Abstimmung über Schulversuch NMS: HS Pettenbach: LehrerInnen: 22:3, Eltern: von den 262 SchülerInnen haben 208 Eltern an der schriftlichen Abstimmung teilgenommen und zugestimmt. VS Magdalenaberg: Bei LehrerInnen und Eltern: einstimmige Zustimmung. [Anm.: Pettenbach ist eine Gemeinde mit absoluter ÖVP-Mehrheit]

 

 

Presseaussendung vom 24.1.08, Kritische unabhängige LehrerInnen Initiative - Unabhängige GewerkschafterInnen

 

 

Ohne echte1 Gesamtschule2 Schäden für alle3 Schultypen

 

 

Die Ergebnisse der bisherigen Debatte um die Schulversuche rund um eine "Gemeinsame Mittelschule" verkommen leider zur Farce. Die beiden größten Probleme in den Schulen der 10–14-Jährigen, nämlich Ressourcenmangel und SchülerInnen-Rückgang, werden davon kaum berührt, geschweige denn einer Lösung zugeführt.

 

1 = Von einer ECHTEN gemeinsamen Schule kann doch nur gesprochen werden, wenn auch ALLE SchülerInnen sie besuchen und nicht, wie es in Deutschland seit vielen Jahren der Fall ist, die "Gesamtschule" nur ein weiterer Schultyp neben den herkömmlichen anderen ist. Dabei ist sie leider zur gefürchteten "Restschule" verkommen.

 

2 = Diese Gesamtschulen müssen die SchülerInnen optimal fordern und fördern. Dazu bedarf es eines wesentlich größeren Einsatzes von Mitteln, um individuellere Zuwendung der PädagogInnen zu ermöglichen! Vor Wahlen versprochen, danach höchstens bei den KlassenschülerInnen-Höchstzahlen zugestanden: Mit bloßen Umschichtungen ist es sicher nicht getan!

 

3 = Wir steuern auf zunehmende Schäden an allen Schultypen zu: Durch den Rückgang der SchülerInnenzahl verlieren die Hauptschulen Klassen und Dienstposten, da die GYMNASIEN alle SchülerInnen aufnehmen werden, denen in der Volksschule die AHS-Reife bescheinigt wird.

 

Die FOLGEN:

 

VOLKSSCHULEN: Das Erreichen der AHS Reife wird oberstes Ziel! Dadurch kommen SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen gewaltig unter Druck.

 

Den HAUPTSCHULEN gehen dadurch die so wichtigen mehr- und hochbegabten Kinder verloren. Die Gefahr zur „Restschule“ zu verkommen - im städtischen Bereich bereits jetzt Realität - wird immer akuter. Zwangsläufig sinkt auf längere Sicht das Niveau an der Schule.

 

Dasselbe passiert in den GYMNASIEN, wo AHS-KollegIn-nen mit immer inhomogeneren Gruppen zu kämpfen haben. Sie sind für Individualisierung und innere Differenzierung beim Fördern und Fordern ja nicht ausgebildet.

 

Nun wäre es Aufgabe der InteressensvertreterInnen der PädagogInnen, diese Zwangssituation zu entschärfen. In Österreich denkt man allem Anschein nach in keinster Weise daran.

 

Wir Unabhängigen PersonalvertreterInnen und GewerkschafterInnen fordern daher:

1. deutliche Aufstockung der Mittel für mehr Dienstposten an allen Schulen!

2. ECHTE Gesamtschulversuche zur Evaluierung des Ergebnisses!

3. Gemeinsame universitäre Ausbildung aller PädagogInnen in Kooperation mit den Päd. Hochschulen!

 

Wilfried Mayr, ZA-APS OÖ, APS-GÖD-Bundesleitung,
tragwein (a) aon.at, 0676-5081498

Thomas Wintersberger, kuli-UG-Vors., APS-Landesleitung, t.wintersberger (a) gmx.at, 0660-5215009

 

 

Neues aus der PVAK

 

PV-Rechte klarer definiert

 

 

Die Personalvertretungs-Aufsichtskommission (PVAK) hat in diesem Schuljahr einem Dienststellenleiter in 6 Punkten PVG-Verletzung nachgewiesen. Einerseits waren dies nicht erfolgte Informationsweitergabe. Andererseits Einvernehmensverletzung und Info-Behinderung.

 

Auch über die Betrauung eines einzelnen Bediensteten mit einem Arbeitsplatz ist, wenn sich diese auf einen längeren Zeitraum bezieht, mit der Personalvertretung das Einvernehmen herzustellen. Damit ist wieder einmal klar gestellt, dass etwa die Einteilung als SQPM (Qualitätsbeauftragter), als AdministratorIn, als FachkoordinatorIn (oder was immer sonst DirektorInnen für Arbeitsbereiche erfinden) nur im Einvernehmen mit dem DA (Dienststellenausschuss=PV an der Dienststelle) geschehen darf.

 

Weiters stellte die PVAK klar, dass die im PVG angeführte Pflicht, den DA zu informieren, nicht dadurch aufgehoben wird, dass in einem anderen Gesetz nichts von dieser Informationspflicht steht.

Und die PVAK leitet aus anderen OGH-Entscheidungen (bez.Betriebsräten) ab, dass die Personalvertretung das Recht hat, die Bediensteten per E-Mail zu informieren, wenn das technisch möglich ist.

(Näheres siehe GÖD-Zeitung 1/2008, Seite 28-29)

 

Künftiges BundesmitarbeiterInnengesetz (BMAG)

 

Öff.-rechtl. Dienstverhältnis

 

 

Bei einer Enquete des Bundeskanzleramtes im Dezember stellten die 4 referierenden UniversitätsprofessorInnen klar, dass auch das neue BundesmitarbeiterInnengesetz ein öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis vorsehen muss, das ergäbe sich aus der Verfassung. Wenn also die Regierung ein einheitliches Dienstrecht als Nachfolge von VBG (Vertragsbedienstete) und BDG (Beamte) haben will, dann wird dieses in Richtung BDG gehen müssen. Das gefällt dem GÖD-Vorsitzenden Fritz Neugebauer. Was er zur von Univ.Prof. DDr.Heinz Mayer hervorgehobenen „Unvereinbarkeit von Dienstnehmerinteressenvertretung und Dienstgeberinteressenvertretung“ denkt, steht nicht im Beitrag in der GÖD-Zeitung 1/2008, Seite 18-19 – www.goed.at .

 

Kann eine Beamtin zwecks früherer Pensionierung kündigen?

 

Beamten-Selbstkündigung

 

 

Juristisch exakt heißt das „Beendigung des öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnisses“. Diesen Austritt kann ein/e BeamtIn schriftlich zum Ende des Monats erklären, es gibt keine Kündigungsfrist. Näheres und Auswirkungen siehe GÖD-Zeitung 1/2008, Seite 30-32.

Ein Anspruch auf Abfertigung besteht aber für ältere BeamtInnen nicht, da dieser praktisch nur nach Karenz oder Teilzeit wegen Kindererzeihung besteht.

Die Zeiten als BeamtIn werden für den Pensionsanspruch angerechnet (Dienstgeber muss an Pensionsversicherung überweisen). Aber natürlich gibt es dann keine (Teil-)Pension nach dem alten Beamtenpensionsrecht mehr. Und ein Recht auf Einstellung als VertragslehrerIn wird wohl auch nicht zu erstreiten sein. Eine Aufgabe der Pragmatisierung um das niedrigere Pensionsalter als Frau nutzen zu können, muss also gut überlegt werden.

 

 

 

 

 

ÖLI-UG und Gesundheit

 

 

COACHING Modewort oder sinnvolle Unterstützung für LehrerInnen?

 

 

Mag. Ulrike Mitterlehner, AHS-Lehrerin, derzeit im Sabbatical, Zusatzausbildungen in Personaler Pädagogik nach Viktor Frankl und E.V.A. Methodentraining nach Klippert; Absolventin des Hochschullehrganges für Politische Bildung Diplomierte Coach (Systemisches Coaching ). Für Coaching-Interessierte: 0 688 / 86 82 096, uli.mitterlehner (a) utanet.at

 

 

Der zurzeit inflationäre Gebrauch des Wortes Coaching und das unüberschaubare Angebot verschiedenster so genannter Coachingformen, vom Persönlichkeitscoaching bis hin zum Gesundheits- und Wellnesscoaching könnten die Vermutung aufkommen lassen, dass es sich dabei um eine Modeerscheinung handelt, um eine weitere Form für die so genannten „Neuen Selbständigen“, sich auf dem angeblich schier unbegrenzten Markt der Möglichkeiten zu behaupten und ein Stück des Kuchens zu sichern.

 

Woher stammt der Begriff Coaching?

 

Ursprünglich bedeutet das englische Wort Coach „Kutsche“. Dieses Bild der Kutsche weist auf einen wesentlichen Kern von Coaching hin: Die Kutsche ist ein Beförderungsmittel, um sich auf den Weg zu machen und ein Ziel zu erreichen. (Fischer-Epe, S.16).

Im 19. Jahrhundert wird das Wort Coach als Bezeichnung für einen privaten Tutor für Universitätsstudenten und im sportlichen Bereich gebraucht. Heute wird Coaching im Englischen allgemein für Unterweisen, Anleiten und Beraten verwendet.

Im Deutschland, Österreich und der Schweiz findet sich der Begriff vor allem für drei Bereiche:

ð            für die individuelle psychologische Betreuung im Spitzensport

ð            als Bezeichnung für einen entwicklungsorientierten Führungsstil

ð            als Bezeichnung für die individuelle Beratung von Führungskräften

(nach Fischer-Epe, S.16)

 

Was wird in der Fachliteratur  unter Coaching verstanden?

Die verschiedensten Definitionen von Coaching habe ich für mich auf folgende Weise zusammengefasst:

 

Coaching ist ein personenzentrierter Beratungs- und Begleitungsprozess im beruflichen Kontext, der zeitlich begrenzt, ziel- und ressourcenorientiert ist.

 

Daraus ergibt sich eine klare Abgrenzung zur Psychotherapie: Coaching ist eine Form der Beratung, bei der die berufliche Entwicklung und Veränderung einer Person im Mittelpunkt steht. Mit welcher schwierigen beruflichen Situation und/oder Person bin ich konfrontiert? Wie verhalte ich mich in einer bestimmten Situation? Wie treffe ich die richtige Entscheidung? Wie kann ich meine berufliche Situation für mich verbessern?

 

Im Gegensatz zur Supervision ist der Coachingprozess zeitlich begrenzt. Es stehen weniger lange Prozesse im Vordergrund als vielmehr das Erarbeiten von konkreten Zielen und deren Erreichung.

 

Ein wichtiger Aspekt von Systemischen Coaching ist die Aktivierung der Ressourcen einer Person. Wo liegen meine Stärken? Über welche inneren Ressourcen verfüge ich, um meine Ziele zu erreichen?

 

Die Funktion des/der Coach lässt sich dabei mit Hilfe zur Selbsthilfe umschreiben: er/sie gibt keine (oder nur selten) Ratschläge, sondern begleitet und unterstützt die Person, ihr Selbstgestaltungspotenzial zu fördern, ihre Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion zu entwickeln. Am Ende eines gelungenen Coachingprozesses ist der/die Coachee (KundIn, KlientIn) handlungsfähiger geworden, hat positive Entwicklungen in Gang gesetzt, möglicherweise neue Räume für sich erschlossen und auf jeden Fall eine Stärkung seiner / ihrer eigenen Person erfahren. 

 

Coaching für LehrerInnen

 

Stress, Ermüdungserscheinungen, Überforderung, Schulfrust bis hin zu Burnout sind häufig zu beobachtende Phänomene bei LehrerInnen. Rechtzeitig die eigene Rolle im gesellschaftlich bedingten System Schule zu reflektieren ist eine wichtige präventive Maßnahme, um psychisch und physisch gesund zu bleiben. Daher: PRÄVENTION STATT BURNOUT!

 

Abschließend ist es mir noch wichtig, auf die ethische Haltung des/der Coach hinzuweisen: Verschwiegenheit, Wertschätzung und Klarheit sind für mich die obersten Prinzipien. Die Stärkung der Person steht für mich beim Coaching im Vordergrund und nicht das Fitmachen und das Anspornen zu beruflichen Höchstleistungen!

 

 „Klare Bewusstheit hilft den heilsamen Dingen, sich zu mehren und bringt die unheilsamen Dinge zum Schwinden.“ (Zen)

 

Weiterführende Literatur:

 

Fischer-Epe, Maren: Coaching: Miteinander Ziele erreichen. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2002. www.covision.at

 

 

 

 

 

Aufgaben als Katalysatoren von Lernprozessen

 

Josef Thonhauser, Salzburg

 

Als Herausgeber freue ich mich, dieses Buch[1] einem Kreis von potenziellen Interessenten vorstellen zu dürfen.

 

Warum (neues) Interesse am Thema Aufgaben?

 

Wer in einschlägigen Publikationsorganen recherchiert, wird feststellen, dass Aufgaben als spezifische unterrichtliche Maßnahmen bzw. zur Evaluation des Unterrichtsertrags in letzter Zeit mit zunehmender Intensität Beachtung finden. Vor allem TIMSS, PISA und die in vielen Ländern initiierten Projekte zur Entwicklung von (Bildungs-)Standards haben Anlass gegeben, sich mit Aufgaben, ihrer Qualität und ihren Funktionen auseinander zu setzten.[2] Der vorliegende Band will zum Thema Aufgaben Erkenntnisfortschritte für die scientific community einerseits und ihre in der Praxis tätige Klientel andererseits aufbereiten und nutzbar machen.

 

Die 18 Beiträge beleuchten das Thema von vielen Seiten. Es sollen sowohl vielfältige theoretische Implikationen erhellt als auch praktisch relevante Hinweise geliefert werden. Diese zeigen, wo sich ein Hebel befindet, mit dem im schulisch organisierten Lernen mit großer Wahrscheinlichkeit eine beträchtliche, gewünschte Wirkung erzielt werden kann.

 

Sowohl den Lehrerinnen und Lehrern als auch den Entscheidungsträgern in der Bildungspolitik sollte damit vor Augen geführt werden, dass die (notwendige, wenn auch längst nicht immer fruchtbringend geführte) Debatte um Strukturreformen verpflichtendes Vorschuljahr, Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen, gesamtschulartige Organisation der Sekundarstufe I, Vorbereitung auf pädagogische Berufe an einer tertiären Ausbildungsstätte mit entsprechenden Differenzierungen innerhalb eines umfassenden organisatorischen Rahmens, Änderungen im Dienstrecht der Lehrer/innen etc. um die folgende, vielschichtige Frage ergänzt werden muss: Auf welchem Wege vermag das Kerngeschäft der Schule, nämlich der Unterricht, den Ertrag zu steigern, und zwar sowohl hinsichtlich seiner in Curricula objektiv zu begründenden als auch von den Lernenden subjektiv wahrgenommenen Bedeutsamkeit, seiner Effizienz und Nachhaltigkeit?

 

Zur Struktur des vorliegenden Bandes

 

Der Herausgeber geht in seiner Einführung der Frage nach, wie das (neue) Interesse am Thema Aufgaben theoretisch, praktisch und bildungspolitisch begründet ist bzw. begründet werden könnte. Er unterscheidet dabei einerseits zwischen Aufgaben im Rahmen von Lernkontrollen bzw. Prüfungen und Aufgaben, die das Lernen steuern (Lernaufgaben). In diesem Zusammenhang untersucht er zwei Funktionen von Aufgaben: einerseits, dass sie bei bestimmten Lehr-/Lern-Vorhaben die Aufmerksamkeit von Schülerinnen und Schülern mit durchaus unterschiedlichen Lernvoraussetzungen auf ein gemeinsames Thema lenken; andererseits dass in anderen Situationen Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Interessen bzw. unterschiedlich entwickelten Fähigkeiten mit differenzierenden Aufgaben gefördert werden können.

 

In der Grundlegung weisen Andreas Müller und Andreas Helmke die Qualität von Aufgaben als Merkmale der Unterrichtsqualität aus. Tina Hascher und Franz Hofmann argumentieren in ihrem Beitrag für die Bedeutung von Aufgaben für Adaptives Lernen. Der Frage nach einer lernrelevanten Anordnung der Aufgaben geht Hermann Astleitner nach.

 

Drei Beiträge beschäftigen sich speziell mit Funktionen von Aufgaben. Georg Hans Neuweg tut dies im Lichte des tacit knowing view. Der Abhängigkeit der Lernwirksamkeit von bestimmten Aufgabenmerkmalen einerseits, des Feedbacks andererseits widmet sich Bernhard Jacobs. Mit der ihm eigenen Sensibilität für die Individuallagen der Lernenden beschreibt Felix Winter, wie mithilfe von Aufgaben Lernen zu sondieren ist.

 

Vier Beiträge untersuchen die Bedeutung von Aufgaben unter fachdidaktischen Aspekten. Werner Blum und Karl Josef Fuchs beschreiben, mit welchen Aufgaben selbständiges Lernen im Mathematikunterricht gefördert werden kann; Claudia Finkbeiner und Markus Knierim beantworten die gleiche Frage für den Englischunterricht. Detlev Leutner u.Mitarb. wählen einen instruktionspsychologischen Aspekt für kritische Betrachtungen der Qualität von Lern- und Testaufgaben im Physikunterricht. Für Lutz Stäudel und Rita Wodzinski sind der naturwissenschaftliche Unterricht im Allgemeinen und der Chemieunterricht im Besonderen der Kontext ihrer Analysen.

 

Mit der Bedeutung von Aufgaben in der Aus- und Fortbildung der Lehrer/innen befassen sich Konrad Krainer und Thomas Stern insbesondere mit Bezug auf das aufwändige und langfristige, nicht zuletzt von den (enttäuschenden) TIMSS- und PISA-Ergebnissen ausgelöste IMST-Projekt.[3] Wie wichtig die Qualität von (Lern-)Aufga­ben gerade für die pädagogische Betreuung von Lehrergruppen ist, die bisher wenig bildungspolitische Aufmerksamkeit erreichen konnten, zeigen Ilsedore Wieser und Maria Schaffenrath anhand von sehr konkret beschriebenen Professionalisierungsversuchen der Berufsschullehrer/innen. Karl-Heinz Flechsig bricht in seinem Beitrag eine Lanze für komplexe Lernaufgaben.

 

Schließlich geht es noch um die Bedeutung von Aufgaben für evaluative Maßnahmen im Bildungswesen. Rolf Dubs zeigt auf, welche Ausprägungen die Qualitätsmerkmale von Aufgaben haben sollen, damit diese z. B. im Rahmen einer internen Evaluation von Schulen für Benchmarking herangezogen werden dürfen. Mit Blick genau auf solche Merkmale untersucht Ferdinand Eder die Tauglichkeit von Aufgaben aus TIMSS und PISA für evaluative Zwecke. Werner Specht und Harald Freudenberger gehen schließlich der Frage nach, ob die Qualität der Aufgaben für die Akzeptanz durch die Lehrkräfte, die im Rahmen des Projekts Bildungsstandards mit ihnen arbeiten sollen, eine entscheidende Rolle spielt.

 

Die Autorinnen und Autoren sind überzeugt mitzuhelfen, die Wissensbestände in diesem wichtigen Bereich schulischen Lernens zu bereichern. Sie hoffen, Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Beiträgen ansprechen zu können.

 

 

 

Leserbrief

 

 

Das österreichische Bildungswesen steht nunmehr seit Jahren in Diskussion. Etliche Probleme sind bekannt, Lösungen werden gesucht, Verunsicherung wird geschaffen. Kinder, Eltern und Lehrer sind Betroffene, welche unter dem derzeitigen Gesprächs-Kreuzfeuer leiden.

 

NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll versucht im Wahlkampf wieder die absolute Mehrheit zu holen. Aus diesem Grund muss es auch in Bildungsfragen eine eigene Variante geben. Als großen Vorteil definiert man es, dass der Schülerschwund der Hauptschule gestoppt wird. Dass man dazu das 5. und 6. Schuljahr als versteckte Gesamtschule plant, stört niemanden. Man muss das Ding ja nicht „Gesamtschule“ nennen, man nennt diese Jahre „Orientierungsjahre“.

 

Dieser einzelne Punkt kennzeichnet die seit Jahren geführte Diskussion. JEMAND hat eine Idee und „wirft“ sie in die Runde. Alle Parteifreunde bringen Applaus, die Opposition widerspricht. Lehrer werden ebenfalls quer durch die Parteilager gespalten. Tatsächlich aber gibt es gerade in dieser großen Gruppe viele, die wirklich an einer ernsthaften Verbesserung der Lage interessiert wären. Diese Menschen sehnen sich nach einer Diskussion, in denen das primäre Ziel die Verbesserung der Bedingungen für die jungen Menschen ist, welche sich in unseren Schulen das Rüstzeug fürs Leben holen wollen.

 

Die in Europa vorherrschende Gesamtschule wird in Österreich abgelehnt, ohne dass man sich auf die in verschiedenen Ländern gemachten Erfahrungen genauer einließe. Anstatt Experten und Betroffene in die Diskussionsrunde einzubeziehen werden parteipolitische Fronten geschaffen, die es gerade in der Bildungspolitik nicht geben sollte!

 

Meine Fragen: Warum gesteht man Landespolitikern Entscheidungsmacht in nationalen Problemfragen zu? Wieso handelt man über die Köpfe der Betroffenen hinweg? Warum werden die allgemein bekannten Probleme nicht in Sachdiskussionen angesprochen? Warum sucht man eine national akzeptable Lösung nicht im allgemeinen Konsens?

 

Danke für Ihre Antworten
Herbert
Bader, Laa, Jänner 2008

 

Lieber Herr Bader,

 

wir sehen das wohl auch so. Warum das so läuft in Österreich, da hab ich folgende "Phantasie":

 

Das Patt in der Regierung zwingt die SPÖ, die momentan offenbar eine Veränderung wollte, zu Kompromissen mit der ÖVP, die das Alte (und Schlechte) bewahren will. Eigentlich ist das momentan mit der Neuen Mittelschule gar nicht mehr als Kompromiss zu bezeichnen, sondern eher als weitgehendes Aufgeben der eigenen Absicht, aber vielleicht wird ja später noch einmal etwas daraus. Und warum will die ÖVP das? Offenbar gibt es noch einen starken Sektor, der die Privilegien der Ober- und Mittelschicht nicht mit den Unterschichten teilen will: Da bleiben sie in der AHS lieber unter sich und überlassen den Benachteiligten gern die Hauptschule.

 

Durch den politisch notwendigen "Kompromiss" können die Landeshauptleute also mitreden, und von denen will natürlich jedeR etwas anderes, vor allem wollen sie ihre Pflichtschulen und deren LehrerInnen bewahren und beschäftigen (die meisten sind ja auch pragmatisiert).

 

Und dann läuft ja oft eine politische Diskussion in Österreich (vielleicht genauso wie anderswo) generell nicht nach vernünftigen Kriterien ab, sondern parteipolitisch motiviert und alle versuchen sich polemisch Vorteile zu verschaffen. Bildungsthemen sind da besonders betroffen, und die "Gesamtschule" wird schon seit Jahrzehnten vor allem negativ dargestellt.

 

Und der letzte Punkt für mich wäre die ÖPU/FCG, die hier völlig borniert und unsachlich die Privilegien der AHS-LehrerInnen verteidigt.

 

Das wär also meine Meinung dazu.

 

Schöne Grüße Christian Schwaiger (Mitglied im ÖLI-Vorstand und im ZA-AHS)

 

 

 

Weil’s grad zu den vorbeigegangenen Semesterferien passt (aus lehrerforum@ccc.at): Erich Wallner ist im Artikel Getrübter Winterspaß unter Februarsonne“ (Günther Strobl, Der STANDARD, 9.2.08) aufgefallen: Ein schönes Beispiel für selektive Wahrnehmung:

"Es sind die Hochsaisonpreise, die Familien mit Kindern immer mehr zu schaffen machen. Gebunden durch den Schulkalender können sie weder in die Vor- noch Nachsaison ausweichen. Sie müssen fahren, wenn alle anderen auch fahren und Preise zahlen wie zu Weihnachten."

            Dass 120.000 LehrerInnen (mitsamt ihren Familien!) in Österreich ihr ganzes Berufsleben lang dasselbe erleben, ist dem Verfasser keine Zeile wert!

 

 

Einladung zum nächsten

 

WILI- u. apfl-UG-Treffen:

 

Mo. 3. 3. 08, 19:30 h, KIV-Klub (GdG), 1020 Odeong.1/Gr.Mohren-gasse, Nähe der U1/Nestroyplatz

 

Herbert Modritzky (FSG-APS), Thomas Bulant (Arbeitskreis-Leiter) präsentieren das

FSG-Gesamtschul-Modell.

 

 

Wien, Sa., 26. 4. 08, ab 9 h,
VHS Hietzing, 1130 Hofwieseng.48:

 

Mit Kindern reden

 

Was soll und kann ich als LehrerIn oder ErzieherIn ansprechen?

Warum, wann und wo? Und vor allem: Wie?

 

Eine Fachtagung für PädagogInnen über den Umgang mit der inneren, emotionalen Welt der Kinder als Unterstützung für die pädag. Arbeit → ohne PsychotherapeutIn zu sein.

 

Weitere Informationen unter www.app-wien.at/Tagung2008.html

 

 

Wien, Mi., 13. 3. 08, 19 h,
Hauptbücherei Urban Loritz-Pl.2:

 

Wurzeln des Widerstands

 

Statements & Diskussion zur Gesamtschule mit Susanne Dermutz, Anton Pelinka , Bernd Schilcher

 

Eine Veranstaltung von und Infos unter www.bildunggrenzenlos.at  

 

 

AHS/BMHS: Du möchtest nicht zu einer Parteiveranstaltung gehen, aber als PV-/GewerkschaftsfuntkionärIn dazulernen?

 

Schulungen für PersonalvertreterInnen

 

       Mit Transparenz, Mitbestimmung und Solidarität zum besseren Schulklima

 

 

    Freitag, 7. März 2008, 9 bis ca 17 Uhr: Innsbruck, Tirol

 

     Dienstag, 1. April 2008, ab 13.30 Uhr: Linz-Dornach, Volkshaus

 

    Samstag, 5. April 2008, 9 bis ca 18 Uhr: Klagenfurt, Kärnten

 

Themen: Personalvertretungs-, Dienst-, Besoldungs-, Pensions-, Steuerrecht, Reden und Verhandeln.
Die Dienstfreistellung ist PersonalvertreterInnen (gem. PVG § 25 Abs.2, erster Satz) von der Direktion zu gewähren.

Wer an einer Schulung teilnehmen möchte: bitte anmelden mit: Datum der Schulung, Name, (evt. GÖD-Mitgliedsnr),

Adresse, Tel, e-mail, Schule, Themenwünsche, an: oeli@kreidekreis.net , 0680 2124358, Fax: 07586/8877, ÖLI 4643 Pflasterw.7.

Details werden den Angemeldeten zeitgerecht mitgeteilt - Wer eine andere Schulung möchte: Bitte Orts- / Terminwunsch melden!

 

 

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Wie wirst du für deine Schule werben? Bild kopieren und Slogan eintragen

 

Dies ist die erste interaktive Karikatur, die mir zumindest im Schulsektor bekannt ist. Was ist an der Karikatur interaktiv? Wie geht das? Ganz einfach: Zeichnung kopieren, im Konferenzzimmer austeilen und erwähnen, dass die KollegInnen sich diesmal auch persönlich einbringen können. Sie sollen sich drei Werbesprüche für eine sprengelfreie schmied'schen Schule der Zukunft einfallen lassen, und in die leeren Werbeflächen schreiben, denn wie sagte doch die Frau Minister erst unlängst sinngemäß: Ein wenig Wettbewerb tut den Schulen sicher gut. Wer jedoch Ergänzungen anbringt, soll so mutig sein und auf dem Bild

vermerken, dass die Slogans z.B. von Dora Mustermann stammen, sonst bin womöglich ich wieder der Täschek, gell. Gernot Pedrazzoli

 

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ÖLI-Berufsrechtsschutz

 

Für ÖLI-Mitglieder, die den unverminderten Mitgliedsbeitrag (25 € /Monat) per Dauerauftrag auf PSK (BLZ 60000) Konto Nr. 78 420 320 leisten, wird auf Antrag eine Berufsrechtschutzversicherung inkludiert. Infos bitte anfordern: oeli@kreidekreis.net

 

ÖLI-Beitrag unter “Beiträge zu Berufsvereinigungen“ beim Jahresausgleich geltend machen und 43,6% Lohnsteuer zurückbekommen. Der Jahresbeitrag von € 300 reduziert sich dadurch auf 169,2 (bei Monatsbrutto ab 2500 €)

Übrigens: Der ÖLI-Mindest­beitrag beträgt gemäß Generalversammlung vom 3. 10. 06  30 Euro/Jahr. Abo 7 € /Jahr.

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Impr: EHV: Österreichische LehrerInnen Initiative - Unabh. GewerkschafterInnen für mehr Demokratie (ÖLI-UG), 4643 Pettenbach, Pflasterweg 7. Red.: Josef Gary Fuchsbauer. Papierauflage: 15500. Kreidekreis ist das Informations-/ Diskussionsorgan der ÖLI-UG und ihrer Landesorganisationen. LeserInnen-Beiträge zu schulrelevanten Themen willkommen! ÖLI-Beitritt bzw. Abo-Bestellg.: oeli@kreidekreis.net, Tel=Fax 07586 8877, 30 bis 300 bzw. Abo 7€/Jahr auf PSK (60000) 78420320 „ÖLI-Kassier Fuchsbauer“

      ÖLI ZVR-Zahl 125480687            An:

Falls unzustellbar bitte zurück an:

4643 Pflasterweg 7   DVR: 0581518

 



[1] Josef Thonhauser (Hrsg.): Aufgaben als Katalysatoren von Lernprozessen. Eine zentrale Komponente organisierten Lehrens und Lernens aus der Sicht von Schul- und Lernforschung, Allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik. Münster u. a.: Waxmann, 2008, 377 Seiten, € 39,90, ISBN 978-3-8309-1914-8. Ab März 2008 im Buchhandel.

[2] Nicht zu den Beispielen einer seriösen Auseinandersetzung zähle ich das von Stefan T. Hopmann u. a. herausgegebene, 2007 im Wiener Lit-Verlag erschienene Buch: PISA zufolge PISA. PISA according to PISA. Hält PISA, was es verspricht? Es entspricht aus meiner Sicht über weite Strecken einem niveaulosen Pamphlet, in dessen Umgebung auch die wenigen beachtenswerten Beiträge um ihren Wert gebracht werden. (Vergleiche dazu die Buchrezension von Josef Thonhauser, die 2008 in der Zeitschrift für Pädagogische Psychologie/German Journal of
Educational Psychology
erscheinen wird.)

[3] In Klagenfurt wurde unter dem Titel IMST (= Innovations in Mathematics, Science and Technology Teaching) 1998 eine Initiative zur Weiterentwicklung des Mathematik-, Naturwissenschafts- und Informatikunterrichts in Österreich gestartet. Das international beachtete und evaluierte Projekt befindet sich bereits in seiner 4. Phase (IMST3 Plus).